Ein Beruf der Vielseitigkeit
Alumni-Portrait über die SWR3-Redakteurin Rebecca Rodrian
Von Tamara Beck
Wer einmal Radioluft geschnuppert hat, will so schnell nicht wieder weg – So erging es auch Rebecca Rodrian, als sie nach dem Abitur erste Praktika absolvierte. Ein Studium, Volontariat und zahlreiche Praxiserfahrungen später ist sie genau dort angekommen, wo sie sein möchte, in der Redaktion von SWR3. Und wer regelmäßig einschaltet, hat sicher schon einmal ihre Stimme gehört.
„Was ist der heutige Dreh?“ – Mit dieser Frage startet so ziemlich jeder Arbeitstag bei Rebecca Rodrian aus Baden-Baden. Sie ist seit mehr als fünf Jahren nun schon als Reporterin und Redakteurin bei SWR3 tätig. Ihr Beruf ist sehr vielseitig, doch einen einheitlichen Weg in dieses Berufsfeld gibt es ihrer Meinung nach nicht. Rebecca hat viele Stationen durchlaufen, bis sie letztendlich bei ihrem jetzigen Job gelandet ist. Angefangen hat es bei ihr schon durch erste Bemerkungen im Familienkreis: Meine Mutter hat schon immer gesagt: Rede nicht so schnell“, erzählt sie. „Und mein Papa hat immer gesagt: Du musst die Welt sehen.“
Vom Praktikum zur freien Mitarbeit
Rebecca hat ihr Abitur in ihrer Heimat Kaiserslautern absolviert, wo sie auch aufgewachsen ist. Für ihr Bachelorstudium ist sie 2006 schließlich nach Tübingen gezogen, um Allgemeine Rhetorik im Haupt- und Medienwissenschaft im Nebenfach zu studieren. Doch der erste Eindruck ihrer neuen Umgebung war nicht unbedingt der Beste: „Ich fand’s erstmal super strange, weil die Schwaben so mega unfreundlich gewirkt haben.“ Doch schnell stellte Rebecca fest, dass Schwaben nicht nur „mufflig“, sondern auch durchaus freundlich sein können. Die Zusage von Tübingen ließ jedoch einige Zeit auf sich warten. Parallel war Rebecca zu dem Zeitpunkt schon in Freiburg für Lehramt eingeschrieben, was aber nicht unbedingt ihre erste Wahl war. Zum Glück kam dann doch noch der ersehnte Zulassungsbescheid aus Tübingen. Und dazu ergab sich ungewollt eine Zweier-WG mit einer flüchtigen Bekannten aus der Heimat. „Wir haben beide eine Wohnung gesucht, wir wollten beide eigentlich alleine wohnen, haben aber nichts gefunden und haben gesagt: Na gut, dann ziehen wir halt zusammen.“ Schicksal könnte man fast meinen, denn: „Heute ist sie meine beste Freundin“ erzählt Rebecca lächelnd. Während dem Studium in Tübingen war Rebecca unter anderem bei CampusTV tätig und eine der Gründerinnen des bis heute existierende Hörfunkprojekts Micro-Europa.
Doch schon vor ihrem Bachelorstudium hat Rebecca erste Erfahrungen im Medienbereich gesammelt. Nach dem Abitur absolvierte sie für acht Wochen ein Praktikum beim ZDF und merkte relativ schnell, wie ihr die Arbeit und die Mitgestaltung in der Medienbranche gefiel. Auch während ihres Studiums in Tübingen, so ziemlich in jeden Semesterferien, sammelte Rebecca weitere Praktikumserfahrungen, unter anderem beim Jugendradiosender UNSERDING (Saarländischer Rundfunk). Dass sie sich auf eine eher jüngere Zielgruppe fokussieren will, war Rebecca bis zu diesem Zeitpunkt klar, doch ob sie sich eher auf Jugendliche oder Kinder festlegen will, galt es noch herauszufinden. Nach einem weiteren erfolgreichen Praktikum beim Jugendradiosender DASDING (SWR), bekam Rebecca schließlich das Angebot, dort während des Studiums regelmäßig zu arbeiten. Solche Möglichkeiten erweisen sich besonders im Medienbereich oft als eine große Stütze für den späteren Berufseinstieg – so auch für Rebecca. Denn nach ihrem Bachelor-Abschluss 2010 wurde sie bei DASDING schließlich übernommen. Von der Reporterin über die Moderatorin bis hin zu Online-Plattformen waren jegliche Aufgabenfelder dabei. Wichtig für Rebecca war dabei ebenso ein angenehmes Arbeitsklima und dass sie sich wohl fühlt – was beides gegeben war. „Ich sage immer: DASDING ist eine Familie“, erzählt sie mit einem Lächeln.
Das Radio ist eine große Familie
Nach einem Jahr stand sie jedoch vor der Entscheidung, wie es für sie beruflich weitergehen sollte. Entweder einen aufbauenden Masterstudiengang in der Medienwissenschaft oder ein Volontariat, lautete Rebeccas Plan. Letztlich hat es mit dem Volontariat beim SWR geklappt. Rebecca tendierte allgemein schon aus persönlichen Gründen immer mehr zu der Arbeit in einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt. Während ihres Volontariats hatte Rebecca verschiedene Kurse zu den unterschiedlichsten Medien oder Redaktionen, an denen dann eine vierwöchige Praxisphase in dem jeweiligen Bereich anknüpfte. Diese Stationen wechselten nicht nur im medialen, sondern auch im geographischen Bereich. Im Falle des SWR durchlief Rebecca also Standorte wie Mainz, Baden-Baden und Stuttgart. Auch hier fokussierte sie sich in ihrem Volontariat viel auf DASDING, da ihr besonders diese Arbeit gefiel. So ging es für sie auch nach ihrem abgeschlossenen Volontariat zurück zu dem Jugendradiosender, diesmal aber als Chefin vom Dienst. Ein Jahr später eröffnete sich für Rebecca dann aber eine neue Gelegenheit. Ein Job in Köln bei 1Live (WDR) für ein Jahr als festangestellte Redakteurin. Doch letztendlich zog es sie danach doch wieder zum SWR zurück und sie bekam einen Job bei SWR3.
Ein Ortswechsel aufgrund des Jobs oder Studiums war für Rebecca nie ein Problem. Denn ihre Zeit bei DASDING, oder besser gesagt, die einzelnen Kolleg*innen, auch „Dinger“ genannt, verfolgten sie auf Schritt und Tritt. So traf Rebecca während ihrer Arbeit in Köln auf eine ihrer früheren Arbeitskolleg*innen, mit der sie bis heute noch eng befreundet ist. Auch heute bei SWR3 arbeitet sie mit einem ihrer engsten Freunde zusammen. „Diese Familie oder diese Freundschaften, die da entstanden sind, sei es jetzt im Studium oder dann bei DASDING, die haben Bestand und haben mich immer auch von Ort zu Ort mitgetragen“, erzählt sie. „Von daher ist das nicht schwer gewesen und eigentlich immer ein schönes zurück und nach Hause kommen, auch dann zu SWR3.“
Von Denkerinnen und Macherinnen…
Als Redakteurin und Reporterin bei SWR3 hat Rebecca unheimlich viel Spaß an ihrer Arbeit und schätzt vor allem die Abwechslung in ihrem Aufgabenbereich. “Du machst jede Woche im Prinzip einen anderen Job.“ Rebecca arbeitet beispielsweise an der SWR3 Morningshow, Nachmittagsshow, im Online-Bereich und der Website- und Programmgestaltung. Grundsätzlich lässt sich der Unterschied zwischen einem Redakteur und einer Reporterin auch als die Rolle des Denkers und die der Macherin beschreiben. Dies kann jedoch bei verschiedenen Rundfunkanstalten variieren, betont Rebecca mehrmals. Als Reporterin ist Rebecca hauptsächlich bei Events tätig, aber auch größere Reisen, wie nach Taiwan oder Kanada, durfte sie dafür schon antreten. Sie plant als Redakteurin aber auch viel für die Morningshow, die wichtigste Show für die meisten Radiosender. Dabei ist man entweder als Vorbereiterin tätig, sammelt am Tag vorher Themen und strukturiert die Show, oder man betreut morgens die Sendung vor Ort, als Regisseurin oder Früh-Producer. „Ich bin oft sehr nah an den Sendungen und den Moderator*innen dran. Wir überlegen: Ok, was ist jetzt das, worüber wir sprechen wollen? Was ist das, was die Leute interessiert, wo die Leute was zu sagen wollen vielleicht? Worüber müssen wir auch mal informieren, worüber eigentlich niemand bis jetzt gesprochen hat?” Rebecca ist außerdem auch im Online-Bereich für die Website und Social-Media-Seiten als Redakteurin tätig. Bei den sogenannten Programmaktionen denkt sie sich Spiele für verschiedene Sendungen aus, plant, schreibt und organisiert. Auf eine der beiden Tätigkeiten festlegen würde sich Rebecca eher nicht: „Ich mag halt einfach unterschiedliche Dinge“, betont sie. Letztendlich gehen die Bereiche oft auch ineinander über. Als Redakteurin besorgt man auch mal O-Töne vor Ort für Beiträge und als Reporter recherchiert und telefoniert man auch oft.
Demnach können die Dienstzeiten auch je nach Aufgaben und Redaktion wechseln, bieten jedoch genug Zeit für die Vorausplanung für private Treffen oder Hobbys. Ob Früh- und Spätschicht oder auch mal Wochenendarbeit, es hat alles seine Vor- und Nachteile, erklärt Rebecca. Dies gilt jedoch sowohl für Reporter-, als auch Redakteurstätigkeiten. „Und wenn was Aktuelles passiert, dann bist du halt manchmal auch einfach länger da.“ Bei der Themenwahl können die Redakteur*innen und Moderator*innen ihrer Kreativität freien Lauf lassen und auch Vorschläge aufgrund persönlicher Interessen mit einbringen. Alle zwei Jahre macht Rebecca mit ihren Kolleg*innen bei SWR3 einen sogenannten „Thementag“, den SWR3 Report. Dabei steht das gewählte Thema den kompletten Sendetag im Fokus. Vergangene Beispiele waren Themen wie digitale Eifersucht oder auch Körperliebe und Körperhass. Besonders beim letzten Thema bekam Rebecca auf einen Facebook-Post mit dem Titel Freundschaftsfrage an meinen Körper enorm positives Feedback, was sie sehr berührt hat, da dieses Thema ihr auch persönlich am Herzen liegt. Die Medien spielen besonders bei solch sensiblen Themen für sie eine entscheidende Rolle. „Ich glaube, dass die Medien eine wahnsinnige Verantwortung haben, was das betrifft. Am Medium Radio speziell schätzt Rebecca besonders die Schnelligkeit, einer der Gründe, warum sie sich dafür entschieden hat. „Dieses Wissen, das ist überall zu jederzeit. Das find ich total geil, das ist doch eine total coole Vorstellung.“
…bis hin zu Thomas Gottschalk
Aber auch prominente Begegnungen bleiben nicht aus. Aktuelle moderiert Thomas Gottschalk immer montags eine Sendung mit Constantin Zöller und ist somit indirekt Rebeccas Arbeitskollege. Daran kann sie sich aber trotz einiger Zeit nur schwer gewöhnen. Wenn Rebecca an ihrem Schreibtisch sitzt und etwas recherchiert, denkt sie sich noch jedes Mal, wenn er an ihr vorbeiläuft: „Ok, es ist halt Thomas Gottschalk“, erzählt sie.
Um im Medienbereich Fuß zu fassen, nennt Rebecca verschiedene Tipps, die ihr auch selbst auf ihrem Weg geholfen haben. Hartnäckig bleiben, einfach ausprobieren und einfach machen ist ihre Devise. Praktika und ein Volontariat können dabei auch hilfreich sein, um seine Interessen und Fähigkeiten bestätigt zu wissen. „Man muss in den Medien oft einfach dranbleiben und nochmal nachfragen, um irgendwo hinzukommen.“ Was man für Rebeccas Beruf ihrer Ansicht nach mitbringen sollte, ist es, neugierig zu sein, etwas herausfinden zu wollen und Lust darauf haben, es anderen erzählen zu wollen. Natürlich ist auch ein gewisses Maß an Kreativität von Bedeutung, um Dinge ansprechend umzusetzen sowie den Leuten mit ihren Geschichten zuhören zu wollen. „Du musst ausprobieren, du musst was machen und gucken: Ist das was, was mich begeistert? Habe ich Bock, den Leuten was zu erzählen – und wirklich einfach machen.“
Sich Schwäbisch mit der Zeit anzueignen, hat Rebecca schon lange aufgegeben: „Wenn ich was nicht kann, wirklich gar nicht kann, dann ist es, Dialekte nachmachen.“ Das würde sie in Bewerbungsgesprächen sogar als ihre größte Schwäche angeben. Und falls ihr jetzt das nächste Mal SWR3 einschaltet: Seit 2019 ist Rebecca die sogenannte „Stationvoice“. Dies entspricht, wie sie selbst sagt, eher einem reinen Sprecherjob. Also wenn das nächste Mal zwischen den Songs jemand „SWR3“ flüstert, könnt ihr euch ziemlich sicher sein, dass es Rebecca Rodrian ist.