Interne Kommunikation
Was du vor dem Jobeinstieg wissen musst
Von Alicia Schweizer und Madeleine Rottler
Während die interne Kommunikation lange als vernachlässigte Disziplin galt, hat sie sich mittlerweile zum Schlüsselelement für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg gemausert. Durch die Corona-Krise wurde dies besonders deutlich. Doch wie kam es zu diesem Wandel und welche Hürden galt es bis dahin zu überwinden?
Was die interne Kommunikation in einem Unternehmen überhaupt umfasst, erfährst du hier:
Die Geschichte der internen Kommunikation
Ihren Ursprung hat die interne Kommunikation im Anfang des 20. Jahrhunderts. Die rasch voranschreitende Industrialisierung stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen. Um den Bestand des Unternehmens zu sichern, soll eine langfristige Bindung zu Mitarbeiter*innen und ihren Familien aufgebaut werden. Neben verschiedenen Anreizen, ist dabei vor allem auch die Identifikation mit dem Unternehmen und die Festigung eines Gemeinschaftsgefühls innerhalb der Belegschaft unabdingbar, so zum Beispiel über die Mitarbeiterzeitschrift. Während im Verlaufe der 50er-, 60er- und 70er-Jahre Marketing und PR zunehmend an Bedeutung gewinnen, bleibt die interne Kommunikation jedoch lange starr in ihrer Entwicklung. In den 80er-Jahren sorgen Konflikte und Aufgaben, vor die die Gesellschaft und Unternehmen im Zuge der wachsenden Globalisierung gestellt wurden, für einen neuen Anstoß. Anreize alleine reichen Mitarbeiter*innen nicht mehr aus, um zufriedengestellt zu werden. Sie wollen umfangreichreich über die Vorgänge im Unternehmen informiert werden und dadurch in Veränderungsprozesse einbezogen werden. Um dem Unmut entgegenzuwirken, muss auch die interne Kommunikation neue Wege beschreiten. Sie soll Transparenz schaffen und so Führungsebene und Belegschaft verbinden, denn das schafft Zufriedenheit, was als zentral für ein leistungsfähiges Unternehmen gilt. Mit den 90er–Jahren und dem Beginn des 21. Jahrhunderts dringt jedoch immer mehr die Erkenntnis durch, dass Mitarbeiterzufriedenheit alleine nicht ausreicht, um im Wettbewerb bestehen zu können. Die Komplexität der Märkte erfordert, dass Veränderungen schnell umgesetzt werden und das gelingt nur, wenn Mitarbeiter*innen dabei engagiert mitwirken. Die interne Kommunikation muss also nicht mehr nur für Transparenz im Kommunikationsprozess sorgen, sondern hat nun auch die Aufgabe, Informationen für Mitarbeiter schnell und verständlich zugänglich zu machen. So soll die Einsatzbereitschaft gesteigert werden und die Leistungsfähigkeit des Unternehmens erhöht werden.
Herausforderungen der Moderne
Vor welchen Herausforderungen steht die interne Kommunikation heute? Fest steht, dass die Komplexität im Zuge der fortlaufenden Globalisierung und Digitalisierung nicht abnimmt. Im Gegenteil: Unternehmen stehen unter dem stetigen Druck neuer Entwicklungen und Veränderungen. Das Engagement der Mitarbeiter*innen ist also nach wie vor zentral. Doch das alleine ist nicht genug. Zusätzlich wird ihnen Flexibilität abverlangt, um die Agilität des Unternehmens zu sichern. Die interne Kommunikation wirkt hier als treibende Kraft, denn ihre Aufgabe ist es, Mitarbeiter*innen zu mobilisieren, damit die sich aktiv und kreativ in Veränderungsprozesse einbringen. Auch die Vernetzung der unterschiedlichen Bereiche im Unternehmen, ein stetiger und zuverlässiger Informationsfluss und die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls sind dabei wichtige Faktoren. Die interne Kommunikation hat sich mittlerweile zu einem nicht wegzudenkenden Baustein der Unternehmenskommunikation gemausert und nimmt auch zukünftig einen wichtigen Platz in der Unternehmenskultur ein.
Interne Kommunikation als Instrument zur Krisenbewältigung
Die Bedeutung der internen Kommunikation wurde auch durch die Corona-Krise deutlicher denn je. Die Kommunikationsverantwortlichen treten als Schlüsselfiguren auf, die nicht nur als Enabler von Austausch mit und unter den Mitarbeitern fungieren, sondern auch ihren Platz im Beraterstab von Führungskräften und der Unternehmensführung einnehmen. Als elementarer Bestandteil der Krisenbewältigung muss die interne Kommunikation ein breites Spektrum an Aufgaben bedienen. Wichtige Informationen und Neuerungen müssen schnell und transparent an möglichst alle Mitarbeiter gelangen. Auch in entgegengesetzter Richtung dient die Abteilung als Anlaufstelle, die Sorgen und Ängste aufgreifen und emotionalen Bedürfnissen nach Austausch, Bindung und Bewältigung von Trauer und Angst nachkommen muss. Außerdem begleitet die interne Kommunikationsabteilung in Zusammenarbeit mit der IT-Abteilung die zunehmende Digitalisierung der Kommunikation und Zusammenarbeit im Unternehmen.
Herausforderungen und Chancen
Die Herausforderungen hierbei sind mit der Krise deutlich gewachsen. Mitarbeiter*innen können beim Umgang mit technischen Hilfsmitteln überfordert sein oder es kann gänzlich an Ausstattung fehlen. Neue Angestellte können sich kein richtiges Netzwerk aufbauen und das Gefühl der Verbundenheit fehlt. Die psychische Belastung der Arbeitnehmer lässt sich digital nur schwer erkennen und die permanente Arbeit im Homeoffice kann zu Überarbeitung und Vereinsamung führen. Doch neben all den Herausforderungen bietet die Krise auch Chancen für die interne Kommunikation. Die Zusammenarbeit mit IT und Human Resources wird enger und eröffnet Synergien. Maßnahmen wie Sorgen-Hotlines, Führungskräfte-Talks und Tools für digitale (auch private und geschützte) Gespräche unterstützen die Belegschaft und erhöhen die Wertschätzung für die interne Kommunikation. Formate, die sonst analog die Mitarbeiterbindung stärken, wie Kochkurse oder Teamabende, werden in den digitalen Raum verlagert oder es werden neue Ideen ins Leben gerufen, wie Home-Stories über das Home-Office. Auch extern spielt der Umgang mit der Krise eine große Rolle: Wie jetzt mit den Kolleg*innen umgegangen wird, bleibt nicht nur bei vorhandenen Mitarbeitern im Gedächtnis, sondern wirkt sich auch auf die Employer Brand und das Markenimage aus. Doch die wichtige Rolle der internen Kommunikation endet nicht mit der Krise. Auch oder gerade danach gibt es viele offene Fragen und Unsicherheiten. Die Kolleg*innen müssen als Menschen durch kleinere oder größere Transformationsprozesse begleitet werden. Den Kommunikationsverantwortlichen wird hierbei eine Schlüsselrolle für Mitarbeiter-Engagement und nachhaltigen Unternehmenserfolg zuerkannt.