Allyship – Wie und Warum man es auf Social Media betreiben sollte
Von Ceyda Demircan
Wenn auch du dafür bist, marginalisierte Personengruppen zu unterstützen, dich aber oft einfach nicht traust, dann versuche deine Unterstützung non-konfrontativ kundzugeben: Betreibe Allyship auf Social Media! Aber was ist Allyship genau und warum ist es ein wichtiger Baustein für eine diverse Gesellschaft?
„Ich habe nichts gegen schwule Menschen, aber manchmal machen Leute neben mir Witze auf Kosten von ihnen“, „Ich bin ja für Gleichberechtigung am Arbeitsplatz, aber wenn mein Chef dabei ist bleib ich lieber im Hintergrund“ „Ja, es ist ungerecht, aber was kann ich denn schon machen?“ – Gute Intentionen reichen oft nicht aus, um für Individuen, die zu einer marginalisierten Gesellschaftsgruppe gehören, einzustehen. Deshalb leisten viele Menschen Allyship auf sozialen Medien, um sich zu politischen Problemen und Krisen auf der Welt zu äußern, um gesellschaftlichen Randgruppen, zu denen sie gehören oder die sie unterstützen Beistand zu leisten oder um Individuen in ihrer Nähe subtil mitzuteilen, dass sie Verbündete sind. Denn das sind Ally’s: Verbündete.
Was ist eigentlich Allyship?
Ally‘s sind Verbündete, die ihre privilegierte Position anerkennen und sich aus Eigenmotivation für eine Gesellschaft einsetzten, die allen Menschen eine gleichwertige Teilhabe ermöglicht. Allyship bedeutet dann, sich aktiv und konsequent mit den eigenen Stereotypen, Vorurteilen und Privilegien auseinanderzusetzten und ein Neubewerten und Verlernen anzustreben. Allyship ist jedoch keine Selbstdefinition. Die Arbeit und die Bemühungen der Allys müssen von den Menschen, mit denen sie sich verbünden wollen, anerkannt werden. Es ist außerdem ein lebenslanger Prozess, der auch fordert, informiert zu bleiben und einen regen Austausch mit Menschen mit Diskriminierungserfahrung zu betreiben.
Man kann sich zwar aussuchen, in welchem Thema man gerne Allyship betreiben möchte und sich für dieses besonders informieren und auf dem aktuellen Stand halten. Jedoch ist Allyship nicht nur ein bloßes Etikett, sondern eine Haltung, die jede Art von Diskriminierung betrifft: Die Haltung proaktiv zu werden, sich über seine Privilegien und dem zur Folge Möglichkeiten andere dadurch zu unterstützen bewusstwerden, im hier und jetzt zu handeln.
Ursprung des Begriffs
“Ally” bedeutet direkt aus dem Englischen übersetzt “Helfer*in, Verbündete*r, Aliierte*r”. Das Konzept “Allyship” stammt ursprünglich aus dem Militär und wurde von der LGBTQA+-Szene für Menschen verwendet, die sie unterstützen, selbst aber nicht Teil der Community sind und deshalb nicht diese Art von Diskriminierung erfahren haben („Straight Ally“). Mittlerweile ist der Begriff aber auch vielen Menschen bekannt durch die Bewegung Black Lives Matter. Besonders in den USA hat sich der Ausdruck etabliert, aber auch im deutschsprachigen Raum wird er immer mehr genutzt.
Warum braucht man Allyship?
Oft werden Menschen mit Diskriminierungserfahrung in eine ausweglose Lage gebracht: In der Situation, in der sie (z.T. ungewollt) diskriminiert werden, fühlen sie sich verpflichtet, Aufklärungsarbeit zu leisten (also zu erklären, warum die Aussage diskriminierend war) gegenüber der Person, die sie diskriminiert hat. Das kann enorme Anstrengung und Überwindungen bedeuten und vor allem eine weitere Auseinandersetzung mit der Person, die sie diskriminiert hat. Allies können dann eingreifen und Falschaussagen oder Diskriminierungen berichtigen. Allyship fördert eine Gesellschaft, in der sich alle Menschen wohl und sicher fühlen.
Soziale Medien als Katalysator
Allyship kann durch einfachste Wege betrieben werden, wichtig ist Konsistenz und öffentliche Bekennung dazu, sodass die Betroffenen in der Allyship betreibenden Person eine*n Verbündete*n sehen und sich so in einem Safespace fühlen. Auf sozialen Medien Allyship zu betreiben ist besonders mühelos, denn es geht meistens bereits durch einen einzigen Klick: Like, Repost und Share. Diese drei Tools vergrößern die Reichweite des Posts selbst und zeigen anderen, dass die auf dem Beitrag dargestellten Themen die Person interessieren. Außerdem können Beiträge in der eigenen Story (z.B. auf Instagram) repostet werden, um der eigenen Followerschaft, den persönlichen Standpunkt zu vermitteln und die Reichweite zu erweitern. Reposts helfen vor allem die Posts aus der eigen Filterblase hinauszutragen, da sie dadurch auch auf Timelines von Nutzer*innen landen, die sich möglicherweise vorher noch nicht mit den besagten Themen auseinandergesetzt haben. Andere Beispiele für Allyship sind Pronomen in das eigene Profil zu schreiben, konsumierte Medien, die von marginalisierten Personen erstellt wurden zu posten oder Vernetzung außerhalb der eigenen Filterblase zu betreiben. Soziale Medien wirken in jedem Fall als Katalysator für Allys, da sie ohne viel Bemühung oder Konfrontation ihre Haltung preisgeben können und anderen Menschen ein vertrauensvolles Gefühl geben.
Aber Warum auf sozialen Medien?
Soziale Medien sind durch die Digitalisierung zum Mittelpunkt unserer Gesellschaft geworden. Auf ihnen spielen sich die meistens gesellschaftlichen Teilbereiche unserer aller Leben ab: Freunde, Familie, Politik, Hobbies, Kultur uvm. Was wäre also eine bessere Art seine persönliche Haltung gegenüber wichtigen Themen wie Rassismus, Diskriminierung, Sexismus oder anderen Ungleichberechtigungen zu vertreten? Social Media bietet die Möglichkeit Beiträge von anderen weiterzuverbreiten, sodass selbst nicht mal eine bestimmte Aussage detailreich ausgearbeitet werden muss. Was wichtig ist, ist Posts zu lesen und abzuwägen, ob man dieser Meinung zustimmt und auch in anderen Aspekten mit der/dem Creator*in auf ungefähr derselben Weltansicht steht. Aber: Social Media vergisst nicht. Deshalb sollte vor Likes, Reposts und Shares eine Überprüfung übernommen werden, ob der Post zwar eine bestimmten Personengruppe zugutekommt, eine andere jedoch angreifen könnte. Kurz gesagt, sollte darauf geachtet werden was gepostet wird und vor allem, wer den Ursprungspost verfasst hat. Denn auch hier gilt: Gute Intention reichen nicht aus. Ally’s sind nur Helfer*innen für die Gesellschaft, wenn sie nicht aktiv gegen andere gesellschaftliche Teilgruppen arbeiten. Das heißt wenn ein Originalpost geteilt werden soll, dann sollte man vorher prüfen, wer die Person ist, die ihn verfasst hat.
In welche Lebensbereiche greift Allyship noch über?
Verbündete kann es grundsätzlich in jedem gesellschaftlichen Teilbereich geben. Jedoch sind sie beispielsweise am Arbeitsplatz besonders wichtig, denn es gibt Fälle, in denen Mitarbeitende stigmatisiert und stereotypisiert werden, was zu beruflichem Nachteil führt. Allies können in so einem Fall eingreifen, schon vorher dafür sensibilisieren oder eine weitere wichtige Aufgabe erfüllen: Unterstützung bieten. Allyship ist gefragt in jedem Bereich der Diskriminierung. Es geht also um Sexismus, Rassismus, Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und weitere Benachteiligungen marginalisierter Gesellschaftsgruppen.
Kurz und knapp
Allyship ist ein wichtiges Thema, mit dem sich jeder Mensch auseinandersetzen sollte, denn es treibt ein geeintes und respektvolles Miteinander innerhalb der Gesellschaft voran. Allys erkennen die privilegierte Position an und setzen sich aus Eigenmotivation für eine Gesellschaft ein, die allen Menschen eine gleichwertige Teilhabe ermöglicht. Wer also diesen positiven Standpunkt weiterverbreiten möchte und sich aktiv und konsequent dafür einsetzen möchte, kann auf sozialen Medien damit anfangen. Denn ein Like, Share oder Repost scheint für die einen banal, zeigt den anderen aber, dass sie sich auf dich verlassen können.
Quellen:
Erklär-Video: https://www.youtube.com/watch?v=Gp9HOD3DMIs
Definition Allyship: https://www.charta-der-vielfalt.de/newsletter-cdv/toolbox-anti-rassismus-studie-altersdiskriminierung-inklusionsmesse/#c7171
Video zur Vertiefung: https://www.youtube.com/watch?v=YdIoUKMabnc