We’re queer, we’re in Cologne!

von Alexander Karl

Köln, 10:50 Uhr Ortszeit: Die Sonne scheint in den Außenbereich des schwulen Badehauses „Babylon“. Babylon wie der Club, in dem die Stars der Serie auf der Tanzfläche – wie auch im Darkroom Spaß haben. Eigentlich sollte die Pressekonferenz gleich mit den Stars der Serie „Queer as Folk“ losgehen. Doch von Michael, Justin und Co. ist noch nichts zu sehen. Peu à peu trudeln sie ein: Peter Paige alias Emmett und Scott Lowell alias Ted warten im Innenbereich der Sauna auf ihre Kollegen. Sie lachen, scherzen, auch mit den Pressevertretern. Dann kommen auch die anderen Schauspieler. Mit etwas Verspätung, aber bei strahlendem Sonnenschein eröffnet Ralf Morgenstern die Pressekonferenz, stellt die Stars und Elke Kriebel vor. Sie ist die Frau, die die Convention nach Köln holte. Sie hatte Scott Lowell vor einem Jahr gefragt, ob die Chance auf eine „Reunion“ bestünde. Zögerliches Verneinen, aber die Kölnerin blieb am Ball und schlussendlich ist es sieben Jahre nach der letzten Klappe der Serie soweit: Eine Reunion (fast) aller Stars der Serie. Mitten in Deutschland, im schwulen Herzen unserer Republik: In Kölns Innenstadt. In Blickweite vom Kölner Dom erzählen die Stars ungezwungen, lassen Erinnerungen aufflammen, plauern aus dem Nähkästchen. Und man stellt fest: Auch sie sind nur Menschen. Sogar sehr nette.

Die Haare kurz rasiert, die Fliege und der Cardigan aufeinander abgestimmt in fast schon dezentem Brombeer: So erscheint Peter Paige zur Pressekonferenz. Der Emmett Honeycutt-Darsteller ist gut gelaunt, lächelt, scherzt. Weiß sogar, wo Stuttgart liegt: „Ich kann ja Karten lesen.“ Wieder dieses Lächeln, dass man aus seiner Rolle aus Queer as Folk kennt. Sein Manager hatte dem offen schwul lebenden Schauspieler von der Rolle der „Queen“-Emmett abgeraten. Aber er verliebte sich in seine Serienrolle – und freute sich, wenn sie sich immer weiter entwickelte. „Man wusste nie, was einen erwartet, wenn man das Script öffnete“. Klar, denn der Charakter des Emmett machte so ziemlich alles mit: Vom Nacktputzer bis zum Pornodarsteller, vom Toyboy bis zur Outinghilfe eines Footballspielers. Jetzt also, sieben Jahre nachdem die Serie abgedreht wurde, ein Revival der Schauspieler in Köln. Ob er den Kölner Dom kenne? „Wunderbar“, sagt er – sogar auf Deutsch!

Auch Hal Sparks ist bester Laune, behält während des Gesprächs aber immer die Sonnenbrille auf. Sparks, der in der Serie den treuen Freund Michael mimt, hat einen ein Jahr alten Sohn. Anders als seine Serienfigur trinkt er nicht und nimmt auch keine Drogen. „Ich stamme von den Ureinwohnern Amerikas ab, deshalb trinke ich nicht.“ Immerhin waren es die Weißen, die die amerikanischen Ureinwohner mit Alkohol bestachen. Aber haben die Ureinwohner kein Problem mit Homosexualität? Sparks verneint, Probleme mit Homosexualität hätten vor allem die großen Religionen und ihre Doktrin. „Tradition ist nicht alles“, sagt er, „die eigene Entscheidung zählt, nicht die der Gesellschaft.“ Wie unterschiedlich die amerikanische Gesellschaft ist, macht auch Sparks deutlich: Eine Greyhound-Busfahrt entfernt kann eine völlig andere Welt kommen, in der Homosexualität noch ein (Tabu-) Thema ist.

Und die anderen? Auch sie erzählen viel. Sharon Gless, die die schrullige, bunte und herzensgute Mutter Debbie spielt, wollte diese Rolle. So sehr dass sie beim Sender Showtime anfragte, ob sie vorsprechen dürfe. „Ich wollte das unbedingt“, sagt die Emmy- und Golden Globe-Gewinnerin fröhlich. Randy Harrison, der den naiven und liebenswerten Justin spielt, war froh, nach der Schule einen Job als Schauspieler zu bekommen, genauso wie Harris Allan, der Hunter spielte. Während Thea Gill die britische Variante bereits vorher gesehen hatte und wusste, wie ihre Rolle als Lesbe Lindsay aussah, hatte Robert Gonzales Gant, dessen Charakter Ben in der zweiten Staffel hinzustößt, die Serie noch nicht gesehen. Michelle Clunie, die Melanie aus „Queer as Folk“ und Partnerin von Lindsay, liebt ihre Serienfigur für ihre Ehrlichkeit, aber auch bei ihr sagte der Agent zunächst Nein. Doch die Schauspielerin mochte die Bipolarität der Serie: Auf der einen Seite den Sex, auf der anderen Seite Alltäglichkeiten wie Zähne putzen.

So alltäglich wie Zähneputzen war auch der Plausch mit den Serien-Stars: So, als würde man mit jemandem reden, den man schon ewig kennt. Sharon Gless könnte sich sogar eine (Kino-)Fortsetzung der Serie vorstellen. Und wer weiß: Vielleicht verschlägt es die schwule Clique ja dann noch einmal nach Köln – und wenn es nur zur Premiere ist.

Foto: Sanja Döttling/ Convention-Logo

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