Das Team hinter dem Film
von Andrea Kroner
Wie entsteht eigentlich ein Film aus einer Idee? Und welche Möglichkeiten gibt es, einen Animationsfilm zu produzieren? Verschiedene Studios haben sich im Rahmen des ITFS vorgestellt und einen kleinen Einblick in ihre Arbeit gegeben.
Studio Soi – Ludwigsburg
Im Jahr 2003 entschieden sich sieben Absolventen der Filmakademie, eine eigene Firma zu gründen – heute beschäftigen sie bis zu 100 Spezialisten aus aller Welt und produzieren erfolgreich Animationsfilme für Kinder. Eine ihrer bekanntesten Co-Produktionen ist „Der Grüffelo“, ein Kurzfilm über ein Ungeheuer, das von einer Maus das Fürchten lernt.
Derzeit verfolgt das Studio zwei verschiedene Projekte: Zum einen „Trudes Tier“ für „Die Sendung mit der Maus“. Die Idee dazu stammt aus dem eigenen Team und soll den Kindern helfen, mehr Vertrauen zu sich selbst zu entwickeln und fürs Leben zu lernen. Die andere Serie handelt vom Bären „Petzi“, der mit seinen Freunden zahlreiche Abenteuer bestehen muss. Hier dienen 35 Comics als Vorlage. Dadurch hat man einerseits eine Orientierungshilfe, muss sich aber auch überlegen, wie man die Inhalte am Besten in das Medium Film „übersetzen“ kann. Doch das Team hatte viele Freiheiten – oft entstand eine Episode aus einem einzigen Bild im Comic.
Il Luster – Utrecht
Dieses niederländische Studio hat sich auf unabhängige Kurzfilme spezialisiert und bisher schon mehr als 50 produziert. Gegründet wurde es 1996 von vier Produzenten, die sich seitdem ein weitläufiges Netzwerk aufgebaut haben. Im Laufe der Zeit kam auch die Produktion von Fernsehserien und zwei Langfilme hinzu. Das Publikum des ITFS konnten sie dieses Jahr so von sich überzeugen, dass der „SWR-Publikumspreis“ an einen ihrer Filme ging.
Saban Brands – Los Angeles
Die wohl bekannteste Serie dieses Studios sind die „Power Rangers“. Davon abgesehen hat es viel mit bekannten Marken gearbeitet und diese in Kinderserien verwandelt. So beispielsweise Paul Frank, dessen Tierfiguren in Vorschulalter versetzt und zu „Julius Jr.“ wurden. Auch das aktuelle Projekt „Luna Petunia“ arbeitet nach diesem Prinzip: Es nimmt die Akribatikshows des „Cirque du Soleil“ als Vorlage und macht daraus eine bunte Welt voller Überraschungen und magischer Wesen. Dabei hat sich nicht nur das Medium, sondern auch das Zielpublikum geändert. Es richtet sich an Mädchen im Vorschulalter und ist, wie alle Serien von „Saban Brands“, stark geschlechtsspezifisch.
LAIKA – Portland
Für seine Produktionen braucht dieses Studio nicht nur Computer zum Animieren, sondern auch Arbeitsraum in der Größe von 2,5 Fußballfeldern. Denn seine Filme entstehen durch Stop-Motion-Technik. Für jeden einzelnen Film werden deshalb mittels 3D-Druck Figuren und Hintergründe erschaffen – rund 60.000 verschiedene Gesichter, von denen über 5.000 an die Hauptfigur gehen, ebenso wie etwa 50 Perücken. Dadurch haben sie es beispielsweise bei „Coraline“ geschafft, über 90% der Szenen mittels Stop-Motion zu drehen.
Bei ihrer neuesten Produktion „Kubo – Der tapfere Samurai“ ist das anders: Viele Hintergründe wie beispielsweise Wasser sind nur sehr schwer nachbaubar. Deshalb werden sie mittels Computern animiert, die Figuren jedoch weiterhin in Kleinstarbeit bewegt. Denn an einem guten Tag können maximal drei bis vier Filmsekunden gedreht werden.
A Film Production – Kopenhagen
Nach seiner Gründung 1988 hat sich das Studio hauptsächlich mit Werbung, einer guten Einnahmequelle, beschäftigt. Mit Filmen beschäftigten sie sich erst nach dem Erfolg von „Arielle, die Meerjungfrau“. Die großen Studios konnte die Nachfrage nach klassischen Animationsfilmen nur stillen, indem sie kleinere Firmen engagierten. Mit „Jungle Jack“ entstand 1993 der erste eigene Film, der 400.000 Besucher in die Kinos lockte. Doch bei Eigenproduktionen muss das Studio enorm auf seine Kosten achten, mehr als zwei Millionen Euro Kosten kann es sich nicht leisten. Um Risiko und Ausgaben noch weiter zu senken, stützen sie sich viel auf Co-Produktionen. Ihr Hauptpartner ist „Kiddinx“ mit Serien wie „Benjamin Blümchen“ und „Bibi Blocksberg“.
Ein breites Spektrum
Wie auch bei Spielfilmen kennt man meist nur die Filme der großen Studios. Doch blickt man einmal über den Tellerrand hinaus, kann man Erstaunliches entdecken. Denn auch kleinere Entwickler schaffen oft großartige Filme – das ITFS ist der beste Beweis dafür.
Foto: ITFS