Smart Home: Vernetztes Wohnen heute und in Zukunft

Von Anita Mäck

Das Internet der Dinge ist inzwischen fast überall. Der Personal Computer wird zunehmend durch kleine, intelligente Computersysteme ersetzt. z.B. smarte Uhren, Datenbrillen oder Fitnessmessgeräte. Wir vernetzen nicht nur uns selbst, sondern auch Umgebungen, in denen wir uns regelmäßig aufhalten, wie unser Auto oder das Zuhause. Seitdem ein Australier im Urlaub auf Mauritius 2011über eine Smartphone-App einen Einbrecher in seinem Haus in Sydney entdeckt hatte und die Polizei informieren konnte, ist beispielsweise das Thema intelligente Sicherheitstechnik im eigenen Heim von großem Interesse.

Sicherheit ist neben Energie, Multimedia und Haushaltsgeräten nur ein Bereich von vielen, die zur intelligenten Haussteuerung, dem Smart Home, beitragen. Die Vorstellung vom vollständig vernetzten Haus, in dem sich verschiedene Vorgänge per Klick über ein Tablet oder Smartphone steuern lassen, klingt zugegebenermaßen verlockend. Welche Marktentwicklung wird künftig zu beobachten sein? Wie steht es um die Netzwerksicherheit? Um auf diese Fragen einzugehen, stellt sich zuerst die grundlegende Frage, was der Begriff Smart Home eigentlich bedeutet.

Das selbstständige Haus

Verschiedene Branchenverbände, deren Mitgliedsunternehmen gemeinsam den Smart-Home-Markt gestalten, haben sich zu der Fokusgruppe Connected Home vereint. Daraus entstand folgende Definition: „Smart Home dient als Oberbegriff für technische Verfahren und Systeme in Wohnräumen und -häusern, in deren Mittelpunkt eine Erhöhung von Wohn- und Lebensqualität, Sicherheit und effizienter Energienutzung auf Basis vernetzter und fernsteuerbarer Geräte und Installationen sowie automatisierbarer Abläufe steht.“

Wie kann man sich die Anwendung dieser Installationen im Alltag vorstellen? In der Küche ist z.B. ein großes Display angebracht, das anzeigt, mit welcher Drehzahl die Waschmaschine im Keller gerade den Schleudervorgang leistet und zu welcher Tages- oder Nachtzeit es sich anbieten würde, die nächste Ladung Geschirr stromsparend reinigen zu lassen. Jalousien, Lüftung und Heizung lassen sich etwa über Sensoren so aufeinander abstimmen, dass stets ein angenehmes Klima herrscht. Ein Raum wird gezielt geheizt wenn er benutzt wird, z.B. morgens das Bad. Ist niemand im Haus, wechselt die Heizung in einen Ruhemodus, bis ein Bewohner über das Smartphone seine Rückkehr kommuniziert. Allerdings erfordern Smart Home Appliances wie diese mehrere Tausend Euro an Investitionen – eine bislang teure Angelegenheit.

Die multimediale Vernetzung gestaltet sich im Vergleich dazu einfacher und günstiger. Über das Computernetzwerk können digitale Inhalte im ganzen Wohnraum verteilt werden. Musik, Filme oder Bilder lassen sich so von einem zentralen Server auf jedem Bildschirm wiedergeben und übertragen, z.B. vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer. Ein weiterer Anwendungsbereich im vernetzten Haus ist Sicherheit. Eine Abwesenheitssteuerung täuscht durch wechselnde Beleuchtung und dem Öffnen und Schließen der Jalousien die Anwesenheit der Bewohner vor. Von der Videoüberwachung bis zur automatischen Alarmierung externer Sicherheitsdienste lässt sich das Haus je nach Bedarf absichern. Ein weiterer Aspekt ist die altersgerechte Unterstützung von Senioren, z.B. durch intelligente Medikamentenschränke, die Arzneimittel richtig dosieren und automatisch eine Nachbestellung an die Apotheke senden, bevor eine Tablettenschachtel leer wird. Intelligente Haussteuerung bringt also zahlreiche Vorteile mit sich. Einige davon werden hier noch einmal anschaulich erklärt.

Zwar sei der Smart-Home-Markt bislang eine Nische, da die Etablierung der Technik aufgrund bisher fehlender Übertragungsstandards und Schnittstellen erschwert sei, so Ralph Niederdrenk von PwC. Anhand einer Studie zu diesem Thema prognostiziert er jedoch ein exponentielles Marktwachstum in den kommenden zwei bis fünf Jahren. Bis 2030 soll Smart Home dann ein reifer Markt sein. Auf dem Weg dorthin muss jedoch noch einiges geschehen.

Technologie der Zukunft: clever, aber noch nicht ausgereift

In Filmen werden intelligente Häuser über ein einziges System bequem vom Tablet aus gesteuert. Das ist in der Gegenwart aber noch nicht der Fall. Computer, Haushaltsgeräte, Heizung und Fernseher verwenden bislang unterschiedliche Sprachen und sind verbunden, aber doch getrennt. Nutzer haben zudem Bedenken, dass ihre Daten im vernetzten Heim nicht ausreichend gegen Hacker-Angriffe geschützt sind. Verschafft sich ein Fremder Zugang zum WLAN, kann er alle Abläufe im Haus einsehen und kontrollieren. So schaut er den Bewohnern etwa beim Homebanking zu. Ist die Haustür mit der Steuerung vernetzt, könnte er sie öffnen. Des Weiteren bleibt im Sinne des Datenschutzes zu klären, inwiefern eine Überwachung von hilfebedürftigen Menschen mit ihrer Würde vereinbar ist, aber im Notfall so effektiv wie möglich hilft. Das Partnernetzwerk Connected Home beschäftigt sich daher intensiv mit der technologischen Weiterentwicklung sämtlicher Smart Home Appliances und den entsprechenden Sicherheitsfragen. Ziel sei es, Geräte über Anwendungsgrenzen hinweg miteinander zu verbinden, einheitliche Bedienstrukturen zu schaffen und Einzelfunktionen zu einer Gesamtlösung zu vereinen. Laut BITKOM (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.) überschreitet das Wachstum der Smart-Home-Haushalte in Deutschland selbst bei moderater Schätzung im Jahr 2020 die Millionengrenze. Eine vielversprechende und vor allem spannende Prognose.


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