Lebensmüde Adrenalinjunkies sind die besseren Verbrecher!
von Maya Morlock
Im rasanten Action-Thriller „Point Break“ von Regisseur Ericson Core (Filmstart 21.Januar 2016) jagt der junge FBI-Agent Johnny Utah (Luke Bracey) eine kriminelle Bande der Superlative, die das Finanzsystem gefährdet. Die Brillanz dieser Verbrechen lässt eine Gruppe von Extremsportlern dahinter vermuten, weshalb der einstige Extremsportler Utah genau der Richtige für diesen Job ist.
Sturz in die Tiefe
In wahnwitziger Höhe stehen die Männer Seite an Seite an der Kante des Felsens und blicken in die Tiefe. Ein Sturz bedeutet den sicheren Tod. Eine falsche Bewegung, eine falsche Entscheidung, ein ungünstiges Timing und es ist vorbei. Nur die Perfektion und der Trotz vor dem Tod können das Überleben sichern. Wahnwitzig? Selbstüberschätzend oder einfach nur lebensmüde? Der Anführer Bodhi (Edgar Ramirez) hat da eine klare Meinung: „Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern, dass man nie beginnen wird zu leben“. Denn sterben müssen wir alle, nur ist die Frage wie. Dann ist es doch befreiender im Adrenalinrausch über der atemberaubenden Schönheit der Natur zu sterben, denken sich auch seine Anhänger und stürzen sich nacheinander mit ihren Wingsuits von der Felskante. Der infiltrierte FBI-Agent Utah ist einer von ihnen. Für ihn zählt: Überlebe!
Verbrecher der Superlative
Einer Verbrecherbande gelingen nahezu unmögliche Raubzüge: Sie stehlen hochwertige Edelsteine und entkommen mit dem Motorrad durch das Fenster. Sie rauben ein mit Geldnoten beladenes Flugzeug aus und verschwinden vom Radar. Ihre Fallschirme haben sich nicht geöffnet – doch wo sind die Leichen? Sie scheinen nicht zu stoppen zu sein. Utah meint die Bande enttarnt zu haben und schafft es durch halsbrecherische Stunts in das Team. Nach und nach integriert er sich in die Gruppe und auch die schöne Samsara (Teresa Palmer) wächst ihm zunehmend ans Herz. Die Distanz fehlt und es scheint als genieße er die Rückkehr zum Extremsport. Die Grenzen zwischen gut und böse – zwischen FBI und den Verbrechern – verschwimmen zunehmend. Für welche Seite wird Utah sich entscheiden?
Extremsport auf der Leinwand
Die aufwändige Produktion ersteckte sich über vier Kontinente: Europa, Asien und Nord-/Südamerika. Die Naturbilder sind bombastisch und überwältigend, sodass der Mensch in ihr klein und unbedeutend wirkt. Der wahre Antagonist der Verbrecher ist die Natur und ihre Gefahr macht einen Teil ihres Lebenssinns aus. Auch wenn nicht viel geballert wird und Mann-zu-Mann-Kampfszenen eher selten sind, kann dieser Action-Thriller die Spannung stetig hochschrauben. Die Stunts und die rasanten Kamerafahrten sind einmalig: Ob Surfen auf einer monströsen Riesenwelle, irrwitzig schnelles Wingsuit Fliegen zwischen massigen Felsen, Motorradstunts auf Sandbergen, Free-Climbing an den Angel Falls in Venezuela oder Snowboarden auf großen und teils vereisten Gletschern – das sind menschliche Höchstleistungen, wofür berühmte Extremsportler engagiert worden sind (zum Beispiel: Surfer – Laird Hamilton oder Sebastian Zietz, Motorradfahrer – Riley Harper und Oakley Lehmann, Wingsuit-Flieger – John Devore, Julien Boulle oder Noah Bahnson, Free-Climber – Cris Sharma).
Fazit
Wie bei vielen Actionfilmen ist die Geschichte zweitrangig und tritt immer weiter in den Hintergrund. Die kleine Liebesgeschichte zwischen FBI-Agent Utah und Samsara wirkt gezwungen und wenig authentisch. Trotzdem sind die Stunts sehenswert und die knapp zwei Stunden vergehen wie im Flug. Entertainment wird auf jeden Fall großgeschrieben – Tiefgang und Anspruch jedoch nicht.