Frauen und Fußball und ihre mediale Repräsentation
Von Valentina Becker
Sport ist ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Insbesondere der Fußball genießt in Deutsch-land eine enorme Popularität und hat dadurch größeren Einfluss auf die Kultur, die Wirtschaft und die Gesellschaft. Vor wenigen Jahren noch unvorstellbar, befindet sich heutzutage auch der Frauenfußball in den Köpfen der Menschen. Trotzdem ist das Publikum und die Wahrnehmung des Sports weiterhin geprägt von Vorurteilen und Stereotypen. Also wie genau stellt sich die mediale Repräsentation des Frauenfußballs in Deutschland dar?
Seit Beginn der Medialisierung spielt die Repräsentation von Sportlerinnen und Sportlern eine wichtige Rolle. Nicht nur in der Wiedergabe und Verbreitung, auch in der Beeinflussung gesell-schaftlicher Strukturen. Durch die Digitalisierung wurde die Entwicklung des Sportjournalis-mus und das Wachstum in der deutschen Gesellschaft beeinflusst. Beziehungen zwischen Sport, den Medien und Kultur, sowie der Gesellschaft waren ausschlaggebend für die Sammlung, Bearbeitung und Verbreitung von Medieninhalten. Die Position von Frauen im Sport war jahrelang von einem Geschlechterkampf gegenüber den männlichen Sportlern geprägt. Ungleichheiten bezüglich Chancen, Karrieremöglichkeiten und der Präsentation in den Medien waren keine Seltenheit. Frauen und Fußball. Besonders diese zwei Worte wurden früher in den Mündern der Gesellschaft selten zusammen benutzt. Ist dies der vermeintlich verminderten Qualität des Frauenfußballs geschuldet? Oder wurde dem Frauenfußball jahrelang zu wenig Beachtung in den Medien geschenkt, sodass im Umkehrschluss die Gesellschaft zu wenig darüber informiert war?
Wenn man die Geschichte des Frauenfußballs näher betrachtet, fällt auf, dass es die Sportlerinnen von Beginn an nicht leicht hatten. Schon im 19. Jahrhundert passte das Bild der Frauen im Fußball, nicht in die Gesellschaft. Der Sport wurde verpönt und sogar zwischenzeitlich verboten. Und auch noch heute gilt die Bezeichnung Fußball ausschließlich für den Männerfußball. Spricht man von Frauenfußball, werden die Frauen explizit erwähnt. Insgesamt bleiben Sportlerinnen in der deutschen Berichterstattung deutlich unterrepräsentiert. Begründen lässt sich das damit, dass das Sportsystem auf dem Leistungsprinzip beruht. Männer gelten in diesem Fall, in ihren Verhaltensweisen und Entwicklungen, als leistungsstärker. Erfolgreiche Sportlerinnen entsprechen laut dieser Erklärung nicht dem typischen Ideal der Frau und lösen in der Gesellschaft Irritationen aus. Stichwort: Stereotypen. Verstärkt wird diese Annahme durch die Berichterstattung in den Medien. Hier werden die Frauen oftmals „durch geschlechtsbezogene bis stereotype Berichterstattung repräsentiert“ (Botsch 2009:102). Dadurch stehen die Frauen als Personen im Fokus der Medien und nicht die Qualität des Fußballs.
Die mediale Darstellung der Körper beeinflusst die Wahrnehmung der Geschlechter. Medien haben dadurch einen größeren Anteil daran, was übermittelt, wahrgenommen und gespeichert wird (vgl. Michaelsen 2018: S. 1369). Besonders in den letzten vierzig Jahren stand die Sexualisierung der Sportlerinnen im Fokus visueller Darstellungen. Der Körper der Sportlerinnen stand somit im Fokus der Berichterstattungen. Kleidungsvorgaben des jeweiligen Verbandes, waren daher keine Seltenheit (vgl. Schaaf/Nieland 2017: 2. 10 ff.). Vor allem in den Boulevardpressen kommt es zu Bezeichnungen, wie „hübsche Beine“, „knackige Figur“ oder „die Schöne“. Gerade bei der Frauen Weltmeisterschaft 2011 wurde die Nationalmannschaft als besonders feminin und sexy vermarktet. Wer diesem Weiblichkeitsideal nicht entsprach, gerat ins Hintertreffen der Medien. Das Resultat dieser Vermarktungsstrategie war eine Diskrepanz zur Realität des Sports.
„Frauen spielen Fußball und #keinFrauenfußball“, lautete der Werbeslogan der Volkswagen AG bei der Fußball Europameisterschaft 2022 in England. Durch diese Positionierung hat Volkswagen als Sponsor des Turniers besonders positive Resonanzen erfahren. Gleichzeitig wurde damit die Debatte zum Thema Gleichberechtigung in den Medien angekurbelt. Auch der Fernsehsender ARD zog nach. Diese strichen den Zusatz „Women’s“ aus der Programm-Anzeige „UEFA Euro 2022“ neben dem Sender-Logo. Durch das EM Finale zwischen England und Deutschland erreichte der Frauenfußball einen Höhepunkt. Knapp 18 Millionen Zuschauende verfolgten das Spiel. Es wurde damit das meistgesehen TV-Event des Jahres. Nicht einmal die Weltmeisterschaft der Männer im selben Jahr, erreichte so viele Menschen in Deutschland. Seither steht der Frauenfußball für Gleichberechtigung, Vielfalt und Toleranz und wird als familienfreundlich, ehrlich und gewaltfrei wahrgenommen. Patrick Wolf, Leiter der Abteilung Institutionelle und internationale Beziehungen beim DFB, ist davon überzeugt, dass der Fußball eine großartige Plattform für soziokulturelle und gesellschaftspolitische Diskurse bietet (vgl. Deut-scher Fußball-Bund e.V. 2022).
Übertragungen von deutschen Bundesligaspielen der Frauen im Fernsehen waren bisher eine Seltenheit. Wer ein Spiel sehen wollte, musste zahlen. Der einzige Kanal, der die Spiele der Frauen übertrug war der Streaming-Anbieter Magenta Sport. Das soll sich jedoch künftig ändern. Durch den Vertrag mit Google Pixel werden in der Saison 2023/24 die Spiele der Bundesliga nicht nur im Pay-TV übertragen. Auch ARD und ZDF können zehn Spiele der Frauen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zeigen. Zudem werden die Frauen zusätzlich eine Partie am Montag spielen, welche live auf Sport1 ausgestrahlt wird. Insgesamt werden damit 32 Livespiele pro Saison im Free-TV gezeigt. Die Highlights der Partien werden zusätzlich auf Sky und DAZN übertragen. Die Google Pixel Frauen-Bundesliga ist damit künftig auf sechs verschiedenen Sendern zu sehen und damit so breit aufgestellt wie noch nie.
Die mediale Repräsentation des Frauenfußballs in Deutschland hat sich in den letzten Jahren also stark weiterentwickelt. Die frühere Vernachlässigung des Frauenfußballs in den Medien, konnte durch die zunehmende Popularität geändert werden. Durch den Erfolg der Frauen-Nationalmannschaft und der wachsenden Beliebtheit der Frauen-Bundesliga konnte die Medienpräsenz gesteigert werden. Auch die Fokussierung auf die Qualität der Spielerinnen und der Spiele, konnte verbessert werden. Die Spielerinnen selber konnten sich als Vorbild für jüngere Mädchen etablieren. Dennoch gibt es trotz des Fortschrittes immer noch Herausforderungen und Verbesserungspotential, insbesondere in Bezug auf Geschlechtergleichstellung und die Be-seitigung von Stereotypen.
Quellen:
Grin (2020). Mediale Repräsentation von Fußballspielerinnen. Ein Vergleich zweier Werbespots. Abgerufen am 02.09.2023 von https://www.grin.com/document/1270165
Universität Bielefeld (2021). Der deutsche Frauenfußball – wie die Medien das Image stereotypisieren. Abgerufen am 02.09.2023 von https://blogs.uni-bielefeld.de/blog/ikgscience/entry/der_deutsche_frauenfu%C3%9Fball_wie_die
Abgerufen am 02.09.2023 von https://www.buecher.de/shop/sportgeschichte/frauenfussball-in-deutschland-und-gleichberechtigung/hasan-jamal/products_products/detail/prod_id/62247848/#product_description
Kunz (2016). Das Spiel der Anderen die Entwicklung der Berichterstattung zu Frauenfußball-Großturnieren seit der WM 2011 in Deutschland. Abgerufen am 02.09.2023 von Freiburger Zeitschrift für GeschlechterStudien 22/1
Ostfalia: Hochschule für angewandte Wissenschaft (2023). Medialisierungsprozesse im Frauenfußball. Abgerufen am 02.09.2023 von https://opus.ostfalia.de/frontdoor/deliver/index/docId/1373/file/Jost_2023_Medienmanagement.pdf
Deutscher Fußball-Bund e.V. (2022c). Neue Perspektiven. Die wirtschaftliche Zukunft der Frauen-Bundesliga. Studie. Abgerufen am 02.09.2023 von https://www.dfb.de/fileadmin/_dfbdam/272488- StellenwertFF_Studie_Neue_Perspektiven_FFBL.pdf.
Schaaf/Nieland 2017: 2. 10 ff. Die Sexualisierung des Sports in den Medien. Herbert von Harlem Verlag