Was besagt die Schweigespriale?
Entscheiden sich viele dazu, zu schweigen, wird sich die Spirale immer weiterdrehen. Bild: Pexels.
Im Wesentlichen besagt die Theorie das: Wenn eine Meinung als Mehrheitsmeinung wahrgenommen wird, werden andere Meinungen, die davon abweichen, verschwiegen. Dabei entspricht oft die Wahrnehmung nicht der Realität. Das heißt, die Mehrheitsmeinung ist in Wirklichkeit oftmals gar nicht der Mehrheit entsprechend, sondern sie wirkt nur so. Je dominanter die Mehrheitsmeinung wirkt, desto größer ist die Hemmung, eine Minderheitsmeinung zu äußern. Die Mehrheitsmeinung wird somit die alles Beherrschende, obwohl sie es möglicherweise gar nicht ist. Daher der Begriff der Spirale. Ob man nun die eigene Meinung äußert oder nicht hängt, laut dieser Theorie, von der Einschätzung des Meinungsklimas ab. Einige Grundannahmen befestigen das. Die soziale Natur des Menschen besagt, dass viele Angst vor Isolation haben und zum Beispiel eine soziale Isolation vermeiden möchten. Ebenso streben Menschen nach gemeinsamen Meinungen, nach einem gemeinsamen Urteil. Sie möchten gewissermaßen in dieselbe Richtung „fahren“. Immer wieder macht man sich ein Bild von anderen Meinungen in der Öffentlichkeit und vor allem von der Veränderung dieser Meinungen. Menschen können sich sowohl durch direkten Menschenkontakt als auch über die Massenmedien ihre Meinung bilden. Die eigene Meinung wird überwiegend durch die Massenmedien beeinflusst und geprägt. Vor allem das Fernsehen hatte lange den prägendsten Einfluss. Die modernen Massenmedien gelten hierbei nicht als Voraussetzung für die Schweigespirale, jedoch tragen sie durchaus zur Verstärkung der Effekte bei. Zu erwähnen ist, dass eine Art Isolationsfurcht auch in „massenmedienfreien“ Gesellschaften auftritt, wenn es beispielswiese um moralische Grundsätze geht. Noelle-Neumann dazu: „Öffentliche Meinung ist gegründet auf das Bestreben von in einem Verband lebenden Menschen, zu einem gemeinsamen Urteil zu gelangen, zu einer Übereinstimmung, wie sie erforderlich ist, um zu handeln, und, wenn notwendig, entscheiden zu können. Belohnt wird Konformität, bestraft wird der Verst0ß gegen das übereinstimmende Urteil.“ (Zitat: Die Schweigespirale. Öffentliche Meinung – unsere soziale Haut. Langen-Müller, München 1980, S.II.)
Ein gewisser Druck haftet auf den Menschen, sich nicht divergent zu äußern. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Minderheitsmeinung nicht als rational falsch angesehen wird, sondern als moralisch schlecht. Konsequenzen, ausgehend von Noelle-Neumanns Theorie, sind ganz klar die durch Konformitätsdruck unterschiedlichen Redebereitschaften. Wird die Meinung in der Öffentlichkeit häufiger thematisiert und befürwortet, wird man diese auch leichter öffentlich äußern. Merkt man allerdings, dass die eigene Meinung nicht der der Mehrheit entspricht, wird man schweigen.