„Es ist ganz wichtig, ein Ziel vor Augen zu haben – aber man muss auch schauen, was rechts und links von einem liegt.“
Alumni-Portrait über Jessica aus dem Bereich der internen Unternehmenskommunikation
Von Hannah Moormann
Mewis sind international vertreten – das beweist Jessica*, die es nach dem Masterstudium in Tübingen direkt in die Schweiz gezogen hat, wo sie heute in der internen Unternehmenskommunikation eines globalen Konzerns in Basel arbeitet. Dass es für sie einmal in die Schweiz gehen würde, damit hatte Jessica nie gerechnet: „Rückblickend betrachtet war es gut, dass es genau so gekommen ist. Man muss auch immer offen sein für die Möglichkeiten, die sich abseits des anvisierten Pfads ergeben.“ Wie wichtig es ist, bei der Jobsuche über den eigenen Tellerrand zu blicken und, warum man manchmal nein sagen sollte, darüber spricht Jessica.
Nach dem Bachelorstudium in Oldenburg geht es für Jessica vom hohen Norden direkt für ein Masterstudium nach Tübingen. „Im Bachelor saß ich teilweise mit 500 Leuten in einem Hörsaal“, berichtet sie. Den Masterstudiengang habe sie als weitaus persönlicher empfunden: „Gemeinsam mit den Kommiliton*innen an praktischen Projekten zu arbeiten, hat enorm zusammengeschweißt. Es war eine tolle Erfahrung, am Ende ein fertiges Produkt, wie etwa ein publiziertes Buch, in den Händen zu halten.“ Doch nicht nur die praxisbezogene Ausrichtung des Studiums, auch die obligatorischen Praktika überzeugen die damalige Studentin davon, den journalistischen Weg einzuschlagen. Auf einen Bereich festgelegt ist sie dabei nicht. Angefangen beim Printjournalismus und der Arbeit als Radiomoderatorin sammelt sie auch Erfahrungen beim Fernsehen. Dabei lernt sie vor allem, dass es sich lohnt, mutig zu sein und selbst die Initiative zu ergreifen: „Ich hatte die Idee, dass ich zu Anne Will möchte. Dann habe ich da mal angerufen – und zufällig brauchten die gerade jemanden.“
Aller Anfang ist schwer
Mit dem Masterzeugnis in der Hand sieht sich Jessica, wie viele andere Studierende, nach dem Abschluss des Studiums vor einer großen Hürde – dem Einstieg in das Berufsleben. „Trotz bester Voraussetzungen steht man nach dem Studium wieder ganz am Anfang“, sagt sie und rät, sich trotzdem nicht unter Wert zu verkaufen: „Ich habe einiges ablehnen müssen – ohne zu wissen, dass da in Zukunft noch andere, bessere Angebote kommen werden. Man steht ja auch unter einem gewissen Druck. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich den Mut hatte, nein zu sagen und weiterzusuchen. Wenn man selbst keine Grenzen setzt, wird immer jemand versuchen, davon zu profitieren.“ Trotz Absagen sei es wichtig, sich klarzumachen, dass sich immer neue und vor allem bessere Chancen ergeben können.
Beim Berufseinstieg geholfen hat Jessica neben ihrer positiven Einstellung und der Offenheit für Neues auch ihre journalistische Erfahrung. Dabei kommen vor allem ihre breitgefächerten Kenntnisse aus den unterschiedlichen Medien gut an. So zieht sie nach dem Studium in die Schweiz, wo sie – anders als geplant – ihre berufliche Karriere mit einem Job in der Unternehmenskommunikation eines multinationalen Konzerns einleitet. Bereut hat sie diesen Schritt bis heute nicht: „Ich denke, ich kann mich in diesem Bereich genauso sprachlich und kreativ ausleben ,wie wenn ich den journalistischen Weg genommen hätte.“ Jessica hat schnell gemerkt, dass ihr Arbeitsalltag noch immer viel Freiraum für neue Ideen bietet. „Von dem damals Gelernten kann ich noch heute vieles anwenden. Für mich war es der richtige Weg“, sagt sie. Auch die anfänglichen Zweifel, dass sie zu wenig Spezialwissen in Bezug auf die Produkte der Firma mitbringen könnte, hat Jessica nach dem Einstieg in das Berufsleben schnell ablegen können: „Die Techniken und Skills, die man gelernt hat, sind universell einsetzbar. Den Rest lernt man vor Ort.“
Das Intranet ist Schnee von gestern
Jessica beschreibt sowohl ihr Arbeitsumfeld als auch die Stadt Basel als sehr international. So ist es kaum verwunderlich, dass sie im Beruf und auch privat fast ausschließlich auf Englisch kommuniziert. Die Arbeit in einem internationalen Umfeld empfindet sie als eine große Bereicherung: „Das erweitert den Horizont enorm. Durch die Kolleg*innen habe ich so viel Neues kennengelernt, allein, was neue Kochrezepte und alltägliche Gepflogenheiten angeht.“ Da ihr Unternehmen in über 90 Ländern vertreten ist, gehörten Video-Calls auch schon vor Beginn der Corona-Pandemie zu Jessicas Alltag. Auch im Bereich der internen Kommunikation geht der Trend immer mehr ins Digitale, um die Mitarbeiter*innen auch international bestmöglich miteinander zu vernetzen. Dabei hat der digitale Arbeitsplatz längst das statische Intranet abgelöst. Mitarbeiter*innen werden selbst aktiv in die Kommunikation eingebunden. Jessica sieht ihre Aufgabe als Kommunikatorin vor allem auch darin, den Mitarbeiter*innen durch transparente und aktuelle Informationen Halt zu bieten, die Motivation oben zu halten und ihnen Möglichkeiten zu geben, sich auszutauschen und Geschichten zu teilen.
Während ihrer Laufbahn konnte Jessica auch Erfahrungen in der externen Unternehmenskommunikation sammeln. Dass die interne Kommunikation oft unterschätzt wird, weil es dabei „nur“ um die Mitarbeiter*innen geht, hält sie für einen Denkfehler: „Intern ist auch immer extern. Es geht in unserem Fall um viele tausend Mitarbeiter*innen weltweit, die natürlich auch mit ihrem Familien- und Bekanntenkreis über ihren Job reden. Wenn die nicht zufrieden sind, weil sie das Gefühl haben, ihr Unternehmen kommuniziert nicht richtig mit ihnen, wird das auch nach außen getragen. Die Grenzen verschwimmen immer mehr.“
Persönliche Beziehungen statt Networking
Auf die Frage, welche ihrer Eigenschaften ihr besonders beim Einstieg in den Beruf geholfen haben, nennt Jessica Offenheit, Lernbereitschaft und „vor allem auch Humor“. Man solle nie vergessen, dass bei Vorstellungsgesprächen immer auch die menschliche Komponente mit reinspiele, denn letztendlich müssen beide Seiten zueinander passen. „Nicht traurig sein, wenn es mal nicht klappt. Man weiß nie, was hinter den Kulissen passiert“, rät sie. Wichtig ist für Jessica auch das Pflegen von Kontakten. Von zwanghaftem Networking hält sie jedoch nichts: „Kontakte zu knüpfen, nur mit dem Ziel beruflich voranzukommen, bringt nicht viel. Woran ich wirklich glaube, das sind authentische, interessensbasierte Verbindungen. Die haben mir bei meinem Werdegang ebenfalls geholfen. Wenn die Chemie stimmt, sollte man diese Beziehungen pflegen – nicht jedoch mit dem Hintergedanken, dass sie einem vielleicht einmal nützlich sein könnten. Das ist für mich richtiges Networking – alles andere ist fake.“
Zukünftigen Absolvent*innen der Medienwissenschaft rät sie vor allem, sich nicht verrückt zu machen, wenn es mal nicht nach Plan läuft: „Lasst euch nicht entmutigen, sammelt Praxiserfahrung und knüpft echte Beziehungen – aus Interesse an Menschen. Stresst euch nicht, wenn ihr noch ein Semester länger braucht, dafür aber ein Auslandssemester oder ein tolles Praktikum macht. Sagt auch mal ,Nein‘ und bleibt mutig.“
*Anmerkung der Redaktion: Auf Wunsch der Alumna wird der volle Name nicht im Portrait genannt.