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Untergang der Zeitung – Haben Printmedien eine Überlebenschance?

Von Hannah Wagner

Immer weniger Menschen nehmen eine haptische Zeitung in die Hand, um sich über die neuesten Geschehnisse in der Welt zu informieren. Zahlreiche der größten Zeitungsunternehmen Deutschlands, wie die Bild oder die Frankfurter Allgemeine bieten ihre Informationen mittlerweile auch in Form von Online-Newslettern oder Apps an. Damit sorgen sie unter anderem dafür, dass Printausgaben immer mehr vom Markt verdrängt werden. Wird die gedruckte Zeitung im Laufe der nächsten Jahre komplett von der Bildfläche verschwinden? Oder wird sie auch in Zukunft, wenn auch nur im geringen Ausmaß, Teil unserer täglichen Informationsbeschaffung bleiben?

Gerade für die ältere, nicht-digitale Generation ist der morgendliche Gang zum Briefkasten ein gewohntes Ritual. Beim entspannten Frühstück werden die wichtigsten Nachrichten des Tages aufgenommen. Für viele junge Menschen ist dieses Szenario weitestgehend unvorstellbar. Und ich muss gestehen, dass auch ich keine Ausnahme bin. Anstatt uns Informationen mühsam aus den vielen Zeitungsseiten zu sammeln, greifen wir lieber zum Smartphone. Wichtige Informationen erscheinen auf unserem Display als Push-Nachricht. Andere Themen, die uns interessieren, können problemlos mit einem kurzen Klick bei Facebook, Instagram & Co nachgeschaut werden.

Rückgang der Verkaufszahlen – bedingt durch das digitale Zeitalter 

Alle wichtigen Informationen mit nur einem Klick – Nachrichtenapps punkten mit einfacher Bedienbarkeit. Bildquelle: Pixabay.

Mit der Jahrtausendwende begann nicht nur ein neues Zeitalter. Eine neue, technikversiertere Generation wuchs heran. Viele der Generation „Nachrichten-Apps“ hat sich vermutlich noch nie eine physische Ausgabe einer Zeitung gekauft. Nun haben wir aber das Glück, dass wir mittlerweile in einer Zeit leben, in der technisch vieles möglich und das gar nicht mehr nötig ist.       

Die Entwicklung in Richtung der Digitalisierung der Printmedien hat aber erstaunlicherweise nicht erst in den letzten 10-20 Jahren stattgefunden. Überraschenderweise hatten die Verkaufszahlen der Zeitungen ihren Höchststand in den 1980er Jahren (Quelle: FAZ). Dies liegt nicht zuletzt daran, dass das Privatfernsehen zu dieser Zeit einen enormen Aufschwung erlebte. Nachrichtensendungen wurden attraktiver und zuschauerfreundlicher gestaltet. Somit kam ein neues, informationsübermittelnde Medium auf den Markt.

Eine Studie zum Vergleich von Print-und Onlinezeitungen, durchgeführt im Jahr 2000 von Matthias Zürn, zu diesem Zeitpunkt Online-Redakteur der Mannheimer Morgen Großdruckerei, hat deutliche Ergebnisse gezeigt: Nachdem der Aufschwung des Privatfernsehens der Zeitungsindustrie zusetzte, wählten die Verlage einen entscheidenden Weg. Im Oktober 1995 schlägt die Süddeutsche Zeitung neue Wege ein und entscheidet sich, ausgewählte Artikel den Leser*innen online zur Verfügung zu stellen. Schon knapp 4 Jahre später (Ende 1999) werden etwa 50% der Artikel der Printausgabe ins Online-Angebot aufgenommen. Ein klarer Trend ist erkennbar: Printzeitungen verlieren an Popularität.

Obwohl die Verkaufszahlen stetig sinken, werden aber immer noch einige Printausgaben verschiedener Zeitungen verkauft. Um aber für ein dauerhaftes Fortbestehen der Printzeitungen zu sorgen, muss es der Industrie aber gelingen, das Interesse jüngerer Leser*innen zu wecken. Ist das eine machbare Aufgabe? Patrick Bernau, Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, Rainer Hank, Freier-Autor in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und Winand von Petersdorff, Wirtschaftskorrespondent in Washington, sehen das eher kritisch. 2014 veröffentlichen sie dazu einen interessanten Artikel in der FAZ. Darin vergleichen sie Zeitungen mit einer Zigarette. So hätten Verlage die Aufgabe, besonders die jüngere Kundschaft  so anzufixen, dass Zeitunglesen zur Gewohnheit werde. Aber wie soll das funktionieren, neben dem Bestehen einer Vielzahl an Online-Medien? Das erscheint, wie jemanden zu zwingen, an einer Schreibmaschine zu sitzen, um ihn davon „abhängig“ zu machen, wenn der Person gleichzeitig ein deutlich leichter bedienbarer Computer zum Schreiben zur Verfügung steht.

Alt ist nicht immer gleich schlecht

Auch, wenn Zeitungen als solche eher altmodisch erscheinen, gibt es doch einige Vorteile und gute Gründe, die für den Griff zur Printausgabe sprechen. Als ich meinem Vater vor kurzem erklärt habe, dass Zeitungen längst überflüssig seien, war er ganz empört. Seiner Meinung nach könnten Online-Formate zwar die gleiche Wissensmenge übermitteln, aber ein entscheidender Aspekt fehle ihm: Zeitungen und Printmedien im Allgemeinen sind viel greifbarer. Für ihn bedeutet es sehr viel, etwas in der Hand halten und das Papier fühlen zu können. Manche Leser*innen finden außerdem, dass sich die Informationen besser einprägen ließen, wenn diese auf einem haptischen Blatt Papier abgedruckt sind. Ein weiterer wichtiger Aspekt dabei sind Übersichtlichkeit und Strukturierung. Mein Vater liest gerne Zeitung, weil er auf Anhieb weiß, wo welche Informationen und Beiträge zu finden sind. Sportberichte bilden eine eigene Seite, aber auch lokale Ereignisse stehen geordnet zusammen. Für ihn stellen Apps eine chaotische Ansammlung an Informationen dar, bei der man schwer durchblickt was wichtig und was nebensächlich ist.

Fake News – Ein Problem des Internets

Fake News: Zu Zeiten von Printzeitungen als dominierendes Wissensmedium noch kein Begriff. Bildquelle: Pixabay.

Pro Printzeitung: Eine gedruckte Zeitung als Printmedium weist deutlich seltener unbelegte Quellen auf, da sie im Schnitt mehr Faktenchecks vor Veröffentlichung durchläuft. Das Phänomen der Fake News findet hauptsächlich im Internet statt. Falsche Informationen überschatten hier, besonders aus sozialen Netzwerken, nicht selten wahre Begebenheiten und Fakten.

Der digitale Überflieger

Auch trotz der bekannten Gefahr von Falschinformation, bieten uns digitale Nachrichtenportale sehr viel Positives und können sinnvoll eingesetzt werden, um größere Menschenmassen zu erreichen und sie zu informieren. Eine Printzeitungen kann zwar theoretisch überall mit hingenommen werden, ist jedoch nicht jederzeit abrufbar. Egal, wo auf der Welt – mit Hilfe eines funktionierenden Internetzugangs ist es fast immer möglich, up to date zu sein. Auch der preisliche Faktor hebt das Online-Nachrichtenangebot von klassischen Printmedien ab. Das Herunterladen der heute- oder der Tagesschau-App ist für Nutzer*innen kostenlos, während das Abschließen eines Zeitungsabonnements den Kund*innen deutlich mehr kostet. Aus ökologischer Sicht liegen die Online-Angebote auch ganz klar vorne. So können Ressourcen, wie Papier gespart werden.

Unsere Welt verändert sich ständig und so ist es nur natürlich, dass unsere Wege zur Informationsgewinnung das auch tun. Durch das Internet und Nachrichten-Apps werden wichtige Informationen und Themen ganz einfach zugänglich gemacht. So können besonders junge, digital geprägte Menschen problemlos täglich eine Übersicht über aktuelle politische und gesellschaftliche Themen bekommen. Wodurch sogar möglicherweise ihr Interesse daran gestärkt wird. 

Das Ende der Printzeitung?

Es ist kein Geheimnis, dass die Nutzung der Printmedien immer weiter zurückgehen. Dennoch sind sie seit mehreren Jahrzehnten fester Bestandteil unseres alltäglichen Lebens und unserer Kultur. Und diese lässt sich auch nicht einfach so verbannen. Zumindest, solange es noch jene Generation gibt, die mit der Printzeitung als Hauptinformationsquelle aufgewachsen ist.

Gerade bei einem solchen digitalen Informationsüberfluss und -überangebot sollt man allerdings darauf achten, nicht zu viel auf einmal zu konsumieren und das Handy auch mal beiseite zu legen. Die aktuelle Corona-Situation macht das sehr deutlich: Viele Menschen fühlen sich verunsichert und ratlos, weil sie durch die Fernsehmedien aber auch durch jegliche Social-Media-Kanäle so viele unterschiedliche Informationen erhalten, dass sie gar nicht mehr unterscheiden können, was davon jetzt für sie persönlich relevant oder glaubhaft ist. Auch hier ist ein gesundes Maß an Nachrichtenkonsum wichtig. Und ich glaube, wir alle sollten vielleicht öfter mal eine haptische Zeitung an Stelle unseres Smartphones in die Hand nehmen und das Printangebot, das der Zeitungsmarkt bietet, nutzen und mehr wertschätzen. Ein bisschen weniger Internet und Technologie tut uns auch mal ganz gut.