Mit diplomatischem Geschick in die Kommunikationsbranche
Alumni-Portrait über die PR-Referentin Jennifer Raffler
Von Fabian Lenhardt
Jennifer Raffler ist PR-Referentin bei den Hector-Kinderakademien in Tübingen. Im Interview mit Fabian Lenhardt berichtet sie von ihrem Master in Medienwissenschaft, ihrem Werdegang und ihrem aktuellen Alltag in der Pressearbeit und Wissenschaftskommunikation.
Jennifer Raffler machte Ihren Abschluss 2013 in Tübingen. Nach dem Studium zog es sie zunächst nach München in die Großstadt, dort probierte sie sich beruflich aus und kehrte Mitte 2020 mit Kind und Kegel zurück ins beschauliche Tübingen, wo sie eine Stelle als PR-Referentin bei den Hector-Kinderakademien an ihrer Alma Mater bekam. Während des Studiums sammelte sie Erfahrungen im Ausland, eignete sich Fremdsprachen an und übte sich in „diplomatischem Geschick“, welches sie heute als wichtige Kompetenz in jeglichem Kommunikationsjob erachtet. Durch Positionen in verschiedenen Branchen erkannte sie für sich, dass die Arbeit mit Menschen und nicht mit Produkten das ist, was sie antreibt.
Der Berufsweg
Wie gestaltete sich dein Weg nach dem Studium?
„Ich startete nach dem Studium mit einem Marketing-Traineeprogramm bei einer politischen Kampagne in Kooperation mit dem Bayrischen Staatsministerium. Konkret ging es dabei um eine Kommunikationskampagne gegen Lebensmittelverschwendung. Mein Abschlussfilm an der Uni Tübingen handelte genau von dieser Thematik, deswegen knüpfte diese Trainee-Stelle optimal an mein Studium an. Als Trainee hielt ich bayernweit Vorträge und habe mich um die Pressearbeit gekümmert. Danach wechselte ich zu einer PR-Agentur, bei der ich für die Produkt-PR nachhaltiger Lebensmittel zuständig war. Dieser Job hielt mich jedoch nicht lange, da der PR-Agenturalltag nicht meinen persönlichen beruflichen Vorstellungen entsprach. So zog es mich weiter zur nächsten beruflichen Station: Am Collège des Ingénieurs, einer europäischen Management-Schule, sammelte ich für die nächsten fünf Jahre Erfahrung als Referentin für Kommunikation & University Relations. Hier war ich weg vom Produkt und näher am Menschen und konnte viel reisen. Ich hatte ich ein flexibles, dynamisches und offenes Arbeitsumfeld, das viel Kreativität zuließ.”
Was waren die größten Hürden bei der Jobsuche?
„Als Medienwissenschaftlerin verlässt man die Universität als ’spezialisierungsfähige Generalistin‘. Dieser Begriff fiel oft am Institut und spiegelt die Tatsache wider, dass man viel Verschiedenes lernt, sich aber sein eigenes Steckenpferd suchen muss. Die Herausforderung ist also, sich zunächst für einen Weg zu entscheiden, und im ersten Moment mit der Konsequenz zu leben, dass andere Wege wegfallen. Mittlerweile sehe ich das anders: Berufsbilder, gerade in der Medien- und Kommunikationsbranche sind sehr vielschichtig: Als PR-Referentin erarbeite ich Kommunikationsstrategien, redigiere Pressemitteilungen, schreibe Interviews für Blogs, bin auf Social Media aktiv und schreibe Drehbücher für Imagefilme oder konzipiere Websites.“
Hattest du einen genauen Plan, beziehungsweise stimmt dein jetziger Beruf mit deinem damaligen Wunsch (nach dem Studium) überein?
„Einen Masterplan hatte ich nicht. Die Welt der Diplomatie hat mich immer fasziniert, auch wenn ich diesen Beruf nie wirklich verfolgt habe. Die vielen Optionen, die man als Absolvent hat, führten dazu, dass ich mir Variablen oder Attribute für meinen Job überlegte, wonach ich diesen dann ausgewählt habe. Gerne wollte ich in einem internationalen Kontext arbeiten, im Pressebereich tätig sein und ich gleichzeitig etwas machen, wohinter ich stehe. Für mich war es auch wichtig, in einem innovativen und kreativen Umfeld zu arbeiten. Bei meiner jetzigen Tätigkeit kann ich viele dieser Häkchen setzen. Heute bin ich zwar keine Botschafterin, aber jeder Kommunikationsjob bedarf auch etwas Diplomatie.“
Das Studium
Was hättest du dir im Studium gewünscht?
„Wir waren damals einer der ersten Jahrgänge im Master der Medienwissenschaft. Damals gab es zwar Wahlmöglichkeiten hinsichtlich der Fächer, aber nicht die Optionen wie heute, sich auf den wissenschaftlichen oder praktischen Zweig zu spezialisieren. Das wäre natürlich auch damals schön gewesen. Wahrscheinlich hätte ich den praktischen Zweig gewählt.“
Welchen Rat hast du an Studierende, z.B. was sie unbedingt, während dem Studium ausprobieren sollten?
„Nutzt die Angebote vor Ort am Institut, um medienpraktisch zu arbeiten. Zum Beispiel bei CampusTV, am ZfM oder den Französischen und Lateinamerikanischen Filmtagen. Hier habe ich als Redakteurin Moderationserfahrung gesammelt und mir Grundkenntnisse in der Kameratechnik und dem Filmschnitt angeeignet. Außerdem bin ich eine große Befürworterin von Auslandserfahrungen: So habe ich ein Praxissemester bei Arte in Straßburg gemacht, als Erasmus-Studentin in Lyon und als Praktikantin bei der Deutschen Botschaft in Bangkok. Auch wenn es das Studium um ein Semester „verlängert“. Es lohnt sich in immer, weil man nie wieder die Chance bekommt, so unmittelbar in die (Berufs-)Welt und den Alltag eines anderen Landes einzutauchen. Hier ruhig auch mal etwas ausprobieren und die eigene Komfortzone verlassen. Neue Erfahrungen bringen einen immer weiter.“
Der Berufsalltag
Wie gestaltet sich der Berufsalltag als PR-Referentin?
„Als PR-Referentin bei den Hector-Kinderakademien gehört die klassische Pressearbeit, aber auch die Entwicklung neuer Formate der Wissenschaftskommunikation zu meinen Aufgaben. Zur Wissenschaftskommunikation gehört zum Beispiel, der Öffentlichkeit nahe zu bringen, wie Bildungsforschung und die Generierung von wissenschaftlichen Erkenntnissen funktioniert und weshalb die Hector Kinderakademien eine wirksame und einzigartige Fördermaßnahme für besonders begabte Kinder sind.“
Was sind die größten Herausforderungen des Berufs?
„Komplexes aus der Wissenschaft spannend, attraktiv und zielgruppenfreundlich darzustellen. Hochbegabtenforschung ist ein sehr spezifisches Thema. Das Interesse an dem Thema Hochbegabung ist durchaus vorhanden in den Medien, aber aus meiner Position heraus kann es ja nicht genug Interesse an diesem Thema geben. In der Wissenschaftskommunikation gibt es bei diesem Thema auf jeden Fall noch viel Luft für kreative und innovative Kommunikationsformate.“
Von Pionierarbeit möchte Jennifer Raffler allerdings nicht sprechen, sie sieht jedoch noch einiges an Potential in dem Bereich der Kommunikation innerhalb der Hochbegabtenforschung und ist froh diese mit entwickeln zu können.