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Journalismus

Was du vor dem Jobeinstieg wissen musst

Von Carolin Hoos, Lea Jansky & Lisa Abele

Redakteur*innen, Reporter*innen, Korrespondent*innen und Moderator*innen – sie alle sind Journalist*innen. Der Beruf ist vielfältig, abwechslungsreich und wichtig für das gesellschaftliche Zusammenleben. 

Journalist*innen arbeiten im Radio, im Fernsehen, auf Twitter, Instagram oder klassisch bei Zeitungen oder Zeitschriften. Du bist neugierig, hast Lust dich in neue Themen einzuarbeiten und gehst gerne auf Menschen zu? Dann wäre der Beruf der Journalistin oder des Journalisten vielleicht etwas für dich. Hier gibt’s alle Infos zum Berufsfeld Journalismus – kurz erklärt: 

Wie werde ich Journalist*in?

Journalist*in darf sich in Deutschland eigentlich jede*r nennen, die Berufsbezeichnung ist nämlich nicht geschützt. Es gibt aber verschiedene Wege, um das Handwerkszeug einer Journalistin oder eines Journalisten zu lernen. Das Volontariat ist der klassische Weg in den Journalismus und dauert zwischen eineinhalb und zwei Jahren. Dabei lernt man beispielsweise die Recherche von Themen, verschiedene journalistische Darstellungsformen, wie Reportagen oder Kommentare, Interviewtechniken, aber auch den Umgang mit Technik, wie Kamera und Mikrofon. Außerdem gibt es die Möglichkeit, eine Journalistenschule zu besuchen oder an der Uni einen Journalismus-Studiengang zu belegen. Journalist*in zu werden, ist aber auch möglich, nachdem man etwas ganz anderes studiert und sich damit Expert*innenwissen angeeignet hat. Redaktionen brauchen beispielsweise Fachjournalist*innen für Themen aus der Wissenschaft, Wirtschaft, Politik oder dem Sport.

Tipp:

Bei verschiedenen Praktika oder freien Mitarbeiten kannst du wertvolle Erfahrungen sammeln und dir ein Netzwerk aufbauen. Auch auf einem eigenen Blog kannst du viel ausprobieren und Arbeitsproben sammeln.

Wie sieht die Arbeit von Journalist*innen aus?

Journalist*innen informieren und unterhalten, aber kontrollieren und kritisieren auch Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Sie recherchieren Themen, die für die Menschen wichtig sind und erstellen daraus Beiträge. Die Themen, über die Journalist*innen berichten, sind so vielfältig wie die Themen unserer Gesellschaft. Es gibt Redaktionen für Wirtschaft, Politik, Sport, Wissenschaft, Kultur, Technik, Gesundheit, Recht und Justiz, Reisen, Umwelt, Lokales und noch vieles mehr. Diese Themen tauchen dann im Radio, im Fernsehen, in Zeitungen, Magazinen oder online auf. Journalist*innen arbeiten meistens multimedial, also für mehr als nur einen Ausspielweg. So entstehen aus einer Recherche zum Beispiel ein Fernsehbeitrag und gleichzeitig noch ein Post für Instagram.

Tipp:

Journalist*innen müssen nicht immer Allrounder sein. Wer sich zum Beispiel für Naturwissenschaften interessiert, kann nach einem naturwissenschaftlichen Studium und Praktika im Journalismus als Wissenschaftsjournalist*in in einer Redaktion unterkommen.

 

Festangestellte*r oder freie*r Journalist*in?

Im Journalismus gibt es unterschiedliche Arbeitsmodelle. Journalist*innen arbeiten festangestellt oder als Freiberufler*innen. Welcher Weg ist nach dem Volontariat der Richtige?

Festangestellte Journalistinnen und Journalisten arbeiten innerhalb der Redaktion einer Zeitung, eines Fernseh- oder Radiosenders. Die oder der Redakteur*in einer Zeitung erstellt eigene oder redigiert fremde Texte, zudem übernimmt er oder sie neben der Berichterstattung auch organisatorische Themen in der Redaktion. Aber auch Reporter*innen, Korrespondent*innen und Moderator*innen in Fernseh- oder Radiosendungen können in Festanstellung sein. Doch die Stellen sind rar, hart umkämpft und die Übernahme in eine Festanstellung nach dem Volontariat wird, außerhalb vom Lokaljournalismus, immer unwahrscheinlicher. Der Grund dafür: Redaktionen können sich häufig nicht für jedes einzelne Ressort Journalist*innen leisten, weshalb sie gerne auf die Freiberufler*innen zurückgreifen. Diese arbeiten themenspezifischer und werden auf Honorar-Basis, also nach gedruckten Zeilen oder Seiten, bezahlt.

Psst...

Geplauder aus dem Nähkästchen mit Insider-Wissen: Ein langer Text in einer überregionalen Zeitung kann mit 500-800 Euro vergütet werden. Für einen vierminütigen Beitrag im Radio kann man 250-450 Euro bekommen.

Und wie ist das aus Sicht der freien Journalist*innen?

Klar, sie oder er bekommt kein festes Gehalt, auf Grund der unregelmäßigen Auftragslage. Sie oder er hat auch keinen Kündigungsschutz und arbeitet meist allein im eigenen Büro – doch Freelancer*innen haben auch gewisse Vorteile. Sie können ihren Arbeitsalltag flexibel gestalten, haben keine festen Arbeitszeiten, können für mehrere Arbeitgeber gleichzeitig tätig sein, unterliegen nicht der Weisung der Chefredakteurin oder des Chefredakteurs und können somit frei über die Projektannahme entscheiden.

Interessant für freie Journalist*innen:

Die Genossenschaft „Riff-Reporter“:
– Genossenschaft freier Journalist*innen mit über 100 Mitgliedern und über 30 Magazinen
– Publikation von Magazinen allein oder im Team
– Freie Publikationen oder in Kooperation mit Verlagen
– Vorteile: gemeinschaftliche Finanzierung und Austausch untereinander
→ Den Link dazu findet ihr am Ende dieses Artikels.

Journalismus in der Krise

In Zeiten der Coronakrise, in denen Anzeigeerlöse wegbrechen, weil an Werbung gespart wird, ist die Krise vorprogrammiert. Zudem sinken die Auflagezahlen der Printmedien durch die Veränderung des Nutzerverhaltens, denn vor allem junge Leute beziehen ihre Nachrichten oft aus dem Internet. So sind die Einnahmen durch den Verkauf von Zeitungen und Anzeigeplätzen zu gering, um Qualitätsjournalismus zu bezahlen. Doch ohne unabhängige und bunte Presse- und Rundfunklandschaft funktioniert keine Demokratie. Journalismus ist wichtig, um ein demokratisches Gleichgewicht zu erzeugen, denn die Arbeit der Journalist*innen dient zur öffentlichen Kontrolle, freien Meinungsbildung und einem friedlichen Austausch von Interessen. Um also journalistische Projekte finanzieren zu können, gibt es neben Werbeeinnahmen, Gebühren, Anzeigeverkäufen oder Erlösen aus dem Verkauf von Produkten Maßnahmen, wie z.B. Schwarmfinanzierung durch Crowdfunding, Stiftungen, die Spenden sammeln, oder Fördergelder, die vom Staat zur Unterstützung gestellt werden.

Wissenschaftsjournalismus

Bild: Karl Urban.

Karl Urban arbeitet als freier Wissenschaftsjournalist und will dies auch weiterhin beibehalten. Durch eine Festanstellung als Redakteur an eine Redaktion gebunden zu sein, würde für ihn nicht in Frage kommen. Er schätzt es sehr, sich seine Themen frei aussuchen zu können. Sein Hauptarbeitgeber ist der Deutschlandfunk. Bei der freien Arbeit ist ihm vor allem der Kontakt zu Gleichgesinnten wichtig, sodass jede*r die Netzwerke der anderen mitnutzen kann und lange Durststrecken gemeinsam ausgehalten werden können. Solch ein Netzwerk hat sich der 36 Jahre alte Astronomie-Begeisterte bereits während seines Mentoringprogramms aufgebaut.

Karl Urban:

– Einstieg: Gründung der Website „Raumfahrer.net“ mit 16 Jahren
– Studium: Nach zwei Semestern Physik an der Universität Tübingen Wechsel zu Geologie
– Beruf: Freier Wissenschaftsjournalist (trimediale Arbeit in Print, Online und Hörfunk)
– Expertise: Sachbuch-Autor, Feature-Autor, diverse Online- und Print-Publikationen, Podcast, Wissenschaftsblog „AstroGeo“
– Hauptauftraggeber: SWR und Deutschlandfunk
– Mitglied bei: „Riff-Reporter“

Persönliche Präferenzen als freier Wissenschaftsjournalist

Karl Urban liebt es, sich in verschiedene Themen einzuarbeiten und viel unterschiedliches machen zu können, wie Labore zu besuchen, Kontakt zu vielen Forscher*innen zu haben und unterschiedliche Medienkanäle zu bedienen. Hier hat er jedoch auch eine ganz bestimmte Präferenz, für welche Medien er gerne Beiträge produziert, nämlich Radio und Print, denn: „Ich bin ein Hörmensch und ein Lesemensch und kein passionierter Bewegtbild-Konsumierer. Für mich persönlich ist das Verhältnis vom Aufwand zu dem Endprodukt unbefriedigend, das ist aber jetzt ganz persönlich.“

Urbans Spezialgebiet ist der Wissenschaftsjournalismus, der sich in einigen Punkten vom gewöhnlichen Nachrichtenjournalismus unterscheidet. Während der normale Journalismus häufig auf prominente Persönlichkeiten ausgerichtet ist, gibt es diese Maßstäbe im Wissenschaftsjournalismus nicht. Hier kommt es vielmehr auf die gewisse Relevanz der wissenschaftlichen Themen an, die gleichzeitig auch interessant, nützlich und aktuell für die Rezipient*innen sein sollten. Wissenschaftsjournalist*innen haben die Aufgabe, Wissenschaft verständlich und korrekt für die Öffentlichkeit zu präsentieren. Die meisten Wissenschaftler*innen haben nicht gelernt, zur Öffentlichkeit zu sprechen – hierfür gibt es dann Wissenschaftsjournalist*innen. Vor allem Quereinsteiger, wie Karl Urban, sind hier stark gefragt. Für die Zukunft sieht Urban als Aufgabe, dass es noch mehr Austausch zwischen Nachrichten- und Wissenschaftsjournalist*innen geben sollte, denn „es muss einfach noch normaler sein, wie wichtig auch wissenschaftliche Themen im Alltag sind.“

Zukunft des Journalismus

Auch über die Zukunft des Journalismus macht sich Karl Urban sehr viele Gedanken, denn „der Journalismus befindet sich heute in einem Spannungsfeld.“ Urban jedoch ist überzeugt davon, dass der Journalismus weiterhin bestehen wird, „weil es schon allein eine gewisse gesellschaftliche Relevanz gibt, dass Menschen einfach relevante Informationen und Einschätzungen wollen und brauchen in einer demokratischen Gesellschaft“. Vor allem Podcasts und auch der Konsum von Bewegtbild und Audio nehmen zu und zeigen das gesellschaftliche Interesse.

Aber auch die Verantwortung als Journalist*in, die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung immer zu gewährleisten und das Vertrauen der Rezipient*innen zu halten, sieht Urban als eine wichtige Aufgabe jetzt – aber auch für die Zukunft.

Karl Urban:

„Journalisten haben ein Problem damit, eigene Fehler zuzugeben, aber ich finde es geht um die Glaubwürdigkeit, wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann muss ich den auch zugeben können.“

Konstruktiver Journalismus

Konstruktiver Journalismus ist Karl Urban besonders wichtig. Dem Leitsatz „Bad news are good news” widerspricht Urban – man müsse schließlich die relevanten Themen abbilden, die in der Welt passieren – auch wenn diese im Nachrichtenjournalismus häufig negativ sind. Aber vor allem im Wissenschaftsjournalismus sei konstruktiver Journalismus wichtig.

Karl Urban:

„In längeren Formaten finde ich diese Idee, dass man die konstruktiven Seiten einer Geschichte herausstellt gut oder zumindest etwas, das man als Autor im Hinterkopf haben muss, sodass man nicht immer nur das Schlechte erwähnt.“

Näheres zu Karl Urban, seiner Karriere, seinen Arbeiten und dem (Wissenschafts-) Journalismus könnt ihr in einem ausführlichen Artikel über Karl Urban hier bei Media Bubble finden.