Bild: Andreas Bückle

Vom Traumberuf als Kreativer zur Promotion in Informationswissenschaft

Von Malin Merkle

„Ich hätte niemals geglaubt, dass ich im akademischen Bereich arbeiten werde.“

Wie Andi Bückle vom praxisorientierten MeWi-Student zu seiner Doktorandenstelle an der Universität in Bloomington, Indiana kam und von was er noch heute aus seiner Zeit in Tübingen profitiert, erfahrt ihr in diesem Blogeintrag. Ein Portrait über Andreas – ‚Andi‘ – Bückle.

Der erste Schritt in Richtung Medien mit dem Bachelor in Medienwissenschaft

„Das waren richtig schöne drei Jahre: Gute Leute, gute Vorbereitung und eine insgesamt großartige Uni.“

Andi Bückle wird nostalgisch, wenn er an seine Zeit während des Bachelors denkt, den er von 2008–2011 in Tübingen absolvierte. An seine Dozent/innen, seine Tätigkeit in der Fachschaft und besonders an seine praktischen Erfahrungen, die er bei CampusTV sammelte, erinnert er sich noch ganz genau: „Die Redaktionssitzung montagabends, da war die Welt einfach in Ordnung, das war das Beste.“ Begeistert erzählt er von einem Ausflug nach Frankreich, den er zusammen mit FestivalTV gemacht hat um dort bei den französischen Filmtagen fünf Tage lang eigene Beiträge zu produzieren. Auch an die Studentenproteste von 2009 erinnert er sich und wie CampusTV „natürlich da war und Beiträge darüber gemacht hat.“ Genau diese Erfahrungen, die einem ‚hands-on skills‘ vermitteln, findet er extrem wertvoll und bis heute nützlich. Alle ‚Essentials‘, von Schnittprogrammen zu den Kameras wurden ihm dort beigebracht: „Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig es ist, sich CampusTV und die Studios anzuschauen.“

Berufsorientierung während eines Praktikumsjahr und dem Master in Berlin

„Man kann während des Bachelors vieles erträumen, aber die Realität ist eben, dass man für bestimmte Sachen geeignet und für andere Sachen ungeeignet ist. Manche Sachen werden gebraucht und manche Sachen nicht.“

Bild: Andreas Bückle

Die Zeit nach dem Bachelor war für Andi besonders prägend. Durch seinen Spaß an der Praxis während des Bachelors, hatte er den Wunsch, sich beruflich in die kreative und praktische Richtung zu orientieren. Zudem kam er gerade aus seinem Auslandssemester an der California State University und wollte direkt weiter, an einen neuen, fremden Ort. So kam er zu einem Praktikum im Werbebereich in Berlin. Dabei merkte er aber, dass ihm das gar nicht so sehr liegt, wie er gehofft hatte. Er entschloss sich, dass das Kreative doch nicht die Richtung ist, in die er beruflich gehen möchte, wobei diese Erfahrung war für ihn extrem ernüchternd war. Danach produzierte er einige Zeit freiberuflich Videos und verdiente auch mit seinem Hobby, der Fotografie, Geld. Aber auch das wollte er nicht auf Dauer machen, denn von den Videos hatte er langsam genug und auch das freiberufliche Arbeiten lag ihm nicht besonders. So kam er zum Entschluss sich umstellen zu müssen und zum Wunsch nochmal etwas Neues zu probieren. Durch sein Interesse am Erforschen neuer Medien, entschloss er sich für einen Master in Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaft an der UdK in  Berlin.

 

 

Eine neue Leidenschaft durch das Masterstudium

„Ich bin fest davon überzeugt, dass man sich für alles begeistern kann. Es ist nur eine Frage davon, ob man genug davon versteht um sich begeistern zu können.“

In seinem neuen Studium belegte Andi Seminare zum Thema Silicon Valley, dem Internet und dessen Infrastruktur. Dort entdeckte er seine Leidenschaft für die Technik und entschloss sich dieser Begeisterung zu folgen. Besonders die Datenvisualisierung hatte es ihm angetan: „ich fand das alles so faszinierend und bin dann eben in diesen Bereich reingerutscht.“ Die großen noch unbeantworteten Forschungsfragen, die enormen Möglichkeiten durch Technologien wie Virtual Reality haben ihn dabei besonders gereizt: „Datenvisualisierung ist eines dieser Felder, bei dem nicht viele sagen würden, dass es ein interessantes Feld ist, aber wenn man sich etwas länger damit befasst, wird es auf einmal mega interessant.“ Wenn Andi davon erzählt ist seine Begeisterung ansteckend. Kein Wunder, dass er sich auch schon während des Masters auf Science Slam Bühnen versuchte.

Einen PhD durch Forschung zur Datenvisualisierung in VR an der Indiana University in Bloomington

„Als ich im Bachelor in MeWi war, fand ich den akademischen Bereich nie so besonders ansprechend. Ich fand den Gedanken immer langweilig und wollte praktisch arbeiten.“

Bild: Andreas Bückle

In Berlin zu leben sei für ihn eine Herausforderung gewesen: „Ich fand das ziemlich überwältigend und habe dort über mich gelernt, dass ich eben doch ein Landkind bin.“ Deswegen ist es keine Überraschung, dass es ihn danach wieder in eine Studentenstadt gezogen hat. Diesmal jedoch einmal quer über den Atlantischen Ozean. Seit mittlerweile sieben Jahren lebt er in Bloomington und ist dort an der Indiana University Doktorand. Dabei forscht er genau zu dem Bereich, den er während des Masterstudiums für sich entdeckt hat.

Er befindet sich im sechsten Jahr und damit schon fast am Ende seiner Promotion. Durch das Home-Office hat er jetzt einen ganz neuen Arbeitsrhythmus und schreibt am liebsten nachts, meistens sogar bis halb vier an seiner Dissertation. Darin beschäftigt er sich mit Datenvisualisierung anhand von VR und entwickelte dafür zwei Benutzerstudien. Voller Begeisterung für sein Projekt präsentiert Andi das 3D-Modell einer Niere, denn er arbeitet zum einen an einem Tool, das es Chirurgen erlaubt, nach der Entfernung eines Organteils, genau zu verorten, wo dieses entfernt wurde. Für die zweite Nutzerstudie hat er ein 3D-Modell des Universitätsgebäudes ‚Luddy Hall‘ in Bloomington angefertigt, was ein bisschen an ein Computerspiel erinnert und lässt die Versuchspersonen mit VR durch die Gänge laufen, fliegen, aber auch teleportieren. Er ist in seinem Element, während er die aufwendig gestalteten Visualisierungen und Modelle erklärt. Grundsätzlich sei dies sogar ein bisschen künstlerisch. Auch hier kann er immer wieder auf sein Wissen aus dem Bachelor zurückgreifen: „Da ist auf jeden Fall eine Verbindung zwischen den Gestaltungsprinzipien, die man als Mewi-Student lernt und den Gestaltungsprinzipien, die man als Datenvisualisierung-Student lernt.“ Obwohl VR mittlerweile eine etablierte Technologie ist, fühlt es sich für Andi immer noch wie der „Wilde Westen“ an: „man hat einfach das Gefühl man arbeitet an einer Grenze, die grade eben erst langsam erweitert wird und das fühlt sich extrem schön an und belohnend an.“

Bild: 2019 The Trustees of Indiana University

Das er jemals in der Forschung landet, hätte er nicht geglaubt. Dass er in seinem Bereich experimentell arbeitet und so immer noch einen Bezug zur Praxis hat, ist der Grund, weshalb er sich nun aber auch im akademischen Bereich so wohl fühlt: „ich liebe es immer noch sehr Sachen zu bauen und Sachen zusammenzustellen.“ In dieser Methode, also die Dinge von Hand anzupacken, finde sich auch die Schnittstelle zwischen seinem MeWi Studium und seinem jetzigen Beruf.                                                                                                           

In der Zukunft sowas wie die Mondlandung

In die Zukunft plant Andi nie weiter als 2–3 Jahre, aber am meisten wünscht er sich wieder reisen zu können. Auf fünf Kontinenten war er schon, als nächstes würde er gerne nach Afrika.

Beruflich soll es noch ein bisschen weiter in den ‚Wilden Westen‘ der Technik gehen. Andi träumt von etwas ganz Großem: „im Grunde sowas wie die Mondlandung. An etwas großem wissenschaftlichen Mitzuarbeiten, an etwas wertvollem, was benutzt wird und was dem großen Ganzen weiterhilft. Was genau das sein wird, das wird sich zeigen, aber so dieses Mondlandungsprinzip, das fände ich richtig interessant.“

Mehr zu Andi und seiner Arbeit auf seiner Website: https://andreas-bueckle.com/