Der Krieg in der Ukraine, die Medien und die Folgen
Ein Kooperationsprojekt der Universität Tübingen mit dem SWR
Von Masterstudierenden der Medienwissenschaft
Alljährlich kommen Master-Studierende der Medienwissenschaft mit Mitarbeiter*innen des SWR Studios Tübingen zusammen, um in einem Kooperationsprojekt das journalistische Handwerk in der Praxis zu erlernen. In diesem Jahr widmet sich das Seminar unter der Leitung von Prof. Bernhard Pörksen und Marcel Wagner dem Krieg in der Ukraine und seinen Folgen.
Mehr als 860.000 Geflüchtete aus der Ukraine sind bis Mitte Juni in Deutschland angekommen. Nach der Ankunft beginnt ein neuer Alltag – in einem anderen Land, mit einer fremden Sprache. In Reutlingen befindet sich der Verein Dialog, der den geflüchteten Ukrainerinnen einen Ort bietet, an dem das Leben in Deutschland an das in ihrer Heimat anknüpfen soll. Die Master-Studierenden Sara Karanušić, Nicola Wolfer, Svenja Uhl, Nina Helfenstein, Chiara Saltaformaggio und Benjamin Frenzel haben vor Ort mit der Leiterin der Hilfsorganisation Galina Lerner und den ukrainischen Frauen gesprochen und umfangreiche Einblicke erhalten, die sie in einem kurzen Film festgehalten haben.
Nach einem ausführlichen Gespräch mit Galina Lerner kam das große Engagement der Ukrainerinnen und das beeindruckende Netzwerk der Frauen zur Sprache. Daraufhin entschied sich die Arbeitsgruppe dafür, den Fokus des Films auf die Vernetzungsbereitschaft und die Fähigkeiten der geflüchteten Frauen zu legen. Denn der Verein setzt auf Hilfe zur Selbsthilfe und ermöglicht es den Frauen, ihre Talente und ihre Expertise einzubringen, um sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam den neuen Alltag in Reutlingen zu meistern. Die Yoga-Lehrerin Liudmyla Krytska bietet beispielsweise Yoga-Stunden für die geflüchteten Frauen an. Die Psychologinnen Sofiia Turianska und Alona Andrusiva können den traumatisierten Ukrainerinnen durch ihren kulturellen Hintergrund und den gemeinsamen Fluchterfahrungen psychologisch beistehen. Außerdem stellt die Schneiderin Nataliia Starovoit Spielzeuge für geflüchtete Kinder her und bringt damit ein kleines Stück Heimat in die Räume des Vereins. Während die Frauen dankbar für die vielen Möglichkeiten sind, betont Nataliia Starovoit: „Eigentlich kann man hier alles machen, aber Zuhause bleibt Zuhause. Deine Heimat bleibt immer dort, wo du dich zuhause fühlst.”
Eine Städtepartnerschaft wird auf die Probe gestellt
Nicht nur die Menschen, sondern auch Städtepartnerschaften leiden unter dem Krieg in der Ukraine. Rund 90 deutsch-russische Städtepartnerschaften sind betroffen, darunter auch Tübingen und seine russische Partnerstadt Petrosawodsk. Was Oberbürgermeister Boris Palmer zur aktuellen Situation meint, Politikwissenschaftler*innen über Städtepartnerschaften denken und wie Menschen mit persönlichen Verbindungen zur russischen Stadt umgehen, erfahrt ihr im Radiobeitrag von Amelie Gund, Gina Feis, Katharina Sauer, Maxine Schneider und Luca Matusch.
Wie arbeiten regionale Tageszeitungen im Krieg?
Regionale Tageszeitungen in der Ukraine spielen eine wichtige Rolle in der aktuellen Berichterstattung über den Krieg. Aber gerade Zeitungen kleinerer Verlage stoßen an ihre Grenzen. Der Radiobeitrag von Lea Scherm, Pauline Rothfuß, Versa Sauerbrunn, Elisabeth Held und Zerhif Dündar thematisiert die Sorgen und Nöte von Regionalzeitungen, die über den Krieg berichten wollen, aber nicht immer können.
Auch die Landwirtschaft ist betroffen
Der Krieg in der Ukraine wirkt sich auch in Deutschland auf viele Bereiche des Lebens aus – so auch auf die Landwirtschaft. Lena Gehring, Ines Maly, Lea Sachs, Annalena Pommerenke und Jorinde Weinmann betrachten in ihrem Radiobeitrag, wie sich die erhöhten Energiekosten aufgrund des Kriegs sowohl auf die Arbeit der Landwirte, als auch auf das Leben der Endverbraucher*innen auswirken.
Über das Kooperationsprojekt
Aufgrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine lautete in diesem Jahr das Motto des SWR-Kooperationsprojekts: “Der Krieg, die Medien und die Folgen”. So Dozent Bernhard Pörksen: „Die Kooperation von Medienwissenschaft und SWR ist ein Versuch, zwei Welten miteinander in Kontakt zu bringen – Wissenschaft und Anwendung, Theorie und Praxis. Vor allem aber ist es für die Studierenden, die hier zusammenkommen, ein ‘Lernen am Ernstfall’.”
Neben einem Videobeitrag sind drei Radiobeiträge entstanden – alle unter dem Mentoring von SWR-Redakteur*innen. Die Gruppe Film wurde von Roland Altenburger betreut. Er beschreibt das Ziel des Projekts folgendermaßen: „Es soll den Studierenden die Möglichkeit gegeben werden, praxisnah die journalistische Arbeit des Senders kennenzulernen und unter der Leitung von Mentor*innen selbst Radio- und TV-Beiträge zu erstellen, deren Qualität sich nach den journalistischen Maßstäben im öffentlich-rechtlichen Rundfunk bemisst.”
Die Zusammenarbeit mit dem SWR kam bei den Master-Studierenden der Medienwissenschaft sehr gut an. Für Teilnehmerin Svenja Uhl stach vor allem eine Sache heraus: „Besonders cool war das Mentoring der SWR-Redakteur*innen. Deren Feedback hat uns sehr dabei geholfen, unsere Beiträge umzusetzen. Durch das Projekt haben wir einen guten Einblick in die journalistische Praxis bekommen.“