Bild: Pixabay

Ein klassisches Volo bei der Zeitung

Alumni-Portrait über Deborah Hohmann von der Rheinischen Post

Von Niklas Kamin

Ein Volontariat bei der Zeitung ist wahrscheinlich der klassischste Weg in den Journalismus. Deborah Hohmann hat nach ihrem Studium in Tübingen diesen Weg eingeschlagen. Niklas Kamin hat mit ihr gesprochen und berichtet über die Freuden und Tücken der Arbeit im Printbereich. 

Deborah Hohmann ist Absolventin des Masters der Medienwissenschaft in Tübingen und macht aktuell ein Volontariat bei der Rheinischen Post in Nordrhein-Westfalen. In der Kindheit wurde auch ihr die Frage gestellt, was sie denn später werden möchte. Genau wie vermutlich die meisten Kinder, fing es bei Deborah erstmal mit typischen Traumberufen, wie z.B. Tierärztin, an. Recht schnell kristallisierte sich aber auch ihre Leidenschaft zum Schreiben heraus und sie fing an, selbst Kurzgeschichten zu schreiben. Ihr neuer Berufswunsch war geboren. Sie wollte Schriftstellerin werden. Vom Roman zum journalistischen Artikel ist es dann nicht mehr weit  und so wurde ihr am Ende ihrer Schullaufbahn klar, dass der Journalismus ein mögliches Berufsfeld sein könnte. Hundertprozentig sicher war sie sich aber noch nicht.

Das Volontariat als Einstieg in den Journalismus

Nach einem Bachelor-Studium der Mehrsprachigen Kommunikation in Köln verschlug es Deborah dann nach Tübingen. Sie entschied sich für den Master in der kleinen Universitätsstadt aufgrund der großen Vielfalt und Praxisnähe und behielt das Berufsfeld Journalismus immer im Hinterkopf. Deborah erzählt begeistert von ihren Jahren hier, in denen sie viele tolle Menschen kennenlernen durfte. Besonders im Gedächtnis blieben ihr die Französischen Filmtage, wo sie zusammen mit Kommiliton*innen nach Paris reiste, um dort Beiträge zu drehen, was sie, vor allem aufgrund der Teamarbeit, als wertvolle Erfahrung empfand. Trotzdem war es durchaus anstrengend, Tag und Nacht an Interviews und Drehs zu arbeiten und tagelang im Schnittraum zu verbringen.

Da sich Deborahs Wunsch, im Journalismus zu arbeiten, während des Masters endgültig gefestigt hat, bewarb sie sich nach ihrem Abschluss auf ein Volontariat. Das sei einfach immer noch der gängigste Weg, Journalist*in zu werden. Aber was muss man für ein Volontariat mitbringen? „Das ist, glaube ich, auch teilweise unterschiedlich, je nach Medium oder auch je nach Zeitung, aber das Abitur oder auch ein Bachelorabschluss sind Voraussetzung für viele Volontariate“, erzählt sie. Auch ein Masterabschluss sei definitiv von Vorteil. Als wichtigsten Punkt nennt Deborah Arbeitsproben, die sie durch Praktika und ihre Arbeit bei Media Bubble erworben hat.

Von Flexibilität und Abwechslung

Ein Volontariat hat Deborah dann schließlich auch bekommen – und zwar bei der Rheinischen Post in Nordrhein-Westfalen. Sie erzählt begeistert von der Abwechslung, die ihr ihre Arbeit bietet, denn sie sitzt normalerweise höchstens die Hälfte ihres Arbeitstages am Schreibtisch: „Man ist auf irgendwelchen Terminen, guckt sich irgendein Bauprojekt an, man ist eigentlich immer unterwegs.“ Im Volontariat wechselt man alle drei Monate die Redaktion und gerade in den Lokalredaktionen gibt es eine riesige Themenvielfalt, durch die man viel Abwechslung bekommt und viel dazu lernt. Gerade deswegen ist es während Corona eine große Umstellung, dass nun die meisten Interviews und Termine telefonisch abgehalten werden. „Meine Arbeit ist jetzt tatsächlich mehr zu einem Schreibtischjob geworden, was ein komisches Gefühl ist, aber ich bin froh, dass ich den Job jetzt noch so machen kann. Deborah darf bei ihrem Volontariat selbst aussuchen, an welchen Themen sie gerne arbeiten würde, aber oft kommen auch tagesaktuelle Themen dazwischen, welche dann Priorität haben. Ihr gefällt, dass sie sich dadurch genauer über Themen informiert, mit denen sie sonst wenig Berührungspunkte gehabt hätte. Allerdings kann der Job auch anstrengend sein und die Arbeitszeiten sind nicht sehr flexibel: „Vor 10 fangen eigentlich die wenigsten an.“

Den Mut haben, die Hierarchien in Frage zu stellen

Studierenden der Medienwissenschaft rät Deborah, so viele Praktika wie möglich zu machen, um für sich selbst rauszufinden, was man eigentlich machen möchte und mehr Chancen bei Bewerbungsprozessen zu haben. Sie sagt: „Man muss wahrscheinlich auch einfach mal ausprobieren, den Mut haben, es einfach mal zu machen und auch keine Angst haben, es wieder abzubrechen, wenn es nicht das Richtige ist“. Aber sie warnt auch: „Im Medienbereich wird leider häufig ausgenutzt, man muss und sollte sich zum Beispiel als Praktikant oder Volontär nicht alles gefallen lassen. Wenn man nur als billiger Lückenbüßer benutzt wird, sollte man den Mut haben, sich eine andere Stelle zu suchen.“ Sie fügt hinzu, dass der Arbeitsmarkt noch nie so flexibel sei wie jetzt und man auf keinen Fall in einem Beruf bleiben müsse, der einem nicht gefalle. Sich selbst sieht Deborah in der Zukunft in einer jungen Redaktion mit flachen Hierarchien und wünscht sich bessere Arbeitszeiten, wie zum Beispiel die vier Tage-Woche. Denn Kreativität braucht auch mal Pause.