Mama 2.0
von Miriam Heiner
Eine aktuelle Studie der European Interactive Advertising Association belegt, dass junge Frauen mit Kind das Internet stärker nutzen aus Kinderlose – 65 Prozent aller europäischen Mütter sind im Web aktiv. Bianca, 34, aus der schwäbischen Kleinstadt Schorndorf ist eine davon.
Muttis im Web
Auch Bianca möchte als Mutter von Daniel (4) und Annika (3) nicht auf das World Wide Web verzichten – vor allem als ihre Kinder noch kleiner waren, verbrachte sie viel Zeit im Netz. „Ich habe kein Profil auf Facebook oder anderen Portalen. Aber im Internet war ich während der Zeit, als Daniel und Annika noch kleiner waren, sogar häufiger als jetzt, wo beide schon aus dem Gröbsten heraus sind.“
Warum aber zieht es die frischgebackenen Muttis in Netz? Oftmals sind es ganz pragmatische Gründe. Etwa, wenn Tipps und Tricks zum Umgang mit dem Familienzuwachs gebraucht werden. Studien belegen, dass die jungen Mütter im Internet besonders die Chance sehen, ihren Alltag zu bereichern und zu erleichtern. Diese Aussagen decken sich mit einer Studie von Anna Przewoznik zur Internetnutzung junger Mütter. Es geht den Onlinemuttis demnach weniger darum, ihren Alltag zwischen Babybrei und Wickeltisch mit anderen auf sozialen Netzwerken zur Schau zu stellen, sondern vielmehr darum, die kostbare Zeit sinnvoll zu nutzen.
Mit Urbia und Netmoms.de gibt es Portale, die sich mit den Themen rund um den Nachwuchs beschäftigen und den Mamis die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch geben und sehr beliebt sind. Für Bianca stand aber weniger diese Art der Kommunikation im Vordergrund. „Ich habe mich lieber mit Bekannten getroffen, die auch Kinder im gleichen Alter haben. Aber trotzdem war das Internet eine Hilfe im Alltag.“
Behördengänge und arbeiten
Beispielsweise ersparten Serviceangebote im World Wide Web der jungen Mutter Behördengänge und lange Wartezeiten. Mittlerweile bietet die Arbeitsagentur die Möglichkeit, das Kindergeld vom Rechner aus zu beantragen. Das alles ohne den Gang in die Behörde mit dem quengelnden Nachwuchs im Kinderwagen, dessen Leidenschaft und Verständnis für die Bürokratie ungefähr genauso ausgeprägt sein dürfte wie für höhere Mathematik. „Meine Steuererklärung habe ich beispielsweise schnell und einfach online gemacht. Aber auch Öffnungszeiten konnte ich online gut recherchieren und so den Tag besser planen. Termine kann man ja auch oft sogar schon direkt online beantragen“, erklärt sie.
Aber auch ihre berufliches Standbein hat das Internet Bianca erhalten: „Ich habe während der ersten Monate von zu Hause aus per Homeoffice gearbeitet. So war ich immer auf dem aktuellen Stand der Dinge und der Wiedereinstieg in den Beruf dieses Jahr war sicherlich um einiges leichter für mich“, beschreibt die überzeugte Onlinemama die Vorteile der Technik.
Online-Shopping
Besonders beliebt ist auch die Gegenrichtung unter diesen jungen Frauen – das Geldausgeben – Onlineshopping. Denn die virtuellen Shoppingmalls kennen keine Öffnungszeiten und passen sich ganz flexibel und unkompliziert dem Tagesrhythmus der kleinen Familien an. So bleibt es Mutter und Kind erspart, den Kinderwagen durch die viel zu engen Gänge zwischen den Kleiderständern zu quetschen und mehr Zeit für einen entspannenden Spaziergang in der frischen Waldluft. „Davon bin ich auch heute noch ein großer Fan– auch wenn natürlich längst die Möglichkeit besteht, die Kleinen einmal allein bei der Oma zu lassen“, grinst Bianca.
Schließlich setzen die Warenhäuser im Internet den Bedürfnissen mittlerweile keine Grenzen mehr: Das Angebot des wahrscheinlich bekanntesten Vertreters Amazon reicht von Büchern und allerlei Medienangeboten über Klamotten bis hin zu Elektro- und Haushaltsartikeln aller Art. Er vereint Baumarkt, Elektrohandel, Schuh- und Kleiderboutique sind hier unter einem virtuellen Dach. An dem einen oder anderen Utensil für den kleinen Nachwuchs mangelt es natürlich auch nicht.
Man darf gespannt sein, ob die neuen Onlinekaufkonzepte von Lebensmittelketten wie beispielsweise Rewe bei Frauen mit kleinen Kindern besonders großen Anklang finden. Und man darf sich fragen, wie eine Mutter in der analogen 1.0-Welt überhaupt managen konnte…?