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Von Medienwissenschaft zur Internen Kommunikation

Alumni-Portrait über Amelie Hambrecht

Von Julia Faißt

Wer könnte Studierenden bessere Tipps für den Berufsstart geben und die Erfahrungen aus dem Masterstudium reflektieren als jemand, der selbst erst vor kurzem das Medienwissenschaftsstudium in Tübingen erfolgreich beendet hat? Seit knapp einem Jahr ist Amelie Hambrecht schon Junior Spezialistin für Interne Kommunikation bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Eschborn. Wie es überhaupt dazu kam, dass sie in Tübingen gelandet ist, was sie rückblickend vom Master hält und welche Tipps sie für Studierende in Bezug auf Studium, Bewerbungen und Berufsstart hat, erfahrt ihr hier.

Im Bachelor studierte Amelie Hambrecht Medien- und Kulturwissenschaft in Düsseldorf – damals lag ihr Interesse allerdings verstärkt auf den kulturwissenschaftlichen Themen. Der Bachelorstudiengang gefiel ihr zwar gut, war insgesamt allerdings sehr theoretisch geprägt. Aus diesem Grund wollte sie in ihrem Masterstudium einen bewussten Schwerpunkt auf die praktische Umsetzung legen. Der Masterstudiengang Medienwissenschaft an der Universität Tübingen war hierfür ihr Favorit – nicht zuletzt auch, weil Amelie eine echte „Schwäbin im Herzen“ ist, denn ihre Eltern kommen aus Baden-Württemberg.

Eine „Schwäbin im Herzen“ in Tübingen

Bild: Amelie Hambrecht

Besonders gefallen am Masterstudium in Tübingen hat Amelie, dass sie nicht nur die Inhalte aus dem Bachelor thematisch mit dem Master verknüpfen konnte, sondern auch, dass die Studierenden sich im Studium austesten dürfen. Die im Studium und am Zentrum für Medienkompetenz der Universität Tübingen (kurz: ZfM) entstandenen Werkstücke sind darüber hinaus auch bei Bewerbungen gut als Belege geeignet. Sie hätte heute „weder das Selbstvertrauen noch die Kenntnisse“ ohne die im Master gesammelten Erfahrungen und das stetige Austesten. Amelie ist sich sogar sicher, dass sie ihren „heutigen Job nicht ohne das Masterstudium [hätte]“ und kann das Studium daher ganzen Herzens weiterempfehlen. Wenn Amelie über das Masterstudium spricht, merkt man sofort, dass sie gerne zurückdenkt an diese Zeit. Das lag nicht nur an den Studieninhalten, sondern auch am engen Gemeinschaftsgefühl innerhalb des Studiengangs, das auch dank der überschaubaren Größe des Studiengangs entstanden ist. Auch die Dozent*innen und Gastdozent*innen, die durch ihre Impulse das Studium nachhaltig prägten, gehören für sie mit zur Gemeinschaft. Daher fällt Amelies Fazit über den Master Medienwissenschaft an der Universität Tübingen folgendermaßen aus: „Ein reiches Studium, das von den Leuten geprägt ist.“ Als Masterabsolvent*in der Medienwissenschaft wird man oft „spezialisierte*r Generalist*in“ genannt – eine Bezeichnung, mit der Amelie Hambrecht sehr gut leben kann. Allerdings darf man sich laut Amelie nicht durch die Bezeichnung einschränken lassen. Stattdessen sollten Absolvent*innen des Studiengangs „sich selbst kennenlernen“, die eigenen Schwächen und Stärken herausfinden und sich auf Neues einlassen. Bei Bewerbungen hat Amelie die Erfahrung gemacht, dass das Image des „spezialisierten Generalisten“ nie ein Hindernis war, sondern sogar begrüßt wurde und sie so vom Ansehen des Studiengangs profitiert hat. Übrigens wäre Amelie gern nach dem Studium in Tübingen geblieben, denn nach wie vor fühlt sie sich hier „sehr zuhause“ und freut sich, wenn ein Besuch bei Freund*innen aus dem Masterstudium in Tübingen ansteht. Am besten an der Stadt gefallen ihr die Altstadt, das Mindset der Bürger*innen und, dass Tübingen von den Studierenden lebt – auch wenn das bedeutet, dass während der Semesterferien deutlich weniger los ist.

Media Bubble wird „aus dem Dornröschenschlaf erweckt“

Wer in Tübingen Medienwissenschaft studiert, kennt in der Regel den medienkritischen Blog des Instituts Media Bubble, und das mittlerweile dazugehörige Instagram Profil. Media Bubble wurde ursprünglich im Jahr 2011 für ein Seminar von Prof. Susanne Marschall, die an der Universität Tübingen den Lehrstuhl für Audiovisuelle Medien, Film und Fernsehen innehat, gegründet und versank danach in einen „Dornröschenschlaf“ – bis Oliver Häussler dann die Idee hatte, den Blog 2017 von Student*innen unter konkreten Schwerpunkten neu ordnen zu lassen.  Eine der beiden Studentinnen, die diese Aufgabe als erste Chefredakteur*innen übernahmen, war Amelie.

Amelie 2017 beim Uni Radio (Bild: Radio Micro Europa)

Dass ausgerechnet sie –gemeinsam mit ihrer Freundin Ann-Kristin Emden – diese Möglichkeit bekam und ein solches Vertrauen in sie gesetzt wurde, war für Amelie damals „wie eine Auszeichnung“. Rückblickend war für sie die Zeit als eine der Chefredakteurinnen bei Media Bubble eine „irre Chance“: In der freien Redaktion des Blogs bekam sie die Möglichkeit, sich auszuprobieren und eigene Vorschläge umzusetzen. Auch wenn sie betont, dass dies auch viel Mut benötigt und sie immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt hat, so hat sie während ihrer Zeit bei Media Bubble viel gelernt und kann auch beruflich noch von den gesammelten Erfahrungen profitieren.

Berufserfahrung & Berufseinstieg

Berufserfahrung konnte Amelie bereits das gesamte Studium über bei diversen Praktika- und Werkstudentenstellen sammeln. Ein erstes Praktikum absolvierte sie beim Goethe-Institut Singapur im Bereich Kulturmanagement und merkte bald, dass es „okay ist, wenn es nur Hobby bleibt und nicht zum Beruf [wird].“ Es folgten diverse Praktika und Werkstudentenstellen in den Bereichen PR und Unternehmenskommunikation, sowohl bei namhaften Unternehmen wie zum Beispiel Bosch und Procter & Gamble sowie der PR-Agentur Ketchum, um die Kommunikationsarbeit auch einmal „von der anderen Seite zu erleben“. Im Master fiel ihr auf, dass ihr innerhalb der Unternehmenskommunikation noch Erfahrungen in der internen Kommunikation fehlten und konnte schließlich als Praktikantin in diesen Bereich hineinschnuppern, wo sie sofort „Feuer fing“. Für den Berufseinstieg fühlte sich Amelie durch das Medienwissenschafts-Institut gut gewappnet, denn die Dozent*innen bekräftigten die Studierenden immer wieder darin, dass „alle einen Platz finden [werden].“ Dennoch ist der Berufseinstig nach Amelies Erfahrung eine „Kopfsache“ – man fragt sich: „Schaffe ich das? Werde ich irgendwo genommen? Wie viele Bewerbungen sind genug?“ Auch wenn der Berufseinstieg ganz schön verunsichern kann, sollten sich Studierende laut Amelie nicht unter Wert verkaufen, sondern den eigenen Fähigkeiten und Erfahrungen vertrauen, denn „es wird immer jemanden geben, der sagt: ‚Du hast zu wenige Praktikastellen‘.“

„Man arbeitet nicht mit Fakten, sondern mit Menschen“

Vor knapp einem Jahr trat Amelie ihre erste Vollzeitstelle nach dem Masterabschluss an und arbeitet seitdem in der internen Kommunikation bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, kurz GIZ.

Interne Kommunikation

„Interne Kommunikation ist ein Instrument der Unternehmenskommunikation, welches mittels klar definierter, regelmäßig oder nach Bedarf eingesetzter und kontrollierter Medien die Vermittlung von Informationen sowie die Führung des Dialogs zwischen der Unternehmensleitung und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sicherstellt.“
(Quelle: Philipp Meier: Interne Kommunikation im Unternehmen, Orell Füssli, 2002)

Mitarbeiter*innen in der internen Kommunikation sind für verschiedene Aufgaben verantwortlich, wie beispielsweise die Vermittlung von unternehmenspolitischen Themen an die Mitarbeiter*innen und die Identifikation mit dem Unternehmen. Wer in der internen Kommunikation arbeiten möchte, sollte laut Amelie in der Lage sein, verschiedene Interessen und Stimmungen zu verstehen, und ein*e gut*e Vermittler*in sein. Oft findet man sich in der internen Kommunikation nämlich in einer „Doppelrolle“ wieder, besonders wenn es bei unternehmenspolitischen Themen einen Wissensvorschuss auf die anderen Mitarbeiter*innen gibt. Es muss dann strategisch abgewägt werden, wer wann wieviel wissen sollte – eine Rolle, mit der man umgehen können muss. Die Mitarbeiterthemen machen Amelie viel Spaß, denn durch die Arbeit in der internen Kommunikation kommt man in den Dialog mit den Mitarbeitenden und kann diesen auch das Gefühl geben, gesehen zu werden. Konkret gehört zu ihren Tätigkeiten die redaktionelle Arbeit, Texte schreiben, Interviews führen und Videos produzieren. Dabei hat Amelie das große Glück, von einem „wirklich großartigen“ Team umgeben zu sein, in dem sie sich sehr wohl fühlt.

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)

„Als Dienstleister der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung und internationalen Bildungsarbeit engagiert sich die GIZ weltweit für eine lebenswerte Zukunft. Gemeinsam mit ihren Auftraggebern und Partnern entwickelt und plant die GIZ Ideen für politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen und setzt sie mit ihnen um. Die GIZ arbeitet an wirksamen und effizienten Lösungen, die Menschen Perspektiven bieten und deren Lebensbedingungen dauerhaft verbessern.“ 

GIZ 

„Die Arbeitsfelder des Unternehmens sind vielfältig: Dazu zählen die Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung, der Aufbau von staatlichen und demokratischen Strukturen, die Förderung von Frieden, Sicherheit und Wiederaufbau, die zivile Konfliktbearbeitung, die Sicherung von Ernährung, Gesundheit und Grundbildung sowie der Umwelt-, Ressource- und Klimaschutz.“
BMZ

Auch wenn Amelie es sich generell vorstellen kann, irgendwann einmal etwas Anderes beruflich auszuprobieren, hat sie momentan keinerlei Bedürfnis, der internen Kommunikation und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit den Rücken zu kehren. In der Zukunft sieht sie sich weiterhin in der Unternehmenskommunikation oder könnte sich auch vorstellen, in einem Partnerland der GIZ in der Kommunikation zu arbeiten.

Amelies Tipps an Studierende

1. Tipp: „Vergiss die Regelstudienzeit!“

Amelie selbst hat lange studiert, aber wie sie selbst sagt „noch keinen Job deswegen nicht bekommen“. Im Gegenteil, ihre gesammelten Erfahrungen wurden ihr stets positiv ausgelegt. Es kommt nämlich nicht (mehr) auf die Semesteranzahl an, sondern auf die Erfahrungen. Daher: Unbedingt Praktika machen, Neues lernen und/oder ins Ausland gehen. 

2. Tipp: „Einfach mal machen“

Habt den Mut, einfach mal zu machen – „ihr könnt beim Ausprobieren fast nichts falsch machen“. Amelie weiß aus eigener Erfahrung, dass man am Anfang nur die Hürden sieht, hinterher aber „war das geil“ denkt und froh ist, es gemacht zu haben. Also: Einfach mal machen, denn „das Leben ist zu kurz, um Chancen liegen zu lassen!“ 

3. Tipp: „Ich kann das“

Amelie plädiert für mehr Selbstvertrauen und Mut – besonders im Bewerbungsprozess. Oft liest man Stellenbeschreibungen, bei denen man sich denkt „das kann ich ja alles gar nicht“. Nach Amelies Erfahrung sind das aber meist Klauseln, die aus Prinzip drinstehen und bei denen gar nicht erwartet wird, dass ein*e Bewerber*in sie alle erfüllt. Deshalb ihr Tipp: Bewerbt euch auch auf Stellen, bei denen ihr denkt, dass ihr vielleicht nicht geeignet seid – es „soll nicht daran liegen, dass man sich nicht getraut hat.“ Außerdem solltet ihr Selbstvertrauen in eure eigenen Fähigkeiten haben und euch selbst verkaufen können –besonders Frauen.