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Auf der Suche nach der eigenen Bestimmung

Alumni-Portrait über die Communications Specialistin Thu Ha Pham

Von Madeleine Rottler 

Der Weg von der Schulbank bis ins Arbeitsleben kann steinig sein. Welches Berufsfeld passt zu mir? Wo liegen meine Stärken? Womit will ich mich den Rest meines Lebens beschäftigen? Welche Möglichkeiten uns Studierenden der Uni Tübingen offenstehen, wie so ein Weg aussehen kann und worauf man dabei unbedingt achten sollte, erfahrt ihr in diesem Portrait.

Wie die meisten von uns beschäftigt sich die in Gia Luong geborene Thu Ha Pham erstmals gegen Ende der Schulzeit mit der Frage nach dem richtigen Beruf. Ein Berufsberater rät der damals 18-jährigen zu einem Lehramt- oder BWL-Studium, doch beide Richtungen sagen der kreativen Schülerin nicht zu. Sie liebt es, Texte zu schreiben – frei von Vorgaben und Vorstellungen ihren Gedanken freien Lauf zu lassen. Am liebsten verliert sie sich in Briefen und Tagebucheinträgen. Diese Kreativität möchte sie auch in ihrem Studium ausleben und entscheidet sich so für ein Studium der Medienwissenschaft.   

Während der weite Weg für ihre Freundinnen in Fächern wie Chemie oder Medizin relativ klar erscheint, verunsichert der stark wissenschaftliche Studiengang an der Universität Regensburg die Studentin noch weiter. Hat sie die richtige Wahl getroffen? Einen ersten Einblick in das Berufsleben erhält sie dann als Praktikantin bei der Regensburger Tageszeitung Blitzaktuell. Obwohl der Beruf der Journalistin Thu Ha zunächst sehr zusagt, muss sie im Laufe des Praktikums feststellen, dass der große Zeitdruck, die Schnelllebigkeit des Berufsfeldes und die immer neue Suche nach Themen, die dann doch wieder schnell veraltet sind, ihr nicht liegen. Der Funke, den sie sonst beim Schreiben so liebt, fehlt.   

Um dennoch ihrer Passion nachgehen zu können, verlagert die Studentin ihren Schwerpunkt während ihres Master-Studiums auf den redaktionellen Filmbereich. Doch auch hier zersplittert die Traumvorstellung “Redakteurin” an der harten Realität. Während der Französischen Filmtage, einem Tübinger Filmfestival, erkennt sie erstmals, wie viel Arbeit hinter selbst kurzen Filmbeiträgen steckt. Sie muss sich eingestehen, dass ihre Leidenschaft auch hier einfach nicht ausreicht.   

Sie liebt ihr Studentenleben, ist aber einfach noch nicht ganz glücklich. Doch Thu Ha gibt die Suche nicht auf und landet so als Werkstudentin in der Unternehmenskommunikation der Firma Daimler. Und das erste Mal hat sie das Gefühl, ihre Berufung gefunden zu haben. Sie kann schreiben und kreativ sein, lernt neue Dinge – und das Berufsfeld der Unternehmenskommunikation lieben. Doch mit den neuen Erfahrungen wächst in ihr auch der Wunsch nach mehr Verantwortung und größeren Projekten. Sie sieht sich nicht in einem Großkonzern. Dennoch bleibt sie der Unternehmenskommunikation in großen Unternehmen auch während ihres Masters treu und erhält spannende Einblicke im Bereich der Krisenkommunikation der Lufthansa nach dem German Wings-Absturz im März 2015. Ihr Berufswunsch wird noch einmal gefestigt und sie sieht ihr Ziel erstmals klar vor sich.   

Für ihre Master-Abschlussarbeit nimmt die zweisprachig erzogene Thu Ha dann doch nochmal ein ganz anderes Thema in Angriff. Gemeinsam mit zwei Freundinnen erstellt sie den Kulturkonfetti zum Thema “Third Culture Kids”, auf dem Kulturbegriffe genauso wie die Konflikte, die mit multikultureller Identität einhergehen, beleuchtet werden. Das Thema ist für sie eine Herzensangelegenheit und auch, wenn auf dem Blog aus Zeitgründen momentan etwas Stille herrscht, möchten ihre Freundinnen und sie das Projekt später auf jeden Fall wieder aufnehmen.   

Trotz der spannenden Arbeit an Kulturkonfetti bleibt der ursprüngliche Wunsch, in der Unternehmenskommunikation zu arbeiten, bestehen. So macht sie sich nach Abschluss ihres Studiums 2016 bewusst auf die Suche nach Stellen in kleinen und mittelständischen Unternehmen.  Fündig wird sie kurz darauf im Januar, als Trainee in der PR-Abteilung der Firma Bitzer. Die anfängliche Sorge bezüglich der doch sehr technischen Produkte wird Thu Ha in ihrer Woche am Kälteinstitut in Karlsruhe schnell genommen. Wie erwartet, geht sie in der Arbeit an internationalen Projekten voll auf. Auch werden ihre Fähigkeiten im Bereich Film früh erkannt und sie erhält viele Anwendungsmöglichkeiten ihrer im Studium erworbenen Fertigkeiten.   

Nach eineinhalb Jahren erhält die Angestellte eine Beförderung zur Communications Specialist und darf in ihrem sechsköpfigen Team spannende Projekte, wie den Weltkältetag, leiten.

“Man sollte sich Gedanken machen, was die Leidenschaft in einem entfacht. Wirklich sich Gedanken machen: Was will ich machen, was liegt mir auch? Man muss wirklich schauen, was einen berührt oder womit man gerne seine Zeit verbringen will, weil die nun mal sehr begrenzt ist.”  

Heute könnte Thu Ha mit ihrer Berufswahl nicht glücklicher sein. Selbst in den harten Zeiten der Pandemie sind es die kleinen Dinge, wie der Cappuccino am Morgen, der Call mit der Lieblingskollegin oder ein aufregender Film- oder Shootingtag, die sie morgens motivieren, das Bett zu verlassen. Die Suche nach der eigenen Berufung kann also viele Wendungen und Meinungswechsel beinhalten und doch sollten wir stets an der Suche nach dem perfekten Job festhalten, denn wer seinen Beruf liebt, muss keinen Tag im Leben mehr arbeiten.