Bild: Konrad Steuer

Von Jura bis Filmproduktion

Alumni-Portrait über den Filmproduzenten und Gründer Konrad Steuer

Von Mira Weiß

Konrad Steuer ist selbstständiger Filmproduzent und hat bereits während seiner Studienzeit Die Kiste Filmproduktion mitgegründet. Im Interview mit Mira Weiss berichtet er von seinem Werdegang und seiner Arbeit als Produzent.

Wir sitzen bei Konrad Steuer im Wohnzimmer und trinken Kaffee. Es ist Samstagmorgen und ich will herausfinden, wie es dazu kam, dass Konrad seine eigene Filmproduktionsfirma gegründet hat und nun seit 2016 selbstständiger Produzent ist. Ich kenne Konrad schon ein paar Jahre und was mich schon immer an ihm inspiriert hat, ist, dass er ein absoluter Allrounder ist und definitiv keinen geradlinigen Lebenslauf vorzuweisen hat. Das Studium der Medienwissenschaft in Tübingen war sein Drittstudium. Eigentlich wollte Konrad im medizinischen Bereich Fuß fassen. Also machte er zunächst eine Ausbildung in der Pflege, danach studierte er zwei Semester Pharmazie und dann drei Semester Jura.

 

Aber wie kam es dann zu einem Studium der Medienwissenschaft? 

“Schon während der Schulzeit hat mich die Filmproduktion begeistert. Mit 16 Jahren habe ich bereits mit einem Schulkamerad angefangen, in der Freizeit kleine Filmprojekte umzusetzen. Das war natürlich alles noch sehr unprofessionell, auch weil wir keine finanziellen Mittel hatten, aber es war für mich eine erste Möglichkeit mich auszuprobieren. Nach dem Abi wollte ich Fotografie studieren, aber das war mir dann doch zu riskant und ich stellte mir die Arbeit im kreativen Bereich ziemlich ermüdend vor. Also habe ich erstmal eine Ausbildung in der Pflege gemacht.”

Du hast dann ja ziemlich lange studiert. Bereust du das?

“Auf keinen Fall. Ich habe mich letztes Jahr sogar nochmal für ein Studium parallel zum Job entschieden und studiere gerade an der Filmakademie in Ludwigsburg. Ich glaube, lange zu studieren, prägt die Persönlichkeit. Das prägt einen als Menschen und gibt einem nebenbei die Chance, sich in unterschiedlichen Nebenjobs, Praktika oder eigenen Projekten auszuprobieren. Ich habe zum Beispiel in einer Zeitungsredaktion und einer Werbeagentur als Werkstudent gearbeitet und viel lernen dürfen.”

Gegründet hast du schon in deiner Studienzeit. Wie kam es dazu? 

“Im Sommer 2016 überlegte sich Volker, ein damaliger Freund und Schulkamerad meines Cousins, mit dem ich damals schon gedreht habe, sich selbständig zu machen. Ich war innerlich sofort dabei. Er war als Kameramann tätig und hatte durch seine Anstellung schon einen kleinen Kundenstamm. Ich hatte aus meinem Jurastudium das nötige Wissen für juristischen Fragen. Philipp, ein Kollege aus Volkers alter Firma stieg auch mit ein. Weil ich noch mitten im Studium war und, wie gesagt in einer Agentur gearbeitet habe, war ich erstmal nur als Werkstudent angestellt. Wir hatten zuerst auch nur Tagesdrehs, zum Beispiel für den SWR für Sendungen wie Marktcheck oder Plusminus.”

2018 wurdest du fertig mit deinem Bachelor. Wie kam es dann dazu, dass du Vollzeit bei euch in der Firma eingestiegen bist? 

“Es lief einfach echt gut. Ich habe dann mit mir selbst ausgemacht, dass ich es einfach ein Jahr ausprobieren würde. Also ein Jahr Selbstständigkeit in Vollzeit. Wenn es gut laufen würde, würde ich dabei bleiben. Wenn nicht, dann nicht. Nach einem Jahr lief es so gut, dass ich für mich entschieden habe, dabei zu bleiben.”

Wenn du von deiner Arbeit erzählst, habe ich immer das Gefühl, du hast 100 verschiedene Aufgaben. Stimmt das? 

“Naja, nicht ganz. Als Produzent bin ich in erster Linie für die Organisation von Drehs verantwortlich und für den finanziellen Aspekt. Da muss man natürlich alle Aufgaben im Blick haben, aber nicht alle übernehmen. Kamera und Ton mache ich nicht, auch wenn ich viel hinter der Kamera stehe. Und dann kümmere ich mich eben viel um die Buchhaltung und den ganzen Bürokram. Aber dafür haben wir mittlerweile auch eine Werkstudentin. Das ist super, weil es mir Zeit und Raum für mehr kreative und strategische Arbeit gibt und vor allem auch für meine Regie-Projekte.”

Was liebst du besonders an der Arbeit als Selbständiger? 

“Definitiv das Freiheitsgefühl, das ich beim Arbeiten habe. Niemand schaut blöd, wenn ich um 9 noch nicht im Büro bin und ich darf selbst entscheiden, welche Projekte ich annehme und welche nicht. Natürlich kann ich mich nicht immer künstlerisch austoben, so wie ich will. Das ist eben auch das, was man lernen muss. Am Ende geht’s nicht nur um persönliche Kunst, sondern um ein Produkt für den Kunden. Dieses Jahr war ich einer von zwei Service-Producern bei der zweiten Staffel der Joyn Serie Das Internat. Das war ein sehr lehrreiches und spannendes Projekt, auch wenn ich selbst natürlich nicht wirklich die Zielgruppe dafür bin.”

Stresst dich das finanzielle Risiko, dass die Selbstständigkeit mit sich bringt? 

“Manchmal, klar. Das ist auch eine Sache, mit der man umzugehen lernen muss. Gerade in Zeiten wie diesen. Aber meine Erfahrungen haben mich mittlerweile auch gelehrt, dass es bisher immer gut ging.”

Ich erinnere mich an euren Europa-Roadtrip für ein Filmprojekt vor zwei Jahren. War das bisher dein Lieblingsprojekt? 

“Eines, ja, würde ich schon sagen. Wir haben für APCOA in Göteborg, Berlin und Verona gedreht. Der Kunde war toll, die Crew war super. Das hat richtig Spaß gemacht.”

Was wäre dein Traum, wenn du an die nächsten 10 Jahre denkst? 

“Ich wäre gerne Executive-Producer mit einem großen Team. Danach sieht es aktuell aber noch nicht aus. Mein größter Traum wäre, auf lange Sicht, mal als Producer bei einem James Bond-Film zu arbeiten. Aber realistisch auf kürzere Sicht, möchte ich meine eigenen Projekte kreativ vorantreiben und zur Veröffentlichung bringen.”

Was möchtest du Studierenden mitgeben, die auch in der Medienbranche arbeiten wollen? 

“So viel es geht, praktisch zu arbeiten und jede Chance zu ergreifen, die einem die Möglichkeit bietet, das auszuprobieren, was man gerne macht. Auf die Uni kann man sich, was das Praktische angeht, nicht verlassen. Da muss man schon selbst aktiv werden. Und neugierig bleiben! Das ist auch wichtig. Immer am Ball zu bleiben, was die neueste Technik, die neuesten Erzählformen und die neuesten Trends angeht.”

Vielen Dank dir!  

“Klar, immer gerne.”