Regisseur Wolfsperger: Für einen Film mit dem Kopf durch die Wand

Von Deborah Hohmann

Der Filmemacher Douglas Wolfsperger war bei uns am Medieninstitut zu Gast und hat Studierenden einen Einblick in seine Arbeit gegeben. Was ein Fisch mit dem Startschuss seiner Filmlaufbahn zu tun hat, wie er zu seinen Protagonisten steht und warum man Steine, die einem in den Weg gelegt werden, als Herausforderung sehen sollte – darüber hat er mit uns im Interview gesprochen.

Von einem Pfarrer, der nicht zu seiner Geliebten steht, über eine Gruppe Rentner, für die der tägliche Kinobesuch das Größte ist, bis hin zur Freundschaft zwischen einer Holocaust-Überlebenden und einer Hand voll schwer erziehbarer Jugendliche: In seinen Filmen erzählt Douglas Wolfsperger die Geschichten von den unterschiedlichsten Menschen – mal skurril-witzig, mal dramatisch-ernst. Ob Doku oder Spielfilm – ganz auf ein Genre festlegen will er sich dabei nicht. Für ihn zählt, die Menschen und ihre Geschichten so zu erzählen, wie sie sind. So hat er bereits mehr als ein Dutzend Filme gedreht, von denen die meisten im Kino liefen . Mit einigen hat er schon einige Filmpreise abgeräumt, u.a. den Bayerischen Filmpreis und den Ernst-Lubitsch-Preis. Was seine Filme so besonders macht: der persönliche Zugang zu ihnen.

„Ich möchte Menschen zum Erblühen bringen, die sonst auf der Schattenseite des Lebens stehen“

Sein wohl persönlichster Film ist die Doku „Der entsorgte Vater“ von 2008, in dem er die schwierige Rechtslage von Vätern bei der Trennung thematisiert. Denn oft bekommt die Mutter automatisch das Sorgerecht und kann damit den Kontakt des Vaters zu seinem Kind oder seinen Kindern erschweren. Davon selbst betroffen, entsteht ein subjektiver, persönlicher Film, der verschiedene väterliche Schicksäle zeigt. Aber auch seine anderen Filme, für die er bereits diverse Filmpreise gewonnen hat, sind aus seinem „inneren Antrieb“ entstanden, ein bestimmtes Thema einfach behandeln zu müssen.

Wie alles anfing – filmen mit der Super 8 statt Schule

Ein Film, von dem man nicht weiß wie er am Ende aussieht…

… – das ist für Douglas Wolfsperger ganz normal. Doch er weiß auch, wie schwer es sein kann, Menschen ohne Vorstellungskraft von seinen Ideen zu überzeugen. Damit wendet er sich kritisch an die Filmbranche, die immer weniger Geld für Dokumentarfilme zur Verfügung stellt:

Seine Message an Nachwuchsfilmer:

Daran arbeitet Douglas Wolfsperger momentan…

In Wolfspergers Heimatstadt Konstanz schließt Ende 2016 das „Scala“, das einzige Programmkino in der Region. An seiner Stelle steht jetzt eine Filiale der Drogeriekette dm – mittlerweile die fünfte in der Stadt. Die Schließung sieht Wolfsperger als ein „Symptom der Macht der Masse“: Filme, die nicht massentauglich sind und dadurch nicht genug Geld einbringen, sind es nicht wert, produziert und im Kino gezeigt zu werden. In seinem Film soll es unter anderem um folgende Fragen gehen: Wie kann es dazu kommen, dass ein geschätztes Kino trotz lauter Proteste geschlossen wird? Wie kann es sein, dass eine Stadt, die sich als kulturelles Zentrum versteht, nicht einschreitet?

Kultur auf der einen, Kommerz auf der anderen Seite – ein komplexes Thema, das dadurch aber nicht leichter finanzierbar wird. Von verschiedenen Fernsehsendern hat Wolfsperger Absagen erhalten,  doch ganz nach seinem Motto „Dann erst recht“ versucht er zum ersten Mal, einen Film mit Crowdfunding zu finanzieren.

Einen Film zu machen, ihn zu finanzieren und „durchzuboxen“ ist nicht leicht. Doch die freiberufliche, kreative Arbeit hat definitiv auch ihre Vorteile: „Wenn du dann mal wieder mit Leuten zu tun hast, die von neun bis fünf irgendwo hocken und was machen, mit dem sie sich null identifizieren und nur vom Urlaub träumen – das muss man sich gelegentlich mal reinziehen und dann kriegste wieder ein bisschen Kraft.“

Vielen Dank für das interessante Interview und weiterhin viel Erfolg mit deinen Filmen, Douglas!