Zwischen Bildern und Bildung
Alumni-Portrait über Lisa-Marie Frey
Von Tabea Siegle
„Das perfekte Studium gibt es nicht“, sagt Lisa-Marie Frey – und zwar nicht über ihr eigenes Studium der Medienwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Tübingen, sondern vor allem zu den Jugendlichen, die sie in der Berufsfindung begleitet. Aus eigener Erfahrung weiß sie, wie wichtig es ist, sich in dieser Zeit auch ausprobieren zu können.
Dass sie sich selbst für diese Studienrichtung entschieden hatte, verdankte sie ihrem FSJ bei der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (LKJ) Baden-Württemberg e.V., bei der sie kulturelle und medienpädagogische Projekte betreute. Der Verbindung von Medien und Kultur blieb sie auch weiterhin treu, machte ein Praktikum in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Kunstmuseum Stuttgart und entdeckte ihre eigene Liebe zur Kunst: „Am meisten arbeite ich mit Acryl auf großen Leinwänden. Ich mag kräftige Farben und verbinde diese gerne mit Fotos oder alten Zeitschriften zu Collagen.“ Farbe bekannte sie nicht nur bei ihren eigenen Kunstwerken, sondern auch, als es nach dem Bachelor-Studium an die Zukunftsplanung ging: Ihren Studienplatz im Master Empirische Kulturwissenschaft in Tübingen gab sie kurzerhand für einen Job bei der LKJ auf. „Mein erster Job war mein Traumjob“, sagt Lisa zufrieden. Doch selbst dann war irgendwann Zeit für einen Wechsel: Aktuell arbeitet Lisa im Jugendzentrum (Juze) der Stadt Konstanz. Was die gebürtige Aidlingerin aus dem Ländle dorthin verschlagen hat? Der Bodensee natürlich! Dort betreut sie mit ihren Kolleg*innen Jugendliche, hilft ihnen bei der Berufsorientierung, bietet Freizeitprogramme an und kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit sowie den Kunst- und Kulturbereich. Das technische Know-How zur Gestaltung von Websites oder Social-Media-Beiträgen konnte sie aus ihrem eigenen Studium mitnehmen. Das Highlight ihrer Arbeit: „Wie cool ist das: Mein Job ist es, Jugendlichen ein attraktives Freizeitprogramm zu ermöglichen. Sie kommen zu uns, weil sie einfach Bock haben.“
Geht das digital oder kann das weg?
Partys, Konzerte, Freizeiten und alles, was sonst Spaß macht – momentan unmöglich. Corona veränderte Lisas sonst so abwechslungsreichen Arbeitsalltag und quetschte alle Projekte in einen kleinen viereckigen Bildschirm. Ihr letztes großes Projekt war die Moderation und Organisation der digitalen Filmpremiere eines Kurzfilmprojektes, das mit Konstanzer Jugendlichen während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 entstanden ist. Dank ihres Studiums weiß Lisa, auf was sie achten muss und wie sie die Jugendlichen erreicht: Kurze Videos, damit die Aufmerksamkeit nicht nachlässt, viel über Instagram kommunizieren und generell bei allen Fragen rund um Medienkompetenz zur Seite stehen.
Jeder war mal Teenager
Für diesen Job bringt Lisa nicht nur theoretische Kenntnisse und praktische Erfahrungen mit, sondern auch bestimmte Charaktereigenschaften: „Wichtig in meinem Job ist eine hohe Empathiefähigkeit. Vielleicht kann man die Jugendlichen in ihren Problemen nicht mehr komplett nachvollziehen, aber man muss sich hineinversetzen können. Und außerdem waren wir ja alle mal in diesem Alter“, sagt sie und lacht.
Auch wenn Corona das Arbeitsleben noch eine Weile beeinflussen wird, freut sich Lisa schon auf den direkten Kontakt zu den Jugendlichen und „einen Haufen Spaß“. Nach diesem Gespräch wird sie erst einmal Feierabend machen, Arbeit Arbeit sein lassen und sich die Welt vielleicht ein bisschen schöner malen. Oder schöner schauen – mit der Netflix-Serie The Queen’s Gambit.