von Alexander Karl
Über 50 Prozent der britischen Eltern spionieren die eigenen Kinder über Social Networks aus – das ergab eine Studie des Internet-Security-Diensts BullGuard. Sollte man seine Eltern also nicht zu Facebook-Freunden machen, um sich noch ein paar Geheimnisse zu bewahren? media-bubble.de fragt Tübinger Studenten.
Eltern in sozialen Netzwerken
Facebook und Co. sind längst kein Digital Native Phänomen mehr. So ergab die ARD-ZDF-Onlinestudie aus dem Jahr 2011 etwa, dass 83 Prozent der Gruppe der 30 bis 49-Jährigen mindestens einmal die Woche E-Mails verschicken, 28 Prozent sind einmal die Woche auf Online-Community-Seiten. Doch was machen unsere Eltern auf Facebook und Co.? Dies ermittelte der Internet-Security-Dienst BullGuard: Demnach spionieren über die Hälfte der Eltern ihre Kinder bei Facebook und Co. aus. Weiter heißt es: „Four in ten parents admitted to regularly checking their children’s social media status updates, 39% use the Facebook “wall” to see who’s been posting messages to their children, and 29% look through tagged images.“ 11 Prozent gaben sogar zu, nur auf einer sozialen Plattform zu sein, um die Kinder im Blick zu haben.
„Fürchtet ihr euch um eure Privatsphäre?“
Wir haben zwei Tübinger Studenten, deren Eltern bei Facebook sind, gefragt: „Fürchtet ihr euch um eure Privatsphäre?“ Frances-Kate Johnson, 22, kommt ursprünglich aus den USA und ist mit ihren Eltern bei Facebook befreundet. Die Archälogie-Studentin nutzt das Social-Network, um ihre Eltern auf dem Laufenden zu halten: „Ich bin soweit weg von zu Hause. So können sie sehen, was ich tue.“ Angst, dass die Eltern sie ausspionieren? Kein bisschen.
Facebook, um die Distanz zu überbrücken: Dafür nutzte auch der Sportpublizistik-Student Julian Engelhard, 23, Facebook. Er war in den Semesterferien in Mittelamerika und hatte seine Eltern vor dem Abflug gebeten, sich bei Facebook anzumelden. „Damit sie besser verfolgen konnten, was ich gerade mache und wo ich gerade bin.“ Er hat seine Eltern auf keiner Liste platziert, sie können alles sehen, was er macht. Bisher gab es aber noch keinen Rüffel von seinen Eltern für irgendwelche Posts. „Das liegt aber auch daran, dass meine Eltern nicht sehr aktiv auf Facebook sind. Insbesondere mein Vater benutzt Facebook fast nie. Und auch meine Mutter ist selten dort online seitdem ich wieder in Deutschland bin.“ Das Gefühl, ausspioniert zu werden, hat er absolut nicht.
Aber nicht alle Kinder sind sonderlich glücklich über das Verhalten ihrer Eltern bei Facebook. Da werden peinliche Baby-Geschichten über Facebook verbreitet und man liest pseudo-lustige Kommentare seines Vaters. Andererseits bedeutet eine abgelehnte Freundschaftseinladung der Eltern noch lange nicht, dass sie nichts über die Online-Aktivitäten der Sprößlinge erfahren. So gibt es Internetdienste, die das Ausspionieren der Kinder übernehmen – und dafür natürlich Geld verlangen.
Übrigens: Wie Eltern Facebook kreativ nutzen können, zeigt ein amerikanisches Paar, das über die Plattform über den Namen ihres Kindes abstimmen ließ.