Bild: Veronika Scheidl

Reporterin von Hollywood bis Bayern

Ein Portrait über Veronika Scheidl

Von Amelie Gund

Für ihr Praktikum reiste sie bis nach Kalifornien, jetzt ist sie als Reporterin beim BR unterwegs. Veronika Scheidl, Alumni der Tübinger Medienwissenschaft, berichtet über ihren Job über springende Kühe, Celebrity News in Los Angeles und den glücklichsten Tag ihres Lebens. Wieso auch immer ein bisschen Glück dazugehört und ein Zeitungsartikel für ihren Job als Reporterin wegweißend war, verrät sie im Interview.

An einem Samstagmorgen treffe ich Veronika, Corona- bedingt online. Ausgerüstet mit Kamera, Mikrofon und guter Laune erinnert sie sich an ihre Anfänge als Reporterin, berichtet über ihren beruflichen Lebensweg und kommt zum Ergebnis: „Das war mein Masterplan und der hat funktioniert.“ Nach ihrem Praktikum in einer Zeitungsredaktion war für die gebürtige Münchnerin klar, dass sie ihren beruflichen Weg als Journalistin einschlagen möchte. Heute arbeitet sie Vollzeit als Reporterin für den BR und BR24 und ist dafür in ganz Bayern unterwegs. Dabei ist sie, wie sie selbst erzählt, immer allein auf Tour; ist Kamerafrau, Tonassistentin und Cutterin in einem, eine ganz klare „one- woman- Performance“. Neben ihrem Reporter Dasein arbeitet Veronika gelegentlich auch am Newsdesk in der Redaktion, in der sie Nachrichten schreibt, Meldungen vorbereitet oder Hörfunkminuten produziert. Es ist die Mischung aus beiden journalistischen Tätigkeiten und die Vielfältigkeit des Reporterdaseins, das Veronika an ihrem Job schätzt, denn „es ist ganz gut manchmal runterzukommen, weil Reporter zu sein auch ziemlich anstrengend sein kann.“

Zwischen Recherchen, Interviews und Drehterminen

„Abwechslungsreich, nie langweilig, manchmal auch stressig, aber vor allem erfüllend“, so beschreibt Veronika ihren Alltag als Reporterin. Die größte Herausforderung dabei ist es, wie Veronika erklärt, immer kreativ zu bleiben, sich die Frage zu stellen „Wie kann ich das kreativ umsetzten?“ und sich immer wieder auf neue Themen und neue Situationen einstellen zu können, denn „manchmal ziehen die Leute vielleicht nicht mit oder die Umstände passen nicht.“

Interessante Menschen kennenlernen, mit den unterschiedlichsten Themen in Berührung kommen und Dinge als Reporter*in miterleben, die man so nie erleben würde, begeistert Veronika an ihrem Job. „Es ist das Beste, was man machen kann“, wie sie selbst sagt.

Diese Erlebnisse sind Veronika als Reporterin besonders im Gedächtnis geblieben:

  • Eine sehr emotionale Reportage über eine Organtransplantation bei einem Kleinkind
  • Ein Beitrag über Kamel Baby Shia mitten in den bayrischen Alpen
  • Ein Beitrag über die springende Kuh Luna

Vom Schwabenländle über Los Angeles bis zu den Allgäuer Alpen

Nach dem Abitur stand für Veronika nur eines fest: „Irgendwas mit Medien“. Eine Kommilitonin aus ihrem Bachelorstudium in Passau brachte sie zunächst auf die Idee eine redaktionelle Hospitanz beim BR zu absolvieren. In den Fernsehsendungen des Bayrischen Rundfunks „Unser Land“, „Mittagsmagazin“ und „Wir in Bayern“ absolvierte Veronika schließlich ihre drei Hospitanzen, in der sie ihre ersten Filme machen durfte, auch wenn sie bis dahin keinerlei Filmerfahrung hatte. Heute weiß sie, dass diese Erfahrung für sie ein „echter AHA- Moment“ war. Ab diesem Zeitpunkt war für sie klar: „Ich möchte nach meinem Studium unbedingt zum BR. Das war mein Masterplan.“

Ihre Kindheit im schönen Schwabenländle brachte sie schließlich zum Masterstudium in Tübingen. Ihrem Medienmaster kann sie heute nur Gutes abgewinnen: „Es wurde viel Wert auf Praxis gelegt. Ich selbst war nie die große Theoretikerin. An der Uni Tübingen wurden aber viele verschiedene Kurse angeboten, die man ausprobieren konnte – Für mich war das wesentlich besser als pure Theorie.“

Wenn Veronika uns eines mit auf den Weg geben kann ist es dranzubleiben, auch wenn man Absagen erhält. Nach ihrem ersten gescheiterten Versuch einen Platz als Volontärin beim BR zu bekommen, entschied sie sich kurzerhand ein Praktikum direkt in Hollywood, im sonnigen Los Angeles zu machen. In einem deutschen Start-up versorgte sie dort die Leser*innen mit den neusten Celebrity News, auch wenn das, wie sie mit einem Schmunzeln erzählt, nicht die Art von Journalismus war, die sie normalerweise machte. Ganz nach dem Motto „jetzt oder gar nicht“ startete Veronika nach ihrem dreimonatigen Auslandsaufenthalt ihren zweiten Anlauf als Volontärin beim BR.

Foto: Veronika Scheidl

„Beim zweiten Anlauf habe ich es geschafft“, wie Veronika mir heute glücklich erzählt. Im Jahr 2015 hieß es für die gebürtige Münchnerin „Back to the roots“. Sie begann ihr Volontariat beim BR, auch wenn hier immer ein bisschen Glück dazugehört, wie sie mir verrät. „Mein Masterplan hatte funktioniert. Der Tag der Zusage war vermutlich der glücklichste Tag in meinem Leben.“

Veronikas Tipps an die mewi studis

„So viel mitnehmen an Praktika, wie es nur geht, auch wenn sie vielleicht nicht so gut bezahlt werden.“

„Auch seine Interessen vertiefen. Wenn du zum Beispiel gerne fotografierst oder filmst, dass du einfach auch einen Kurs an der Uni belegst. […], dass du quasi dann schon einen weiteren Benefit mitbringen kannst, weil die Medienwelt sich einfach ändert.“

„Mein Rat zum Schluss: Mutig bleiben, dranbleiben, sich nicht abwimmeln lassen.“