Bildquelle: Pexels

Lügenpresse – Misstrauen gegenüber etablierten Medien

Von Michelle Pannier

Irgendwo brennt’s, jedoch weiß keiner so richtig, was passiert ist. Was im Umlauf ist, sind Gerüchte, welche sich von Medium zu Medium auch nochmals unterscheiden. Man fragt sich: Welchem Medium vertrau ich nun oder kann ich überhaupt noch jemandem in den Medien trauen? Oftmals stellt sich heraus, dass das, was geschrieben wurde, gar nicht stimmt (oder zumindest glaubt man so) – Viele verwenden dann den Begriff der Lügenpresse. Wann kann jedoch tatsächlich von Lügenpresse gesprochen werden, welche Vorwürfe gibt es und wie kann ich mich davor möglicherweise schützen?

Dass die Presse lügt, davon sind viele Menschen überzeugt. Journalist*innen sind dazu verpflichtet, gute Stories ans Licht zu bringen. Vor allem die Konkurrenz zwischen den einzelnen Journalist*innen verleitet dazu, einer Geschichte einen Punkt anzufügen, welcher möglicherweise nur zur Hälfte der Wahrheit entspricht. Aufgrund dieses gewissen Drucks, welcher auf der Presse liegt, können sogenannte Fake News entstehen und die Presse entpuppt sich für die Gesellschaft als eine vermeintliche Lügenpresse. Allgemein hat der Begriff gutes Potenzial, sich gegen die Presse zu stellen und viele Anhänger*innen zu finden, welche die gleiche Meinung vertreten: „Wir gegen die Presse!“. Seit den Pegida-Demonstrationen ist der Begriff „Lügenpresse“ wieder häufig in Gebrauch. Seit Jahren befindet sich dieser Begriff in einem ständigen Wandel, weshalb es schwer fällt, eine passende Definition zu finden. Fakt ist, er ist momentan, zur jetzigen Corona Krise, präsenter denn je.

Was versteht man unter dem Begriff Lügenpresse und welche Bedeutung steckt dahinter?

Der Begriff Lügenpresse wurde 2014 als das Unwort des Jahres erklärt. Wörter, wie „Staatsfunk“, „Systemmedien“, „gekaufte Journalist*innen“, „gleichgeschaltetes, journalistisches Establishment“ tauchen seitdem vermehrt auf. Flucht, Terrorismus und Integration sind die Themen, die am häufigsten mit diesen Formulierungen in Verbindung gebracht werden. Der Begriff „Lügenpresse“ wurde schon weitaus früher als während der derzeitigen Corona- Diskussion verwendet. Im 19. Jahrhundert bezeichnete man beispielsweise die ausländische Presse während des ersten Weltkriegs als Lügenpresse. Medien, die sich kritisch äußern und als unseriös erscheinen, und auch die katholische Kirche wurden mit dem Begriff versehen. Bei „Lügenpresse“ geht es allgemein um das Misstrauen gegenüber etablierter Medien.

Journalist*innen wird oftmals vorgeworfen, sie würden falsche Meldungen publizieren oder Dinge verdrehen, beziehungsweise interessanter und dramatischer gestalten, um so mehr Aufmerksamkeit zu gewinnen. Ebenfalls gemeint ist, dass „Die da oben“ (sprich: einflussreiche Politiker*innen) versuchen, uns zu manipulieren, zu kontrollieren und uns schließlich betrügen. Verschwörungsideologische Vorstellungen, wie zum Beispiel, die Medien arbeiten mit der Politik zusammen, um uns, „Das Volk“, schlussendlich zu steuern, werden oftmals mit der ablehnenden Bezeichnung verbunden. Die häufigsten Vorwürfe bestehen unter anderem in den Auslassungen wichtiger Details, der Gleichschaltung durch Berichterstattung und der Verzerrung wichtiger Tatsachen. Mit „Auslassungen“ ist vor allem gemeint, dass ein Teil der Fakten, welche möglicherweise interessant sein könnten, nicht erwähnt werden. Besonders öffentlich-rechtlichen Sendern wird oft vorgeworfen, dass sie einer bestimmten politischen Richtung folgen und ihre Nachrichten und Berichte dementsprechend anpassen. Ebenfalls wird gegen sie erhoben, dass die Nachrichten nicht neutral, objektiv verfasst seien und eigene Meinungen, beziehungsweise Wertungen beinhalten.

Wie kann ich mich vor Fehliformationen schützen?

Inhalte etwas näher zu betrachten und unter die Lupe zu nehmen, schafft oftmals Klarheit. Bildquelle: Pexels.

Das Erste, was einem bei einem Artikel ins Auge fällt, ist die Überschrift. Doch je reißerisch die Überschrift, desto vorsichtiger sollte man sein. Es empfiehlt sich außerdem, idealerweise nicht nur die Überschrift zu lesen, sondern auch den gesamten dazugehörigen Text. Oftmals erwischt man sich selber dabei, alleine auf Grundlage der Überschrift, sich die Informationen daraus zu schließen und den damit zusammenhängenden und inhaltsreicheren Text außen vor zu lassen. Generell wird empfohlen, sich wieder mehr auf die „alten“, nicht-digitalen Medien zu konzentrieren. Denn gerade auf Social-Media-Plattformen oder sonstigen Online-Plattformen kursieren die meisten Fake News. Sekundenschnell werden Beiträge geteilt, die von jemandem publiziert wurden, der möglicherweise keine Ahnung hat, wovon er genau spricht. Bei der Burda Studie wurden insgesamt 1.479 Leser*innen und User*innen von dem Medienpanel by Burda befragt. Sie besagt, dass das größte Vertrauen bei den klassischen Medien liegt. 38% der Befragten vertrauen neben den klassischen Medien auch Websites von etablierten Institutionen, beispielsweise der des Robert Kochs Instituts und 36% auch Nachrichtenwebsites namenhafter Medienmarken.
Wichtig ist ebenfalls, dass man die Inhalte grundsätzlich hinterfragt, mit einer gewissen Rationalität an die Dinge heran geht und sich bei verschiedenen seriösen Medien informiert. Das Informieren bei unterschiedlichen Quellen zeigt oftmals, dass möglicherweise nicht übereinstimmende Daten im Umlauf sind und es sich somit bei dem ein oder anderen Bericht um Fake News handelt. Sich etwas Zeit zu nehmen und sich intensiver mit den Informationen zu beschäftigen, schadet hierbei nicht. Oftmals ist es auch hilfreich, sich über die jeweilige Verfasserin oder den Verfasser des Artikels zu informieren, um möglicherweise mehr über sie oder ihn zu erfahren, beziehungsweise zu entscheiden, ob es sich um seriöse Journalist*innen bzw. Pressestellen handelt. Oftmals sind unter den Beiträgen (weiterführende) Quellen angegeben, welche ebenfalls Ausschluss über die Seriosität und Glaubhaftigkeit des Geschriebenen geben können. Kommt einem vielleicht etwas merkwürdig oder eigenartig vor? Ist die Nachricht objektiv verfasst? Erkennt man eine deutliche Meinung in der Nachricht? Solange man sich diese Fragen im Hinterkopf behält, fällt es durchaus leichter, für das Enttarnen von Fake News sensibilisiert zu werden.

Fake News zu Zeiten der Corona-Krise

Zahlen und Werte, die uns täglich vermittelt werden, entsprechen nicht immer der Wahrheit. Bildquelle: Pexels.

Momentan gibt es gefühlt nur noch ein Thema: Corona. Egal, wo man hingeht oder, mit wem man spricht. Vor Kurzem warnte die World Health Organization (WHO), dass wir aufgrund des Corona Virus nicht nur unter einer Pandemie, sondern nun auch unter einer sogenannten „Infodemie“ leiden. In dem Tagesspiegel warnt Journalist Max Tholl in einem Beitrag, dass vor allem in den sozialen Netzwerken immer mehr Falschmeldungen kursieren, die zum Teil für Verwirrung aber auch Panik sorgen. Zudem verbreiten sich die Meldungen, welche am meisten Emotionen und Übertreibung beinhalten am schnellsten. Dazu gehören auch sogenannte „Mixed News“, welche verschwörungstheoretische Inhalte liefern. Mitarbeiter*innen der WHO sind von nun an verstärkt damit beschäftigt, diese Falschmeldungen löschen zu lassen, beziehungsweise diese richtig zu stellen. Eine Online-Erhebung des britischen Branchendienstes Press Gazette, durchgeführt vom 7-14.April, beschäftigte sich mit der Frage: „Glauben Sie, dass seit Beginn der Covid-19-Pandemie das Vertrauen in den Journalismus zugenommen hat?“. 1068 Personen haben vom 7. April bis zum 14. April an der Befragung teilgenommen. 513 Personen, also 48%, haben mit „Nein, es hat abgenommen“ geantwortet. 353 Personen, also ein Drittel, waren der Meinung „Ja, es hat zugenommen“ und 198 Personen, also 15%, sehen für sich persönlich keine Veränderung. Hierbei sollte erwähnt werden, dass viele der Befragten aus der Medienbranche kommen und somit auch sehr viele Medienleute selbst die Situation als kritisch bewerten.

„Infodemie"

Der Begriff Infodemie ist erstmals 2002/2003 während der SARS-Pandemie aufgetreten. Unter Infodemie versteht man ein überflutendes Auftreten an Informationen und vor allem immer öfters eintretenden Falschinformationen.

Falschinformationen wird es immer geben. Zum einen weil es sich nicht verhindern lässt, da jeder publizieren kann, zum anderen weil es sich auch oftmals um Irrtum handelt. Der Begriff „Lügenpresse“ wird uns in Zukunft vermutlich immer wieder begegnen. Viele von uns sind uns der Folgen von Fake News bewusst und für das Thema sensibilisiert. Die Corona-Krise und die dabei kursierenden (Falsch-)Meldungen haben dazu beigetragen, nicht zu leichtgläubig die Dinge zu betrachten und sie (sofern Anlass dazu) in gewisser Weise zu hinterfragen.

Quellen:

  • https://www.anwalt.org/luegenpresse/
  • http://www.aktiv-fuer-fluechtlinge- rlp.de/fileadmin/Dateien/Downloads/Was_kann_ich_tun_um_Fake_News_zu_erkennen.pdf https://www.anwalt.org/fake-news-erkennen/
  • https://www.fondsmagazin.de/wie-man-sich-vor-fake-news-schuetzt/150/1469/87342
  • https://www.wuv.de/medien/corona_steigt_oder_sinkt_das_vertrauen_in_die_medien https://www.euro.who.int/de/health-topics/health-emergencies/coronavirus-covid- 19/news/news/2020/6/working-together-to-tackle-the-infodemic
  • https://bcn.burda.de/news-research/news-uebersicht/news-detail/lesen-ablenken- vorsorgen-burda-studie-analysiert-medien-und-kaufverhalten-waehrend-der-corona-krise/