Bild: Tomas Rodriguez i.A. Absolut Radio

Von digitalen Nomaden, Haifischbecken und deutschlandweitem Radio

Ein Portrait über Sophia Ansari

Von Luca Matusch

„Es ist wichtig authentisch zu bleiben. Im Radio hört man die gleiche Sophia, die auch meine Freunde aus der Heimat kennen.“ – Authentisch, das ist Sophia wirklich. Bereits ein kurzer Blick auf die Website von Absolut Radio genügt für einen ersten Eindruck der Radiomoderatorin von „HotHits mit Sophia“:
„Sophia liebt Instagram, Trash-TV, Dua Lipa, Tierbabys, Pistazieneis und Weltall-Dokus. Sparen ist für Sophia ein Fremdwort, obwohl sie Schwäbin ist! #gönnjamin. Sie ist (extrem) anfällig für Flachwitze und Kopfkino…einmal angefangen zu lachen – kein Ende in Sicht! Absolut sympathisch, also.“

Ursprünglich aus Pfullingen stammend, wächst Sophia mit Viva und MTV auf. Sie begeistert sich früh für Medien. Bei einem Praktikum in der siebten Klasse lernt sie den lokalen Fernsehsender RTF 1 besser kennen. Im ersten Moment fühlt sie sich etwas überfordert und vermisst die Schule. Als sie wieder zurück im Unterricht ist, lässt sie die Erfahrung beim Lokalsender trotzdem nicht los.

Auf dem Gymnasium übernimmt Sophia dann die unterschiedlichsten Aufgaben, so z.B. auch das Amt der Schülersprecherin und die Moderation des Abiballs. Während des Abiturs überlegt sich Sophia, was sie nach ihrem Abschluss machen will, denn: „Eine Ausbildung oder ein Studium wollte ich damals nicht anfangen. Lieber wollte ich erstmal praktische Erfahrungen sammeln.“ Einfach mal schauen wo sie sich wohlfühlt. Ein Lehramtsstudium in den Fächern Deutsch und Englisch war auch eine Option. Gekommen ist es dann aber doch ganz anders, denn der Gedanke an den Journalismus und die Moderation ließen sie einfach nicht los.

Es folgte ein Praktikum bei BigFM im Stuttgart im Bereich Moderation, Redaktion und Entertainment. Bei ihrem damaligen Lieblingssender wollte sie so viele Erfahrungen wie möglich sammeln und so richtig abliefern. „Mein Persönliches Highlight bei BigFm war definitiv die Betreuung der Morningshow. Das ist die Primetime im Radio. Auch wenn ich dafür um drei Uhr aufstehen musste“, lacht sie. Nach vier Monaten und vielen Erfahrungen ging es dann, nach einem kurzen Zwischenstopp im Printbereich, weiter zu Antenne 1. Das Praktikum war fordernd. Gerade dadurch konnte Sophia aber viel praktische Erfahrung sammeln. Sie arbeitete in der Nachrichtenredaktion und war in ihrem Antenne Eins Auto über drei Monate eigentlich immer auf Achse. Eine waschechte rasende Reporterin eben.

Danach entschloss sich Sophia gegen ein Volontariat und für ein Studium. Eigentlich war die Hochschule der Medien in Stuttgart ihre erste Wahl, später wurde es dann doch die Eberhard-Karls-Universität. Ausschlaggebend dafür war unter anderem der starke Praxisbezug an der Uni und die Zusammenarbeit mit dem SWR in Tübingen. Ursprünglich für Germanistik eingeschrieben, studierte Sophia neben Medienwissenschaft noch Rhetorik. Sie wollte einen Studiengang der zu ihr passt, Außerdem sollte er für ihr berufliches Ziel „Fernsehen oder Radio“ etwas bringen. Während ihres Bachelors an der Uni Tübingen begeisterte sie der Fokus auf die Praxis und die Reichweite des Lernfeldes. Die im Vorfeld gesammelte praktische Erfahrung halfen ihr unglaublich im Studium, bei crossmedialem Arbeiten und Interviews oder Beiträgen. Die einzigen Dinge, die sie heute anders machen würde: „Definitiv ein Auslandssemester. Aber auch auf jeden Fall Kurse zum Thema Fernsehen belegen.“ Diese hat sie nämlich trotz ihres großen Interesses am Fernsehen leider nicht belegt.

Über 1000-prozentige Leidenschaft und digitale Nomaden

Ihre Liebe fürs Fernsehen zeigte sich dann 2018. Während eines Praktikumssemesters beim Fernsehmagazin Taff in München durfte sie redaktionell arbeiten und sogar selbständig an Drehs teilnehmen. Da wurde ihr klar: „Fernsehen ist zu 1000 Prozent das Richtige.“ Auch wenn die Fernsehwelt einem Haifischbecken gleicht, war sie begeistert. Im Fernsehen werden eben schnell mal die Ellenbogen ausgefahren. Alles in allem verbrachte sie dort aber eine sehr schöne Zeit mit tollen Leuten. Den nötigen Biss muss man in so einem stressigen Umfeld aber trotzdem haben. Dass die Uni in Tübingen die richtige Wahl war zeigte sich auch in ihrer Bachelorarbeit – ein Radiofeature zum Thema „Digitale Nomaden“ – welche sie mit 1,0 abschloss.

Das Fazit ihrer Studienzeit: „Trotz, dass es eine Universität ist, gibt es unglaublich viel Praxis. Das Studium erweitert den Horizont, aber dennoch lernt man am Ende nur durch die Praxis richtig. Gerade die praktischen Seminare oder Projekte wie die Tübinale und Micro Europa helfen einem dabei praktische Erfahrungen zu sammeln.“ Ihre Empfehlung an alle Studierenden: So viel Praxis wie möglich mitzunehmen, die Angebote an der Uni zu nutzen oder nebenher schon praktisch zu arbeiten. Sich nicht genau festlegen zu müssen, das ist ein großer Pluspunkt in Tübingen. Denn einschränken lassen wollte Sophia sich nicht. Das gilt auch für ihre berufliche Zukunft.

Nach ihrem Abschluss, zog es Sophia in die Großstadt. München. Schon während ihres Studiums begeisterte sie das Praktikum bei ProSieben/Taff so sehr, dass Sie sofort wusste: „Da will sie hin.“ Also bewarb sie sich bei Taff auf ein Volontariat. Im Auswahlprozess kam sie auch sehr weit. Am Ende reichte es leider – trotz der positiven Rückmeldungen – nicht ganz. Es sollte eben nicht sein, war aber dennoch unglaublich bitter. Auch wenn in diesem Moment eine Welt zusammenbrach, ließ sie sich nicht unterkriegen. Heute nimmt es Sophia gelassen: „Es war eben einfach jemand anderes besser.“

Moderatorin auf dem Land statt in der City

Der Master kam für sie nicht in Frage. Sophia wusste was sie will, nämlich arbeiten. Doch dass sie erst einmal nicht in der Großstadt landen würde, sondern bei Neckar Alb Live in Reutlingen hätte sie nicht gedacht. Anstatt bunter Medienthemen oder Stars und Sternchen berichtete sie jetzt über lokale Themen. Es war eine Umgewöhnung. Doch für Sophia war es die Gelegenheit sofort mit der Moderation anzufangen. Dem Volontariat beim Lokalsender verdankt sie vieles. Sprachtraining und viel Zeit hinter dem Mikrofon halfen ihr noch mehr praktische Erfahrungen zu sammeln. Bei Neckar Alb Live wurde sie ins kalte Wasser geworfen, was ihr jedoch nicht geschadet hat: „Dadurch, dass jeder Alles machen muss wird man nicht an die Hand genommen, sondern bringt sich selbst viel bei.“ Das ist natürlich Fluch und Segen zugleich. Die Bestätigung kam für Sophia dann, als sie nach einem halben Jahr die Morningshow moderieren durfte. Trotz ihrer Selbstkritik, sah Sophia die Plakate und Werbeanzeigen in der Heimat. Sie wusste: Irgendetwas musste sie ja richtig gemacht haben.

Ein Ziel vor Augen zu haben ist wichtig. Stillstand darf und soll für sie nicht sein. Sich weiterentwickeln und Vollgas geben, das will sie. Um voranzukommen. Manchmal ist das aber leider auch mit Druck verbunden, den man sich selbst macht. Aber: „Wenn man Bock hat und ne Leidenschaft, dann kann man sowieso alles schaffen!“.

Seit April 2021 ist Sophia Teil des Teams von Absolut Radio in der Nähe von München. Seit August des letzten Jahres moderiert sie sogar ihre eigene Show auf Absolut Hot. Die Sendung startet um 10 und läuft bis 15 Uhr. Bei den „HotHits“ laufen meistens die Hits der letzten zwei Jahre. Als Radiomoderatorin nimmt sie neben der Moderation auch redaktionelle Tätigkeiten wahr. Jeden Tag bereitet sie Inhalte für ihre Sendeplätze vor. Das sind meistens kurze Anekdoten, eigene Erfahrungen oder Infos die für die HörerInnen interessant, oder gerade aktuell sind. „Ich schreibe mir das gerne auf, dann habe ich einen Plan, auch wenn manche das einfach spontan machen“, meint sie lachend. Spannend an fand sie, dass das Digitalradio deutschlandweit sendet. Eine Radioreise sozusagen.

Authentisch, aber mit Biss!

Da im Radio viel mit Befindlichkeiten gearbeitet wird, wächst auch der Druck von Social Media stetig. Ohne öffentliche Präsenz hat einen niemand auf dem Schirm. Gerade die Connection zwischen Moderation und Social Media ist jedoch nicht zu unterschätzen. Sophia kann sich aber trotzdem nicht vorstellen Influencerin zu sein. Zumindest nicht im eigentlichen Sinn. Sie ist lieber Moderatorin. Dabei ist es zwar wichtig in sozialen Netzwerken präsent zu sein, aber es ist bei weitem nicht der Hauptaspekt ihres Jobs.

In München fühlt sie sich wohl. Sie hat bei dem noch jungen Radiosender die Chance mit anzupacken, Ideen einzubringen und sich weiterzuentwickeln. Es ist ihr aber auch wichtig authentisch zu bleiben. Im Radio hört man die gleiche Sophia, die auch ihre Freunde aus der Heimat kennen. Außer eben die Stimme. Beim Radio fehlt nämlich der Dialekt. „Die Kunst ist es eben, zwischen hochdeutsch und schwäbisch wechseln zu können“, sagt die 27-Jährige augenzwinkernd. Sie macht eben ihr eigenes Ding draus. „Alles scheißegal, Hauptsache du bist du. Das ist ein Entwicklungsprozess. Am Anfang versucht man keine Fehler zu machen und irgendwann kann man sich dann darauf konzentrieren man selbst zu sein.“Natürlich war das nicht immer so. Sophias Devise: „Auch wenn man sich etwas, das man unbedingt will nicht zutraut, kann man es – selbst ohne perfekte Voraussetzungen – trotzdem erreichen.“ Man muss fleißig sein, aus seiner Komfortzone herauskommen und bereit sein etwas zu riskieren.

Wichtig für sie ist, dort zu sein wo sie sich wohlfühlt. Sophia ist stolz auf ihren Weg und ihre Arbeit. Sie hat sich Schritt für Schritt weiterentwickelt und ist aktuell glücklich damit, wie Alles läuft. Sie hat ihre eigene Show und moderiert. Es ist das, was sie seit der siebten Klasse schon machen wollte. Für den Moment fühlt sich alles richtig an. Es ist für sie eine Bestätigung alles richtig gemacht zu haben. Wenn irgendwann mal noch eine Kamera dazukommen würde, wäre es schön. Aber das lässt sie ganz entspannt auf sich zukommen.