Bild: Nadja Dornis

Wenn ich ganz ehrlich bin: Ich wollte es einfach allen beweisen.

Alumni-Portrait über Nadja Dornis von der Stiftung Weltethos

Von Julia Glass

Nadja Dornis hat bereits im Bachelor ihre eigene Filmproduktionsfirma gegründet, arbeitet heute als Produzentin und leitet die Kommunikationsabteilung der Stiftung Weltethos. Dass ihr Weg sie dorthin führt, hätte sie nicht gedacht. Sie zeigt uns, dass das Leben voller Überraschungen steckt, warum wir uns auch mal auf Neues einlassen sollten und wie wichtig es ist, auf das eigene Bauchgefühl zu hören.

Ins kalte Wasser

Nadjas Leidenschaft für die Produktion und das Leben am Set hat sich mehr oder weniger zufällig entwickelt. Wie viele, wusste sie nach dem Abi überhaupt nicht, was sie machen will. Irgendwas Soziales, vielleicht Lehrerin? „Zu offensichtlich“, findet Nadja. Und wollte es allen beweisen. Über einen Umweg der Wirtschaftswissenschaften kam sie schließlich zum Studium der Theaterwissenschaft, Medienwissenschaft und Informatik. So konnte sie vor und hinter der Kamera tätig sein – und hat zu ihrer Überraschung gemerkt, dass ihr die Arbeit hinter der Kamera mehr Spaß macht als die davor. Von Regie und Kamera über Ton und Licht bis hin zur Maske hat Nadja alles einmal ausprobiert, schnell ihr Organisationsgeschick entdeckt und war viel als Aufnahme- und Produktionsleiterin tätig. Gefunden hat sie ihre Leidenschaft also mehr oder weniger aus Zufall, denn: „Nur Medienwissenschaft hätte ich erstmal nie gewählt“, gesteht Nadja. Danach ging es für den Master nach Bonn. Der war ihr aber zu theoretisch, sodass sie dann ihrem Partner nach Tübingen gefolgt ist. 

Nicht warten, sondern machen

Im Master in Tübingen konnte sie ihre Routinen und Abläufe festigen und sich so selbst weiterentwickeln: „Du machst einen Film, reflektierst darüber. Und der nächste wird dann natürlich besser“, erzählt sie. Besonders die Feedbackgespräche mit Dozierenden und ihre eigene Lehrtätigkeit am Zentrum für Medienkompetenz haben ihr dabei geholfen, besser zu werden. Viel ist aber auch in Eigenarbeit und aus eigenem Antrieb entstanden – durch Projekte im, aber auch neben dem, Studium. Die Produktionsfirma, die sie gemeinsam mit ihrem Partner gegründet hat, gab es schließlich immer noch.

„Ganz ehrlich: Man hätte sich auch gut durchschummeln können. Aber wenn du Interesse hast, konntest du dich einbringen und dich austoben. Man muss sich also einfach entscheiden. Will ich das oder will ich das nicht? Dann kannst du sagen: Ich hab nichts – oder eben viel gelernt. Und ich glaube, ich habe alles genutzt, was es so gab.“

How to Startup

Gegründet hat Nadja schon während ihres Bachelorstudiums – das aber eher als Spaß: „Es haben sich immer mehr Filme angesammelt, die einfach so rumlagen. Und auch die Anfragen wurden immer mehr. Da haben wir dem Ganzen einfach ein einheitliches Label gegeben und geschaut, was passiert.“ Geld zu verdienen war dabei erstmal nur ein positiver Nebeneffekt. Weil sie noch studiert hat, war der Schritt des Gründens leicht, die Risiken erstmal egal. „Die ersten fünf bis sechs Jahre waren wir nicht darauf angewiesen, Geld zu verdienen. So konnten wir die übliche Durststrecke ganz entspannt im Studium überstehen“, berichtet Nadja. Die Entscheidung zum Gründen hat sie nie so richtig getroffen: „Das hat sich alles ergeben, ich habe nie gedacht: So jetzt gründe ich, jetzt werde ich selbstständig.“ Hätte man sie vorher gefragt, hätte sie eine Selbstständigkeit nicht für möglich gehalten. Denn eigentlich ist sie jemand, der Sicherheit liebt. Und doch ist Nadja froh, dass es so gekommen ist. „Man taucht tief in die Themen ein, wenn man einen Film machen will. Dabei habe ich so viele tolle Menschen und unterschiedliche Lebenswelten kennengelernt – da wird einem nie langweilig“, erinnert sie sich.

Nine to Five oder auch: Empowering each other 

Bild: Claudia Ruge-Lang

Irgendwann war die Selbstständigkeit für sie mit Blick auf Familiengründung dann doch ein zu großes Risiko. Außerdem hat sie es vermisst, mit vielen Leuten zusammenzuarbeiten und brauchte Input von außen. So kam sie zum Weltethos-Institut für die Koordination der World Citizen School. Das Beste daran? „Ich konnte jede*n in dem unterstützen, was er oder sie kann und Mut geben, das auch umzusetzen“, schwärmt sie. Denn hier konnte sie mit Studierenden arbeiten, Workshops geben und nebenbei die Selbstständigkeit weiter ausbauen. Daraus hat sich dann die Leitungsposition in der Stiftung Weltethos ergeben. Weil es zuvor keinen Kommunikationsbereich gab, musste sie die Abteilung komplett selbst aufbauen. Eine Herausforderung, die Nadja reizte – und gerne annahm. Hier hat sie unter anderem ein neues Corporate Design und eine Kommunikationsstrategie entwickelt, die Weltethos-Rede mit dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier organisiert und die Kampagne #ZeichengegenSpaltung auf die Beine gestellt. „So eine Chance bekommt man sonst nicht so oft. Und es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht“, berichtet Nadja.   

Was es für den Job braucht?

„Einerseits Führungskompetenzen, um ein Team zu entwickeln und andererseits organisatorische Kompetenzen, um die Themen aufzubauen, zu strukturieren und in das Team zu implementieren. Da muss man auch vorsichtig und empathisch sein. Außerdem braucht es natürlich Freude an der Kommunikation und ein grundlegendes Verständnis von Kommunikation: Wer ist meine Zielgruppe? Wie kann ich sie erreichen?“

Alles unter einem großen Hut 

Ihre Firma betreibt Nadja nebenher, wenn es zeitlich reinpasst. Das sind dann Dinge, die abends noch gemacht werden können. Obwohl es schon manchmal anstrengend ist, sieht sie die abendlichen Drehs auch als Freizeitaktivität. Zum Beispiel bei den Dreharbeiten im Landestheater Tübingen, bei denen sie ihre Leidenschaft fürs Theater mit der Leidenschaft für die Filmproduktion verbinden kann. Manchmal vermisst sie die Freiheit aus der Studienzeit und die Vielzahl der Kunden. Sich so entschieden zu haben, bereut sie aber nicht. Und beim Blick in die Zukunft ist sie offen. Wer weiß, vielleicht wird es doch wieder zu 100% die Selbstständigkeit? Für Nadja ist aber klar: „Genau dort, wo ich bin, ist es perfekt. Ich würde nichts daran ändern.“