Echt schön?! – Wie Social Media unsere Schönheitsideale beeinflusst
Von Carola Heyn
Social Media ohne Schönheit? Ist das noch realistisch? Täglich sehen wir auf Social Media wunderschöne und perfekte Menschen. So perfekt, dass die Frage aufkommt, warum man selbst nicht auch so aussieht. Perfekte Haut, perfekter Körper und perfekt symmetrisches Gesicht. Wer wünscht sich das nicht? Doch wo liegen die Schattenseiten dieser medialen Schönheitsidealen?
„Schönheit“ heute
„Legging legs“ nennt sich einer der vielzähligen Schönheitstrends auf Social Media. Bei diesem Trend filmen sich sehr schlanke Frauen in Leggings, die eine Lücke zwischen den Beinen haben. Schon vor einigen Jahren gab es den sogenannten „thigh-gap-Trend“, bei dem auch diese Lücke zwischen den Beinen glorifiziert wurde. Da dieser Trend schon damals auf scharfe Kritik stieß, äußern sich auch zu dem „legging-legs-Trends“ viele Influencer besorgt. Dieser Trend befeuere ein unrealistisch dünnes Körperbild, so das Jugendschutz.net.
Neben solch expliziten Körpertrends herrschen auch ganze Schönheitsästhetiken, die nicht nur körperliche Schönheitsideale, sondern auch Lifestyle Ideale vorgeben. Die „clean-girl-aesthetic“ ist ein sehr bekanntes Beispiel dafür. Unter dem Hashtag „clean girl“ findet man hauptsächlich weiße, schlanke und blonde junge Frauen, welche Goldschmuck und sehr schlichte Kleidung tragen. Sie haben einen perfekten Tagesablauf, bei dem sie um fünf Uhr morgens aufstehen um Sport zu machen und danach mit einem selbstgemixtem Smoothie den Tag starten. Mehrere Stunden für die Uni lernen, um danach an ihrer Selbstständigkeit zu arbeiten und dabei noch die ganze Zeit perfekt aussehen. Dieser hohe Standard an Perfektion in allen Lebensbereichen ist das Ziel dieser vermeintlichen Ästhetik. Auch dieser Social Media Trend wird im Netz stark diskutiert. Die Content Creatorin Marie Joan lud beispielsweise ein kritisches YouTube Video zu der Thematik hoch, indem sie vor allem den Perfektionismus der „Clean-Girl Ästhetik“ thematisiert.
Neben diesen Schönheitsidealen halten sich nach wie vor die sogenannte hour-glass-figure, sowie volle Lippen, kleine Nase und ein perfekt symmetrisches Gesicht in den sozialen Netzwerken. Auch die medialen Schönheitsideale für Männer sind ähnlich einseitig: volles Haar, Bart, über 1,80 Meter groß und viele sichtbare Muskeln. Doch wie lange werden sich diese Ideale noch halten?
Der Vergleich
Allein innerhalb der letzten zehn Jahre haben sich die Schönheitsideale im Netz stark gewandelt. 2014 trendeten Hashtags wie „Ab Crack“, „Bikini Bridge“ oder „Collarbone Challenge“. Bei diesen Trends wurden sehr dünne Körper idealisiert und durch Challenges wie die „Collarbone Challenge“ auf Social Media verbreitet. Bei dieser Challenge ging es darum, möglichst viele Münzen auf dem Schlüsselbein zu balancieren, welche bei den sehr dünnen Frauen oft stark hervorstanden. In dieser Zeit war das medial verbreitete Schönheitsideal möglichst dünn zu sein. Nur vier Jahre später gab es einen neuen skurillen Schönheitstrend. Durch Influencer und Stars, wurden Schönheitsoperationen im Internet immer normaler. Urs Bösch, Leiter einer Schönheitsklinik in der Schweiz, beobachtete Veränderungen in den Patienten. Durch den großen Boom von Face Filtern wie die auf Snapchat, kamen immer mehr Patienten mit solchen Bildern von sich in die Praxis. Sie wollten genau so aussehen wie auf den Bildern mit den extremen Face Filtern. Die Realität und die Face-Filter-Realität trafen aufeinander und verschwammen.
Das sehr dünne, zierliche Körperideal wurde vom Hashtag „slim thick“ abgelöst. Vorreiter dieses Ideals ist Kim Kardashian. „Slim thick“ beschreibt eine Körperform, bei dem Frauen eine sehr dünne Taille aber gleichzeitig ausladende Kurven haben. Das dieses Ideal nur durch Schönheitsoperationen oder Photoshop erreicht werden kann, ist vielen egal. Durch die Präsenz von Kim Kardashian in den Medien, hat sich dieses Frauenbild in die Köpfe der Menschen eingebrannt.
Doch auch heute verändert sich das mediale Schönheitsideal. Durch die aktuellen Trends kanns man erkennen, dass das Körperideal sich langsam aber sicher wieder zum sehr schlanken Körper entwickelt. Schönheit in den sozialen Netzwerken ist also keinesfalls ein absoluter Begriff.
Schönheit im Auge des Betrachters?
Woran erkennt man Schönheit? Und woran erkennt man unrealistische Schönheit in den sozialen Netzwerken? Vielen ist bestimmt bewusst, dass das mediale Schönheitsideal nicht in der realen Welt erreichbar ist; dass oft Bearbeitungen hinter den hochgeladenen Fotos stehen oder sogar mittlerweile keine echten Menschen mehr abgebildet sind, sondern KI generiete Models. Doch wie kann ein/e User*in diese online geteilten Schönheitsideale erkennen und richtig einordnen?
In einer Studie über Schönheitsideale im Internet, wurden 400 Jugendliche unter Anderem befragt, ob soziale Netzwerke Einfluss auf ihre Selbstwahrnehmung haben. Zwei Drittel der Befragten haben dem zugestimmt und bestätigen, dass Social Media Einfluss darauf hat, wie schön sie sich selbst finden. Die Hälfte der Befragten gab an, aufgrund von Social-Media-Posts schon mal etwas an ihrem Aussehen verändert zu haben.
Es ist erschreckend zu sehen, welchen Einfluss die Inhalte auf Social Media haben und dass sie sich sogar im echten Leben widerspiegeln. Aber es gibt dennoch Strategien, die helfen können, sich dem unrealistischen Schönheitsideal bewusst zu werden. Die Jugendlichen aus der Studie haben zum Beispiel den „Reality Check“ genannt. Bei diesem soll man einfach raus gehen und sich die Menschen in seiner Umgebung anschauen, um zu merken, dass die im Netz verbreiteten Ideale nicht in der Realität zu finden sind. Es geht also darum, Bilder aus dem Internet mit Bildern aus der Realität zu ersetzen. Außerdem ist ein achtsamer Umgang mit Social Media von Vorteil, um unrealistische Schönheitsideale zu erkennen.7 Hashtags wie „Reality Check“ zeigen auf TikTok und Instagram den Vergleich zwischen gestellten, bearbeiteten Bildern und die Realität hinter den Bildern.
Du bist schön!
Neben all den verschiedenen Idealen, und „perfekten“ Körpern auf Instagram und co. sollte man nicht vergessen, dass auch hinter den Social Media Profilen echte Menschen mit echten Körpern stecken. Kein Mensch kann den medialen Idealen komplett entsprechen und das sollte auch gar nicht unser Ziel sein. Warum fokussieren wir uns auf vermeintliche Makel, die uns das Internet vorschreibt und nicht auf das, was wir an uns schön finden? Lasst uns anfangen Schönheit neu zu definieren und Social Media als positive und aufbauende Plattform zu bespielen, anstatt uns dort ständig zu vergleichen.
Quellen:
Jugendschutz.net. (16. 02.2024). Legging legs. https://www.jugendschutz.net/themen/selbstgefaehrdung/artikel/legging-legs. [Aufgerufen am 17.09.24]
Urbancik, Johanna. (14.08.2024). wmn. Gründe, warum du den Clean Girl Look nicht nachstylen solltest. https://www.wmn.de/beauty/fashion/clean-girl-look-problematisch-a-d-id421334#h-2-mangelnde-reprasentation-hubsch-dunn-und-weiss. [Aufgerufen am 17.09.2024]
Marie Joan. (10.03.2024).CLEAN GILRS sind besser als du? Das PICK ME Dilemma. https://www.youtube.com/watch?v=wp4TYgxS8CM. [Aufgerufen am 17.09.2024]
Grass, Julia Maria. (17.08.2016). Panorama. Dieses Foto zeigt fragwürdige Körpertrends. https://www.welt.de/vermischtes/article157713223/Dieses-Foto-zeigt-fragwuerdige-Koerpertrends.html. [Aufgerufen am 17.09.2024]
Gabathuler, Mirja. (20.08.2018). SRF. Mit dem Selfie in die Schönheitsklinik. https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/schoenheitsideal-snapchat-mit-dem-selfie-in-die-schoenheitsklinik. [Aufgerufen am 17.09.2024]
Hecht, Martin. (02.01.2023). Spektrum.de. Schön wie Kim Kardashian?. https://www.spektrum.de/magazin/schattenseiten-eines-schoenheitsideals/2083134. [Aufgerufen am 17.09.2024]
Saferinternet.at. (05.02.2024). Neue Studie: Schönheitsideale im Internet. https://www.saferinternet.at/news-detail/neue-studie-schoenheitsideale-im-internet. [Aufgerufen am 17.09.2024]