License to sell
von Alexander Karl
Anfang des Monats wurde bekannt gegeben: James Bond wird wieder auf die Leinwand zurückkehren. Der 23. Film über den Agent 007 soll bereits 2012 wieder zum Kinohit avancieren. Doch neben der Frage, wer das Bond-Girl wird, rätseln nicht nur Autofans, mit welchem Auto Bond diesmal durch die Gegend fahren wird.
Bond und Carrie
In Casino Royale waren es sechs bekannte Marken, denen bereitwillig die ein oder andere Sekunde im Mittelpunkt der Handlung geschenkt wurde. Darunter Sony, Omega Uhren und Heineken – aber das wichtigste sind natürlich Bonds Autos! Darunter im letzten Film ein Quantum Trost: Aston Martin und Ford.
Was für Bond die schnellen Autos und Uhren sind, sind für Carrie und Co. bei Sex and the City die Kleidern und Handtaschen: Im ersten Film gab es Über 300 Kostümwechsel und ein Outfit ist grandioser als das vorhergehende. Und wohl auch das beste Beispiel, wie sehr Product Placement den Zuschauer beeinflussen kann. Denn wer kannte vor der Serie schon Manolo Blahnik?
Gegenüber stern.de sagte Regisseur Michael Patrick King: „Die Designer vertrauen uns blind. Sie brachten Klamotten zu Patricia Field, der Kostümdesignerin, und Sarah Jessica Parker – und die durften nach Belieben aussuchen.“
Für die Produzenten natürlich ein Vorteil, denn würde man alle Kleider selbst kaufen müssen, würden Unsummen allein für das Styling ausgegeben werden. Denn so eine Louis-Vuitton-Tasche aus dem Film kostet 3400 Euro. Aber: Die Designer sollen nur ihre Waren zur Verfügung gestellt und sich eben nicht eingekauft haben – nur Mercedes hat anscheinend dafür bezahlt, das Mr. Big nun die S-Klasse fährt.
Doch wie beurteilt die Forschung Product Placement? Prof. Guido Zurstiege der Uni Tübingen, Experte für Werbeforschung, hält Product Placement für eine Erfindung der klassischen Massenmedien: „Product Placement ist so alt wie der Film selbst. Die Markenbotschaften sollen in ein attraktives Umfeld gebracht werden, beispielsweise einem Film.“ Prof. Zurstiege nennt dies Werberahmenprogramm: Ein Aston Martin im James Bond Film wirkt nun einmal attraktiver als in einer Zeitungsannonce.
Vor allem ist Product Placement aber eines: Ein großes Geschäft. Autorin Lacey Rose des Forbes-Magazins fasste 2006 die Größenordnungen der Product Placement Welt so zusammen:
That explains why global brands will spend $3.07 billion collectively on paid placements–that includes movies as well as television, radio and video games–this year, up 39% from the $2.21 billion they shelled out in 2005, according to PQ Media. The technique has even outpaced the growth of Internet advertising, which is up 33% this year over last, according to PricewaterhouseCoopers.
Diese eigentlich subtile und attraktive Einbindung von Produkten steht aber gerade hierzulande in der Kritik. Oftmals wird in diesem Kontext abfällig von Schleichwerbung gesprochen. Offiziell gibt es aber seit April 2010 Richtlinien, die sagen, was bei Product Placement erlaubt ist und was nicht.
Die Grenzen der Platzierung
Der Branchendienst DWDL.de fasst die aktuellen Rahmenbedingungen für Product Placement so zusammen:
Einzelne Produkte dürfen in vornehmlich unterhaltenden und fiktionalen Programmen platziert werden, sofern dies „redaktionell gerechtfertigt“ ist. Nach wie vor verboten sind Produktplatzierungen in Nachrichtensendungen, informierenden Magazinen und Kinderprogrammen. Bei der Darstellung darf dem Produkt „keine auffällige Stellung im Sendungsverlauf eingeräumt“ werden, eine werbliche Darstellung – zum Beispiel in Form von lobenden Dialogen außerhalb der Handlungslogik – ist nach wie vor verboten.
Doch die Frage, ab wann eine Platzierung auffällig ist und ab wann unauffällig, wird wohl auch in Zukunft strittig bleiben. Wie das Beispiel des Marienhof zeigte, kann es lange dauern – bei der Soap waren es 10 Jahre – bis jemand die Schleichwerbung publik macht. Wenn Geld für die Produktplatzierung geflossen ist, so die Vorgabe, müssen nun laut DWDL.de „[m]indestens drei Sekunden lang zu Beginn und zum Ende einer Sendung, sowie nach einer Werbepause die Abkürzung „P“ und ein Hinweis wie „unterstützt mit Produktplatzierungen“ eingeblendet werden.“
Aber ist Product Placement überhaupt noch ein Modell mit zu Zukunft? „Ja“, sagt Prof. Zurstiege, „doch seit Anfang der 2000-Jahre hat Product Placement Konkurrenz bekommen. Die Unternehmen werden nun aktiv und schaffen selbst die Rahmenprogramme, bespielweise auf ihren Webseiten.“ So kann man bei neckermann.de sein Horoskop lesen oder bei MAOAM eine Kinderversion von Wer wird Millionär spielen.
Solche Angebote werden oftmals als branded entertainment bezeichnet. Dazu mehr nächste Woche, hier auf media-bubble.de.
Foto: Sophie Kröher
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