Bild: Julian Meinhardt

Vom Bachelor direkt in die Freiberuflichkeit

Alumni-Portrait über den Videojournalisten und Fotografen Julian Meinhardt

Von Laura Scherer

Der mit der Kamera, das ist Julian Meinhardt. Nach seinem Bachelorstudium in Tübingen hat er sich komplett selbstständig gemacht. Heute arbeitet er neben seiner Tätigkeit als freiberuflicher Fotograf und Videojournalist auch in der Öffentlichkeitsarbeit des Evangelischen Jugendwerks Baden-Württemberg.

Was ihr vorab über Julian wissen solltet:
Er ist zum Zeitpunkt unseres Gesprächs 32 Jahre alt, trinkt lieber Tee als Kaffee, wurde in Stuttgart geboren und wohnt aktuell in Winnenden. Im Bachelor hat er Medienwissenschaft und Empirische Kulturwissenschaft studiert und zum Mittagessen gab es bei ihm eine Gemüsepfanne.

Wenn dich Leute fragen, was du beruflich machst, was antwortest du dann?

„Eierlegende Medien-Wollmilchsau vielleicht. Ich kann von allem ein bisschen, nichts richtig.“

Und wenn man nochmal nachhakt?

„In meiner Freiberuflichkeit bin ich ganz unterschiedlich unterwegs. Teilweise für Agenturen, teilweise für Medienhäuser, ab und zu mal für Sender, aber auch für Privatleute. Was mir besonders Spaß macht, ist auch das journalistische Arbeiten und als One-Man-Band unterwegs zu sein, also Ton, Video und Redaktion in einem sozusagen. Das ist immer mehr gefordert, weil es immer weniger Geld gibt. In der freien Wirtschaft sind es meistens Image-Film-Produktionen oder auch Live-Produktionen. Gerade im letzten Jahr waren es viele digitale Messen, digitale Produktvorstellungen und solche Geschichten. Bei den Medienhäusern beziehungsweise, wenn ich journalistisch arbeite, finde ich es sehr cool, in Kurzdokumentarformaten zu arbeiten und Projekte zu machen, die länger sind als die klassischen 30-Sekünder oder 3-Minüter, und wirklich mal so fünf bis zehn Minuten Zeit zu haben, eine Geschichte zu erzählen und schön komponierte Bilder dazu zu produzieren.“

Gab es in deinem Leben Menschen, die dich, auf deine berufliche Laufbahn bezogen, besonders geprägt haben?

„Im Studium waren es tatsächlich die Leute, die aus der Praxis zu uns gekommen sind, die Praxisseminare mit uns gemacht haben. Journalistinnen und Journalisten und Menschen, die in diesem Medienkosmos unterwegs sind, haben mich schon immer fasziniert. Da würde ich auch Oliver Häußler nennen, als jemanden, der mich inspiriert hat.“

Wie bist du nach dem Studium geworden, was du heute bist? Hast du schon während deiner Studienzeit gemerkt, in welche Richtung es gehen soll?

„Ich bin mit diesem CampusTV-Spirit aus dem Studium raus und habe gesagt: Das ist das, was ich machen will. Ich will Videojournalismus machen, ich will Filme drehen, ich will fotografieren. Ich wollte probieren, ob ich damit durchkomme und mein eigener Chef sein kann. Dann habe ich mich zu 100% selbstständig gemacht. Ich habe mit der vollen Selbstständigkeit angefangen und habe mir die aufgebaut. Ein Jahr später kam ein Angebot vom Jugendwerk. Ich mache schon, seit ich siebzehn bin, Jugendarbeit und habe früher selbst sehr von der evangelischen Jugendarbeit profitiert. Ein guter Freund von mir hat mich motiviert, mich für das Angebot zu bewerben. Heute bin ich auch sehr glücklich darüber, die 50%-Stelle angenommen zu haben.“

Was ist für dich das Gute an dieser Zweiteilung?

„Eine Selbstständigkeit ist zeitweise auch eine sehr einsame Tätigkeit. Man hat zwar eigentlich immer mit Leuten zu tun, aber das sind eben immer unterschiedliche Leute. Vor allem zum damaligen Zeitpunkt habe ich nicht so viel fix für Agenturen gearbeitet, sondern habe alles angenommen, was ich kriegen konnte als Berufseinsteiger. Da habe ich gemerkt, dass es schon auch cool wäre, mit einem festen Set an Kolleginnen und Kollegen zu arbeiten und längerfristig Projekte durchziehen zu können. Diese Stelle kam sehr gelegen und bis heute bin ich auch sehr froh, dass ich die damals angenommen habe. Gerade jetzt auch in der Krise. Letztes Frühjahr wäre ich gnadenlos untergegangen. Da haben alle Kunden alles gecancelt und ich hatte aber trotzdem noch dieses Sicherheitsnetz von der Festanstellung.“

Wie sieht eine Arbeitswoche bei dir aus? Da ist ja nicht die klassische Vorstellung von „Morgens bis nachmittags bin ich im Büro und dann ist Feierabend“, oder?

„Ich habe eine gewisse Vorstellung davon, wie meine Woche aussehen soll, die funktioniert aber nicht immer. Sie lautet: Dienstag und Donnerstag für meine Festanstellung beim Evangelischen Jugendwerk für die Öffentlichkeitsarbeit vor Ort zu arbeiten und am Mittwoch einen halben Tag Homeoffice zu machen. Die restlichen Tage bin ich dann für die Freiberuflichkeit unterwegs. Und das ist dann so 30% Organisation, Mails schreiben und rumtelefonieren, 20% Schneiden und 50% drehen.“

Bist du dann jemand, der gerne viel arbeitet?

„Ja, ich arbeite sehr viel und sehr gerne – wenn es mir Spaß macht. Es gibt durchaus auch Aufgabenfelder, vor denen ich mich drücke und für die ich nicht so gerne an den Schreibtisch gehe. Aber wenn es coole Projekte sind, wenn man mit netten Leuten unterwegs ist, neue Leute kennenlernt, dann macht mir das schon großen Spaß.“

Du machst super viele verschiedene Projekte und hast mit ganz unterschiedlichen Leuten zu tun. Was war für dich ein Karriere-Highlight?

„Ich fand es immer spannend, für die Politik unterwegs zu sein. Das war ich auch in einem meiner ersten Jobs. Der war ziemlich cool. Ich war damals für die Regierung Kretschmann unterwegs und wir haben eine Tour mit einem „Regierungsreisebus“ gemacht. Das waren im Prinzip Drehs in ganz Baden-Württemberg. Wir haben Trailer für so „Volksempfänge“ gedreht, Leute auf der Straße befragt und das dann auch gleich on-the-fly geschnitten, auch im Hotel. Ich fand es immer spannend mitzubekommen, was die Leute im Land bewegt, was für Probleme sie haben und wo sie Verbesserungsbedarf sehen. Und dann auch einfach unterwegs zu sein, mit Menschen ins Gespräch kommen, auf Achse zu sein, an unterschiedlichen Orten zu sein und rauszukommen, ein Tapetenwechsel.“

Falls ihr mehr über Julian erfahren möchtet, kommt ihr hier zu seiner Homepage.