Die Bewegtbildexpertin in Aktion
Alumni-Portrait über die Content-Creatorin Christine Rossig
Von Katharina Mauderer
„Kreativ werden und mit der Kamera losziehen“ – mit diesen Wünschen begann Christine Rossig den Bachelor der Medienwissenschaft an der Uni Tübingen. Besonders die Mischung aus Praxis und Wissenschaft sprach sie an. Mittlerweile arbeitet sie als begeisterte Content-Creatorin bei der Banauten GmbH. Im Gegensatz zur klassischen Werbeagentur mit klarer Personenverteilung für Konzeption, Umsetzung und Postproduktion sind Content Creator*innen in all diesen Bereichen tätig. So arbeiten Christine je nach Projekt in jeder Phase mit. Im folgenden Portrait erfahrt ihr mehr über ihren Werdegang und den Job als Content Creator*in.
Von Campus-TV zur Agentur…
Christine wollte in ihrem Studium „auf jeden Fall etwas Kreatives“ machen. So fiel ihre Wahl auf das Studium der Medienwissenschaft. Mit der Kombination ihres Nebenfaches Französisch erhoffte sie sich ursprünglich, im späteren Berufsleben einen Platz in der PR-Abteilung eines Unternehmens zu ergattern, welches auf Deutsch und Französisch kommuniziert. Doch ihr Werdegang entwickelte sich in eine andere Richtung. Durch die Messe „Adday Adnight“ in Stuttgart wurde sie auf die Agentur fischerAppelt aufmerksam, bei welcher sie schließlich ein Praktikum im Bereich Branded Entertainment absolvierte.
Während dieser Zeit half ihr die Teilnahme bei CampusTV sehr. So konnte sie bereits erste Erfahrungen zu redaktionellem Arbeiten, der Kameraarbeit und zu Filmkonzepten mitbringen und weiter vertiefen. Sie entdeckte den Beruf der Bewegtbildredakteurin, welcher später auch ihr Einstieg in das Berufsleben wurde.
…und von der Agentur zum Start-up.
Gehen wenn es am schönsten ist: Nach einer großartigen Zeit bei fischerAppelt entschied sich Christine für einen beruflichen Wechsel und gewann Interesse am Start-up-Gedanken. Heute ist sie als Content-Creatorin / Multimedia-Redakteurin Teil der Banauten GmbH. Da sie bereits in ihrer vorherigen Stelle im Bereich des Bewegtbildes arbeitete, ist sie dort gleichzeitig Bewegtbildexpertin. Vor allem ihr Wissen zum dramaturgischen Aufbau eines Filmes, zu Elementen des Storytellings, den Regeln zum Filmschnitt und der Medienwirkungspsychologie kann sie aus dem Medienwissenschaftsstudium anwenden. Zudem sind auch hier ihre Erfahrungen bei CampusTV präsent. „Ich kann es nur empfehlen, dass man während des Studiums praktische Erfahrungen sammelt“, so Christine.
Strategie und Analyse trifft auf Kreation
Als Content-Creatorin ist Christine Teil des Kreationsteams und arbeitet eng mit dem Bereich der Strategie zusammen. Je nach Bedürfnissen der Kund*innen wird unterschiedlich vorgegangen. Oft werden Kund*innen der Banauten von den Strateg*innen beraten und eine Social-Media-Strategie wird erarbeitet. Hierfür muss man „immer up-to-date sein, mit dem Strom der Zeit schwimmen und eigentlich voraus“, sagt sie. Von der Strategie geht es im nächsten Schritt zur Kreation, also zu Christine. Auf Basis der strategischen Herleitung entwickelt sie Content-Formate und dafür ein grundlegendes Konzept, wie diese umgesetzt werden können.
Was ist neu, modern und kommt gut an? Was machen andere, wie kann man das verbessern? Welche Trends gibt es? Wie können bestehende Ideen neu kombiniert werden?
Die Ideenfindung kann, je nach Situation, von einem Nachmittag bis zu ganzen zwei Wochen dauern. In großer Runde, manchmal auch zu zweit, gibt es ein Brainstorming, um möglichst schnell die Idee herauszufiltern, welche Potenzial hat. Wenn es soweit ist, geht es anschließend in die Feinplanung. Soll ein Film umgesetzt werden, übernimmt Christine als Content-Creatorin viele unterschiedliche Aufgaben. In der Pre-Production erstellt sie einen Drehplan, schreibt eine Shotlist, führt das Schauspiel-Casting durch und sucht eine geeignete Location. Sie erarbeitet Drehbücher, welche dem Kunden präsentiert werden und bei deren Umsetzung sie schließlich Regie führt. Auch die Postproduktion und deren Betreuung gehört zu Christines Aufgaben. Sie wählt die passende Musik aus und macht den Rohschnitt. Je nach Projekt müssen auch Social Media-Texte geschrieben, oder Hashtags und Titel ausgewählt werden. In ihrem Beruf als Content-Creatorin ist Christine also in viele verschiedene Prozesse eingebunden und ihre Aufgaben erstrecken sich von Anfang bis Ende einer Produktion.
Das Eintauchen in neue Themen begeistert Christine: „Durch die Arbeit erhält man Einblicke, welche man sonst nicht einfach so bekommen würde.“ Mit dem Kunden Mercedes-AMG bekommt sie zum Beispiel viele neue Eindrücke aus der Automobilbranche. Durch die veränderten Arbeitsbedingungen, aufgrund des Lockdowns, musste auch hier umgedacht werden. Christine erzählt von einer Kampagne namens HOMEPERFORMANCE, bei welcher die Community einen Blick hinter die Kulissen von Mercedes-AMG bekommt – von der Motorenmanufaktur bis ins Archiv. Hier erstellten Brand Ambassadors und Freunde der AMG-Family selbst Content, den die Banauten aufbereiteten. So zum Beispiel auch Linkin Park, für die Christine ein Briefing schrieb. Die Band schickte dann selbst produzierte Videos, aus denen sie ein Snippet für die Mercedes-AMG Social Media-Kanäle schnitt. Normalerweise wäre hier ein professionelles Kamerateam vor Ort gewesen. Für Christine war es spannend das Thema Content-Erstellung aus einer anderen Sichtweise betrachten zu können.
Als Content-Creatorin im Bereich Bewegtbild hat sie „die kreative Verantwortung, für alles, was an Bewegtbild produziert wird“. So erstellte sie zum Beispiel für die Produktion der Social Assets der XMAS-Kampagne der Marke ghd, den Drehplan und war für das Briefing der beteiligten Influencer*innen und die Regie zuständig.
In Fällen, in denen es ihr schwerfällt, sich mit einem Produkt zu identifizieren oder für eine ihr fremde Zielgruppe zu produzieren, hilft ihr eine gute innere Balance. Die Unterscheidung zwischen Job und eigener Einstellung muss in einem guten Gleichgewicht sein. Zudem ist es wichtig, sich in die Zielgruppe reinzuversetzen. Eine gute Recherche ist hierfür sehr bedeutend: „Wenn man sich da reingedacht hat und das versteht, dann fällt es auch leichter.“
In der Umsetzung machen ihr Videos mit professionellem Filmset und detallierter Shotlist genau so viel Spaß wie redaktionelle Drehs, bei denen der Fokus auf Authentizität liegt und man manchmal nicht ganz genau weiß, was passiert. Letztere haben einen vorgegebenen Rahmen und eine Storyline, aber es gibt zum Beispiel keinen Sprechertext. „Ich mag tatsächlich die Abwechslung. Ich glaub,e was sich einfach am Besten anfühlt, ist, wenn der Dreh glatt läuft, alles funktioniert und das Video danach gut ankommt und die Leute es cool finden.“
Ehrenamt in der Welt der Medien
Außerhalb ihres Berufes strebt Christine eine ehrenamtliche Tätigkeit im medialen Bereich an. Die Entwicklung eines multimedialen Blogs am Ende ihres Studiums verfolgte das Thema der Obdachlosigkeit. Zusammen mit Oliver Häußler erarbeitete sie ein Konzept, bei dem Obdachlose mit Kameras ihre persönliche Welt dokumentieren und zeigen konnten. Soziale Themen interessieren Christine sehr, weshalb sie sich daraufhin entschloss, die Straßenzeitung Trottwar zu unterstützen. In Zukunft möchte sie gerne das Ziel einer Schreibwerkstatt verfolgen, um zusammen mit obdachlosen Menschen zu schreiben.
Abschließend beantwortet Christine euch noch, welche Interessen Studierende für den Beruf als Content-Creator*in mitbringen sollten und was dieser den Mewi-Absolvent*innen bietet.
3 Fragen an Christine
Welche Eigenschaften/Interessen sollten Studierende für den Beruf als Content Creator*in mitbringen?
„Für diesen Job sollten Studierende eine Vielzahl an Interessen mitbringen. Das heißt nicht, dass man sich nicht auf eine Tätigkeit im Besonderen spezialisieren kann, aber ein breites Fachwissen zu verschiedenen Themen- und Aufgabenbereichen ist sehr von Nutzen. Kreativität und Mut, Spontanität und Pioniergeist schaden auch nicht, denn man gehört vielleicht zu den ersten, die einen neuen Trend ausprobieren oder ist allein auf weiter Flur, wenn man den perfekten Moment einfangen muss und nur sein iPhone zur Hand hat.“
Was bietet der Job als Content Creator*in den MeWi-Absolvent*innen?
„Das Gute an diesem Beruf ist, dass man sich nicht auf eine einzelne Tätigkeit festlegen muss. Du kannst Produzent*in und Cutter*in, Konzepter*in und Regisseur*in, Fotograf*in und Art Director*in in einer Person sein. Das heißt: Du hast extrem viel Abwechslung und keinen klassischen Berufsalltag.“
Was möchtest du Mewi-Studierenden für ihren Berufsweg/das Mewi-Studium mitgeben?
„Wenn ihr nicht von Anfang an wisst, was euer Steckenpferd ist, dann ist das gar kein Problem, aber: Sammelt so viel praktische Erfahrung wie möglich. Sei es durch eigene Projekte, Praktika oder Angebote der Universität. Jede der vorher genannten Erfahrungen wird euch später im Berufsleben helfen.“