von Sebastian Luther
Was ins Deutsche übersetzt ein wenig irritierend klingen mag, beschreibt tatsächlich eine Forschungsrichtung mit weitreichenden Konsequenzen. „Enhanced Reality“, eine verbesserte Realität also, in der den Menschen mittels permanent zugänglicher Technik das Leben in jeder Situation erleichtert werden soll.
Erweiterte Realität
Enhanced Reality steht so nicht für sich alleine, sondern ist Teil des „Augmented Reality“ Konzepts. „Als Erweiterte Realität oder Augmented Reality wird eine computergestützte Wahrnehmung bezeichnet, bei der sich reale und virtuelle Welt vermischen. Über die gerade betrachtete reale Welt werden in Echtzeit Textinformationen und Grafiken geblendet. Die Anwendungszwecke reichen von der Information über die unmittelbare Umgebung, […] bis hin zu Spielen.“ In ihren Grundformen ist uns Augmented Reality schon lang bekannt, wenn auch gleichsam nicht so genannt wurde. Denn schon das Einblenden von rudimentären Grafiken, etwa in der Wettervorhersage im Fernsehen, fällt unter eben dieses Prinzip, dass die Realität um ein paar erläuternde Informationen ergänzt wird. Die Erscheinungsformen der Augmented Reality fassen mittlerweile auch langsam in unserem Alltag Fuß. Das, was der Youtube User „leelefever“ in seinem Video treffend zusammenfasst, also dass wir uns per Smartphone Informationen zu unserer Umgebung einblenden lassen, ähnlich dem Head-Up-Displays eines Kampfpiloten, wird durch die steigende Zahl der Smartphonebenutzer immer populärer. Und, wie es scheint, hat Google im Bereich der Innovationen wieder mal die Nase vorne.
„Google Goggles-Goggles“
Wie die New York Times berichtet, arbeitet der Internetriese nämlich an einer Brille, die man in Anlehnung an populärkulturelle Artefakte am ehesten mit der Brille des Terminators aus den gleichnamigen Filmen vergleichen könnte. Das Augmented Reality Prinzip funktioniert hier nicht mehr durch den vergleichsweise umständlichen Blick auf den Bildschirm des Smartphones. Und jeder, der sich bei Benutzung seines Telefons schon mal zu sehr vom eigenen Weg hat ablenken lassen, wird Googles Entwicklung an dieser Stelle begrüßen. Die Daten, die man durch Googles hauseigene Software Goggles bekommt, werden dann nämlich direkt in der Brille eingeblendet, sodass der Nutzer jederzeit den Überblick über die Realität behält, mit Metainformationen gespickt. Ganz unproblematisch ist das allerdings nicht. „Internally, the Google X team [Googles Entwicklerteam; Anm. d. Aut.] has been actively discussing the privacy implications of the glasses and the company wants to ensure that people know if they are being recorded by someone wearing a pair of glasses with a built-in camera.” Die Transgression von der virtuellen in die reale Welt, die Google hier bewirkt, provoziert eine Weiterentwicklung unseres Konzepts von „Privatsphäre“. Wird man auf der Straße nach seinem Namen gefragt, kann man lügen – oder nichts sagen. Wird man allerdings unauffällig per Gesichtserkennungssoftware erfasst und auf potentiell passende Porfile auf Facebook oder anderen sozialen Netzwerken überprüft, dann wird einem diese Anonymität schlagartig entrissen. Ein Gedanke, der mit seiner Tragweite von George Orwell hätte stammen können.
Foto: flickr/sndrv (CC BY 2.0)