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Vegan leben – Trend oder echte Überzeugung?

Von Victoria Klupp

Testweise ausprobieren und danach sogar als Lebenseinstellung übernehmen – So verhält es sich bei immer mehr Menschen in Sachen Veganismus. Nahezu jede*r ist schon mal – mehr oder weniger intensiv – mit dem Trend der veganen Lebensweise in Berührung gekommen (besonders vermehrt durch den sogenannten „Veganuary“). Hat eine vegane Lebensweise das Potential, sich in Zukunft bei der Mehrheit durchzusetzen oder ist Veganleben nur ein Trend?

Wenn es um Veganismus geht, sind die Meinungen zwiegespalten. Vegansein löst bei den vielen primär den Gedanken an eine vegane Ernährung aus. Für Veganer*innen ist Veganismus ist jedoch meist eine ganzheitliche Lebenshaltung. Wer vegan lebt, hat sich intensiv mit ethischen, ökonomischen und gesundheitlichen Aspekten auseinandergesetzt. Es bedeutet aber zugleich, gegen den Strom zu schwimmen. Die Lebensweise ist nach der Überzeugung, vegan zu leben, ausgerichtet. Ein veganer Lebensstil bietet – trotz zahlreicher Gegenstimmen – das Potential, einen positiven Beitrag für Tiere, Umwelt, Mitmenschen und für sich selbst zu leisten.

Neue Akzente setzen

Kälbchen – Beliebt bei Fleischesser*innen. Bild: Pixabay. 

Ein häufiger Beweggrund, auf tierische Produkte zu verzichten, ist es, den Tieren Leid ersparen zu wollen. Zahlreiche Produkte werben mit idyllischen Bauernhofbildern und einem liebevollen Umgang mit den Tieren. Wie wir wissen, ist dies oft weit entfernt von der Realität. Obwohl uns bewusst ist, dass die in Medien dargestellten Bilder kritisch hinterfragt werden sollten, fällt es uns schwer, der Realität ins Auge zu blicken. Traurig aber wahr: Der Profit steht meist im Fokus. Das Tierleben wird schamlos ausgenutzt. Wir Menschen erwirtschaften Gewinn auf Kosten der Tiere. Hat die Menschheit wirklich vergessen, dass Tiere Lebewesen sind, die Schmerz und Leid empfinden können?

Kulturell gibt es, was den Fleischkonsum anbelangt, schon lange große Differenzen. Wir empören uns dennoch daran, wenn in manchen Kulturen – im Vergleich zu gängigen Fleischsorten, wie Schwein oder Rind – Hund, Katze oder Schildkröte wie selbstverständlich auf der Speisekarte stehen. Doch macht es wirklich einen so gravierenden Unterschied, welche Tierart verzehrt wird? Jedes Tier sollte doch gleichermaßen geachtet werden.

Veganer*innen haben sich dazu entschieden, sich reflektiert mit ihrem tagtäglichen Konsum auseinanderzusetzen. Dabei wird keine einzige Tierart verzehrt. Ebenso wird auf alle vom Tier stammenden Produkte verzichtet. Milchprodukte und Eier sind nämlich meist ebenfalls mit tierischem Leid verbunden. Wir entscheiden gewissermaßen, welche Hühner eine Chance auf Leben bekommen. Männliche Hühner geben uns keine Eier und werden daher als „unbrauchbar“ bewertet und sofort getötet. Kühe werden zu Gebärmaschinen, um genug Milch zu produzieren. Die Kälbchen werden kurz nach Geburt der Mutterkuh entrissen, um die Milch den Menschen zu sichern. Dem Kälbchen steht schon bald eine Zukunft als Kalbsschnitzel oder Milchkuh bevor. Die Kühe spüren sehr wohl den Verlust ihrer Kälbchen und leiden darunter. Wir Mensch sind so stark auf Gewinnmaximierung ausgelegt, dass die Milchleistung der Milchkühe enorm gestiegen ist. Das Resultat sind extrem gefüllte Euter, mit denen die Milchkühe unter Schmerzen leben müssen.

Tut Gutes für euch selbst!

Was macht unser täglicher Konsum mit uns? Bild: Pixabay.

Unser Gesundheitsbewusstsein hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Wir wissen, dass Zivilisationskrankheiten, wie Osteoporose, Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes und Übergewicht mit unseren Essgewohnheiten zusammenhängen.

Immer mehr Fleisch- und Milchprodukte, sowie Fertiggerichte und Fastfood stehen auf unserem alltäglichen Speiseplan. Unser Cholesterinspiegel schnellt in die Höhe und zwar kontinuierlich. Trägheit ist oft die Folge. Es zeigt sich jedoch, dass Menschen, die bewusst auf diese Lebensmittel verzichten, mehr Energie und ein höheres Wohlbefinden besitzen. Bei Veganismus stellt sich immer wieder die Frage, ob dabei nicht Mangelerscheinungen essentieller Nährstoffe auftreten. Mit Ausnahme von Vitamin B12 und Vitamin D müssen in den meisten Fällen keine zusätzlichen Nährstoffe supplementiert werden. Mit einer Mangelernährung muss also nicht zwangsweise gerechnet werden, wenn man wichtige Grundsätze und eine ausgewogene Ernährung beachtet. Vielmehr im Fokus soll eine Ernährung mit weniger Cholesterin, Antibiotika und Hormonen durch Verzicht auf Fleisch- und Milchprodukte stehen. Denn du bist bekanntlich, was du isst.

Reduzierung des Welthungers und Entlastung der Umwelt

Gefangen im Netz. Bild: Pixabay.

Es ist wichtig, einen Blick auf unsere Umwelt zu werfen. Tierische Produkte benötigen viel Wasser und Nahrung, um schlussendlich selbst verwertet werden zu können. Damit geht einher, dass riesige Mengen an Getreide, bzw. Soja für die Tiernahrung aufgebracht werden muss. 70 Prozent des weltweiten Getreideanbaus wird für die Tierfütterung gebraucht. Für ein Kilogramm Fleisch werden ca. 16 Kilogramm Getreide benötigt. Dieses wird zum Teil aus Ländern, wie Südamerika bezogen, wofür der Regenwald stückweise abgebaut wird und lange Fahrtwege notwendig sind. Riesige Mengen an Wasser werden für diesen Getreideanbau und die Tiere selbst benötigt.

Das Ökosystem durchlebt eine Katastrophe. Meere werden leergefischt und zahlreiche Tierarten sind vom Aussterben bedroht, da sie als Beifang ihr Todesurteil erleben müssen.

Unserer Umwelt gegenüber ist das mehr als unfair. Wir könnten unseren Ideenreichtum sinnvoller einsetzen und mit einem geringeren Ressourcenverbrauch zum Erhalt der Erde, wie wir sie bisher kannten, beitragen. Die Schere zwischen einem Leben im Überfluss und den Menschen, die um ihr Überleben kämpfen, steigt durch zunehmenden Konsum. Wir sind alle ein Teil davon, diesem Umdenken Anerkennung und eine echte Chance zu geben.

Akzeptanz und Toleranz

Vegane Burger sind so beliebt wie nie. Bild: Pixabay.

Gleichzeitig sind wir Menschen so weltoffen geworden wie nie. Wir interessieren uns für verschiedene Kulturen, Erfindungen und neue Erfahrungen. Dies zeigt sich auch in der Akzeptanz gegenüber Veganer*innen. In vielen Restaurants gibt es mittlerweile vegane Speisen. Das Lebensmitttelangebot wird durch vegane Alternativen ergänzt.

Kosmetik setzt auf vegane Inhaltsstoffe und stellt sich gegen Tierversuche. Dadurch werden wir zum Teil ganz neu aufmerksam darauf, wo wir es überall mit Produkten zu tun haben, die auf tierischer „Grundlage“ basieren. Wir reflektieren häufiger, ob es Wert ist, diese auf Kosten der Tiere auszutragen oder ob diese Handlungsweise überhaupt im Verhältnis steht, so zu wirtschaften und die Rechte und das Leben der Tiere auszunutzen. Das Ziel: Ein gutes Gefühl bei der Auswahl von Produkten zu haben und zugleich zu wissen, dass man beim (gemäßigten) Konsum einen sinnvollen Beitrag zur Welt leistet.

Auch, wenn ein veganer Lebensstil noch mit vielen Vorurteilen zu kämpfen hat und seine Anhänger*innen immer noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen: Menschen, die sich einmal für Veganismus interessieren und mehr darüber etwas lesen, finden schnell selbst Argumente, die dafür sprechen. Vegane Gerichte müssen nicht allen schmecken, sie sind jedoch vollwertig, bedeuten weniger Leid für Tier und Umwelt und können – dank veganem Hack und co. – so manches Fast Food ersetzen.