„Ich sag’s dir ganz ehrlich“
Alumni-Portrait über die SWR3-Redakteurin Rebekka de Buhr
Von Rebecca Schnell
Rebeka de Buhr arbeitet schon seit 1 ½ Jahren als Nachrichtenredakteurin bei SWR3, konzipiert News, Verkehrsmeldungen und Reportagen, spricht sie ein und erstellt Online-Artikel und Social-Media-Content. Doch ihr Weg zum Radio war alles andere als ein lang gehegter Kindheitstraum. Wie sich ihre Meinung im Laufe der Zeit änderte, wie das Arbeiten beim SWR wirklich ist und was Heldenreisen damit zu tun haben, erfahrt ihr in diesem Porträt.
Dass ihre Stimme einmal im Radio landen würde, hätte die heute 34-Jährige während ihrer Schulzeit noch völlig ausgeschlossen. „Ich musste mich da tatsächlich auch erst reinfinden. Es gibt andere, die sagen mit fünf Jahren, sie wollen Radiomoderatorin werden. Aber das war bei mir nicht so.“ Im Gegenteil – während ihres Bachelorstudiums des Informationsdesigns lehnte sie Hörfunk-Kurse sogar noch kategorisch ab. Obwohl ihr der Bachelor Spaß machte, bemerkte sie schnell, dass ihr neben der Kunst und dem Design etwas fehlte.
„Um Gottes Willen, ich mache doch kein Radio. Ich mache Grafik.“
Den Master machte sie daher im Fach Medienwissenschaft in Tübingen. Als das, während dem Studium zu absolvierende, Pflichtpraktikum dort immer näher rückte, entschied sie sich für eine Initiativbewerbung beim SWR in Stuttgart, da sie während ihres Studiums bereits einige Filmprojekte verwirklicht hatte und ihre Erfahrungen in diesem Bereich ausbauen wollte. Rebekka erzählt: „Ich habe gesehen, dass der SWR junge Leute gesucht hat und ich habe den Spirit gespürt.“ Dort konnte ihre Bewerbung aufgrund mangelnder Kapazität jedoch nicht berücksichtigt werden und so verwies man sie an das SWR4 Studio in Tübingen. Rebekka erklärt weiter: „Ich wusste gar nicht, dass es da ein SWR Studio gibt.“ Nach anfänglichem Zögern entschied sie sich, dem Hörfunk eine Chance zu geben, obwohl sie diesen bis dato für sich nie in Betracht gezogen hatte.
Zu dieser Zeit fühlte sie sich in der Medienlandschaft noch gar nicht zu Hause. Sie erinnert sich: „Ich weiß noch, wie ich zu Freunden gesagt habe, dass das kein Job für mich ist. Mittlerweile bin ich froh, dass ich dabeigeblieben bin.“ Als Praktikantin fiel es ihr anfänglich noch schwer, mit fremden Menschen in Kontakt zu treten und diese für Umfragen anzusprechen, doch mit der Zeit legte sich ihre Anspannung. Besonders die Ermutigungen durch ihre Kolleg*innen halfen Rebekka sich einzufinden. Als ihre erste Nachrichtenminuten gesendet wurden, stieg ihr Selbstbewusstsein und auch die Freude an ihrem Beruf. Rebekka weiß noch genau, wie sie sich damals fühlte: „Oh Gott, war das aufregend. Das war krass, sich im Radio zu hören.“ Nach ihrem beruflichen Einstieg beim SWR ergab sich kurze Zeit später die Gelegenheit, zu „DASDING vor Ort“ zu wechseln, als der Job eines Kollegen neu besetzt wurde. Rebekka schwärmt: „Dass er gegangen ist und ich dann seinen Job gemacht habe, war ein Riesenglück. Danach habe ich mich total wohl gefühlt und so hat sich alles entwickelt.“ Nach ungefähr fünf Jahren Berufspraxis bot man ihr bei DASDING die Stelle des CvDs (Chef*in vom Dienst) an. Von der Hauptstätte Baden-Baden war sie zwar anfangs noch nicht begeistert, das junge Team und die neuen Herausforderungen überzeugten sie jedoch schnell. Dort verbrachte Rebekka zwei Jahre, bevor die Suche nach neuen Anreizen für sie weiter ging.
„Ich bin 31, ich kann doch jetzt nicht mehr bei DASDING arbeiten.“
Nach Gesprächen mit ihrer damaligen Chefin war klar, dass Rebekka sich für ein Volontariat beim SWR bewerben wollte, welches sie daraufhin auch absolvierte. Auf die Frage, warum nach den vielen Jahren Berufserfahrung beim SWR noch ein Volontariat nötig sei, lacht sie verschmitzt. So genau wisse sie das auch nicht. Sie gibt zu, dass die Kurse über Beitragsgestaltung oder die Einführung in Schnittsysteme für sie keine neuen Erkenntnisse boten, da sie solche Aufgaben als CvD bereits übernommen hatte. Bereuen würde sie ihr Volontariat jedoch auch nicht. Rebekka betont: „Im Endeffekt war es gut fürs Netzwerken innerhalb des SWR, weil ich andere Abteilungen kennengelernt habe.“ Sie sieht das Volontariat dennoch eher als Relikt: „Das wird mit dem neuen Intendanten (Anmerkung der Redaktion: Kai Gniffke) vielleicht auch ein bisschen aufgeweicht. Man muss nicht unbedingt an alten Formalitäten hängen. Es ist wichtig, junge frische und motivierte Leute reinzuholen, ohne diese erstmal durch ein Formalprogramm schicken zu müssen.“
Als das Volontariat zu Ende war, begann ihre Zeit im SWR3 Studio, wo sie sich von Anfang an wohl fühlte: „Ich kann mich mit der Marke identifizieren, das ist viel wert. Ich bin super gerne in diesem Team. Ich habe auch das Gefühl, dass ich dazu passe. Es passt alles.“ Trotz ihrer anfänglichen Vorbehalte gegenüber dem Hörfunk, gibt es für sie heute fast keine Alternative zum Radio mehr. Für Rebekka steht fest: „Ich liebe beim Hörfunk das Direkte und Authentische. Sodass der andere im besten Fall überhaupt nicht merkt, dass er da gerade interviewt wird.“ Sie betont weiter, wie viel Spaß es ihr mittlerweile macht, hinter die Kulissen zu schauen: „Es ist einfach ein Privileg, was ich alles schon erfahren habe, weil ich irgendwo sein durfte, wo man normalerweise nicht rein darf. Und dann erzählen dir Leute irgendetwas, was du sonst nicht erfahren würdest. Das ist mega.” Besonders Themen, die sich mit Gesellschaft, Philosophie und Psychologie befassen, ziehen Rebekka für ihre Beiträge dabei magisch in ihren Bann.
„Ich erzähle gerne Geschichten und versinke bereitwillig in fremden Welten.“
Bereits im Kindesalter faszinierten Rebekka die Heldenreisen aus Herr der Ringe oder Harry Potter. Die aufregenden Abenteuer der Protagonist*innen fesselten sie an die Buchreihen bekannter Autor*innen und boten ihr auch später noch philosophische Impulse und wichtige Lektionen für ihr eigenes Leben. Rebekka gibt zu: „Ich muss echt sagen, dass das eine Faszination ist, die mich prägt.“ Besonders das, was die Heldenreise in den Rezipient*innen auslöst, findet sie dabei am spannendsten. Und genau das wünscht sie sich auch für ihre eigenen Beiträge: Geschichten, die bewegen und berühren. Rebekka verrät: „Menschen sind für mich das Faszinierendste. Während andere in die Natur gehen, will ich in Menschenmassen, um zu sehen, was da passiert. Ausgesetzt im Wald würde ich eingehen. Ich muss Menschen beobachten, das steckt in mir.“ So entstehen auch ihre Ideen, die sie in neuen Projekten umsetzt. Und genau das ist es, was ihr an SWR3 so gut gefällt: Die Möglichkeit, eigene Themen einzureichen und selbstständig zu bearbeiten.
Obwohl die Arbeit als freie feste Mitarbeiterin in der Medienbranche mit Risiken verbunden sein kann, machte sich Rebekka nicht viele Gedanken um ihre Zukunft. Sie erklärt: „Ich glaube, das würde auch hemmen, wenn man sich immer Sorgen macht, dass es nächstes Jahr nicht weitergeht. Ich habe mir auch immer gedacht: Wenn es nicht weitergeht, dann geht es halt nicht weiter.“ Das wichtigste an ihrem Beruf ist und bleibt für sie die Abwechslung und das Arbeiten in einem guten und familiären Team. So betont sie immer wieder, wie viel Glück sie auf ihrer Reise beim SWR hatte, obwohl es schwierig sein kann, den passenden Job innerhalb der Medienbranche zu finden. Trübsal blasen muss man allerdings auch nicht. Zum Abschluss will sie angehenden Medienwissenschaftler*innen Mut machen: „Es ist vielleicht nicht immer so einfach. Aber ich glaube, wenn man total Bock darauf hat, dann findet sich da immer irgendetwas. Gerade der SWR ist unfassbar froh, wenn junge Leute Lust haben, dabei zu sein.“
Noch mehr Infos zu Rebekka findet ihr auf ihrer Website oder ihrem Instagram-Kanal.