Perfektion um jeden Preis: die Schattenseiten des Lucky-Girl-Syndroms
Von Fabienne Krieg
Schon gehört? Du kannst dir allein durch positive Gedanken dein Traumleben erschaffen! Das zumindest verspricht das Lucky-Girl-Syndrome, ein Phänomen welches durch die sogenannten ,,Lucky-Girls‘‘ auf TikTok in die Welt gerufen wurde. Durch positive Affirmationen wie ,,Ich ziehe das Glück magisch an‘‘ steht dem erfolgreichen Leben nichts mehr im Weg- so die InfluencerInnen. Hört sich verlockend an, nicht wahr? Allein durch die positiven Gedanken und Emotionen ziehst du das Glück in dein Leben und wirst überschüttet mit Euphorie.
Das #LuckyGirlSyndrome generiert derzeit auf TikTok weltweit 1,1B Aufrufe. So lässt sich vermuten, dass die NutzerInnen von TikTok – mit einer Zielgruppe von tendenziell jüngeren NutzerInnen- großes Interesse an dieser scheinbar simplen Lebenseinstellung haben und dieser nachgehen wollen. Einmal das Hashtag eingegeben so folgen etliche Videos. Zumeist weiß, jung, schön- so erscheinen die Lucky-Girls und philosophieren, wie sie durch die Mantren ihr Traumleben erschaffen haben. Die TikTokerin ‘’Laura Galebe’’ brachte Dezember 2022 den Trend ins Rollen. Sie berichtet von ihren Erfahrungen und wie viel Glück sie doch habe, seitdem sie sich einredete, immer lucky zu sein. TikTok ist bekannt dafür, dass gerade Videos mit Triggerpunkten viral gehen und eine hohe Reichweite generieren. Und so auch bei dem Lucky-Girl-Syndrome. Denn jeder kennt die Tage, an denen man sich nichts mehr als eine Antwort auf ,,Wie wird man schnell, einfach und nachhaltig glücklich?‘‘ wünscht und da schnappt der Trend zu und formt die scheinbar perfekte Antwort auf unsere Frage.
Das Phänomen gibt es allerdings schon länger, jedoch unter einem anderen Namen. >>Gesetz der Anziehung<< wird das universelle Gesetz beschrieben, dem zu Grunde liegt, dass Gleiches Gleiches anzieht. Erstmals wurde der Begriff 1877 in einem Buch von Helena ‘’Petrovna Blavatsky’’ formuliert. Positive Gedanken führen zu positiven Umständen, wohingegen negative Gedanken zu negativen Umständen führen. Die hemmenden Gedanken sollen möglichst verhindert, gar unterdrückt werden. Da klingt das Lucky-Girl-Syndrome doch sehr ähnlich und schöpft eine Gen-Z-Version des Gesetzes, denn beide verfolgen das gleiche Mantra ,,Positives zieht Positives an‘‘. [/av_textblock] [/av_one_full] [av_one_full first min_height='' vertical_alignment='av-align-top' space='' row_boxshadow='' row_boxshadow_width='10' row_boxshadow_color='' custom_margin='' margin='0px' av-desktop-margin='' av-medium-margin='' av-small-margin='' av-mini-margin='' mobile_breaking='' mobile_column_order='' border='' border_style='solid' border_color='' radius='' min_col_height='' padding='' av-desktop-padding='' av-medium-padding='' av-small-padding='' av-mini-padding='' svg_div_top='' svg_div_top_color='#333333' svg_div_top_width='100' svg_div_top_height='50' svg_div_top_max_height='none' svg_div_top_flip='' svg_div_top_invert='' svg_div_top_front='' svg_div_top_opacity='' svg_div_top_preview='' svg_div_bottom='' svg_div_bottom_color='#333333' svg_div_bottom_width='100' svg_div_bottom_height='50' svg_div_bottom_max_height='none' svg_div_bottom_flip='' svg_div_bottom_invert='' svg_div_bottom_front='' svg_div_bottom_opacity='' svg_div_bottom_preview='' column_boxshadow='' column_boxshadow_width='10' column_boxshadow_color='' background='bg_color' background_color='' background_gradient_direction='vertical' background_gradient_color1='#000000' background_gradient_color2='#ffffff' background_gradient_color3='' src='' background_position='top left' background_repeat='no-repeat' highlight='' highlight_size='' animation='' animation_duration='' animation_custom_bg_color='' animation_z_index_curtain='100' parallax_parallax='' parallax_parallax_speed='' av-desktop-parallax_parallax='' av-desktop-parallax_parallax_speed='' av-medium-parallax_parallax='' av-medium-parallax_parallax_speed='' av-small-parallax_parallax='' av-small-parallax_parallax_speed='' av-mini-parallax_parallax='' av-mini-parallax_parallax_speed='' css_position='' css_position_location='' css_position_z_index='' av-desktop-css_position='' av-desktop-css_position_location='' av-desktop-css_position_z_index='' av-medium-css_position='' av-medium-css_position_location='' av-medium-css_position_z_index='' av-small-css_position='' av-small-css_position_location='' av-small-css_position_z_index='' av-mini-css_position='' av-mini-css_position_location='' av-mini-css_position_z_index='' link='' linktarget='' link_hover='' title_attr='' alt_attr='' mobile_display='' mobile_col_pos='0' id='' custom_class='' template_class='' aria_label='' av_uid='av-9zb8bsl' sc_version='1.0'] [av_textblock textblock_styling_align='' textblock_styling='' textblock_styling_gap='' textblock_styling_mobile='' size='' av-desktop-font-size='' av-medium-font-size='' av-small-font-size='' av-mini-font-size='' font_color='' color='' id='' custom_class='' template_class='' av_uid='av-llw339ev' sc_version='1.0' admin_preview_bg='']
Die Qual der Wahl: den perfekten Boyfriend oder doch ein neues Auto?
Trotz der Versprechen, eine glorreiche Zukunft bloß mit positiven Gedanken herbeizumanifestieren, stößt das Phänomen an Grenzen und weist Probleme, sogar Gefahren -insbesondere für jüngere NutzerInnen- auf. Die BotschafterInnen des Geheimnisses sind mehrheitlich weiblich, weiß und jung, haben keinerlei körperliche Einschränkungen und scheinen -durch die Oberflächlichkeit von Social Media geprägt- privilegiert. Die Probleme, welche die Lucky Girls durch ihre täglichen positiven Affirmationen wegzaubern, erweisen sich als ‘‘first-world-problems‘‘ die gar nicht mal so problematisch sind. Meist handelt es sich um das Finden von dem perfekten Freund/ der perfekten Freundin, ein neues Auto oder Unmengen von Geld. Also meist materialistische Träume. Wirkliche Probleme wie Armut, Krieg, Klimakrise – die Liste könnte ins Unendliche weitergehen- werden außer Acht gelassen. Es bieten keinerlei Lösung für strukturelle Probleme, welche durch ein ,,ich ziehe das Glück magisch an‘‘ sicherlich nicht bewältigt werden können. Vor allem darf man hierbei nicht vergessen, dass nicht jeder die gleichen Privilegien und gleiche Möglichkeiten hat. Denn wie erklärt man einer Person, die ihr Leben lang mit Armut zu kämpfen hat, dass sie doch positiv denken soll, um ihr Leben zu verändern?
In dieser Bubble befinden sich nun junge Mädels, die sich selbst Probleme schaffen, die keine darstellen. Persönlich empfinde ich das als sehr heikel, gerade jüngere NutzerInnen nehmen so an, dass sie diese materialistischen oder ,,first-world-problems‘‘ in ihrem Leben brauchen, um auch so ein Lucky-Life zu leben.
Toxische Positivität
Glück erfährt nur, wer positiv denkt. Toxische Positivität beschreibt im Grunde, dass man immer positiv sein soll, ungeachtet der Schwierigkeiten, denen wir begegnen. Das Zulassen von negativen Emotionen ist nicht gestattet. Problematisch daran ist, mit der Verdrängung deiner Gefühle versperrst du dir die Möglichkeit an dir selbst zu wachsen. Gerade aus unangenehmen Emotionen kannst du viel für die Zukunft mitnehmen und lernen. Wenn du diese jedoch unterdrückst, kann es sein, dass die Emotionen zu einem späteren Zeitpunkt zurückkommen und langfristigen Schaden anrichten. Und dabei wirkt das Lucky-Girl-Syndrome doch so nachhaltig? Lieber sollte man den negativen Gedanken auf die Spur gehen und herausfinden, woher diese negativen Glaubenssätze kommen und an ihnen arbeiten. Um so nachhaltig ein gesundes und glückliches Leben zu führen.
Träumer sind nicht unbedingt Macher
In der New York Times berichtete die Psychologin ‘’Gabriele Oettingen’’, dass der simple Akt zu träumen uns die Energie raubt, Arbeit zu leisten und unsere Ziele zu erreichen. Wenn sich durch die positiven Affirmationen nicht auch dein Verhalten verändert und du anfängst aktiv zu werden, wird sich nichts ändern. Man entzieht sich lediglich der Verantwortung, selbst dafür zu sorgen, dass man ein gutes Leben hat. Kombinierst du das Visualisieren und das aktive Handeln, so kann es dich auf den richtigen Weg bringen. Wenn wir uns vorstellen, dass wir das Unmögliche erreichen können, spielen wir ein kleines Spiel mit unserem hartnäckigen Unterbewusstsein, das uns gerne davon überzeugt, dass wir unser Ziel nie erreichen werden. Aber wer braucht schon die Meinung des Unterbewusstseins, wenn wir unsere eigene Realität schaffen können, oder?
Aber was ist, wenn die Positive-Gedanken-Bubble platzt und etwas nicht so ‘’lucky’’ läuft wie geplant? Bin ich dann selbst schuld? Ist das Universum gegen mich? – die Lucky Girls argumentieren so: wenn etwas nicht nach Plan läuft, dann nur weil etwas Besseres für mich vorhergesehen ist. Trotzdem sei es wichtig, positiv zu sein und negative Gedanken keinen Raum zu schenken.
Ganz so einfach ist es in der realen Welt nicht. Wenn wir uns ehrlich mit uns selbst auseinandersetzen, müssen wir zugeben, dass wir ganz schön die Laune verlieren, wenn die Dinge nicht wie geplant verlaufen. Und das ist auch in Ordnung!
Aus Fehlern lernt und wächst man. Die Erkenntnis, negative Emotionen anzunehmen und aus ihnen zu lernen ist meiner Meinung nach eine große Bereicherung und geht im Gegensatz zu dem ,,Good vibes only‘‘ Phänomen mit weniger Druck einher.
Das Gegenteil von ‘‘Gut‘‘ ist ‘‘Gut Gemeint‘‘
Zusammenfassend ist das Lucky-Girl-Syndrom gut gemeint, durch die Affirmationen und Visualisierungen kann das Selbstwertgefühl gestärkt werden und man kann sich inspirieren. Es benötigt jedoch mehr als nur einen Gedanken, um ans Ziel zu kommen. Und zwar: Das aktive Handeln. Behält man das im Kopf und lässt sich nicht zu sehr von den SinnfluencerInnen blenden, so steht einem ein glückliches – wenn auch nicht ganz sorgenfreies- Leben nichts mehr im Weg.