Bild: Pexels

Sprache ist für alle da!

Wieso Barrierefreiheit beim geschriebenen und gesprochenen Wort so wichtig ist

Von Lara Wörner

Eine Welt ohne Hürden und Barrieren – ein Wunsch vieler Menschen in unserer Gesellschaft. Immer wieder wird so zum Beispiel hervorgehoben, dass Orte für alle Menschen zugänglich sein sollten, egal ob sie eine körperliche Beeinträchtigung besitzen oder nicht. Gleichzeitig scheint im Licht der Öffentlichkeit häufig unterzugehen, dass Barrierefreiheit über den Abbau von physischen Hindernissen hinausgeht. Sie betrifft auch andere Bereiche unseres alltäglichen Lebens – so auch unsere Sprache. 

Egal ob als Teil von sozialer Interaktion, zu Informations-Zwecken oder aus reinen Gründen der Unterhaltung – Sprache nimmt einen elementaren Platz in unserem Leben ein. Auch in der Medienwelt ist sie allgegenwertig. In schriftlicher Form begegnet man ihr morgens beim Durchblättern der Zeitung, in der Mittagspause beim Checken der aktuellen Onlinenachrichten, oder wenn man vor dem zu Bett gehen den neuesten Roman aufschlägt. Auch auf verbaler Ebene ist Sprache fester Bestandteil von Medienangeboten wie Fernsehen, Radio, Hörspielen oder Podcasts. Dass das dabei verwendete Sprachniveau für die Mediennutzenden angemessen ist, scheint zugleich als selbstverständlich angesehen zu werden. Ein gewisses Sprachverständnis wird vorausgesetzt,  um sowohl dem geschriebenen als auch dem gesprochenen Wort folgen zu können.

Was aber ist mit den Menschen, die mit diesem Sprachniveau nicht zurecht kommen? Zu unserer Gesellschaft gehören auch Personen, denen es beispielsweise aufgrund von Lernrückständen, geistigen Einschränkungen oder geringen Deutschkenntnissen schwer fällt, Medienangebote zu nutzen. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, existieren mittlerweile spezielle Sprachkonzepte. Leichte und Einfache Sprache sind zwei sich unterscheidende Ansätze, welche in der breiten Gesellschaft allerdings noch wenig bekannt sind. Online findet man eine Vielzahl an Beiträgen, die Leichte und Einfache Sprache erklären und auch auf die Unterschiede zwischen beiden Sprachkonzepten hinweisen, da sie noch immer häufig verwechselt werden.

Einfache und Leichte Sprache: Was ist das überhaupt?

Tatsächlich lassen sich deutliche Unterschiede zwischen Einfacher und Leichter Sprache ausmachen. Leichte Sprache besitzt konkrete Regeln. So soll innerhalb eines Textes nur ein möglichst kurzer Satz pro Zeile geschrieben stehen. Verneinungen werden fett gedruckt und mehrsilbige Wörter durch spezielle Mediopunkte [1] getrennt. Somit wird das Lesen eines Textes vereinfacht. Zugleich ermöglichen bestimmte Schriftgrößen und Zeilenabstände Übersichtlichkeit. Bilder finden rein zur Unterstützung der inhaltlichen Aussage des Textes Verwendung [2].

Einfache Sprache folgt dagegen keinem festen Regelwerk und richtet sich im Vergleich zur Leichten Sprache an eine Zielgruppe mit einer höheren Sprachkompetenz. Dennoch unterschiedet auch sie sich von dem Sprachniveau, das man heute in den meisten medialen Angeboten antrifft. Verschachtelte Sätze oder auch Metaphern sollen hier vermieden werden. So werden Texte auch zum Beispiel für Menschen, die Deutsch als Fremdsprache lernen, verständlich gemacht. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass die Nutzung von Einfacher Sprache nicht von einer Prüfgruppe kontrolliert werden muss, während Veröffentlichungen in Leichter Sprache vorab auf ihre Verständlichkeit geprüft werden müssen [2].

Mediennutzung ohne sprachliche Hürden

Die Existenz beider sprachlichen Konzepte bietet eine Möglichkeit, um Text und Wort für alle Menschen, unabhängig von Wissens- oder Bildungsstand, Lernniveau und sprachlichen Kenntnissen, zugänglich zu machen. Inwiefern finden Leichte und Einfache Sprache in der Praxis aber tatsächlich Anwendung?  In einigen Bereichen wird gerade die Leichte Sprache in Deutschland bereits durchaus genutzt. So existiert ein Gesetz, welches Kommunen zur Bereitstellung von Formularen in Leichter Sprache verpflichtet [3]. Zugleich reicht die Anpassung von offiziellen Texten und Schreiben allein aber nicht aus, um sprachliche Integration zu erreichen. Vielmehr muss diese auch konkret Bereiche des alltäglichen Lebens  betreffen. Deutlich wird die Notwendigkeit hierfür besonders in Anbetracht der Mediennutzung. Wie sollen sich Betroffene über das aktuelle Weltgeschehen informieren, wenn sie sowohl dem gesprochenen als auch geschriebenen Sprachniveau medialer Angebote nicht folgen können? Sollte nicht jeder Mensch in Deutschland das Recht besitzen, die neuesten Nachrichten und das aktuelle Weltgeschehen verfolgen und in seiner Freizeit mit Freude ein Buch aufzuschlagen zu können? Wie sonst können sich Menschen mit anderen austauschen, in der Gesellschaft beteiligen und auch aktiv eine Meinung zu bestimmten Themen und Problemen bilden?

Tatsächlich existieren in Deutschland bereits durchaus verschiedene Medienangebote in Leichter und Einfacher Sprache. Das Format Nachrichtenleicht von Deutschlandfunk veröffentlicht beispielsweise einmal die Woche einen Rückblick über die wichtigsten Geschehnisse in Einfacher Sprache als Audio-Datei.  Außerdem sind sogar große Literatur-Klassiker in Einfacher Sprache zu erhalten. Auch existieren immer mehr Netzwerke und Organisationen, die sich für den Gebrauch von Leichter und Einfacher Sprache einsetzen. Es lassen sich also durchaus kreative Ansätze zur Nutzung von Einfacher und Leichter Sprache in Deutschland finden.  

Barrierefreiheit auch in Wort und Schrift – Leichte und Einfache Sprache machen es möglich. Bild: Pexels

Allerdings ist die Anzahl der verfügbaren Medienangebote noch immer vergleichsweise gering, ebenso wie die allgemeine öffentliche Aufmerksamkeit. Warum ist die Thematik in der breiten Öffentlichkeit noch immer kaum angekommen? Eine mögliche Erklärung lässt sich in der Gestaltung der bisherigen medialen Angebote finden. Diese sind häufig nur mithilfe von konkreten und gezielten Suchanläufen auffindbar und so nicht direkt für das breite Publikum ersichtlich. Weitergehend existieren durchaus einzelne Beiträge, die in Einfacher und Leichter Sprache informieren und aufklären. Allerdings gibt es noch immer nur wenige übergreifende und zusammenhängende Formate in Leichter und Einfacher Sprache. Dementsprechend müssen sich betroffene Personen verschiedene Angebote einzeln zusammensuchen und sind dazu gezwungen, sich dabei mit einer noch immer vergleichsweise beschränkten Auswahl abzufinden. Die Zeitung taz hatte eine spezielle Internetseite auf Leichter Sprache unter dem Namen taz leicht ins Leben gerufen, welche allerdings mittlerweile nicht mehr existiert. Die Nutzung von Medienangeboten in Leichter und Einfacher Sprache ist insgesamt also noch immer nur auf einer eingeschränkten Basis möglich und mit großen Hürden verbunden.

Chancen für die Zukunft

Mediale Beiträge in Leichter und Einfacher Sprache könnten auch für Menschen Möglichkeiten eröffnen, die zumeist keine direkten Schwierigkeiten mit dem genutzten Sprachniveau haben. Schließlich lässt sich sicherlich für jede Person eine bestimmte Thematik ausmachen, welche schwer zugänglich und verständlich erscheint. Von der aktuellen Debatte im Bundestag bis hin zu komplexen naturwissenschaftlichen Konzepten– Mithilfe von Erklärungen in einem vereinfachten Sprachniveau könnten komplexe Geschehnisse und Prinzipien besser verständlich und für ein breites Publikum zugänglich gemacht werden. Somit könnte die gesamte Gesellschaft von einer Erweiterung des Angebots in Leichter und  Einfacher Sprache profitieren. Es steht wohl außer Frage, dass eine allgemeine Erweiterung der Medienangebote in Leichter und Einfacher Sprache ein höheres Sprachniveau nicht komplett ersetzten soll. Vielmehr aber ergibt sich daraus die Chance für eine sinnvolle Ausweitung und Ergänzung hin zu einer Medienwelt, die sich an alle Mitglieder ihrer Gesellschaft richtet und diesen ein Recht auf Information und Meinungsbildung gewährt.

Der Beitrag in Einfacher Sprache

Texte, Nachrichten oder Bücher sind oft in einer schwierigen Sprache geschrieben. Manche Menschen können diese nicht so gut verstehen. Das ist ein Problem. Es schließt Menschen aus. Sie sind in ihrem Alltag eingeschränkt und können sich weniger informieren.

Es gibt deswegen zwei Ideen: Leichte und Einfache Sprache. Sie machen zum Beispiel das Lesen von Texten einfacher.

Leichte Sprache folgt bestimmten Regeln: Kurze Sätze, große Schriftgröße und mehr. Sie hilft so zum Beispiel Menschen, die nicht so leicht lernen.

Einfache Sprache ist freier und ohne feste Regeln. Sie hilft Personen, die noch nicht so gut Deutsch verstehen.

Leichte und Einfache Sprache sind in Deutschland noch ziemlich unbekannt. Es gibt bereits Angebote in Leichter und Einfacher Sprache. Allerdings sind diese oft schwierig zu finden. Meistens sind es nur einzelne Beiträge. Deswegen muss man mehr auf diese Angebote aufmerksam machen.

Mit Leichter und Einfacher Sprache kann man schwierige Themen besser verstehen. Das hilft allen Menschen.