SOZIALE MEDIEN – INWIEWEIT KÖNNEN SIE POLITISCHE ENTSCHEIDUNGEN UND PROZESSE POSITIV BEEINFLUSSEN?

Von Chantal Diehr

Social Media Plattformen wie TikTok, Instagram und LinkedIn etc. zählen zu den meistgenutzten Apps weltweit. Jeder kann auf sie zugreifen und Inhalte problemlos mit allen Nutzern der Plattform teilen. Führt diese Funktion allerdings dazu, dass politische Entscheidungen und Prozesse beeinflusst werden können?

Gerade in Krisenzeiten scheint es wichtiger denn je auf Missstände aufmerksam zu machen und damit verbundene Probleme anzugehen. Was aber wäre die sinnvollste Herangehensweise dafür? Um wirklich eine Änderung bewirken zu können, ist es notwendig ein möglichst breites Publikum zu erreichen. Social Media Plattformen bieten daher eine gute Möglichkeit, um genau das schnellstmöglich zu erreichen.

KRIEG IM ZEITALTER VON SOCIAL MEDIA

Bereits jetzt verändert Social Media die Art und Weise wie Menschen Informationen wichtiger, aktueller Ereignisse erhalten. Soziale Medien ermöglichen es, Inhalte schneller und gezielter als noch vor wenigen Jahren zu teilen. Dafür bilden die Plattformen einen geeigneten Raum, in dem genau solche Themen offen diskutiert werden können.

Ein Beispiel hierfür bildet die Thematik des aktuellen Ukrainekriegs zwischen der Ukraine und Russland. Seit Ausbruch des Krieges beschäftigen sich immer mehr Menschen mit diesem Thema. Mittlerweile, vor Allem aber auch in den Anfängen des Krieges, ist dieser Konflikt ein online stark diskutiertes Thema. Es existieren zahlreiche Bilder und Videos aus beiden Ländern, die das Geschehen dort direkt widerspiegeln. Wir als Nutzer erhalten von Social Media Plattformen so teilweise Einblicke direkt aus dem Kriegsgebiet. Die Frage, was davon wirklich Realität ist, sollte dabei natürlich beachtet werden. Es existieren auch unzählige Fakenews und Videos, welche vor Allem online leicht ihr Publikum finden. Die Informationen, die wir als Nutzer von den Plattformen bekommen, sollten wir deshalb immer erst hinterfragen, bevor wir diese kommentieren oder weiter verbreiten. Ist man sich dem möglichen Risiko falscher Informationen bewusst, kann man als Nutzer diese Plattformen verantwortungsbewusst bedienen. So kann das Risiko der Verbreitung genau solcher Inhalte möglichst verhindert werden (Evans 17-19).

Aus diesem Beispiel wird schnell ersichtlich welches Potential sich hinter Social Media verstecken kann. Alle Eigenschaften sozialer Medien können richtig angewendet so einen enormen Einfluss auf unsere Wirklichkeit haben. Für Ereignisse wie beispielsweise den höchstaktuellen Krieg in Israel und Gaza werden auf Social Media Plattformen beispielsweise Posts und Inhalte erstellt, die die Menschen vor Ort unterstützen und vor Allem auf die menschenunwürdigen Umstände im Kriegsgebiet aufmerksam machen sollen. Durch Hashtags, Petitionen und auch Spendenaufrufe kann so in der Realität den Menschen dort wirklich geholfen werden.

PCRF-Palestine Children´s Relief Fund erzielte bereits fast 2 Millionen Euro. Bild: Instagram.

Post der Tagesschau zu Krieg in Israel und Gaza. Bild: Instagram.

Spendenaufrufe wie diese können von eigentlich jedem Nutzer einer Plattform geteilt werden. Instagramer wie beispielsweise @nicolacoughlan, die eine hohe Followerzahl haben, können so große Summen an Geld für wichtige Anliegen sammeln. Auf diese Weise erleichtert es Social Media den Betroffenen dort zu helfen. Die Summen solcher Spendenaufrufe können so im besten Fall sogar Leben retten. Auch wenn es oft schwierig ist direkt vor Ort zu helfen, haben wir als Nutzer so die Chance zumindest indirekt etwas zu tun.

POLITIK UND SOCIAL MEDIA

Wenn wir an Social Media denken, denken wir zunächst nicht unbedingt an Politik. Dennoch ergänzen sich Medien und Politik in einer durchaus nützlichen Art und Weise. Um das zu verstehen, ist es sinnvoll die Beziehung zwischen Politik und Social Media genauer zu betrachten. Social Media Plattformen können ihre Nutzer*innen zu politischen Thematiken informieren und so die politische Meinung der Nutzer*innen beeinflussen. Gleichzeitig können aber auch die Inhalte der Plattformen die Ansichten und Meinungen der Politiker*innen beeinflussen. Zum Beispiel Abgeordnete, können so leichter die Interessen, Wünsche und auch die Bedürfnisse der Bürger*innen herausfinden und in ihren weiteren politischen Plänen berücksichtigen. Dinge, die uns als Bürger*innen beschäftigen, können also durch Social Media leichter wirklich Gehör bei zuständigen Ämtern und Personen finden. Verschiedenste Bewegungen, die auf Social Media Plattformen zunehmend Aufmerksamkeit bekamen, haben so in den letzten Jahren große Wirkungen in der Politik erzielen können. So beispielsweise die Bewegung ´Fridays for Future´ (Fischer).

Social Media bildet somit allerdings auch für Politiker einen Raum mit potentiellen Wählern in Kontakt zu treten und diese bezüglich ihrer Pläne und Ziele zu informieren. Parteien und ihre Mitglieder nutzen deshalb vermehrt Social Media Plattformen wie beispielsweise TikTok. Ein Beispiel dafür ist der TikTok-Account der CDU, auf welchem diese regelmäßig Videos hochlädt. In einem Beitrag des Uniblogs Bamberg wird darüber diskutiert inwieweit das nützlich ist und wirklich einen Einfluss haben kann. Ein Grund, der für die vermehrte Nutzung genannt wird, ist vor Allem jüngere Generationen anzusprechen. Wichtig sei aber, dass die Nutzung solcher Plattformen nur einen Beitrag zu den Wahlen leistet, sie aber generell für die Wahlen nicht entscheidend ist. Jüngere Wähler*innen sind allerdings schwerer für Politik zu begeistern und genau das könnte die Verwendung solcher Plattformen in gewissem Maße verändern. Die Inhalte sollten dazu allerdings zu denen der Plattform passen (Fischer).

SOCIAL MEDIA ALS NEUES MEDIUM ZUR POLITISCHEN BETEILIGUNG

Dieser Beitrag sollte verdeutlichen, dass Social Media Plattformen durchaus einen positiven Einfluss auf Politik und somit auch unsere Gesellschaft haben können. Natürlich gibt es auch Schattenseiten. Dennoch ist es wichtig, sich darüber hinaus mit den positiven Aspekten Social Medias zu beschäftigen, damit diese nicht in Vergessenheit geraten. Durch die zuvor genannten Gründe stellt Social Media deshalb ein geeignetes Mittel zur politischen Partizipation von Bürgern dar. Unter anderem durch den leichten Zugang zu einer breiten Öffentlichkeit, aber auch durch seine Algorithmen, welche zu einer rasanten Ausbreitung von Informationen führen können und so wiederum auch politische Entscheidungen beeinflussen können. Politische Vertreter*innen bekommen so die Möglichkeit besser auf die Interessen der Bürger*innen einzugehen, was sich wiederum positiv auf die Zufriedenheit der Bürger*innen auswirken kann. Mit Social Media haben wir also ein völlig neues Medium, mit dem Menschen sich politisch passiv sowie aktiv beteiligen können. Viele Menschen sind sich dennoch leider nicht bewusst, wie wichtig es eigentlich ist sich politisch zu informieren und sofern es möglich ist, sich auch miteinzubringen. Zum Beispiel wählen zu gehen und so seine Stimme zu nutzen ist eine Möglichkeit der politischen Beteiligung, die wir als Gesellschaft unbedingt nutzen sollten. Deshalb ist es umso wichtiger sich bewusst zu machen, welchen Einfluss soziale Medien in dieser Hinsicht wirklich haben können. Wir können uns als Bürger*innen durch Social Media leichter als je zuvor direkt sowie indirekt in das politische Geschehen miteinbringen.

Quellen:

Evans, Jacqueline“War in the Age of Tiktok” Russian Analytical Digest (RAD), S. 17-19.

Fischer, Hannah “Politik und Social Media-Ein Gespräch über die Rolle der Sozialen Medien bei der Landtagswahl 2023“ uni.blog Universität Bamberg, https://blog.uni-bamberg.de/campus/2023/politik-und-social-media/.