Von Tutorin zu head of marketing. Eine Realistin und Aktivistin lenkt die Bosch Grow Startup GmbH in eine spannende Richtung.
Ein Portrait über Andela Riedel
Von Zerhif Dündar
Andela Riedel ist dankbar für die Chancen die Sie ergreifen kann, welches Sie mit einer Leichtigkeit, nicht komplett sicher sehr gerne eingeht. Impostor-Syndrom und Missmanagement kriegen Sie nicht unter. Wie eine starke Persönlichkeit, einen Work-Life-Balance mit so einer großen Gelassenheit auf die Reihe bekommt, findest du hier!
Die junge Mutter von dem zweijährigen Charlie ist geboren 1987 in Kroatien. Der Aufstieg als Tutorin bei Prof. Dr. Guido Zurstiege ist beeindruckend, nun ist Sie als „head of marketing“ bei Bosch Grow GmbH als eine erfolgreiche Führungsperson und Mentorin für junge Studenten tätig. Ihr größter Wunsch ist es irgendwann mal zurückzukommen und vielleicht sogar an der Universität Tübingen am Institut Medienwissenschaft lehren zu dürfen.
Gab es bereits in Ihrer Jugend den Gedanken, in der Zukunft etwas mit Medien oder Marketing zu machen?
„Kommt drauf an wie man Jugend definiert, ich kann mich auf jeden Fall daran erinnern im Teenagealter, ich war vielleicht 14 oder so. Das erste Mal dieses „etwas mit Medien machen“ bei mir überhaupt aufgepoppt ist. Und zwar war das, als ich Antonia Rados, als Reporterin in den Kriegsgebieten in den Nachrichten wahrgenommen hab. Ich weiß nicht was es mit Ihr auf sich hatte, aber sie hatte mich so fasziniert. Der Beruf der Journalisten kam bei mir auf den Plan, der hat mich sehr lange festgehalten und ich wollte Journalistin werden. Aber ja, am Ende ist es doch anders gekommen.“
Wie war Ihr akademischer Werdegang? (Kurz und knapp erklärt)
„Ich muss dazu sagen, mein akademischer Werdegang war gar nicht so geplant, weil ich wirklich keine besonders tolle Schülerin war. Ich habe in den letzten zwei Abiturjahren eigentlich erst gemerkt, das Lernen Spaß machen kann und habe mich in Tübingen auf Medienwissenschaft beworben. Das hat sich von allen Studiengängen am besten angehört. Es war im neuen Institut. Die Gefahr, dass man in ein eingerostetes System kommt war relativ klein und so war´s dann auch. Es war spaßig, abwechslungsreich und ich hatte das Gefühl, mir mein Weg selbstständig ebnen zu können. Nachdem ich dann mein Bachelor gemacht habe und ein Traineeship angefangen habe in einer Agentur in München, ist mir relativ schnell klargeworden, dass für den Weg den ich da eingeschlagen hatte, kein weiterer Abschluss notwendig war. Deshalb habe ich meine akademische Laufbahn an der Stelle auch pausiert. Wobei ein großer Wunsch war, irgendwann mal zurückzukommen und vielleicht sogar Lehren zu dürfen.“
Von 2008 bis 2011 studierten Sie „Communication and Media Studies“ an der Universität Tübingen und absolvierten erfolgreich Ihren Bachelor of Arts. Wie sind Sie zu diesem Studiengang gelangt?
„Absage nach Rückverfahren und ich weiß ehrlicherweise nicht wie ich das geschafft habe da reinzurutschen, ich glaube da war ein Portion Glück auch mit dabei. Ich hatte einen Notendurchschnitt von 2,4 , also nicht so toll das man eigentlich davon ausgehen sollte das man einen von 60 Plätzen bekommt. Aber ich hab’s geschafft, es war großartig. Ich glaub, korrekterweise heißt der Studiengang im Deutschen: „Medienwissenschaft“, nur die Übersetzung ins Englische ist meistens tricky, deshalb: „Communication and Media Studies“.“
Waren Sie in Ihrer Laufbahn auch mal orientierungslos?
„Ja natürlich, wer ist es nicht. Vor meiner Studienzeit hatte ich etliche Berufswünsche gehabt. Hab mich auch auf super viele unterschiedliche Studiengänge beworben und an unterschiedliche Universitäten, es war nie eine ganz klare Linie, die ich gefahren bin. Ich stand auch ehrlicherweise vor dem riesigen Berufsmarkt, indem ich mich bisschen verloren gefühlt habe nach dem Studium. Weil Medienwissenschaft auch ein ganz breites Spektrum abdeckt, man kann sich zwar schon ein bisschen spezialisieren, aber eigentlich steht einem alles offen. Ich glaube die Lösung, die ich für mich gefunden habe und die viele andere Probleme so an der Stelle lösen kann, ist einfach mal machen! Weil wenn’s nicht passt dann gibt es immer noch andere Wege und Optionen, solange man sich ernsthaft mit dem auseinandersetz was man will und in sich rein hört und ehrlich reflektiert was die eigenen Eignungen sind, ist man schnell „back on track“, wenn man sich verloren fühlt.“
In Ihrem LinkedIn Profil gaben Sie an, dass Sie Berufserfahrung als Research-Assistentin an der Universität Tübingen sammeln konnten, was gehörte zu Ihren Aufgaben?
„Es war wieder dieser halbwegs misslungenere Versuch die Tutorentätigkeit ins Englische zu übersetzen oder das sich es nach einer Nachhilfelehrerin anhört. Ich war Tutorin am Lehrstuhl Guido Zurstiege und habe einer seiner Vorlesung mit Tino Malz, als Tutorin begleitet. Sprich ich habe wöchentlich Tutorium für etwa zwanzig Ersties vorbereitet und umgeleitet. In diesem haben wir die Inhalte der Vorlesung nochmal vertieft, haben Fragen beantwortet und am Ende jedes Semesters gab es dann entsprechende Hausarbeiten, die dazugehörten und die korrigiert werden wollte. Das hat alles in allem sehr viel Spaß gemacht und es hat für mich nochmal die Inhalte gefestigt, weil ich selber zu der Zeit noch Studentin war.“
Interessant ist, dass Sie über sieben Jahre lang von Jan. 2012 – Aug. 2019 sozial engagiert waren als Creative Director im kroatischen Kulturverein Esslingen. Was hat Sie dazu angetrieben diese Tätigkeit unentgeltlich jahrelang durchzuführen?
„Man muss dazu sagen, ich bin mit meiner Mutter damals aus Kroatien, aufgrund des Jugoslawien-Krieges nach Esslingen geflüchtet. Das heißt die Verbundenheit zum Verein war ganz natürlich gegeben, ehrlicherweise. Und der Kulturverein hat viele unserer Landsleute zusammengehalten und ein wenig Heimat hierher gebracht nach Baden-Württemberg. Als meine Mutter Vorsitzende wurde, wollte ich Ihr zu Hand gehen und sie unterstützen und darum habe ich viele der anfallenden Grafik-Arbeiten gemacht. Hab ein Logo für den Verein erstellt und ich habe mich um das Thema Social- Media gekümmert, bei Veranstaltungsbelangen unterstützt. Das war wirklich auch nur punktuell einiges an Arbeit und auf die Jahre gerechnet hat es gar nicht so viel Zeit in Anspruch genommen. Ich wollte einfach meinen Teil bisschen dazu beitragen.“
Wann hat Ihr Interesse dazu gestartet, Ihre jetzige Tätigkeit auszuüben?
„Ich habe gegen Ende meiner Elternzeit bisschen angezweifelt, ob die Agenturwelt für mich das richtige Umfeld weiterhin sein wird. So spannend das auch ist, so anspruchsvoll, zeitintensiv und so stressanfällig ist die Agenturwelt. Ich war vor meiner Tätigkeit jetzt als „Head of Marketing“ als „Kreativ- Konzeptioniererin“ tätig. D.h. ich habe auch oft zur einer strategischen Basis Ideen gespornt, die an unsere Kunden verkauft werden sollten. Der Druck der mit einem hergeht aus, quasi: „nix eine Idee zu machen“, die man verkauft für sehr viel Geld, der war immens. Als ich dann mich umgesehen habe, bin ich über die Startup Plattform gestolpert. Das ist eine interne Bosch Startup Plattform, die Grow-GmbH. Ich habe dann gemerkt, dass ich immer mal wieder im Leben in Situationen gekommen bin, wo ich Dinge von Anfang an begleitet habe. Sei es die erste Agentur in München, die ein Ableger von einer Hamburger Agentur war, wo ich eine der ersten drei Mitarbeiterin war. Oder sei es die kreative Abteilung in meiner zweiten Station, die ich mitaufgebaut habe. Es war immer was Neues und etwas Gewagtes. Da dachte ich: „Hey komm Startup und das für ein IoT-Produkt, das möchte ich machen und davon möchte ich lernen. Wie so oft dachte ich, lass es versuchen und dann hat es geklappt.“
Wie sieht Ihre innere Haltung dazu aus? Macht es Spaß und träumen Sie auch manchmal von Ihrer Arbeit?
„Marketing kann auf jeden Fall Spaß machen, wenn man hinter dem Unternehmen und der Marke steht für die man arbeitet, ganz besonders grad im Startup Umfeld muss man dafür brennen. Wenn man ganz vorne anfängt, wenn nichts vorhanden ist. Man fängt wirklich bei den kleinsten Details an, bei der Sinnfrage Why, How, What. Allerdings muss ich zugeben, dass ich auch in den letzten Jahren eine Art Pragmatismus an den Tag gelegt habe, ehrlicherweise was meine Arbeit angeht. Es ist okay, dass mein Beruf mein Beruf ist und nicht mehr meine große Berufung. Und ich möchte gar nicht von Ihm Träumen, ich möchte Spaß daran haben, aber ich möchte auch mein Laptop zuklappen können.“
Was hat Sie dazu begeistert Ihre Tätigkeit weiterzuführen? (Gefühl, Ziel)
„Ich bin begleitet eigentlich davon etwas zu tun was mich herausfordert, was mir Spaß macht, das sind sehr intrinsische Ziele bei dem ich meine Fähigkeiten auch einsetzen kann, wo ich nicht das Gefühl habe ich bin komplett fehl am Platz, wobei das Impostor-Syndrom einen trotzdem begleitet, egal wie viele Jahre Erfahrung man hat. Das man mal immer wieder anzweifelt, ob man eigentlich das verdient hat, in der Stelle zu sein, in der man ist. Was total bescheuert ist, wenn man ehrlich ist, das ist dann einfach so und das nimmt man hin. Ich möchte eine Sache vorantreiben, in dem Fall ist es das Unternehmen, für das ich arbeite, also das Startup. Und da spielen Emotionen weniger eine Rolle, das hört sich hart an. Vor zwei Jahren war ich ganz anders, da hätte ich sonst was erzählt warum ich mein Job liebe und hätte ihn bis ins Blut verteidigt, auch wenn ich viel zu wenig Blut verdient habe, für das was ich getan habe und für die Stunden die ich gearbeitet habe. Mein Ziel ist letztendlich ein Job, der ermöglicht ein zufriedenes Leben zu führen und Sicherheit, und Sicherheit, besonders finanzielle Sicherheit für mich und meine Familie. Ich bin schon lange auch gar nicht mehr so getrieben von dem Gedanken Karriere zu machen. Sollte sich diese ergeben, dann ist es schön, klar nehm ich das eventuell auch mit. Aber es stellt keine Priorität für mich dar. Seit mein Sohn auf der Welt ist, hat er einfach die Hauptrolle in meinem Leben, da haben sich die Prioritäten schon sehr verändert und verschoben.“
Was ist Ihre Motivation jeden Tag zur Arbeit zu gehen?
„Die Familie an erster Stelle. Meine Motivation ist die große Sache voranzutreiben, ein wertvoller Teil für das Team zu sein, indem ich arbeite. Gemeinsam einfach etwas Großes zu schaffen und dabei herausgefordert zu werden von dem was ich tue. Wenn es etwas gibt was ich nicht kann, dann ist es etwas zu tun immer dasselbe zu tun, ohne das Gefühl zu haben das ich daran wachse und Spaß zu haben. Auch ein ganz wichtiger Motivationsfaktor ist, dass ich auch monetär motiviert bin, wer ist es nicht? Ich glaub das es sehr selten ist, wenn man ehrlich reflektiert, weil es einfach wichtig ist, weil man Leben und Überleben muss. Wir haben gewählt in Stuttgart zu leben und zu wohnen, es ist unglaublich teuer. Man will nicht am Ende des Monats jeden Euro umdrehen müssen, vor allem in dieser Zukunft, wenn man nicht weiß wie die Renten irgendwann mal aussehen, will man auch vorsorgen, nicht nur für sich, für seinen Partner, sondern auch gerade für den Sohn. Bei dem man nicht weiß, was irgendwann mal seine Wünsche und Träume sind, die man dann auch supporten möchte.“
Wie sieht Ihr Alltag aktuell aus? Wie sind Ihre Arbeitsabläufe & Wo werden Sie eingesetzt?
„Ich habe eine 100 Prozent Stelle, also 40 Stunden. Das bedeutet, dass ich meist gegen 8 spätestens gegen 9 Uhr am Laptop sitze, primär aktuell aus dem Homeoffice. Manchmal aber auch aus Ludwigsburg, aus dem Office heraus und als Head of Marketing, was sich auch Groß anhört, aber auch als einzige Marketing Position in dem Bosch Startup Intelligent Solutions for Rentals, bin ich für alle Marketing Belange zuständig. Ich erstelle Unternehmenspräsentation, Sales-Material, ich kümmere mich um unsere Webseite die ich letztes Jahr gebaut hatte. Ich stimme mich mit Grafikern ab, ich plane unser Kommunikation der nächsten Jahre. Zwischendurch gibt es Meetings, teilweise mit dem Gründer des Startups und manchmal auch mit der Startup Plattform. Im Grunde ist es ein typischer Office-Alltag nur eben mit dieser Startup Geschwindigkeit, die einfach bisschen schneller, wilder und mit kürzeren Prozessen, als in großen Unternehmen ist. Was auch cool sein kann, daneben lerne ich dann über den Meetings mit den Kollegen, mit den Entwicklern viel über das Thema IoT, Datennutzung und Softwareentwicklung. Das ist alles wahnsinnig spannend, weil man einen direkten Einblick in dieses Feld mitbekommt, was die Zukunft glaub ich stark prägen wird.“
Nach einer britischen Studie trinken die meisten Menschen im Arbeitsleben über vier Tassen Kaffee am Tag. Würden Sie sich als ein Kaffeejunkie beschreiben, wenn ja, wie viele Tassen Kaffee trinken Sie am Tag?
„Bevor ich Mutter wurde, waren es definitiv, schon sechs Tassen. Seit Charlies Geburt nicht mehr. Ich würde wahrscheinlich sogar mehr Kaffee trinken als die zwei Tassen, die ich mir tagsüber gönne. Aber jeder Gang zur Kaffeemaschine ist quasi ein Zeitverlust, wenn man so viel zu tun hat. Vor allem, wenn man versucht irgendwie Arbeit und Privatleben unter einem Hut zu bekommen, dann spart man sich sogar diese kleinen Dinge. Was ich aber leider tue viel zu wenig Wasser zu trinken, ich finde es interessant Studien darüber zu lesen, weil ich glaube, wenn das Hirn austrocknet, dann ist es auch nicht mehr so leistungsfähig. Ich bin kein Kaffeejunkie, aber mit einem guten Kaffee kann man mich fast zu allem überreden.“
Was sind Ihre Highlights im Berufsalltag & mit wem verbringen Sie gerne Zeit auf der Arbeit? à witzige, besondere Situationen usw.
„Was gut ist, bei uns funktioniert das digitale Arbeiten sehr gut. Das Highlight ist glaub ich mit unseren Werkstudent-innen zusammen zu arbeiten. Ich finde es so inspirierend mit smarten jungen Menschen zu arbeiten. Sie supporten sich ihren eigenen Weg zu ebnen. Ich versuche ehrlicherweise die Person zu sein, die ich mir damals gewünscht hätte, als ich eine Einsteigerin war. Ich hatte tolle Personen um mich herum, aber ich hatte tatsächlich noch nie einen konkreten inhaltlichen fachlichen Vorgesetzten. Das ist schon schade, wenn man sich alles selbst aneignen muss. Jemanden zu haben der immer da ist, der als Mentor eine Beständigkeit in den Arbeitsalltag bring, das hilft!“
In Ihrem LinkedIn Profil waren die sechs Sprachen nicht zu übersehen. Sind Ihnen, Ihre fremdsprachlichen Fähigkeiten oft bei Projekten von Nutzen?
„In meinem Fall, tatsächlich nicht. Ich nutze primär Englisch und Deutsch natürlich, ich glaube das ist der Fall, wenn man mehr auf international Projekten arbeitet und viel mehr Projektmanagement selbst ist. Bei der kreativen Arbeit musste ich sie so gut wie nie anwenden.“
In der aktuellen Corona-Pandemie wurde die Welt wie auf Pausendruck angehalten. Gab es in der Corona-Zeit Veränderungen in der Arbeitswelt, abgesehen von mehr Homeoffice?
„Ehrlicherweise, ich glaube es konnte gar nichts Besseres passieren, als das Homeoffice endlich salonfähig gemacht wird. Ich hoffe, dass es nach der Diskussion um Lockerungen trotzdem so bleibt. Respektieren wir das Arbeiten, wo sie Arbeiten, zumindest zum Großteil. Nichtsdestotrotz sollte eigentlich Arbeiten auch unabhängig von Zeit und Ort funktionieren. Wenn es bis jetzt funktioniert hat, warum dann nicht weiter? Die Flexibilität, die da vom Unternehmen gefordert wurde, wird hoffentlich dann auch in Zukunft gefordert bleiben in ganz vielen verschieden unterschiedlichen Belangen. Natürlich geht damit auch ein bisschen die Kulturveränderung einher, wenn du die Leute nicht immer in deinem Office hast und diesen Einfluss auch auf der Metaebene deiner Mitarbeiter hast. Das muss dann entsprechend gepflegt werden, auch sowas wie Coworking. Es ist sicherlich eine Challenge, aber ich bin gespannt wie sich das agile Arbeiten auch entwickelt.“
Wie sieht es mit Weiterbildungen aus, da Sie ja bereits in der Arbeitswelt angekommen sind?
„Weiterbildungen sind auf jeden Fall was Tolles, ich freu mich auch meine Führungsfähigkeiten auszubauen in Leadership Workshop. Ich bin kein Riesen-Fan von alten Modellen, die teilweise Wort für Wort umgesetzt werden. Ich glaube aber, dass man für sich selbst immer überall etwas mitnehmen kann und verinnerlichen kann, da denke ich das es wichtig ist die Erwartungshaltung zu definieren. Optimaler Weise würde auch jeder Arbeitgeber das anbieten. Man ist gut damit bedient, wenn man in seinem Bereich sich weiterbilden möchte, oder das Gefühlt hat der Arbeitgeber einem was gibt, sich ein Mentor zu suchen. D.h. sich Jemanden zu suchen in der Arbeitswelt, den oder die man Beeindruckend findet und da einfach mal mutig sein und die Person anzuschreiben. Ob die Person Lust hätte, Mentor oder Mentorin zu werden.“
Ist das bereits Ihr Traumberuf? Was ist Ihr größter Wunsch auf der Karriereleiter?
„Die Karriereleiter steht definitiv nicht im Fokus, ich glaube da geht noch mehr. Optimaler weiser werde ich eines Tages, mit dem was ich tue anderen helfen können, nicht für ein großes Unternehmen, sondern wirklich anderen Menschen. Insbesondere vielleicht jungen Frauen, Müttern in der Arbeitswelt Support zu geben und ihren Weg zu finden. Oder mit Kindern zu arbeiten, zum Thema Kommunikation. Ich sehe das da viel auf Kinder zurollt, ich sehe wie mein Sohn das I-Pad selbständig entsperrt mit zwei Jahren, wie er Netflix alleine findet und sich seine Kindersendung anmacht. Es ist erschreckend wie intuitiv Kinder mit Medien umgehen, und wenn ich sehe welche Gefahren sich auf Social-Media verbergen. Da ist glaube ich viel zu tun, ich weiß nicht, ob ich mir die Expertise dafür zutraue, aber ich stelle es mir schön vor in diesem Bereich zu arbeiten.“
Was hätten Sie sich von der Universität gewünscht, zusätzlich in dem von Ihnen absolvierten Studiengang noch zu lernen, was nun in Ihrem Alltag von enormer Wichtigkeit oder Präsenz ist?
„Vorab ich finde die Uni hat sehr vieles, sehr richtig gemacht. In der Art und Weise wie man gelernt hat, wie man nicht beigebracht bekommen hat zu lernen. Sondern eigentlich die Dinge sich selber beibringen musste, teilweise sehr viel autodidaktisch tun musste und hinterher arbeiten musste. Aber ich frage mich, ob man nicht mehr das echte Leben abhandeln müsste. Fragen wie: „welche Versicherung werde ich eines Tages alles brauchen und wofür? “ Wie mache ich eine Steuererklärung und warum? Oder Wie bewerbe ich mich richtig auf Jobs? Wie stelle ich mich bei Entwicklungsgesprächen an? Ich glaube das würde vielen Orientierung geben, für das was danach kommt. Auch finanzielle Beratung für junge Menschen, sollte angeboten werden.“
Würden Sie die Universität Tübingen jedem Studenten ans Herzen liegen?
„Ich habe die Zeit in Tübingen sehr geliebt, die Stadt ist super schön, der Vibe ist was ganz Besonderes. Das Institut für Medienwissenschaft hätte ich überhaupt nicht missen wollen. Ich bin so froh und dankbar, dass es geklappt hat. Über den anderen Fachbereichen kann ich nicht so viel sagen, außer das die richtig gute Partys machen. Je nachdem was man studieren will, ja oder nein. Ich würde mich total freuen, wenn mein Kind eines Tages sagt ich möchte an die Uni Tübingen gehen. Ich würde die Uni Tübingen weiterempfehlen.“
Welche Eigenschaft/-en empfinden Sie als am wichtigsten, um das Studium erfolgreich zu bestehen?
„Wahrscheinlich Offenheit, offen zu sein für Themen, die man vielleicht irgendwie nicht erwartet hätte. Für die Zusammenarbeit mit anderen auch wenn sie nicht so läuft wie man es ursprünglich gedacht hat. Für unterschiedliche Lernmethoden und das es unterschiedliche Wege ans Ziel gibt. Ich glaube am Ende des Tages ist die Frage wie man Erfolg zu definieren. Ich finde es genauso richtig und erfolgreich, wenn jemand ein Studium beendet was nicht passt. Wenn’s einfach nicht das richtige ist. Generell ist man glaub ich gut damit bedient in sich reinzuhören, sich zu fragen ob es das Richtige ist, was man will. Dann entweder ein Kompromiss zu finden der für alle funktioniert oder einen anderen Weg einzuschlagen, um dann ans Ziel zu kommen. Es ist sehr wichtig das man sich selbst den Druck nimmt, dass es unbedingt klappen muss. Nur wenn sich ein Thema gut anhört, heißt es nicht das es in der Praxis auch funktioniert und es ist nichts dabei zuzugeben, dass es nicht das Richtige ist um sich einen anderen Weg zu suchen, im Gegenteil das erfordert auch sehr viel Stärke.“