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Mit Influencer-Marketing am Puls der Zeit

Alumni-Portrait über die Influencer-Marketing-Managerin Homa Kheredmand

Von Runa Marold

„Hätte man mich am Anfang vom Studium gefragt, ob ich später Marketing mache, hätte ich auch eher nein gesagt und jetzt bin ich ganz froh, dort wo ich gelandet bin. Man hat das Gefühl, man kann alles so ein bisschen.“ – Von Werbung über Marketing bis hin zu Social Media, Homa Kheredmand hat sich in ihrem Studium breit aufgestellt, was ihr auch bei ihrem heutigen Job zu Gute kommt. 

Das Gefühl, alles ein bisschen zu können, aber nichts so richtig ist ein wiederkehrendes Thema in dem Interview, das ich mit Homa Kheredmand führen durfte. Das Studium im Bereich der Medienwissenschaft vermittelt viele diverse Kompetenzen. Doch gerade diese Diversität verunsichert so manche Studierende dahingehend, kein Expertenwissen für einen speziellen Bereich mitzubringen, sobald es ins Berufsleben geht. Dementsprechend schwer kann die Auswahl des passenden Berufes fallen. Homa sieht einen Vorteil darin, sich im Studium nicht nur auf einen Bereich zu fokussieren. Viele der Kompetenzen, die sie während der Studienzeit erlernt hat, kommen jetzt zum Einsatz. So spielen nicht zuletzt Projektmanagement, Kommunikation und Teamwork eine große Rolle. „Als Berufseinsteiger*in lernst Du einfach nochmal wahnsinnig viel“, argumentiert sie und erwähnt, dass sie selbst viel Spaß an kreativen Prozessen hat und sich dahingehend in ihrem Beruf ausleben kann.

 

Die Schnittstelle zwischen Influencer*innen und Unternehmen

Seit rund eineinhalb Jahren ist Homa bei der Marketingagentur 0711, im Bereich Influencer- und Social Media Marketing, tätig und sehr zufrieden mit ihrer Berufswahl. Nach dem Studium der Medienwissenschaft hat sie sich auf ein paar ausgewählte Positionen beworben. Dabei hat sie vorrangig im Berufsfeld des Social Media Marketing gesucht. Das Influencer Marketing kam dann durch die Agentur dazu. Doch was kann man sich genau darunter vorstellen?

Bild: Homa Kheredmand.

Die Agentur, bei der Homa arbeitet, hilft Firmen, ihre Interessen und Produkte online zu vermarkten. Dazu gehören, wie der Name schon sagt, Social Media-Plattformen, ebenso wie Influencer*innen. Im klassischen Sinne fragt ein Kunde bei der Agentur an und möchte zum Beispiel ein Getränk vermarkten. Es wird herausgearbeitet, worum es dem Kunden geht und was seine Wünsche oder Erwartungen sind. Dann wird überlegt, welche Plattform und/oder welche*r Influencer*in in Frage kommen könnte, um das Getränk zu vermarkten. Steht ein*e Influencer*in fest, wird diese*r angefragt. Dabei erwähnt Homa, dass es nicht unbedingt für alle Kund*innen empfehlenswert ist, mit Influencer*innen zusammenzuarbeiten. Es muss immer alles abgestimmt und vor allem kommuniziert werden. Die hohe Bedeutung der aufrichtigen Kommunikation aller Parteien geht immer wieder aus unserem Gespräch hervor. Zu vermerken ist auch, dass sich die Strategien immer wieder unterscheiden. Es gibt Situationen, in denen Influencer*innen von ihrer Seite die Agentur oder die Kund*innen direkt anfragen. Manchmal werden auch Produkttests an Influencer*innen rausgeschickt. Bei der Wahl der Influencer*innen kommt es in erster Linie auf das Interesse beider Parteien an. Homa vermerkt zudem, dass es nicht primär wichtig ist, dass ein*e Influencer*in eine möglichst große Reichweite und viele Follower*innen hat. Im Gegenteil sind kleinere Influencer*innen manchmal besser geeignet. „Was ganz wichtig ist, ist, dass du einfach von vornherein Influencer*innen raussuchst, die passen. Es geht wirklich viel Zeit drauf für die ordentliche Recherche.“ Häufig handelt es sich auch nicht nur um Produkte, die vermarktet werden sollen, sondern zum Beispiel auch um Events, Kulturkampagnen oder Recruiting-Strategien.

Social Media als Interaktionstool

Auf der anderen Seite ist Homa in der Agentur für das Social Media Marketing zuständig. Dieses Feld beinhaltet unter anderem das Erstellen von Redaktionsplänen und Konzepten für Kampagnen, das Einarbeiten in neue Plattformen oder das Pflegen der Onlinepräsenz von Unternehmen. Zum Beispiel schaut sie regelmäßig auf den Kanälen ihrer Kund*innen nach, ob neue Anfragen von Nutzer*innen reinkommen, die sie entweder selbst beantwortet oder mit den Kund*innen bespricht. Auf mein Kommentar, dass ich Angst hätte, irgendetwas falsches im Namen des Unternehmens zu schreiben, reagiert Homa mit einem Lachen: „Also ich muss sagen, ganz am Anfang war ich auch noch ziemlich ängstlich, weil man wirklich keinen Fehler machen will bei den Kommentaren, wenn man antwortet. Das legt sich nach einer Weile tatsächlich.“ Sie fügt hinzu, dass es immer auf die Kund*innen und den Inhalt des Kommentars ankommt. Wenn es sich zum Beispiel um Fakten das Unternehmen betreffend handelt, sollte man im Zweifelsfall immer lieber noch einmal nachfragen. Unternehmen, in deren Namen Homa Postings verfasst, kennt sie in der Regel aber auch sehr gut, sodass sie einschätzen kann, wann sie selbst etwas verfassen kann und wann sie lieber das Unternehmen fragt.

 

Die kreativen Ecken der Medienwelt 

Natürlich interessiert mich auch, wie das medienwissenschaftliche Studium in Homas Berufsweg hineinpasst. Angefangen hat ihr akademische Werdegang mit einem Studium im Bereich Medien- und Kommunikationswissenschaft sowie Soziologie im Nebenfach, bevor Homa dann nach Tübingen ging, um dort ihren Master zu machen. Sie beschreibt, wie ihr das, teilweise doch recht theoretische Studium, jetzt noch dabei hillft, richtig zu recherchieren. Vor allem, wenn es darum geht, herauszufinden, wie seriös eine Quelle ist, weiß sie genau, wonach sie suchen muss und welche Fragen zu stellen sind. Hinzu kommen praktische Fähigkeiten im Bereich der Bild- und Videobearbeitung, die ihr oft weiterhelfen. Während ihrer Studienzeit sammelte Homa Redaktionserfahrung bei Online-Redaktionen und dem SWR. Zwar fand sie die Erfahrungen bereichernd, entschied sich dann aber doch für einen Beruf, der mehr praktische kreative Arbeiten beinhaltet. Auch für ihren zukünftigen Werdegang ist dies ein wichtiges Kriterium: „Ich könnte mir durchaus vorstellen, in einen noch kreativeren Bereich einzusteigen.“ Social Media Marketing bleibt in diesem Zusammenhang jedoch das Kerninteresse von Homa. Sie erwähnt auch, dass es durchaus oft vorkommt, dass sich jemand aus einer Agentur heraus selbstständig macht und dann als Freelancer*in weiter arbeitet. Auch diese Möglichkeit möchte sie für sich nicht ausschließen.

Zum Schluss habe ich Homa natürlich auch noch gefragt, ob sie Tipps oder Hinweise für uns Studierende hat, die sich für dieses oder ein angrenzendes Berufsfeld interessieren. In erster Linie sollte man sich gut über den Job informieren, den man machen möchte und im Idealfall präzise nach Angeboten suchen. Es ist gut, sich vorher Gedanken darüber zu machen, weshalb man etwas besonders gut oder schlecht findet. Weshalb gefällt einem zum Beispiel Instagram als Plattform besser als Twitter? Homa erwähnt, dass sie ein besonderes Interesse an Product Placements entwickelt hat; darunter die Frage, wie die Produkte in den Content der Influencer*innen eingebaut werden und wie diese sich damit identifizieren können. Es ist zudem durchaus erlaubt, eine begründete negative Meinung zu bestimmten Themen zu haben. Man sollte jedoch trotzdem offen sein, sich auch mit diesen Themen im Detail auseinanderzusetzen und nichts von vornherein ablehnen. Wichtig ist jedoch, mit einer kleinen Portion Skepsis an manches heran zu gehen. In diesem Zusammenhang fällt vor allem der Begriff Datenschutz bei Social Media Plattformen. „Das sind Punkte, die man im Hinterkopf haben muss. Das ist auch nichts, wo ich sage: Auf die leichte Schulter nehmen. Also wirklich auch immer mit einem kritischen Auge drauf gucken.“

Als letztes rät Homa mir dazu, im Studium möglichst viel aus den Kursen mitzunehmen. Gegen Ende ihres Studiums hat sie zum Beispiel Kurse für die Nutzung von Photoshop, Illustrator und Typo3 belegt, die ihr im heutigen Arbeitsalltag nicht nur helfen, sondern ihr auch viel Zeit sparen. Unser Gespräch endet damit, dass wir uns über die Möglichkeiten und Vielfalt der Berufswahl unterhalten und wie überfordert man sich als Studierende damit zum Teil fühlt. „Ich glaube, auch im Medienbereich rutscht man einfach überall rein. Es gibt wahnsinnig spannende Ecken und ich habe auch das Gefühl, dass alles immer mehr miteinander verschwimmt. Nimm einfach irgendwie alles praktische mit, was du mitnehmen kannst, das schadet nie.“