Instagram mal aus einem anderen Blickwinkel: Im Gespräch mit einer Influencerin

Von Lucy Höfle

Instagram spielt eine enorme Rolle –  sowohl für Privatleute, als auch für Unternehmen. Das Bindeglied: Influencer*innen. Oftmals kritisch diskutiert als eine Plattform der Selbstdarstellung, die unseren Alltag, unser Denken und Handeln beeinflusst, wollen wir Instagram nun aus einer anderen Perspektive betrachten und wagen einen Blick hinter die Influencerkulissen.

Im Gespräch mit der Fitnessinfluencerin  aus Stuttgart habe ich über Authentizität und die Rolle der Plattform in ihrem Alltag gesprochen. Sie hat mir verraten, wie sie die Balance hält, was sie motiviert und ihr wichtig in ihrer Vorbildfunktion ist.

 

Wie alles anfing

fit_selin beim Marathon. Foto: fit_selin

Seit 2016 ist Selin nebenberuflich als Influencerin selbständig . Angefangen hat sie als normale Userin, die ihr Fitnesstraining und ihren Alltag auf Instagram dokumentierte. Zunächst teilte sie hauptsächlich ihr Essen, später fast nur noch Fotos von sich selbst. Über die Jahre entstand schließlich eine Community von 112.000 Follower*innen.

Heute postet sie circa vier bis fünf Bilder pro Woche. Ihr Content spiegelt dabei hauptsächlich ihr Privatleben und ihren Alltag wider: „Ich teile zu 90% alles mit meinen Followern. Sei es meine Verlobung, Reisen oder meine Marathonvorbereitung“. Dabei versucht sie, nicht allzu viele Werbeposts in ihren Feed einzubinden.

Alltag einer Influencerin

fit_selin Zuhause vor dem Spiegel. Foto: fit_selin

Als Influencerin verbringt Selin natürlich viel Zeit auf der Plattform. Um die Balance zu halten, versucht sie aber auch mal, gezielt offline zu sein. „Auf jeden Fall hat sich Social Media noch nie negativ auf mein Privatleben ausgewirkt“.

Auf die Frage, ob es ihr leicht fällt, ihre Tätigkeit als Influencerin in ihrem Alltag unterzubringen, antwortet sie, das sei gar kein Problem, da ihr Content hauptsächlich aus ihrem Alltag bestehe und sie nichts extra inszeniere. Der Papierkram, der mit der Tätigkeit als Influencerin einhergeht, nimmt hingegen mehr Zeit in Anspruch. Auch die Arbeit mit Unternehmen muss gut organisiert sein. Hier muss man sich an Fristen und Termine halten.

Wenn Selin keine Lust auf Instagram hat, dann kommt auch weniger Content von ihr: „Man sollte da nichts erzwingen, wenn man mal nicht in Stimmung ist, alles mit der Öffentlichkeit zu teilen. Es wirkt sich auch nicht negativ auf die Reichweite aus, wenn man mal ein paar Tage nichts postet oder etwas inaktiver ist.“

Arbeit oder Hobby?

Selin als MLTA. Foto: fit_selin

Um mehr Zeit für ihre Selbstständigkeit als Influencerin zu haben, arbeitet Selin nur noch Teilzeit in ihrem Beruf als medizinisch-technische Laborassistentin (MTLA).

Selin macht auch Werbeposts. Foto: fit_selin

Für sie ist ihre Selbstständigkeit als Influencerin defintiv Arbeit. Jedoch hat sie es selbst in der Hand, wie viele Kooperationen sie mit Unternehmen eingeht. Was das Bewerben von Produkten betrifft, so hat sie lediglich Vorgaben, wie das Produkt dargestellt werden soll , zum Beispiel dass man das Produkt gut erkennen sollte. In der Umsetzung und beim Schreiben ihrer Texte ist sie frei: „Mir werden keine Wörter in den Mund gelegt von Firmen“.

Authentizität und Körperideale

fit_selin im Vergleich: Winter und Sommer. Foto: fit_selin

Als Fitnessinfluencerin vermittelt fit_selin natürlich auch ein bestimmtes Körperideal. Was ihren Feed betrifft, hat sie durchaus einen gestalterischen Anspruch und postet nur Bilder, die ihr gefallen. „Für mehr Realität gibt es die Storys. Quasi ein Blick hinter die Kulissen“.

Auf die Frage, ob sie denn selbst unter dem Druck stehe, dass ihre Follower von ihr erwarten, immer in Form zu sein, antwortet Selin: „Nein überhaupt nicht. Da Sport mein Hobby ist, bin ich immer recht trainiert, aber ich hatte auch mal ein paar Kilogramm mehr als jetzt, über den Winter, und möchte auch vermitteln, dass man nicht das ganze Jahr in Topform sein muss“. In der Bildunterschrift zu ihrem Vorher-Nachher-Post betont Selin, dass sie auch ihre Winterform mag und es natürlich nicht nötig hatte abzunehmen, sich im Sommer mit etwas weniger aber wohler fühle. Es ist ihr wichtig, ehrlich und authentisch zu sein, so macht sie mittlerweile auch keine Instagram-Trends mehr mit.  

Motivation und Interaktion

fit_selin am Strand. Foto: fit_selin

Am meisten Spaß hat Selin an der Motivation ihrer Follower*innen, mit denen sie immer im Austausch steht. „Der gegenseitige Austausch mit meiner Community ist einfach super!“.  Selin antwortet auf alle privaten Nachrichten und reagiert auf alle Kommentare. „Das nimmt viel Zeit in Anspruch, aber ich mache es gerne“.  Negative Kommentare und Nachrichten ohne konstruktive Kritik ignoriert sie sie einfach.

Selins offener Umgang mit ihren Follower*innen zeigt, dass Instagram nicht nur eine Plattform der Selbstinszenierung ist, sondern auch zum Austausch und zur Motivation genutzt werden kann. Wichtig dabei ist es, nicht den Bezug zur Realität zu verlieren. Im nächsten Beitrag der Instagram-Reihe wird das Potenzial der Plattform in Bezug auf Authentizität und Sichtbarkeit näher beleuchtet.