Echonaut.Science – Eine Antwort auf all den Schrott im Netz

Ein Portrait über die Sciencefluencerin Katja Sterzik 

Von Gerd Hagge

Authentisch, ungestellt und natürlich: So wirkt die sympathische junge Frau, die voller kosmischer Energie und unendlichem Wissensdurst steckt. Und das bereits als Kind. Schon damals faszinierten sie die mysteriösen und unbekannten Tiefen der Meere und die dazugehörigen Unterwasserlebewesen namens Kraken. Deshalb war ihre ursprüngliche berufliche Traumvorstellung die einer Meeresbiologin. Doch dann wurde alles ganz anders.

Glücklich macht es den naturinteressierten Digital-Nativ vor allem, wenn sie andere Menschen inspirieren und zum Nachdenken bringen kann. Täglich bedient sie so über 7.000 wissenschaftsinteressierte junge Follower. Dabei wollte sie zunächst eigentlich zu etwas ganz anderem bloggen als zu wissenschaftlichen Themen. Nach ihrer Ausbildung zur Mediengestalterin in Bild und Ton beim WDR entdeckte sie zunächst ihre Faszination für Klang.

Instagram „echonaut.science“

Schnell war der Name „Echonaut“ gefunden, womit sie auf künstlerische Art und Weise Proben der Musik und der Akustik sammeln wollte. Doch daraus wurde dann doch nichts, denn sie erlangte noch eine weit wichtigere Erkenntnis. Nachdem sie im Rahmen ihres Studiums bei einem Projekt namens „Mädelsabende“ des WDR (Funk), welches sie einerseits moderierte und das sich andererseits  inhaltlich mit der Rolle der Frau und mit Feminismus auseinandersetzt,  gesehen hatte, wie gut Journalismus über Social Media-Plattformen wie z. B. Instagram funktionierte, ärgerte sie sich, dass die Wissenschaft an Universitäten und Forschungseinrichtungen meist in ihrem Elfenbeinturm bleibt und nicht, wie der klassische Journalismus, den Austausch mit der Bevölkerung sucht.

Steckbrief von Katja Sterzik

Name: Katja Sterzik, Alter: 26 Jahre,
Ausehen: mittelgroß, kinnlange hellbraune Haare, leuchtende Augen, lässig-bunter Kleidungsstiel.
Lebensmotto: Am Ende wird alles gut.
Hobbies: Skateboard fahren und mit Freunden auf den Flohmarkt gehen.

Instagram „echonaut.science“

Wissenschaft solle doch in den Diensten der Menschheit sein und würde doch eigentlich „FÜR“ die Menschen gemacht sein. Kein Wunder, dachte sie sich, dass es dann zu unrealistischen Erwartungen und Misstrauen in der Gesellschaft führe. Zu dem Zeitpunkt empfand sie vor allem, dass es eine Antwort auf all den vielen „Schrott“, der im Netz verbreitet wird, geben müsse. Der Drang, nun also ihre ursprüngliche Idee umzubauen, war groß. So wollte sie nun eher wie ein Astronaut durch die Welt der Wissenschaft schweben, um dabei Echo für Echo  aus dem Elfenbeinturm des Wissens einzusammeln, als die reine Kunst der Klänge erfahrbar zu machen. Jetzt war auch der endgültige Name ihres neuen Kanals „Echonaut.Science“ geboren. Es hat dann noch ganze drei Semester gedauert, bis sich Katja überwunden und ihren persönlichen Kernsprung in die Öffentlichkeit gewagt hat.

Instagram „echonaut.science“

Nicht ganz unbeteiligt war dabei auch die Journalistin und Influencerin Eva Schultz (Deutschland3000), die ihr bei einem gemeinsamen Treffen auf einem Event Mut machte, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Und damit beseitigte sie auch ihre letzten Zweifel. Begonnen hat dann alles im Rahmen ihres Praktikums bei der Öffentlichkeitsarbeit des Bochumer Planetariums. Für dieses verbreitete sie regelmäßig Storys bei Instagram zu verschiedenen Themen. Ihr erstes Interview führte sie dabei mit der Astrophysikern Susanne Hüttemeiser, der Leiterin des Planetariums. Diese tauchte dann auch häufig in Katjas eigenen Storys auf, wenn es bei Echonaut.Science mal wieder, wie so häufig, um Astrophysik ging.

Instagram „echonaut.science“

Auf ihrem Kanal bot sie darüber hinaus ihrem lernbegierigen Publikum ein einfaches aber geniales akustisches, visuelles und interaktives Spektrum aus verschiedensten Wissenschaftsdisziplinen und komponierte sie in den unterschiedlichsten Darstellungsformen und Farben, die Instagram ihr bot. Dabei gestaltete sie ihre Beiträge so, dass es sie für ihre Zielgruppe so verständlich wie möglich und so interessant, wie es eben geht, machte. Banale und unterhaltsame Themen wie „Fußbodenheizung auf dem Mars, Seeäpfel unter der Erde oder Geisterillusionen im Kamin gehörten nun zum Micro-Blogger-Alltag der Mitte Zwanzigjährigen. Aber auch grundlegende Themen wie z.B. die Frage was genau eigentlich Polymere sind, wie Kernfusion funktioniert und alles Wissenswerte von der Mondentstehung bis zur Mondfinsternis, erklärt die moderne Influencerin souverän und mit erstaunlichem Fachwissen. Besonders gut kam auch ihre Story an, als das erste Foto von einem Schwarzen Loch aufgetaucht war und sie aus dem Grund Dr. Meltin Tolan, einen ausgezeichneten Physikprofessor, dazu interviewte. Darüber hinaus haben ihre Themen oft auch nicht nur den Aspekt der einfachen Informationsvermittlung – so vertritt die Echonautin weit tiefere Intensionen. Mit Themen wie zum Beispiel „Bekommen Frauen ihre Periode im All“, bei dem sie nebenbei einen veralteten und sexistischen Irrglauben aus der Welt schaffte, dem zufolge Frauen lange Zeit nicht als Astronautinnen ins All geschickt wurden, kämpft sie als starke Frau an der feministischen Front.

 

Instagram „echonaut.science“

Am wichtigsten ist ihr beim Bloggen der Austausch mit ihrer Community. So wählte sie mit Instagram bewusst die wohl interaktivste Social Media-Plattform in ihrer Zielgruppe und nennt ihre Follower bis heute hin liebevoll „Echonauten“. Für diese investiert sie manchmal sogar pro Beitrag ganze 2 Stunden zur Gestaltung. Ihr Kernbereich ist dabei die Instagram-Story, die sie aufwendig in der Reihenfolge „Recherche, Skripten, Aufnehmen, Posten“ manchmal bereits Tage vor der Veröffentlichung vorbereitet. Vor allem ist ihr das korrekte Recherchieren und Referenzieren des Inhaltes wichtig. So garantiert sie, dass ihr Wissen aus erster Hand, also direkt von Experten, Professoren, Instituten oder Studien hergeleitet ist. Das Ganze schmückt sie mit ihrer kreativen Persönlichkeit und immer mit humorvollem Augenzwinkern.  

Das große Ziel im Leben der radiobegeisterten Frau ist es, irgendwann einmal nicht mehr arbeiten zu müssen. Jedoch wäre das jetzt noch zu früh. Zwar fällt es ihr bei dem rasanten Wandel in der Medienbranche, in der sie in weitesten Sinne Fuß fassen möchte, schwer zu beantworten, was für einen Beruf sie später einmal haben möchte. Ziele sind dabei aber keine Mangelware. So kann sie sich vorstellen, irgendwann einmal ein Kinderbuch zu schreiben oder gar ein eigenes Hörspiel aufzunehmen. Aktuell befindet sie sich aber noch im 7. Semester ihres Wissenschaftsjournalismus-Studiums an der Technischen Universität in Dortmund.  Obwohl ihr wissbegieriger Geist wie eine Zelle im Organismus in ihr Studium passt, empfindet sie gerade dieses, trotz ihrer naturwissenschaftlichen Begabung und ihres journalistischen Kommunikationsbedürfnisses, zwar anspruchsvoll genug, aber eher als „extrem zeitaufwändig“. Die ehrgeizige Powerfrau geht aber gern einmal über ihre Kapazitäten. Und genau das machte sie so erfolgreich. Jüngst war ihr Microblog Echonaut.Science sogar so beliebt und populär, dass ihr Vorbild, Wissenschaftsjournalistin Mai-Thi Nguyen Kim, darauf aufmerksam wurde und sie prompt online empfahl mit den Worten:

 „Sie ist ein sehr sympathischer Mensch und macht richtig coole Instagram-Stories zu wissenschaftlichen Themen […] folgt ihr mal, das ist guter Content…“.

Und dann hatte Katja sogar noch die Möglichkeit, ihr Idol im Rahmen des Studentenmagazins KURT live zu treffen und zu interviewen. Ein Traum ging für sie in Erfüllung. Was in Zukunft noch alles auf Katja sie wartet, ist unklar. Aber sicher ist, von Katja Sterzik wird man bestimmt noch einiges hören. Denn es gibt noch so viel Wissenschaft, die es zu vermitteln gilt, und das Kommunikationsbedürfnis der Infotainerin wird gerade deshalb natürlich nicht kleiner werden. So wird sie als nächstes die Themen Weltraum, Medizin und Umwelt angehen. Auch die Meeresforschung, die sie schon als Kind so faszinierte, soll weiterhin ein zentrales Thema sein. Und vielleicht geht dann ja sogar ihr Lebenswunsch in Erfüllung, einen Tauchschein zu machen, damit sie endlich Kraken treffen kann.

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