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‚The Voice‘ mit wenig Gezwitscher

von Alexander Karl

Die US-Erfolgsshow ‚The Voice‘ hat nun auch den Sprung nach Deutschland geschafft – das Prinzip ist gleich: Nationale Hochkaräter in der Jury und starke Stimmen auf der Bühne. Doch was ‚The Voice‘ in den Staaten besonders vorbildlich betrieb, war die Social Web Einbindung. Das versuchen nun auch ProSieben und Sat.1.

Die Show in den USA

Mit starken Stimmen und starken Quoten gelang es ‚The Voice‘, den Zuschauern den US-Sommer zu versüßen. Dahinter steckt ein innovatives Konzept, welches sich durch zwei wichtige Faktoren von anderen Shows abhob:

In der Jury saßen Vollblutmusiker wie Christina Aguilera und Maroon 5-Sänger Adam Levine, die auch kein Problem damit hatten, selbst live zu singen. Gleichzeitg ging es zunächst um eines: Eben die Stimme der Kandidaten, nicht um Aussehen oder Performance. Denn die Jury saß zu Beginn mit dem Rücken zu den Kandidaten und entschied, ob er oder sie in das Team der Jurors sollte.

Und das zweite Novum: Die intensive Einbindung von Social Media in die Sendung. Über Twitter wurde zwischen den Shows immer wieder aus dem Nähkästchen geplauert, es wurden erste Teaser der Proben gepostet und die Follower-Gemeinde dazu aufgerufen, abzustimmen. Etwa 200.000 Tweets, die mit „The Voice“ zu tun haben, gab es pro Show.

Doch die eigentliche Revolution fand während der Sendung statt: Im sogenannten „V-Room“, eine Art Greenroom der angehenden Stars mit Tablet-PCs, sollten die Künstler live ihre Impressionen posten. Gleichzeitig aber konnten die Zuschauer und Fans Fragen stellen, die live beantwortet wurden. Und: „Immer wieder gibt es zwischen den Auftritten Schalten in den V-Room zur V-Korrespondentin Alison Haislip, die aktuelle Twitter- und Facebook-Fragen vorliest und die Kandidaten interviewt.“ Daraus resultiert, dass #TheVoice zum Trending Topic auf Twitter wurde.

Mix in Deutschland

Während die Show in den US vor allem auf Twitter setzte, gibt es in Deutschland einen multimedia Mix aus Facebook, Twitter und Livekommentaren der Redaktion. Das liegt auch daran, dass in Deutschland nur 460.000 User den Microblogging-Dienst nutzen. Zum Vergleich: Facebook hat in Deutschland über 21 Millionen Nutzer! Über die ‚The Voice of Germany‘ -Homepage kann man sich mit seinem Facebook-Account einloggen und mit Freunden über die Show chatten – und natürlich die Twitter-Kommentare verfolgen. Das nennt sich dann ‚The Voice of Germany Connect‘. Außerdem gibt es einen Livestream, der wohl gerade die junge und mobile Generation ansprechen soll.

Aber doch nicht alles scheint man aus den USA übernommen zu haben: Die Jury, bestehend aus Allzweckwaffe Nena, Schmusesänger Xavier Naidoo, Rea (Leadsänger der Band ‚Reamonn‘) und zwei Jungs von ‚The Boss Hoss ‚ twittern und facebooken – soweit es ersichtlich ist – nicht um die Wette und um die Gunst der Zuschauer. Das übernimmt dann wieder die Facebook-Fanpage der Show.

Ob es in Deutschland auch einen ‚V-Room‘ geben wird wie in den Staaten, muss sich noch zeigen. Denn auch dort kamen die Backstageberichte der Kandidaten erst ab der Battle-Round. Bis dahin läuft aber über ‚Connect‘ außerordentlich viel – auch das zeigt, wie wichtig ProSieben und Sat.1 die Show ist. Immerhin läuft sie abwechselnd bei beiden Tochtersendern – und muss heute sogar gegen ‚Das Supertalent‘ antreten. Übrigens zeigt X-Factor auf VOX, wie gut die Zuschauer auf eine multimediale Einbindung reagieren.

Voting 2.0

Auch die Abstimmung bei der amerikanischen Variante von ‚The Voice‘ kann man vorbildlich nennen: Neben dem kostenlosen Telefonvoting gibt es eine NBC Live App, über die abgestimmt werden kann. Aber auch die Songs der Kandidaten können per iTunes direkt nach der Show kostenpflichtig herunter geladen werden, was gleichzeitig als eine Stimme gezählt wird. Außerdem ist auch die Abstimmung über die Webseite des Senders nbc.com möglich. Und in Deutschland? Ob man dort auch über das Weiterkommen der Kandidaten ohne 50-Cent-Telefongebühr entscheiden darf, ist fraglich. Immerhin kann man  bei ‚The Voice of Germany Connect‚ über andere Fragen abstimmen, etwa  „Gefiel euch der Auftritt der Jury?“ oder „Für wen entscheidet sich Kandidat X?“

 

Aber eines muss man doch ehrlich sagen: Die US-Jury ist schon noch etwas cooler als die deutsche…

Foto: Screenshot, http://connect.the-voice-of-germany.de/ (24.11.2012)

Kaffee-Nachrichten

von Alexander Karl

„Schreib mir mal bei Facebook“ ist ein Satz, der das klassische „lass uns mal einen Kaffee trinken“ fast ersetzt hat. Denn: Beides ist vollkommen unverpflichtend, gerade dann, wenn es ein unter Bekannten dahingesagter Satz ist. Stattdessen könnte man auch einfach sagen: „Warten wir mal, bis wir uns einmal wieder über den Weg laufen.“ In der Offline-Welt war dies noch relativ unverfänglich (außer, man sagte ihn zu seinem Nachbarn). Da wurde die Kaffee-Sache nur dann eingelöst, wenn man sich tatsächlich über den Weg lief. Das aber passiert bei Facebook nun zwangsweise.

Doch wenn das (positive) Desinteresse aber nicht bei beiden Vorhanden ist, sondern der eine wirklich gerne einen Kaffee trinken gehen würde, stellt sich die Frage: Soll ich ihn wirklich anschreiben?

Und hiermit wären wir bei einer neuen Wachablösung durch Facebook. Die Frage „Soll ich ihn/sie anrufen oder nicht?“ wird heutzutage oftmals durch „soll ich ihn/sie anschreiben oder nicht?“ ersetzt. Beides zeigt aber zweierlei. Zum einen nämlich Interesse am Gegenüber, zum anderen aber auch eine gewisse Schwäche. Denn man wartet nicht, bis man angeschrieben wird, nein, man macht selbst den ersten Schritt. Gut, man könnte das selbstständige Anschreiben natürlich auch als Forschheit oder Selbstbewusstsein auslegen, doch der Punkt auf den ich hinaus will ist:

Warum sind manche Freunde daueronline und manche nie?

Warten die Daueronliner darauf, dass man die Kaffee-Versprechen wirklich einlöst? Flehen sie quasi um ein wenig Zuwendung und wollen uns mit ihrem ständig grünen Licht darauf hinweisen, dass wir uns doch bitte mal wieder bei ihnen melden sollen? Wohl kaum.

Denn in den meisten Fällen sitzen die Daueronliner natürlich nicht die ganze Zeit vorm PC oder Smartphone. Sie gehen zwischendurch auf Toilette, essen, kochen, schlafen, manche arbeiten sogar im richtigen Leben. Aber die eigentliche Frage ist, warum sie die ganze Zeit online sind. Wollen sie damit einfach nur immer verfügbar sein? Oder gibt es ihnen die Möglichkeit bei unliebsamen (Kaffee-) Nachrichten zu sagen: „Du weißt ja, ich bin immer online, aber les die Nachrichten nicht immer sofort. Ich hab geschlafen/gearbeitet/gelesen/…“?

Und auf der anderen Seite des Spektrums die Offliner: Wollen sie sich rar machen, um interessant zu sein? Oder scheuen sie den Kontakt und können daher sagen: „Ich bin so gut wie nie online – deshalb konnte ich auf deine Nachricht von vor zwei Wochen nicht reagieren“?

Und irgendwo dazwischen pendelt der Normalo-User, der ab und an online ist, aber sich fragt, wieso es eigentlich die Extreme gibt. Macht man sich mit der ein oder anderen Art interessanter?

Um den inneren Konflikt des Anschreibens-oder-nicht noch einmal aufzugreifen: Ist es nun besser, auf eine eingehende Nachricht zu warten und damit den längeren Atem zu beweisen oder muss man den ersten Schritt gehen, weil ihn nun einmal einer gehen muss?

Gerade dann, wenn man ein Zweisamkeitsinteresse am Gegenüber hat, stellt sich diese Frage und gerade Männer tendieren dazu, die Frau den ersten (und teilweise auch zweiten) Schritt machen zu lassen. Denn wenn sie es nicht tun und stattdessen selbst die Initiative ergreift, wird man schnell zum Stalker abgestempelt. Tut man es aber nicht, muss man sich den Vorwurf gefallen lassen, kein Interesse zu zeigen.

Das Internet macht anscheinend doch nicht alles einfacher, denn die multiplen Kommunikationsformen ziehen auch multiple Entscheidungen nach sich. Und so eine simple Entscheidung wie on oder offline/ anschreiben oder nicht anschreiben kann einen Rattenschwanz von Entwicklungen nach sich ziehen. Manchmal wünscht man sich doch das unverfängliche „Lass uns man einen Kaffee trinken“ wieder.

 

teemoe / photocase.com

Mein digitales Ich

von Alexander Karl und Sophie Kröher (Fotos)

Über 20 Millionen Facebook-User gibt es allein in Deutschland – Tendenz stetig steigend. Sie alle präsentieren sich auf der Plattform nicht nur ihren Freunden, sondern auch dem Rest der Welt. Und so versuchen sie sich alle von ihrer besten Seite zu zeigen – oder zumindest jener, die sie von sich preisgeben wollen.

Drei Studenten zeigen auf media-bubble.de ihre aktuelles Facebook-Bild und ihr wahres Gesicht hinter der digitalen Maske.

 

 

Frances Kate, 22,  hat ein fröhliches Bild auf einer Straße gewählt. Warum? „ Ich tanze gerade in der Straße, jemand hat ein Foto gemacht und ich finde, das sieht süß aus.“

 

 

 

 

 

Dass man sich nicht verstecken muss, findet auch die 21-jährige Melina. Zu ihrem Facebook-Bild sagt sie: „Ich fahre gerne in meinem Cabrio – und das war ein sehr schöner, heißer Sommertag.“

 

 

 

 

Der 24 Jahre alte A. hingegen findet, dass man nicht zu viel von sich zeigen muss: „Auch im Internet kann man anonym sein.“