Odysso – Fernsehen das Wissen schafft

Von Luna Selle und Robin Biesinger

Odysso ist ein Wissenschafts-Fernsehmagazin, welches seit Januar 2011 von Dennis Wilms moderiert wird. Die Wissenschaftssendung wird wöchentlich ausgestrahlt und behandelt eine große Bandbreite an interessanten Themen. Das Spektrum reicht von Gesundheit und Medizin über Umweltschutz, Natur und beispielsweise Energieversorgung. Diese Themen sollen dem Zuschauer mit einem wissenschaftlichen Aspekt und aufgrund fundierter Recherche trotzdem einfach und verständlich nähergebracht werden. Um herauszufinden, was sich genau hinter dem Magazin versteckt, haben wir uns mit Birgit Borsutzky getroffen und gefragt, was es genau mit der Sendung auf sich hat.

Viele Menschen denken, dass sie bei Ärzten kompetent beraten und nur operiert werden, wenn das auch zwingend notwendig ist. Dabei gibt es in der Realität leider viele weitere Gründe, wieso ein Arzt eine Operation empfiehlt. Seitdem die Politik beschlossen hat, dass Krankenhäuser schwarze Zahlen schreiben müssen um weiterhin bestehen zu können, werden Operationen oftmals durchgeführt, um Geld zu verdienen und nicht, weil es dringend für den Patienten notwendig ist. Dieses Thema steht im folgenden Blogbeitrag als Beispiel einer ganzen Reihe gesellschaftlicher Themen, die die Sendung Odysso behandelt. Auch Themen wie Klimawandel, die Militärsituation in Deutschland oder die Arbeit der Feuerwehr behandelt die Sendung wissenschaftlich und bringt diese somit dem Zuschauer auf einer lockeren aber doch professionellen Ebene näher.

Birgit Borsutzky ist Autorin und Chefin vom Dienst (CVD) bei Odysso in Baden-Baden. Ihre Aufgabe ist es, immer wieder neue Themen zu finden, über die berichtet werden kann. Dafür finden regelmäßige Besprechungen statt, welche Themen gerade spannend, aktuell oder interessant für den Zuschauer sein könnten. Die Themen kommen in der Regel direkt aus der Redaktion oder werden von den Autoren als Idee mitgebracht. So kommen viele Themen zusammen, die unterschiedlichste Anforderungen haben. Berichtet die Sendung beispielsweise über den Weltraum, hat das andere Anforderungen als bei der Krankenhaus-Thematik. Die Themen werden mit unterschiedlichen Hilfsmitteln und Formen aufgearbeitet und dann an den Zuschauer ausgestrahlt. Dazu aber später mehr. Eine andere Aufgabe von ihr ist es, die Autoren und Autorinnen während der gesamten Planung und Umsetzung zu betreuen.

Wenn Operieren zum Geschäft wird

Bevor ein Beitrag für Odysso entstehen kann, ist es entscheidend ein Thema zu finden, welches den Zuschauer interessiert. In diesem Fall ist das öffentliche Interesse an diesem Thema sehr hoch. Es ist immer aktuell und betrifft uns alle, denn wir alle müssen früher oder später einmal ins Krankenhaus. Bestimmte Operationszahlen steigen seit Jahren. Die Krankenhausaufenthalte werden immer kürzer und immer mehr Menschen werden in ein Krankenhaus eingeliefert. Oftmals geht es ihnen nach einer Operation gar nicht besser als zuvor, sondern eher schlechter. Seitdem die deutsche Politik entschieden hat, dass Krankenhäuser Gewinne verzeichnet werden, spezialisieren sich viele auf die Eingriffe, die mehr Geld als andere bringen. So bringt beispielsweise eine Frühgeburt zwischen 80000 und 150000 Euro, während etwa zehn normale Kinder geboren werden müssen, um eine Frühgeburt zu finanzieren. Die Zahlen der Frühgeburten in Deutschland steigen und sind im Vergleich zu beispielsweise Schweden fast doppelt so hoch. Experten sagen, dass dies nur an der Bezahlung liegt und deswegen Frühgeburten eingeleitet werden müssen.

Odysso über Operieren aus Profitgier

Mit der Sendung „Wenn Operieren um Geschäft wird“ greift Odysso ein sehr heikles Thema der Gesellschaft auf. Dazu muss erstmal recherchiert werden. Ein Team kümmert sich in diesem Fall um die Beschaffung der aktuellen Zahlen und Aussagen aus Studien. Beispielsweise ist es wichtig, aus einer sicheren Quelle zu erfahren, wie sich die Zahl der Operationen verändert hat oder wie die Umsatzzahlen bestimmter Kliniken aussehen und sich verändert haben.

Dann wurden drei Betroffene mit unterschiedlichen Krankheiten gesucht, die darüber berichten was ihnen persönlich passiert ist, um eine emotionale Bindung an den Zuschauer zu bekommen. Alle drei klagen darüber, dass sich der Krankheitsverlauf seit der Operation deutlich verschlimmert hat und sie in Zukunft lieber mehrere Meinungen einholen, bevor sie sich unter das Messer legen. Genauere Informationen über die Krankheiten werden anschaulich mit verschiedenen Grafiken und Animationen erklärt, sodass auch Laien verstehen um was es geht.

Danach werden Handlungsempfehlungen gegeben, wie Menschen solche Beschwerlichkeiten vermeiden können. Ebenso kümmern sich die Autoren der Sendung darum, dass Experten zu Wort kommen. In diesem Fall sind das verschiedene Ärzte oder auch Krankenhausleitungen. Die Ärzte werden zu ihrem Schutz unkenntlich gemacht und es wird darauf geachtet, dass es keine weiteren Folgen hat, wenn Menschen berichten. Viele Ärzte werden auch ausgewählt, weil sie den Krankenhausjob aufgegeben haben und eigene Praxen aufgemacht haben. Auch Krankenhausleitungen berichten, wie sie mit ihrem zur Verfügung stehenden Geld wirtschaften können und sich trotzdem um Forschung oder den Bau neuer Gebäude kümmern können.

Außerdem wird ein Appell an die Politik gegeben, wie viele Krankenhäuser notwendig sind und dass es effektiver wäre, wenn man die Anzahl der Krankenhäuser verringert. Die Thematik wird von allen Beteiligten sehr ernst und seriös behandelt. Es sind genügend Hintergrundinformationen vorhanden und durch die Einbindung der Betroffenen wird das Thema etwas aufgelockert, damit nicht nur über Zahlen und Fakten gesprochen wird. Es ist ein gelungener Beitrag, an dem man sieht, dass ernste Themen mit genügend Recherche und kreativer Aufbereitung attraktiv wissenschaftlich vermittelt werden können.

Odysso – gelungene Wissenschaftsvermittlung?

Odysso greift mit seinem Programm eine Vielzahl interessanter Themen auf und legt einen hohen Wert auf gute journalistische Arbeit. Birgit Borutzky erläutert, dass Animationen ein häufig genutztes Mittel sind, um komplexe Sachverhalte einer breiten Rezipienten-Gruppe näher zu bringen. Sie greift dabei auf verschiedene Quellen zurück wie z.B. verschiedene wissenschaftliche Magazine, Experten oder Autoren, die sich auf bestimmte Themengebiete im Laufe ihres Berufslebens spezialisiert haben. Dabei ist es auch wichtig, auf Kongresse zu den jeweiligen Themen zu gehen um sich dort mit Wissenschaftlern über die Themen auszutauschen. Aber auch durch den Austausch bei Interviews werden neue Themen gefunden und der Kontakt zu den Experten vertieft.

Wenn die Produktion beginnt, achtet Birgit Borsutzky darauf, dass der Zuschauer und die Zielgruppe ein Rundum-Paket bekommen. Das bedeutet, dass es kein bestimmtes Schema gibt, mit dem die Sendungen produziert werden, aber der Rezipient durch Faktoren wie emotionale Bindung einen Bezug zu der Sendung bekommen und sich damit identifizieren kann. Natürlich gibt es Themen wie beispielsweise „Wenn Operieren zum Geschäft wird“, mit denen sich generell mehr Menschen identifizieren können als bei Themen wie „Gravitationswellen“. Aber auch diese Themen müssen dem Zuschauer verständlich und interessant vermittelt werden.

Jede Sendung hat einen verantwortlichen CVD, der sich darum kümmert, dass alles nach Produktionsplan verläuft und die Sendung pünktlich, interessant und verständlich produziert ist. Das bedeutet aber nicht, dass immer alles nach Plan verläuft. Oftmals kommen bei der Recherche Schwierigkeiten auf, mit denen man davor nicht gerechnet hat. Zudem ist es wichtig, dass der zuständige Autor ein Treatment erstellt, nach welchem in Absprache mit dem CVD dann gedreht wird. Generell haben die Autoren bei der Gestaltung und den eingearbeiteten Hilfsmitteln freie Wahl. Damit steht die Sendung in ständiger Weiterentwicklung und versucht auch in Zukunft dem wissenschaftlichen Anspruch weiterhin so gerecht zu werden wie bisher.

Bild: Apotheken-Umschau