Lebensmittel im Fernsehen: Was Fastfood-Restaurants, Kochboxen und Co. für unsere Gesellschaft bedeuten

Von Melisa Talic

Convenience-Produkte sind lange nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Für die meisten ist es selbstverständlich, eine Pizza aus dem Gefrierschrank in den Backofen zu schieben, statt den Teig selbst zuzubereiten. Aber was heißt das für unsere Gesellschaft? Bis zu welchem Maß sind Convenience-Produkte von Vorteil für uns?

Werbung hat einen essenziellen Einfluss auf unsere Entscheidungen: Was gut vermarktet wird, wird auch gut verkauft. Doch die Fernsehwerbungen im 21. Jahrhundert präsentieren uns vor allem Mahlzeiten, deren Herstellung besonders einfach und schnell gehen soll. Ein Gericht den ganzen Tag schmoren zu lassen – dafür haben die meisten Menschen unserer Gesellschaft weder Zeit noch Geduld. Seit einigen Jahren wirbt die Lebensmittelindustrie mit Kochboxen, bei welchen teilweise nicht einmal die Verpackung von der Nahrung entfernt werden muss, um sie zu kochen. Hauptsache, es geht schnell. Fastfood-Ketten locken mit billigen Angeboten und schnellem Service, welche von zahlreichen Menschen tagtäglich wahrgenommen werden. Die Qualität steht dabei meist an letzter Stelle.

Tricks der Lebensmittelindustrie

Die Aufmerksamkeit unserer Gesellschaft wird in Fernsehwerbungen immer wieder auf verschiedene Fertigprodukte gelenkt. Saftige Burger, ofenfrische Pizzen und leckere Cremepuddings – das klingt alles verlockend. Dabei vergessen wir schnell, dass die Bilder, die wir im Fernsehen sehen, eine Illusion sind. Die Lebensmittelindustrie trickst mit Food-Fotografie und lässt damit auch die Blitzgerichte aromatisch und einladend wirken. Fastfood-Ketten werben mit hoher Qualität, dabei wird oft der Ursprung der Produktbestandteile völlig ausgeblendet. Denn schaut man hinter die Kulissen, dann ist weder im Burger Bun noch im Patty etwas Gesundes oder qualitativ Hochwertiges zu finden. Auch die Produktbezeichnungen werden verwendet, um mehr Kunden*innen anzuziehen.

Die riesige Vielfalt an Angeboten lockt Erwachsene und aber vor allem auch Kinder an. Damit sichern sich die Fastfood-Giganten die Kunden der Zukunft. Bild: Pexels.

Irreführende Namensgebungen, die die Produkte besser aussehen lassen und wettbewerbsfähig machen – und das völlig legal. Bei dem Wort „Chicken Nuggets“ denken wir alle an frisches Hähnchenfleisch, dabei sind in der beliebten Beilage gerade einmal 46% Hähnchenfleisch enthalten. Eine Reihe an Zusatzstoffen, die mehr als 50% des Produkts ausmachen? Das ist nicht, was die Kunden*innen erwarten. Geschicktes Marketing steuert, wie wir die Lebensmittel wahrnehmen und beeinflusst unsere Konsumentscheidung. Gespielt wird mit kontrastierenden Farben in den Werbungen, die Burger und Beilage frisch und gesund aussehen lassen; ein Anziehungspunkt für Kunden*innen, der durch Bilder und Werbespots eingefädelt wird.

Zutaten und Zusätze

Auch Fertiggerichte aus der Tiefkühltruhe sind immer häufiger in Fernsehwerbungen zu finden. Habt ihr schon mal festgestellt, dass die Abteilungen für Tiefkühlkost in unseren Supermärkten immer größer werden? Die Gesellschaft scheint sich in eine Richtung zu entwickeln, bei der Convenience-Produkte die Grundlage unserer Ernährung sind. Dabei stecken vor allem Zusatzstoffe und Aromen in den Fertiggerichten. Wenn man sich die Zutatenliste bei solchen Produkten anschaut, ist kaum etwas Gesundes drinnen, dafür stehen aber jede Menge Zusätze auf der Packung, die den meisten von uns nicht einmal bekannt sind. Die Zutaten werden so verschlüsselt , dass man nicht wissen kann, was sich denn in den Produkten verbirgt. Zutaten, die für Convenience-Gerichte verwendet werden, sind qualitativ geringwertig, wie etwa die Salami auf der Tiefkühlpizza, welche aus übriggebliebenen Fleischstückchen chemisch zusammengefügt wird, sodass es ein ansprechendes Bild ergibt und hohe Produktqualität suggerieren soll. Nur so können die Hersteller*innen ihre Produkte für zwei oder drei Euro auf dem Markt anbieten. Auch die namensgebenden Zutaten sind oft nur in winzigen Anteilen enthalten, der Rest ist reine Chemie. Eine Instantmischung für einen Schokopudding zum Beispiel enthält oft nicht einmal Schokolade, sondern einfach nur Kakaopulver . An der Qualität lässt sich klar zweifeln, trotzdem steigt die Nachfrage nach den Convenience-Produkten immer mehr.

Was Convenience-Produkte für unseren Planeten bedeuten

Schnelles Essen ist schön und gut. Doch kocht man ein Fertiggericht, so häuft sich innerhalb kürzester Zeit ein riesiger Stapel Müll, über den sich unser Planet nicht besonders freut. Ein Beispiel sind Kochboxen, die alles vom Frühstück bis zum Abendessen liefern. Sie bieten eine riesige Vielfalt an Gerichten, die kinderleicht zuzubereiten sind und den Einkauf muss man nicht selbst erledigen, sondern kriegt alles direkt vor die Haustür geliefert. Um den Kunden*innen die Zubereitung so einfach wie möglich gestalten zu können, werden Gemüse, Fleisch und Gewürze einzeln verpackt. Teilweise nur ein paar Gramm des Inhalts stecken in den Tütchen – umweltschonend geht anders.

Das ständig wachsende Sortiment für Tiefkühlkost kostet jede Menge Energie. Bild: Unsplash.

Dazu decken diese großen Mengen der Verpackungen nur circa zwei Portionen. Auch die Produktion und Lieferung solcher Kochboxen sorgt für einen Ausstoß von CO2 , über den sich die wenigsten, die die Vorteile von Kochboxen nutzen, bewusst sind. Gerade hier leuchtet die Alarmstufe rot, denn Plastik ist laut WWF einer der Aspekte, die die Umwelt am meisten verschmutzen . Das heißt, wir versuchen, die Umwelt zu schützen und verschmutzen sie aber zur gleichen Zeit? Es scheint so. Denn die meisten sind sich ja bewusst, dass es eine bessere Alternative zum Fertiggericht gibt, trotzdem konsumieren wir es und das nur, weil es einfacher geht. Blenden wir den Umweltaspekt dann einfach aus? Die Marken zeigen ihre Produkte in den Werbungen schließlich nur von der besten Seite. Der Schutz des Planeten wird dabei gar nicht in Kontext gebracht. 

Gesündere Alternativen

Doch wie können wir dem Fastfood-Wahnsinn entgegenwirken? Wenn wir nicht darauf achten, wie Werbungen auf uns wirken, dann laufen wir Gefahr, uns viel zu sehr von Fertiggerichten und ungesunden Nahrungsmitteln abhängig zu machen. Durch bewussten Konsum von unverpackten Lebensmitteln können wir gesünder leben und die Umwelt besser schützen. Zudem entscheiden dann wir, was wir in welchen Mengen zu uns nehmen. Wir wissen, was in unserem Essen steckt und können unsere Rezepte jedes Mal neu interpretieren. Fernsehwerbungen können wir vielleicht nicht beeinflussen, aber durchaus die Art, wie wir sie wahrnehmen. Denn Convenience-Produkte haben vielleicht ihre Vorteile durch die Schnelligkeit und die Einfachheit in der Zubereitung, doch wenn wir uns nicht aus unserer Komfortzone bewegen, dann schleichen sich diese Gewohnheiten beim Kochen in unser Leben ein und wir erwarten immer ein schnelles Essen vor uns. Ein Lebensstil, der Essen nicht als Genuss sieht, sondern als Selbstverständlichkeit.

 
Quellen:

https://www.mcdonalds.com/de/de-de/product/6-chicken-mcnuggets-200023.html#accordion-dd3c344748-item-aa5f2bb5b1

https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzeit/zdfzeit-mcdonalds-die-insider-100.html

https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzeit/zdfzeit-die-tricks-der-lebensmittelindustrie-114.html

https://www.oetker-professional.de/produkte/desserts/pudding/klassischer-pudding-schokolade-1-39-250083

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/test-hello-fresh-fakt-ist-100.html

https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/deutsche-umwelthilfe-siegt-vor-gericht-hellofresh-darf-sich-nicht-mehr-klimaneutral-nennen/

https://www.wwf.de/themen-projekte/artensterben/umweltverschmutzung#:~:text=Ein%20betr%C3%A4chtlicher%20Faktor%20der%20Umweltverschmutzung,jedem%20Quadratkilometer%20hunderttausende%20Teile%20Plastikmüll

 

Weitere Quellen:

https://www.bmuv.de/jugend/wissen/details/mein-essen-die-umwelt-und-das-klima

https://www.aok.de/pk/magazin/nachhaltigkeit/muell-vermeiden/verarbeitete-lebensmittel-eine-umweltbelastung/#:~:text=Zudem%20sind%20Fertiggerichte%20deutlich%20ungesünder,auch%20des%20Planeten%20zu%20schützen