Digitales Gold

von Raphael Adam

Geld nach Japan überweisen, und das ohne Transaktionskosten? An der Frittenbude mit dem Smartphone bezahlen? Mit Bitcoin könnte das in naher Zukunft Alltag sein.

Bitcoin ist eine neuartige Internet-Währung, dessen Kurs Anfang dieses Jahres in den Himmel geschossen, aber im April auch wieder eingebrochen ist. Derzeit kann ein Bitcoin für ungefähr 75 Euro gekauft werden, zu Höchstzeiten lag der Kurs bei über 130 Euro. Das Bezahlen über digitale Wege ist in unserer Gesellschaft schon weitgehend verbreitet und stellt keine Neuheit mehr dar. Jedoch erfolgt die Vergütung normalerweise in der landesüblichen Währung. Mit Bitcoin ist 2009 eine rein virtuelle Währung hinzugekommen. Diese ist sie an keine Zentralbank gebunden und weltweite Transaktionen sind anonym und günstig möglich. Die Frage ist, ob Bitcoin das Potential hat, ein Ersatz für herkömmliche Währungen wie Euro und Dollar zu sein.

Wie es funktioniert

Für den Anwender ist es nicht schwer, mit der Benutzung von Bitcoins zu beginnen. Es muss nur eine Software installiert werden. Der Benutzer erhält dann eine Adresse, mit der er Geldbeträge empfangen kann. Wird eine Überweisung ausgeführt, so wird diese mit einem privaten Schlüssel signiert und an alle anderen Teilnehmer geschickt. Auf diese Weise kennt das Anwendungsprogramm eines jeden Benutzers alle gemachten Transaktionen. Dadurch soll es nicht möglich sein, diese zu fälschen. Jedoch kann der private Schlüssel, durch den das Eigentum an Bitcoins nachgewiesen wird, gestohlen werden. Dies ist auch schon bei verschiedenen Hackerangriffen vorgekommen.

Das ganze System von Bitcoin ist dezentral, es läuft nicht über einen Server, sondern über ein Peer-2-Peer-Netzwerk. Das heißt, die Nutzer sind direkt miteinander verbunden. Nun kann man sich fragen, wo die Bitcoins eigentlich herkommen, wenn es keine zentrale Stelle gibt, die diese ausschüttet. Das geschieht über das sogenannte Mining. Hierbei wird Rechenleistung eingesetzt, um eine kryptographische Aufgabe zu lösen. Wer die Aufgabe zuerst löst, bekommt derzeit 25 Bitcoins gutgeschrieben. Das Mining kann von jedem betrieben werden, es muss dafür nur eine spezielle Software ausgeführt werden. Mit normalen Computern ist das aber schon seit längerer Zeit nicht mehr rentabel, da sich die Schwierigkeit der Aufgabe an die im Netzwerk zur Verfügung stehende Rechenleistung anpasst.

Berg- und Talfahrt

Die virtuelle Währung wurde 2009 von einer Person oder einer Gruppe mit dem Pseudonym „Satoshi Nakamoto“ ins Leben gerufen. Warum ist das Interesse seit kurzem so stark angestiegen? Ein Grund ist die Euro-Krise, die das Vertrauen in die Banken erschüttert hat. Vor allem die Spanier sollen für den Boom in diesem Jahr verantwortlich sein. Bitcoin ist an keine Regierung oder Bank gebunden und praktisch anonym. Dadurch und durch die Dezentralität entzieht sich Bitcoin auch der Kontrolle von Regierungsorganisationen. Zudem ist die Maximalanzahl von Bitcoins technisch auf 21 Millionen festgelegt, wodurch eine Inflation gar nicht erst möglich sein soll.

Aufgrund der starken Kursschwankungen werden Bitcoins auch noch von eher wenigen Unternehmen als Zahlungsmittel akzeptiert. Vor allem bei manchen Anbietern von Internetdienstleistungen lässt sich damit bezahlen. So kann man zum Beispiel einen Premium-Zugang bei der bekannten Website Reddit mit Bitcoins kaufen. Gut geeignet ist Bitcoin auch für Spenden und sogenanntes Micropayment, bei dem es um das Bezahlen von geringen Summen geht. Die Kosten für eine Transaktion betragen bisher nur wenige Cents, und es spielt keine Rolle, in welchem Land sich der Empfänger befindet. Bei der Enthüllungsplattform WikiLeaks oder dem Internetblog netzpolitik.org kann zum Beispiel mit Bitcoin gespendet werden.

Die Kehrseite der Münze

In letzter Zeit hat Bitcoin mit einigen Problemen zu kämpfen gehabt. Das war in erster Linie der zeitweilige Kursrückgang von über 60%, dessen Ursache technische Probleme gewesen sein sollen. Bitcoin kann sich auch als Spekulationsblase herausstellen und wird schon mit der Tulpen-Krise im 17. Jahrhundert verglichen, bei welcher der Preis von Tulpen erst explodierte und dann abrupt abstürzte. Andere Schwierigkeiten entstehen dadurch, dass die Bitcoins quasi auf dem Rechner liegen und somit gestohlen oder auch durch technische Probleme vernichtet werden können. Wegen der Anonymität bei Transaktionen, können fehlgeleitete Überweisungen zudem nicht rückgängig gemacht werden.

Ein ganz anderes Problem ergibt sich durch das Mining. Die erforderliche Rechenleistung für das Lösen der kryptographischen Aufgabe steigt an, sobald sich die Rechenleistung im System erhöht. Da viele Miner im Netzwerk durch die schnellste Berechnung die Bitcoins erzeugen wollen, überbieten sie sich durch immer leistungsstärkere Hardware. Konnte man zu Beginn von Bitcoin noch seine Grafikkarte für das Minen verwenden, müssen es heute schon Spezialkomponenten sein. Der dadurch erzeugte Stromverbrauch soll laut einem Bericht von Bloomberg ein „Desaster für die Umwelt“ sein. Es werden dort $147.000 Stromkosten kalkuliert, die alle Miner zusammen pro Tag verursachen sollen.

Sollte sich der Kurs langfristig stabilisieren, könnte Bitcoin im Internet zumindest als alternatives Zahlungsmittel Fuß fassen. Die Entwicklung von Bitcoin lässt auf jeden Fall erkennen, dass das Bedürfnis nach einem Zahlungsmittel da ist, welches die neuen Möglichkeiten des Internets nutzt. So erscheinen hohe Gebühren und eine lange Dauer bei Überweisungen in das Ausland nicht mehr zeitgemäß, da das Internet keine Staatsgrenzen kennt und Daten in Sekundenschnelle an jeden Ort der Erde geschickt werden können. Jedoch würde die weitreichende Nutzung auch neue politische Lösungen erfordern, da sich die Internet-Währung bislang noch jeder Kontrolle entzieht.

 

Foto: flickr/zcopley (CC BY-SA 2.0), flickr/keep_bitcoin_real (CC BY 2.0)

 

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