Ist die Zukunft des Business Online?
Von Malin Klingenberg
Kann man, unabhängig von Ort und Zeit, mit wenig Budget ein Unternehmen starten? Online Business macht dies möglich. Gründer*innen können ihre Leidenschaft in die Welt hinaustragen, ohne vom Schreibtisch aufzustehen. Ich habe Lena Bensinger getroffen, die daran arbeitet, ihren Traum im World Wide Web zu verwirklichen.
Das Internet verknüpft knapp 4 Milliarden Menschen miteinander, kaum eingeschränkt durch Staats- und Ländergrenzen. In Deutschland sind 80% der Bevölkerung online. Hinter dieser Zahl verbirgt sich ein riesiges Potenzial. Durch das Starten eines Online Business kann man all diese Menschen erreichen. In der Praxis steckt dahinter natürlich einiges an Arbeit. Von der Idee, über einen Business-Plan bis hin zu einem erfolgreichen Unternehmen braucht man viel Zeit und starke Nerven. Erfolg kommt nicht von heute auf morgen. Trotzdem, „Einfach machen!“, betont Lena Bensinger. Ein simpler Tipp, den sie sich selber beim Starten ihres Online Second-Hand-Shops „LeLuna“ gerne öfter zu Herzen genommen hätte.
Warum du mit einem Online Business durchstarten kannst
„Ich wollte meine eigene Idee verwirklichen, ohne in meiner Kreativität eingeschränkt zu sein“, erzählt mir Lena Bensinger. Doch das Geld der jungen Modedesignerin ist knapp und für sie ist schnell klar, ihr Weg in die Selbstständigkeit wird online sein.
Der Onlineanteil im Einzelhandel ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Im Jahr 2000 betrug er 0,3 %, 2019 sind es bereits 10,9%. Du solltest dort hingehen, wo deine Kund*innen sind, Und die sind online. Mit einer überzeugenden Onlinepräsenz, tollen Angeboten und digitalem Marketing kannst du einiges erreichen. Über eine Website stolpern mehr Menschen als über einen kleinen Shop in einer Seitenstraße.
Auch das geringe Gründungskapital überzeugt immer mehr Starter*innen. Du brauchst zu Beginn nur wenig Materialien. Miete musst du keine zahlen, solange du über einen Arbeitsplatz und genug Stauraum verfügst.
Lena treffe ich in ihrem kleinen WG-Zimmer, welches zurzeit Büro, Lager, Produktionsstelle und Zuhause zugleich ist. Die leidenschaftliche Gründerin meint, sie fühle sich pudelwohl mit diesem zentralen Ort, an dem sie zu beliebigen Zeiten arbeiten kann. Das Begrenzen der Öffnungszeiten ihres Shops ist auch nicht nötig, denn dieser ist Tag und Nacht online.
Noch verdient die Neu-Designerin ihren Lebensunterhalt in der Gastronomiebranche. Sie wusste, dass sie sich finanziell nicht sofort vollständig auf ihren Shop verlassen kann. Deshalb machten ihr besonders die flexiblen Arbeitszeiten das Online Business möglich.
Die Kehrseite des Online Business
Ohne Frage, online erreicht man viele potenzielle Kund*innen, doch wie werden diese zu realen Käufer*innen? Auf den ersten Blick scheinen manche Shops im Netz unverbindlich. Viele Besucher*innen klicken sich ein paar Sekunden durch das Angebot und sind dann wieder weg.
Ohne direkten Kontakt ist es viel schwieriger Erstkund*innen von sich zu überzeugen. Lena gibt zu, dass sie lieber in einen Laden geht, um Kleidungsstücke anzuprobieren. Nur dann sieht man den unverfälschten Look und fühlt das Material. Wirkt eine Kundin oder ein Kunde verloren zwischen den Regalen, kann Beratung angeboten werden. Online ist es oft schwer, auf Fragen unmittelbar zu antworten.
Bei einem Online Business ist auch nicht alles nur online: Aus den vielen weißen Schränken der jungen Modedesignerin quellen farbenfrohe Kleidungsstücke. Die Nähmaschine nimmt den gesamten Platz auf ihrem Schreibtisch ein. Da ist kaum mehr Platz für persönliche Dinge. So ist die Arbeit für Lena immer präsent.
Die „LeLuna“ Eigentümerin erzählt von gelegentlichen Schwierigkeiten, sich selbst zu motivieren. Ohne einen festen Ort und eine feste Zeit bleibt die Arbeit schnell mal liegen und die macht dann kein anderer.
Der Weg zum Online Business
Lena hat sich schnell für einen Second-Hand-Shop als Online Business entschieden. Die Anschaffung der Waren kosten sie kaum Geld und sie kann etwas Gutes in Sachen Nachhaltigkeit zu tun.
Den individuellen Touch verleiht sie ihrem Business durch kreative Second-Hand-Einzelstücke. So versucht sie sich von ihrer Konkurrenz abzuheben, denn Online-Shops gibt es viele! Es ist wichtig, den eigenen hervorzuheben, um nicht unterzugehen. Verkaufst du teure Produkte, sind Ausgaben schnell höher als Einnahmen. Startkapital kann so enorm wachsen. Viele Ideen sind daran gescheitert.
Zum Start eines Internetgeschäfts gehört aber auch die Entscheidung für eine Kundengruppe: „Für den Anfang empfiehlt es sich, Kund*innen anzusprechen, mit welchen man sich identifizieren kann“, schlägt Lena vor. Deshalb wählte sie junge Frauen, ihrer Größe.
Marktanalyse
„Man muss sich anschauen, was gerade ankommt“, meint die Starterin. Analysiere die aktuellen politischen, ökonomischen und sozialen Umstände. Was kaufen deine potenziellen Kund*innen zurzeit für wie viel Geld?
Der Absatz von Second-hand hat sich in den letzten Jahren stark vergrößert. Vorallem bei jungen Frauen sind dieser nachhaltige Trend und Online Shopping beliebt. Lena nutzte die Chance und kombiniert beides.
Das Website-Design
Für ein Online Business ist die Onlinepräsenz natürlich unerlässlich. Dazu gehört eine ansprechende Webseite.
Lena ist froh, dass sie diese nicht selber programmieren musste. Sie hat ein Baukastenpaket für Website-Design gewählt, mit welchem ihr ein professionelles Ergebnis gelang, ganz ohne Informatik studiert zu haben: „Ich musste mich mit dem Programm und den rechtlichen Anforderungen erstmal zurechtfinden“, erklärt die Starterin, „doch dann war es einfacher als gedacht.“ Es kann jedoch sein, dass Fehler bei der Gestaltung Kund*innen nicht auf der Website halten und dein Business scheitert.
Eine Website sollte Aufmerksamkeit wecken, leicht zu handhaben sein, zur Aktion aufrufen; Impressum, Datenschutzerklärung, allgemeine Geschäftsbedingungen, ein Kontaktformular sowie ein vertrauenswürdiges Bezahlsystem müssen vorhabend sein.
Die Veröffentlichung
Lena schwärmt: „Was für ein tolles Gefühl, als mein Shop endlich online war.“ Bis dahin hat es für sie ein halbes Jahr gedauert. „Ich stand mir oft selbst im Weg“, erklärt sie. „Ich dachte, es ist komplizierter, als es war!“
Auch nach dem Start fordert ein Online Business noch viel Arbeit. Die Produkte sollen nun an den Kund*innen gebracht werden. Die Onlinepräsenz und das Angebot müssen regelmäßig aktualisiert werden.
Trotzdem: Freue dich über erste Erfolge! – „Als ich Corona-bedingt Masken verkauft habe, gingen die Bestellungen kurz durch die Decke“, erzählt die Starterin begeistert. „Ich habe gesehen, es kann funktionieren!“
Die Sache mit dem Marketing
Als ich Lena nach ihren größten Schwierigkeiten fragte, antwortete sie: „Die Werbung“.
In ihrem Kopf hat sie eine klare Vorstellung, wie diese aussehen soll. In der Praxis benötigt das sehr viel Aufmerksamkeit, Zeit und Kreativität. Mit einem geringen Budget kommt es nicht in Frage, eine teure Marketingagentur zu beauftragen. Für Lena ist deshalb Content Marketing entscheidend, um mehr potenzielle Kund*innen auf ihre Seite zu locken.
Baue unbedingt ein Netzwerk auf! Erzähle so vielen Leuten wie möglich von deinem Online Business und pflege deine Social Media Accounts. Weltweit sind 94% aller Unternehmern auf Facebook präsent. Bei Instagram sind es 73%, doch in Deutschland steigt dieser Prozentsatz stark. Wieder heißt es: Gehe dorthin, wo deine Kund*innen sind.
Auch „LeLuna“ setzt auf Instagram-Werbung. Gerade ihre junge weibliche Zielgruppe ist dort viel unterwegs. Die regelmäßige Pflege fällt ihr jedoch etwas schwer. „Ich bin mir so oft noch unsicher, was gut funktioniert und was nicht“, erklärt Lena. Sie berichtet, dass sie oft daran zweifelt, dass ihre Inhalte gut formuliert sind. Die einzige Lösung für sie: „Ausprobieren!“. Sie will hochwertige Inhalte und das braucht seine Zeit.
Ist die Zukunft des Business also wirklich Online?
Ob die Zukunft des Business im Online-Bereich liegt, kann uns nur die Zeit zeigen, doch die Zeichen sprechen dafür. Ein großer Teil der Unternehmensarbeit spielt sich schon heute im Web ab. Gerade in den aktuellen Coronakrisen-Zeiten erreicht man die Kund*innen vor allem dort. Ohne Social Media-Präsenz hat ein Unternehmen kaum mehr eine Chance, im nationalen und internationalen Wettbewerb Bestand zu haben.
Ich habe Lena gefragt, ob sie es je bereut hat, ein Online Business zu starten. Ihre Antwort ist eindeutig: „Nein, niemals!“ Für sie war dieser Weg optimal. Das geringe Startkapital und die flexiblen Arbeitsbedingungen ebneten ihr den Weg. Verluste hatte sie nie. „Auch solange nicht viel dabei rumkommt, mache ich gerne weiter, denn es ist meine Leidenschaft!“
Für dich wirkt im Netz alles komplex und aufwendig? Marktanalyse, Marketing und Business Pläne schrecken dich ab? Eines betont Lena hier immer wieder: „Es ist gar nicht so schwer, wie es scheint.“ Und: „Einfach machen!“
Quellen:
- https://de.statista.com/themen/2033/internetnutzung-in-deutschland/
- https://de.statista.com/themen/42/internet/
- https://www.fuer-gruender.de/wissen/unternehmen-fuehren/e-commerce/online-business/
- https://www.youtube.com/watch?v=4it1pVdaiWs&feature=emb_logo
- https://www.leluna-secondhand.de/i/ueber-mich
- IHK Reutlingen (26. November 2020). Kurs-HsTu-WiSe2021-T4-Marketing [Power Point Vortrag]. Abgerufen auf Zoom.