Helena Golz: Wirtschaftsredakteurin
Ein Portrait über Helena Golz
Von Maxine Schneider
Den Namen Helena Golz sehe ich im in den letzten Jahren immer wieder. Er steht über Artikeln in der Schwäbischen Zeitung, die ich selbst fast täglich lese. Helena arbeitet dort als Wirtschaftsredakteurin und erzählt mir im Gespräch davon, welche Wege sie dorthin geführt haben. Doch anders, als erwartet erzählt sie mir nicht von etlichen unbezahlten Praktika, die irgendwann in den Beruf münden, sondern von zahlreichen anderen Möglichkeiten praktische Erfahrungen zu sammeln. Sie verrät mir, dass das spannendste an ihrem Beruf die Menschen sind, denen sie durch den Beruf begegnen darf und die Geschichten, die hinter diesen Menschen stecken.
Für Helena war schon früh klar, dass es für sie einmal in die journalistische Richtung gehen soll. Während der Schulzeit ergattert sie ihr erstes Praktikum bei einer Zeitschrift in ihrer Heimatstadt Münster, wodurch sie das erste Mal in Kontakt mit dem Journalismus kam. Nach der Schule verschlägt es Helena nach München, wo sie Kommunikations- und Politikwissenschaft studiert. Kommunikationswissenschaft habe sie gewählt, weil sie ja eben „irgendwas mit Medien“ machen wollte, sagte sie und muss grinsen. Obwohl der Studiengang nicht zwangsläufig in den Journalismus führt – wie den Studierenden auch vom Professor in der ersten Vorlesung gleich mit Nachdruck eingeschärft wurde – konnte Helena in München doch viele journalistische Kurse belegen und bei Projekten wie einem Uni Magazin und dem Uni Radio mitwirken. Gleichzeitig arbeitete sie auch während des Studiums für ein Nachrichtenmagazin und eine Tageszeitung.
„Das hat mich dann nochmal so richtig angefixt.“
Am Ende ihres Bachelors nimmt sie im Rahmen eines Auslandssemester in den Niederlanden an einem rein journalistischen Programm teil. Dort durfte sie mit anderen Studierenden aus der ganzen Welt ein Onlinemagazin erstellen, welches Reportagen aus ganz Europa enthielt. Für dieses Projekt reist sie bis nach Istanbul, wo sie über die Kulturszene schreibt und wie diese unter den Restriktionen der Regierung leidet. Spätestens nach dieser Erfahrung ist Helena sich sicher – sie möchte Journalistin werden.
„Etwas im Filmischen und mit Bewegt Bild umzusetzen hat Tübingen mir nochmal gezeigt.“
Für den Master sollte es dann einer mit Praxisanteil sein, da die Theorie aus dem Bachelor für Helena schon von Anfang an weniger spannend war als die Praxis. Aus diesem Grund war die nächste Station Tübingen. Hier hat sie vor allem das weitergebracht, weswegen sie Tübingen für ihren Master ausgewählt hat – der Praxisbezug und das ZFM. Dort, beim Zentrum für Medienkompetenz hat sie sich schon während ihres Masters engagiert und auch für ihre Masterarbeit schließlich ein praktisches Werkstück erstellt – einen Dokumentarfilm über eine junge Frau mit Depressionen. Nachdenklich erzählt Helena mir über die Entstehung dieses Films, den sie mit Freundinnen gemeinsam verwirklicht hat und wie viel sie dabei auch über die Krankheit gelernt haben.
Und auch nach dem Master bleibt Helena noch eine Weile in Tübingen an die Uni geknüpft und arbeitet bei Projekten einer Filmproduktionsfirma mit.
Von Tübingen aus führt Helenas Weg noch tiefer in den Süden, Schwäbische Provinz, wie sie selbst augenzwinkernd berichtet. Für das Crossmediale Volontariat bei Schwäbisch Media durchläuft sie von Radio über Zeitung bis hin zum Fernsehen alle Stationen, die das Unternehmen zu bieten hat. Seit Oktober 2019 arbeitet Helena fest bei der Schwäbischen Zeitung als Wirtschaftsredakteurin.
Helenas Arbeitsalltag in der Festanstellung scheint abwechslungsreich, spannend und vor allem viel Spaß zu machen. Sie erzählt, dass sie und ihr Team in zwei Diensten arbeiten: der erste, bei dem sie das aktuelle Weltgeschehen im Auge behält und aus dem, was die unterschiedlichen Newskanäle hergeben, den Wirtschaftsteil der Zeitung baut. Der andere Dienst sei ein klassischer Schreibdienst, bei dem es darum geht Geschichten zu recherchieren und für die Leser verständlich aufzuschreiben. „Jeden Morgen ist die Zeitung leer, das heißt man muss immer auf Zack sein. Morgens weißt du noch gar nicht was du machst und abends steht ein Text über ein dir möglicherweise ganz neu erarbeitetes Thema in der Zeitung.“
Besonders spannend an ihrer Arbeit findet Helena die interessanten Menschen, ihre Leidenschaften und ihre Ideen mit denen sie in Kontakt kommt, und welche Geschichten dahinter stecken. Diese Leidenschaft merke ich auch Helena an, während sie von ihrer Arbeit erzählt. Sie erzählt mir von der Faszination der vielen großen Unternehmen, die es in Baden-Württemberg gibt. Von Ravensburger und ZF über Liebherr bis zu Trigema – „es gibt eben sehr viele Hidden Champions im Südwesten und es ist total spannend, wie diese Unternehmen so groß geworden sind, welche Köpfe dahinterstecken, es geht darum, was Unternehmer und Mitarbeiter antreibt, und welche Leidenschaft sie für ihren Beruf haben.“
Mit all diesen Fragen beschäftigt sich Helena.
Ein Riesenpluspunkt am Journalismus ist für sie auch das „Hinter die Kulissen schauen“. „Man darf eben einen Blick hinter die sonst verschlossenen Türen werfen“
Auch das Arbeiten mit dem Bewegtbild kommt in ihrem Beruf in der Redaktion nicht zu kurz. Meistens filmt sie einige Sequenzen mit dem IPad mit, wenn sie unterwegs ist. Für die Zukunft möchte Helena am Ball bleiben und sich vor allem digital gut aufstellen.
„Den einen Weg gibt’s nicht – beim Journalismus noch so viel weniger als bei anderen Berufen.“
Für alle, die wie auch Helena einen journalistischen Beruf ergattern wollen hat sie auch noch ein paar Tipps im Gepäck: Erst einmal möchte sie alle beruhigen und sagt, es ist eigentlich egal, was man studiert. Viel wichtiger sind die Erfahrungen, die man nebenher sammelt. Auch um herauszufinden, ob der Beruf überhaupt etwas ist, das in Frage kommt. Außerdem rät Helena, so viel Praxis zu sammeln wie möglich – ob in der Uni, bei Einrichtungen wie dem ZFM oder nebenher, ganz nach dem Motto „alles mitnehmen“. Den Eindruck habe ich auch von Helena nach unserem Gespräch, dass sie alles mitgenommen hat, was nur ging. Denn ob Reportagen in Istanbul, die praktische Masterarbeit oder jetzt im Beruf als Wirtschaftsredakteurin – Helena interessiert sich für die Geschichten, die sie hinter den Menschen finden kann und berichtet darüber.
Update: Helena Golz ist seit Oktober 2022 Redakteurin bei der Handwerkskammer Berlin.