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Cookies

Räuber der Privatsphäre?

Von Nadja Lämmle

Im Internet verfolgen sie uns beinahe auf Schritt und Tritt und selbst weniger internetaffinen Menschen sind sie mittlerweile ein Begriff – die Cookies. Die meisten Internetnutzer*innen klicken die Meldungen über die Werbung nach Maß meist jedoch schnell weg ohne zu wissen, was eigentlich hinter ihnen steckt. Hinterhältiger Datenklau oder harmlose Fragerei? 

 

Die Meisten werden es kennen: Man klickt sich durch die Tiefen des Internets und bleibt schließlich an einem interessanten Beitrag hängen. Gespannt folgt man dem Link und fängt an den ersten Satz zu lesen, bis dann zack plötzlich der Blick auf die Inhalte verwehrt wird. Inmitten des Bildschirms prangt eine Cookie-Meldung und verhindert jegliche weitere Interaktion mit der Internetseite. Während die einen nun schnell „Alle akzeptieren“ wählen, um auf dem kürzesten Weg an die gesuchte Information zu gelangen, gehen die anderen den etwas umständlicheren Weg. Sie klicken sich durch die verschiedenen Optionen, die sich im Cookiemenü auftun, wie „Notwendig“, „Funktionell“ und Marketing“. Das liegt bei vielen Internetnutzer*innen wahrscheinlich daran, dass Cookies ein eher negativ konnotierter Begriff ist.

Meistens muss man sich erst einmal aufmerksam durch verschiedene Optionen klicken, bevor man selbst wählen kann, welche Cookies bei dem Nutzen der Internetseite aktiviert sein dürfen. Bild: Nadja Lämmle

Doch was steckt denn nun so genau hinter den verräterischen Keksen? Das Verbraucherportal Baden-Württemberg bezeichnet sie als „kleine Textdateien, die über eine Webseite im Internetbrowser eines Nutzers gespeichert werden können“. Dabei handle es sich nicht etwa um eine schädliche Software oder gar einen Virus, sondern es wird vielmehr ein Textprogramm abgelegt, das später vom Webserver abgerufen werden könne, so das Verbraucherportal. Auf diesem Weg können über Cookies beispielsweise individuelle Einstellungen der Nutzerschaft abgespeichert werden. Sie sorgen unter anderem dafür, dass man den bereits bestückten Warenkorb trotz kurzer Online-Shopping-Pause genauso wiederfindet, wie man ihn hinterlassen hat. Diese sogenannten „Session-Cookies“ werden zeitlich begrenzt im Internetbrowser gespeichert. Sie sind für das einwandfreie Funktionieren einer Internetseite notwendig.

Böse Cookies?

Internetnutzer*innen fühlen sich unter anderem durch personalisierte Werbung im Netz oftmals beobachtet und verunsichert. Dahinter stecken meist Drittanbieter, die die Daten aus Tracking- und Analyse-Cookies abrufen. Bild: Pixabay

Umstritten sind hingegen Cookies, die technisch nicht unbedingt erforderlich sind und zudem langfristig Daten der Nutzerschaft speichern. Dazu gehören zum Beispiel Cookies aus Tracking- und Analysetools. Die führen nämlich dazu, dass man beispielsweise nach der Recherche über die leistungsstärksten neuen Kopfhörer wochenlang an jeder Ecke des Internets mit Werbung zu den verschiedensten Kopfhörern konfrontiert wird. Plötzlich ploppen neben Mails, Amazon-Käufen und Instagram-Bildern Banner auf, die für die besten Kopfhörer werben.

Dahinter stecken meist Werbefirmen, die als „Drittanbieter“ gelten. Diese wollen ihre Erfolgschancen natürlich so hoch wie möglich halten und die Werbung somit passend auf die einzelnen Nutzer*innen zuschneiden. Dafür werden mit der Zeit unterschiedliche Daten zu den Interessen und dem Nutzungsverhalten des Einzelnen mithilfe der Tracking- und Analysecookies gesammelt und gespeichert. Angst vor der ständigen Beobachtung und Analyse der persönlichen Daten beim Surfen im Internet braucht man trotzdem nicht zu haben, solange man sich aufmerksam durch den zugegebenermaßen unübersichtlichen Cookie-Dschungel klickt.

Oft sind die verschiedenen Optionen im Cookiemenü nämlich bereits ausgefüllt oder farblich zugunsten der „Datensammler“ hinterlegt. Da kann es schon mal passieren, dass man mit einem schnellen Klick auf das grün blinkende „Zustimmen“ auch den „Marketing-“ und „Statistik-Cookies“ zustimmt, ohne sich dessen bewusst zu sein. Wenn man sich mal wieder genervt durch die Cookie-Banner klickt, sollte man allerdings auch nicht vergessen, dass die Werbung dem Erhalt von Websites dient und mit der Grund dafür ist, dass viele Online-Inhalte kostenlos abgerufen werden können. „Mehr als zwei Drittel der Online-Werbeerlöse in Deutschland stammen aus dieser Werbeform“, schreibt Torsten Kleinz in einem Artikel des Online-Magazins Übermedien

Strengere E-Privacy-Richtlinien

Anfang des Jahres 2022 flammte die Diskussion um die personalisierte Werbung in den Online-Medien erneut auf als bekannt wurde, dass das Inkrafttreten der „neuen“ und deutlich strikteren E-Privacy Verordnung ein weiteres Mal verschoben werden soll. Bisher legen die Datenschutz-Grundverordnung und die E-Privacy-Richtlinien einige Vorschriften fest, die „die Grundrechte und Grundfreiheiten natürlicher Personen und insbesondere deren Recht auf Schutz personenbezogener Daten“ absichern sollen. Das Update der E-Privacy-Richtlinien hin zu der E-Privacy-Verordnung soll den Datenschutz innerhalb der EU nicht nur stärker regulieren, sondern zugleich das Vertrauen und Sicherheitsgefühl von Bürger*innen in die digitale Welt ein Stückweit zurückgewinnen.

Auch hier spielen die Cookies wieder eine bedeutende Rolle. Denn die neue Verordnung für mehr Privatheit im Netz sieht vor, dass nicht notwendige Cookies künftig viel einfacher und schneller von den Nutzer*innen abgelehnt oder auch durch Browsereinstellungen eingeschränkt werden können. Zudem soll Besucher*innen von Internetseiten der Zugang zu den Inhalte nicht verwehrt werden, selbst wenn sie die Cookie-Banner erst einmal links liegen lassen. Darüber hinaus solle das Tracking von Nutzer*innen genauer reguliert werden, so der Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit. Klar ist: Die neue E-Privacy-Verordnung würde einige Dienste, wie WhatsApp und Skype, aber auch sämtliche cookie-basierte Werbesysteme ganz schön ins Schwitzen bringen. Wann, wie und ob die Verordnung nach bereits sechs Jahren der Diskussionen und Verhandlungen verabschiedet wird, steht allerdings noch in den Sternen.

Wohl oder übel bleibt der Internetnutzerschaft also erst einmal nicht anderes übrig, als sich weiterhin durch umständliche Cookie-Banner zu klicken. Wer sich hier ein paar Sekunden länger Zeit nimmt, um wirklich nur dem Nötigsten zuzustimmen, der kann sich, so gut es geht, vor dem großen Datenklau durch Cookies schützen. Und wer weiß, vielleicht sorgt zusätzlich schon bald die neue E-Privacy-Verordnung für mehr Regulierung im WorldWideWeb.

Quellen:

Art. 1 DSGVO – Gegenstand und Ziele (2016): Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), [online] https://dsgvo-gesetz.de/art-1-dsgvo/ [abgerufen am 18.08.2022].

Cookies – hilfreich oder gefährlich (2021): Verbraucherportal Baden-Württemberg, [online] https://www.verbraucherportal-bw.de/,Lde/Startseite/Verbraucherschutz/Cookies+_+hilfreich+oder+gefaehrlich_#:~:text=Cookies%20sind%20kleine%20Textdateien%2C%20die,vom%20Webserver%20aufgerufen%20werden%20kann. [abgerufen am 13.08.2022].

Kleinz, Torsten (2022): Den Verlagen fehlen die Strategien für das „Post-Cookie-Zeitalter“, Übermedien, [online] https://uebermedien.de/70866/den-verlagen-fehlen-die-strategien-fuer-das-post-cookie-zeitalter/ [abgerufen am 10.08.2022].