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SchülerVZ ist tot – es lebe Facebook!

von Sabine Appel

Die Uni hat gerade erst angefangen und ich bin schon wieder heftig am prokrastinieren meiner anstehenden Hausaufgaben. Natürlich auf Facebook, wo das bekanntlich am leichtesten funktioniert. Doch was habe ich nur vor Facebook getan, wenn ich eigentlich lernen sollte? Tatsächlich gelernt jedenfalls nicht. Wo waren wir, Generation Internet, eigentlich alle, bevor wir uns auf Mark Zuckerbergs virtueller Schöpfung herumtrieben? Ach ja, damals gab‘s ja noch das Schüler VZ. Man könnte es als eine Art „Vorläufer“ des Giganten Facebook beschreiben. Doch während Facebook trotz vielfacher Kritik an Datenschutz und Co. nach wie vor weltweit beliebt ist, schließt das SchülerVZ morgen seine virtuellen Türen.

„Wir machen‘s kurz: Es ist vorbei“

Die VZ-Gruppe, bestehend aus SchülerVZ, StudiVZ und meinVZ, gehört inzwischen der Investmentgesellschaft Vert Capital. Während  StudiVZ und meinVZ zunächst weiter bestehen, wird dem SchülerVZ nun radikal der Garaus gemacht. Von 5 Millionen Nutzern sind nur noch 200 000 übrig geblieben. Aus 200 Mitarbeitern wurden 12 Angestellte, die nur noch für die Verwaltung zuständig sind, statt Hoffnung in das Projekt zu setzen. Anfang April geht die Nachricht an alle Nutzer, dass sie zum Ende des Monats automatisch gelöscht werden und vorher am besten noch ihre persönlichen Andenken sichern sollten.  Nach sechs Jahren ist das SchülerVZ am Ende und auch der Schlusssatz „Statt dem üblichen ‘Lebewohl‘ sagen wir:  Man sieht sich“ wirkt nicht so richtig überzeugend.  Was ist da eigentlich passiert?

Als mich die Nachricht erreicht, muss ich erst einmal  grübeln, ob mein SchülerVZ Account eigentlich noch existiert. Ich war schon Jahre nicht mehr auf der Plattform, bin allerdings auch nicht unbedingt gründlich, was die Entsorgung von persönlichen Karteileichen angeht. Probeweise starte ich einen Versuch, mich einzuloggen. Fehlanzeige – ich habe meinen Account wohl irgendwann  doch gelöscht, spätestens nach dem Abitur. Dann gehört man schließlich auch nicht mehr ins SchülerVZ, auch wenn dieses für ein Nutzeralter von 10 bis 21 Jahren freigeschaltet ist. Kurz überlege ich mir, mir für die letzten Stunden noch einmal einen Account anzulegen, um die Funktionen noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Leider muss ich mich jedoch von der Idee des neuen Accounts verabschieden, da nur eingeladene Nutzer ins Verzeichnis aufgenommen werden und keiner meiner Freunde noch einen SchülerVZ-Account besitzt. Mensch, ich werde alt. Oder ist die Plattform alt geworden?

Hühnerbrüste und Duckfaces

Einst unter Schülern und sogar Eltern sehr beliebt, nicht zuletzt aufgrund von Datenschutzpolitik und Nutzerbetreuung, ist SchülerVZ inzwischen in Vergessenheit geraten. Ohne neuen Account muss ich mich hier auf meine Erinnerung verlassen. Und die fördert folgende Bilder zutage: Selbstdarstellung in weiblichen „me, myself and I“ Fotoalben inklusive erster Duckfaces, nackte Hühnerbrüste von 16-jährigen Jungs, die gerade das Fitnesstraining entdeckt haben und private Nachrichten mit dem ersten richtigen Schwarm. Neben einem Steckbrief mit Beziehungsstatus, Lieblingsfilmen und Zitaten gab es da zum Beispiel „Gruppen“, denen man beitreten konnte, und die kleine Communities waren. Eigentlich. In Wirklichkeit dienten sie nur dazu, im Profil aufgezählt zu werden, um eine für das Image schmeichelhafte Bulletpoint-Liste von lustigen Sprüchen neben dem hübschen bearbeiteten Profilfoto zu bilden. Die perfekte Mischung aus Schönheit, Witz und Selbstironie – das war angesagt. Zusätzlich gab es eine Pinnwand auf jedem Profil, an der wir Sympathien, Herzchen und sozialen Status sammelten. Irgendwann kam die „Buschfunk“ Funktion  hinzu, mit der man einen aktuellen Status kundtun konnte. Ach, war das alles schön! Und es klingt  gar nicht so viel anders, als heutzutage auf Facebook – oder?

Von Facebook überholt

Das SchülerVZ gab es seit 2007, Facebook entstand schon 2004. Bevor die große Facebook-Welle jedoch auch nach Deutschland überschwappte, dauerte es ziemlich lange: Ich selbst erinnere mich, 2009 meinen Account erstellt zu haben und damals noch zu den ersten meiner Freunde gehört zu haben. Im SchülerVZ war ich wie viele andere von Anfang an dabei – dadurch konnte das Netzwerk sich vor Facebooks Zeiten in Deutschland etablieren. Der große Unterschied: Während Facebook spätestens 2009 als globale Epidemie im Stil der Amerikanisierung ausbrach, waren und bleiben die VZ Netzwerke bundesweit ausgelegt. Dazu kommt die Altersbegrenzung, die gerade  SchülerVZ zu einem sehr limitierten Netzwerk macht.

Und Facebook hat letztendlich schlichtweg mehr zu bieten: Nicht nur die Reichweite ist größer, sondern auch der Funktionsumfang. Die Basics sind ähnlich, doch etwas Entscheidendes ist anders: Facebook zeigt Entwicklung. Während man im SchülerVZ noch ziemlich suchen musste, indem man auf die einzelnen Profile seiner Klassenkameraden klickte, liefert Facebook den kompletten Livestream über das aktuelle Geschehen im Leben der anderen. Es sind dadurch nicht mehr nur die Profile der engsten Freunde, die man sich regelmäßig anschaut. Es sind je nach Abonnement verschiedenste Mitmenschen, Organisationen, vielleicht sogar berufliche Chancen, die man täglich verfolgt. Durch die Timeline steht Facebook beinahe schon an der Grenze zum Push-Medium, von dem man zum Austausch oder wenigstens zur Kenntnisnahme gezwungen wird, sobald man die Plattform betritt. Klingt irgendwie fies, passt aber auch zum voyeuristischen Bedürfnis der Gesellschaft und erlaubt eine angenehme Faulheit.

Der vom VZ bekannte  Exhibitionismus kommt bei Facebook nicht zu kurz: Man kann sein Leben in Beiträgen verschiedenster Art sowie mit sozialen Interaktionen dokumentieren und präsentieren wie sonst nirgends. Die ultimative Selbstbestätigung folgt durch den Like-Button. Selbstdarstellung ging auch im SchülerVZ – aber lange nicht so gut wie bei Facebook, da der Entwicklungsfaktor fehlt. In der Facebook-Chronik kann man nicht nur die Beiträge von Freunden einer Person nachverfolgen, was schon bei der VZ-Pinnwand funktionierte, sondern auch die Kundgebungen der Person selbst. Der „Buschfunk“-Status im VZ war selbstlöschend, sobald man einen neuen schrieb, Facebook speichert jede öffentliche Aussage chronologisch. Für immer. Fakt ist: Facebook ist spannender als das lang gleichbleibende SchülerVZ-Profil und es erlaubt mehr Chancen zur Kommunikation.

Das Konzept ist sich sehr ähnlich, an manchen Stellen, Stichwort Nutzerbetreuung, bei SchülerVZ besser.  Dennoch haben die Entwickler der VZ-Netzwerke nicht gut genug aufgepasst. Im Vergleich wirkt SchülerVZ wie eine antiquierte, unausgereifte Version von Facebook mit weniger Funktionen. Es ist ein Abstand, der vor allem durch die globale Vormachtstellung von Facebook nicht mehr aufzuholen ist – und das ist vermutlich auch der Grund, warum das SchülerVZ morgen seine virtuellen Türen für immer schließt und Vert Capital sich weitere Liebesmühe spart. Wir verabschieden uns von einem sozialen Netzwerk, das schon vor Verkündung der Schließung nostalgisch werden ließ. Nutzt die verbleibenden Stunden, um eure Jugendsünden noch einmal Revue passieren zu lassen. Und dann heißt es: Lebewohl, SchülerVZ!

Fotos: Privat



„‚The Voice‘ hat auch nicht mehr Talente als DSDS.“

von Alexander Karl

Deutschland hat gesucht und fand im Jahr 2009 ihn: Daniel Schuhmacher, Jahrgang 1987, gewann die sechste Staffel von ‚Deutschland sucht den Superstar‘. Mit ‚Anything But Love‘ eroberte er die Spitze der deutschen Charts, aktuell arbeitet er an seinem neuen Album, das im Frühsommer 2013 erscheinen soll.

Mit media-bubble.de sprach Daniel Schuhmacher über ‚The Voice‘, die aktuelle DSDS-Staffel und die Bedeutung von Social Media.

Daniel, du hast im Jahr 2009 ‚Deutschland sucht den Superstar‘ gewonnen. Wie sehr nervt dich die Frage von Journalisten, ob du ein Superstar bist?

Ich habe zwar DSDS gewonnen, aber das heißt nicht, dass ich ein Superstar bin. Das ist einfach der Titel der Show. Kein DSDS-Gewinner ist so weltberühmt wie Madonna oder Justin Timberlake. Aber durch den Sieg konnte ich in der Musikbranche Fuß fassen, Musik machen und mit coolen Leuten zusammen arbeiten.

Aktuell läuft die 10. Staffel, aber die Quoten waren auch schon besser. Was ist der Grund für den Abwärtstrend von DSDS?

Es gibt einfach zu viele Castingshows. Der Zuschauer weiß gar nicht mehr, was er anschauen soll. Aber bei DSDS kommt mittlerweile auch die Musik ein wenig zu kurz. Klar, es wird gesungen, aber auch mit Halb-Playback und Effekten auf den Stimmen. Das ist etwas ganz anderes, als mit einer Liveband zu arbeiten wie in unserer Staffel. Es klingt einfach anders, wenn die Musik live gespielt wird und nicht vom Band kommt. Das Eigentliche – das Talent und der Gesang – treten mehr und mehr hinter der Show zurück.

In eurer Staffel wurde auch noch weniger getanzt als heute, oder?

Wenn wir getanzt haben, mussten wir das alleine machen ohne viele Tänzer. Natürlich ist es legitim und auch ganz cool bei Dance-Songs ein paar Tänzer dabei zu haben. Aber manchmal kommt es mir so vor, als würden in jede Performance auf Biegen und Brechen Showelemente und Tänzer eingebaut werden – egal ob das passt oder nicht. Der Fokus sollte wirklich auf den Kandidaten liegen. Ich will die wahre Stimme des Sängers hören und keine extrem bearbeiteten Stimmen mit Echos und so weiter.

Würdest du dann heute – wenn du 2009 nicht DSDS gewonnen hättest – eher bei ‚The Voice‘ mitmachen?

Gute Frage, ich hab keine Ahnung. DSDS ist das Original, es war das erste Format, das nach einem Solo-Act gesucht hat. Alle anderen Formate sind ein bisschen von DSDS abgekupfert. Ich würde mir glaube ich einfach nur überlegen, ob ich zum Original gehe. Denn was mich nervt – unabhängig davon, dass ich es gewonnen hab – ist, dass die Medien DSDS immer als Schmuddelkind darstellen und ‚The Voice‘ oder ‚X Factor‘ in den Himmel loben. ‚The Voice‘ hat auch nicht mehr Talente als DSDS. Schlussendlich ist das alles Fernsehen, die wollen alle gute Quoten, die wollen alle Geld verdienen und die wollen alle erfolgreich sein.

Du warst in der aktuellen Staffel auch zu sehen – du hast im Casting einem Kandidaten gezeigt, wie man ‚Ain’t No Sunshine‘ singt. Wie hat es sich angefühlt, noch mal vor der DSDS-Jury zu stehen?

Eigentlich sollte ich den Kandidaten, die es in den Recall geschafft hatten, ein paar Tipps geben und Fragen beantworten. Und plötzlich hat mich Dieter Bohlen zur Jury gerufen und mich gebeten, den Song vorzusingen. Aber mir hat der Kandidat auch leid getan, ich wollte da ja niemanden bloßstellen oder so. Aber es war auch cool zu zeigen, wer ich heute bin. Ich wurde danach auch ganz, ganz oft gefragt, ob mein spontanes Vorsingen geplant war – es war definitiv nicht geplant.

Du schaust dir die Show ja auch weiterhin an. Wie ist es, das alles noch mal vom Bildschirm aus zu erleben?

Natürlich schaue ich mir DSDS anders an als ein ganz normaler Zuschauer, der keine Ahnung hat, was für ein riesiger Apparat hinter der Show steckt. Ich weiß, wie sich der Kandidat in der Situation fühlt, was da bei den Interviews vielleicht gemacht, irgendwie hingedreht wurde. Die Kandidaten sind noch unerfahren im Umgang mit den Medien, das war ich damals auch. Aber als Redakteur will man Dinge über die Kandidaten herausfinden und kitzelt die Antworten aus ihnen heraus. Da werden die Fragen so gestellt, dass man in die Falle tappt. Aber das ist einfach das TV-Geschäft.

Als Sieger von DSDS hattest und hast du natürlich viele Fans, auch bei Facebook. Letztens hast du Fanfragen in Videos beantwortet und diese online gestellt. Warum nutzt du Social Media so aktiv?

Für mich als Castingshow-Gewinner sind Facebook und Co. die größte Chance, um mein Publikum zu erreichen. Wir DSDS-Sieger und Kandidaten werden nicht im Radio gespielt und auch im TV haben wir es nicht unbedingt leicht. Durch Social Media kann ich meine Fans an meinem Leben und meiner Karriere auch teilhaben lassen.

Gibt es auch Sachen, die für dich zu privat sind, als dass du sie online posten würdest?

Ich war da anfangs, nachdem ich DSDS gewonnen hatte, ziemlich offen und hab da alles beantwortet und oft ziemlich viel Preis gegeben. Ich habe aber gemerkt, dass ich da eine Grenze finden muss, denn sonst ist das Privatleben nicht mehr privat. Über meine Familie, aber auch über meine Freunde poste ich wenig. Ich habe mir das Leben in der Öffentlichkeit ausgesucht, nicht sie. Anfangs haben Leute meine Eltern angerufen, sie oft auch Mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt – das fand ich extrem unverschämt.

Zum Schluss noch dein Tipp zur aktuellen Staffel – wer wird der diesjährige DSDS-Sieger?

Ich drücke Susan die Daumen. Sie ist am besten und singt sicher, auch wenn sie nicht die einzigartigste Stimme der Welt hat. Aber es heißt ja immer, dass bei DSDS keine Mädels gewinnen können… Auch dieses Mal gibt es mit Erwin den typischen Mädchenschwarm, aber bei den Jungs sehe ich gesanglich Ricardo weit vorne.

 

Fotos: J. Andreasson, aufgenommen beim Konzert von Daniel Schuhmacher am 29. November 2012 in der Stadthalle Pfullendorf.

Die dunkle Seite hat Kekse: Wie Cookies Nutzer analysieren

von Sebastian Seefeldt

Das Internet ist eine Keksdose und alle greifen beherzt zu. Bei jeder Internetsitzung sammeln sich auf den Computern Unmengen Cookies an. Dass es sich bei einigen Cookies um hinterlistige Spione handelt, wissen viele Nutzer nicht.

Inhaltsstoffe

Ein Cookie ist  eine kleine Textinformation. Sie ermöglicht es unter anderem, dass sich eine Webseite an den Browser des Nutzers „erinnert“. Denn HTTP, das Protokoll auf dem Webseiten basieren, ist zustandslos. Das bedeutet, dass jeder Zugriff auf eine Webseite als „neu“ gewertet wird: Das Internetprotokoll, erinnert sich nicht von alleine an vorherige Zugriffe.

Jetzt kommen die Cookies ins Spiel. Sie beinhalten beispielsweise eine sogenannte Session-ID, eine Zahlenkombination, durch die Nutzer eindeutig wieder zu erkennen ist. Somit sind längere Nutzungen möglich, bei denen nicht jeder Aufruf einer Unterseite die erneute Eingabe des Passworts erfordert. Außerdem werden so persönliche Einstellungen beibehalten – auch Warenkörbe basieren auf Cookies.

Cookies werden durch das Öffnen einer Website, auf dem Rechner platziert – ohne den Nutzer zu fragen. Wird die Internetseite erneut besucht, werden die Cookie-Informationen wieder dem Server übermittelt.

Cookies ermöglichen den Internet-Nutzern Bequemlichkeit. Durch Cookies erhält das Internet seinen Komfort, den kaum einer missen möchte. Beinahe jeder Internetservice basiert auf ihnen – sei es nun Online-Shopping oder Facebook.  Die Alternative zu Cookies wäre die Speicherung der IP-Adressen auf den Servern der genutzten Seite, diese würde ihnen die eindeutige Identifikation ihrer Nutzer ermöglichen. Cookies sorgen so, eigentlich, für besseren Datenschutz.  Doch Werbeagenturen und soziale Netzwerke machen sich das gutmütige Vertrauen der Nutzer, oder ihre Bequemlichkeit, auf andere Art zunutze.

Datensammler

Wer hat sich nicht schon mal gefragt, warum der Zalando-Schuh, den man fast gekauft hätte, einen noch tagelang quer durchs Netz verfolgt? Ein Grund hierfür sind Cookies. Diese kommunizieren nicht nur mit dem Server der Webseite, wenn die entsprechende Seite geöffnet ist. Cookies „telefonieren“ auch dann nach Hause, wenn diese Seite Werbung auf einer anderen, aktuell aufgerufenen Seite schaltet. Wichtig ist nur, dass es eine „Verbindung“ zum Heimatserver gibt. So können Webseitenanbieter und Webwerbeargenturen ihre Nutzer durch das halbe Netz verfolgen.

Besonders soziale Netzwerke benutzen diese Art des Trackings. Hinter allen „Share-Buttons“, wie sie auf beinahe jeder Website zu finden sind, verbergen sich solche Verbindungen durch die Daten an den Server vermittelt werden. Damit Facebook weiß, dass man Sascha Lobos Blog ließt, muss man diesen nicht einmal „liken“. Es reicht, die Seite zu öffnen. Die Websites wissen daher immer, wann und wo sich der Nutzer im Netz umhertreibt. Doch was passiert mit den gesammelten Daten?

Web Analysis

Zunächst ein Grundgedanke: Die meisten Websites des Internets sind umsonst. Wir konsumieren Inhalte, für die wir teilweise in Offlinemedien zahlen müssten – sei es nun Spiegel Online oder Youtube. Der Grund, warum diese Inhalte gratis verfügbar sind, ist die Werbung. Durch sie können Webseiten laufende Kosten wie die Gehälter der Redakteure oder die Webseitenpflege decken.

Die über Cookies eingeholten Daten über Nutzer dienen dazu, diesem personalisierte, also persönlich abgestimmte, statt zufälliger Werbung anzuzeigen. Cookies, die von den großen Webwerbeagenturen platziert werden, sind auf einer Großzahl der besuchten Seiten des Netzes vertreten. Installiert man ein Browser Plug-In, dass die Cookies sichtbar macht, wird dies sehr deutlich. Dank Tracking, also der Auswertung der Netzaktivitäten der User, vermindern die Agenturen so die Streurate und zeigen wirklich nur die Werbung, die für den Einzelnen von Belang ist – ihn also wirklich interessieren könnte. Die Agenturen können dank Cookies abzählen, wie oft eine Werbung bereits gesehen wurde, wodurch die Werbung immer unaufdringlicher wird.  Somit entsteht effektivere Werbung. Werbung, die das Netz am Laufen hält.

Opt-in statt Opt-out

Deutschen Datenschützern geht diese Vorgehensweise zu weit. Hauptproblematik: Die Nutzer sind nicht mehr Herr über ihren Datenverkehr. Denn hierzulande gilt das soggenannte Opt-Out Verfahren. Statt den Nutzer bei der Platzierung eines Cookies zu fragen, ob er diesen möchte (Opt-In), kann dieser nur im Nachhinein regeln, welche Cookies er möchte. Im Jahr 2009 wurde eine EU-Richtlinie erlassen, die es nur dann erlaubt Cookies zu platzieren, wenn diese für den technisch reibungslosen Ablauf nötig sind. Die Umsetzung in Deutschland bleibt allerdings bis heute aus. Hierdurch ist der Nutzer dazu gezwungen, sich selbst zu behelfen, wenn er der zugeschnitten Werbung entfliehen möchte. Die großen Webagenturen bieten beispielsweise Opt-Out Cookies an, die zehn Jahre ab Aktivierung alle Trackingaktivitäten der Agentur blockt.

Auf meine-cookies.org findet sich eine Liste der großen Anbieter. Alternativ gibt es auch Browserprogramme, die effektiv alle unerwünschten Cookies blockieren. Ghostery beispielsweise erkennt Cookies nicht nur. Das Programm bietet auch die Möglichkeit, sich über die Firma, die hinter dem Cookie steckt, zu informieren. So kann man anschließend entscheiden, ob man den Cookie behalten will. ShareMeNot bietet die Möglichkeit, Sharebuttons ihrer Trackingfunktion zu berauben ohne die eigentlich Funktion, das Teilen von Inhalten, zu verlieren.

Tools wie diese ermöglichen es zwar das Keksproblem privat zu lösen, für die Gesellschaft als Ganzes sind sie aber keine angebrachte Lösung. Bedenkt man alleine, wie gering der Anteil an Internetnutzern ist, die überhaupt wissen, dass Cookies nicht nur Süßwaren sind, wird klar, dass eine bessere Informationspolitik her muss. Der Nutzer sollte darauf hingewiesen werden, was er tut: Lieber Opt-In statt Opt-Out.

 

Fotos: flickr.com/stallio (CC BY-SA 2.0) flickr.com/ssoosay (CC BY 2.0)

 

 

Der Kommunikationszwang

Piepsende Smartphones und aufploppende Facebooknachrichten werden schnell zum nervigen Zwang. Im Interview mit media-bubble.de spricht Nina Pauer, Autorin des Buchs „LG ; -) Wie wir vor lauter Kommunizieren unser Leben verpassen“, über Facebook, Offline-Romantik und Wege aus dem Kommunikationszwang.

„Nur gucken, nicht anfassen!“ – Eifersuchtsfalle Social Media

Von Sandra Fuhrmann

„Liebe ohne Eifersucht gibt es praktisch nicht, und in gewissem Maße ist sie sogar positiv“, sagt der Berliner Psychologe Wolfgang Krüger. Eine klassische Situation: Der Partner trifft jemanden auf der Straße und unterhält sich angeregt. „Wer war das denn?“ wird die fast unvermeidliche Frage der besseren Hälfte folgen. Doch wie kann man in sozialen Netzwerken bei zweihundert oder noch mehr Freunden den Überblick über die Kontakte des Partners behalten? Laut einer Studie der kanadischen Psychologin Wera Aretz verstärkt Facebook die Eifersucht in Beziehungen.

„Früher musste ein Partner ja nicht den ganzen Tag Rechenschaft ablegen, mit wem er sich trifft und was er so tut. Heute posten die meisten freiwillig Informationen über ihr Leben“, so Aretz. Gerade diese Öffentlichkeit der persönlichen Informationen ist es laut der Psychologin, die geradezu zum Schnüffeln verführt. Damit werden auch die Partner zum potenziellen Kontrollfreak, die im nicht digitalen Leben kaum zu Eifersucht neigen – die Hemmschwelle sinkt, denn das Spionieren ist einfach und zudem unauffällig. Doch welchen Einfluss hat das auf unsere Beziehungen?

Der Lippenstift am Hemdkragen

Psychologe Wolfgang Krüger ist der Meinung, dass hinter Eifersucht die Angst steckt, verlassen zu werden. Zum einen ist Eifersucht ein Stück weit normal und kann dem Partner zeigen, dass er uns wichtig ist. Nimmt sie jedoch überhand, kann sie eine Beziehung gefährden. Soziale Netzwerke können unter Umständen einen Nährboden für diese Eifersucht liefern, indem sie private Informationen zu öffentlichen machen, die von jedem eingesehen werden können. Die meisten Leute geben diese persönlichen Informationen sogar freiwillig preis. Sie posten ihren Beziehungsstatus, veröffentlichen Bilder ihrer Partys und zeigen jedem, mit wem sie befreundet sind. Was früher der Lippenstift am Hemdkragen war, kann heute ein plötzlich neu auftauchender Freund in Facebook sein oder ein Partybild mit einer unbekannten Schönheit, auf dem man von einem Freund markiert wird. Mit genügend Phantasie und dem entsprechenden Eifersuchtspotenzial können so die heißesten Affären entstehen – wenn auch nur in der Fantasie des Partners.

Die Verführung ist groß – viele Menschen aktualisieren regelmäßig ihren Status, sammeln Freunde und versuchen sich in ihrem Profil möglichst gut zu präsentieren. Ein durchaus legitimes und zuweilen sogar ratsames Bestreben. Gerade für berufliche Zwecke, doch auch im privaten Leben, ist es heute wichtiger denn je, ein wenig Mühe in die Gestaltung seines Online-Auftritts zu stecken. Doch hier sollte differenziert werden: Welche Informationen gehören tatsächlich auf eine öffentlich einsehbare Seite und welche Dinge behält Mann oder Frau doch lieber für sich? Hat der eigene Beziehungsstatus tatsächlich etwas auf der Facebook-Profilseite zu suchen? Geht es jemanden etwas an, mit wem man am Vorabend feiern war? Letztendlich ist es eine Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss.

Das fehlende Stück Wahrheit

Ein Blick sagt mehr als tausend Worte – das gilt auch für Worte, die sich uns nur in digitaler Form auf dem Bildschirm zeigen. Die kanadische Psychologin Aretz weißt darauf hin, dass ein Stück der Wahrheit im Internet leicht verloren gehen kann. Genau deshalb ist die digitale Eifersucht auch gefährlich. Neuere Erkenntnisse in der Psychologie gehen davon aus, dass 90 Prozent unserer Kommunikation auf der nonverbalen Ebene stattfinden. Das heißt, dass diese Form der Kommunikation einen weit höheren Stellenwert einnimmt, als das, was wir in Form von Worten – ob nun geschrieben oder gesprochen – mitteilen. Verlässt man sich also nur auf digitale Informationen, ist die Chance groß, dass man einem Missverständnis unterliegt. Wer zu Eifersucht neigt, tut gut daran, sich dieses Umstands bewusst zu werden. Ein offenes Gespräch in der realen Welt könnte unter Umständen viel klären.

Das Internet und auch soziale Netzwerke werden immer mehr ein Teil unseres Lebens. Eine Entwicklung, die durch technische Tools wie  Smartphones noch verstärkt wird. Warum also nicht die Regeln des realen Lebens auf die Online-Aktivitäten übertragen? Zumal es ohnehin schwer ist von zwei Welten zu reden, wo unser digitales Leben – heute vermutlich mehr denn je – unser reales beeinflusst und umgekehrt. Ist uns Ehrlichkeit in unserer Beziehung im realen Leben wichtig, dann sollte das auch für digitale Aktivitäten gelten. Und wer seinem Partner in der richtigen Welt vertrauen kann, der kann es mit großer Wahrscheinlichkeit auch online.

 

Fotos: flickr/DonDahlmann (CC BY-NC-ND 2.0); flickr/renee.hawk (CC BY-ND 2.0)

Kultur im Netz – Ein Spannungsfeld: „Die Medienindustrie braucht eine Fair-Trade-Debatte.“

von Stefan Reuter

Mirko Gläser betreut mit seiner im vergangenen Jahr gegründeten Plattenfirma Uncle M vor allem Bands aus dem Punkrock-Bereich. Zu seinen Klienten gehören unter anderem die Folk-Punker Flogging Molly und die Urgesteine von Hot Water Music. Mit media-bubble.de sprach er über das Musikbusiness im digitalen Zeitalter.

media-bubble.de: Warum gründet man heutzutage noch ein neues Plattenlabel? Das tägliche Brot ließe sich doch sicherlich einfacher finanzieren.

Mirko Gläser: Das stimmt. Wenn ich den ganzen Tag nur als Berater oder Kreativdirektor in einer Werbeagentur arbeiten würde, dann würde ich mehr verdienen. Aber im Leben zählen für mich auch Dinge wie berufliche Freiheiten,  sein Hobby zum Beruf zu machen oder einfach die Liebe zur Musik. Daher die Labelarbeit, bei der ich viele meiner Kenntnisse einbringen kann und die mich dennoch Tag für Tag immer wieder vor aufregende neue Herausforderungen stellt. Das hält jung! Das Label habe ich ganz bewusst „im Angesicht der Krise“ gegründet, da ich den herrschenden medialen Umbruch als Chance verstehe, mit neuen Ideen und einer anderen Arbeitsweise überleben zu können und in den kommenden Jahren aus dieser Ausgangsposition heraus weiter an Boden gut machen zu können. Die herrschende Digitalisierung der Musikindustrie wird in fünf Jahren endgültig abgeschlossen sein, wenn Cloud-Computing vollständig etabliert ist – im Grunde arbeite ich aber auch heute schon so, als wäre dieser Punkt bereits erreicht.

Könntest du kurz skizzieren, wie der Vertrieb von Musik in der Cloud funktioniert? Die Kunden zahlen eine Abogebühr und können dann von jedem Endgerät aus auf Musik zugreifen. Und Künstler und Labels erhalten dann Entgelt pro Zugriff?

Du beschreibst das richtig: Über unseren Digitalvertrieb und einen sogenannten Aggregator wird unsere Musik in die Datenbanken der Cloud- und Streaming-Dienste von iTunes, Rdio, Spotify, Napster, Deezer etc. eingespeist. Dort gibt es dann unterschiedliche Modelle – entweder die Beteiligung an den Monats-Abo-Einkünften auf Basis deiner Abrufzahlen im Vergleich zu den Gesamtabrufzahlen. Andere wiederum bieten eine kleine Beteiligung an den Werbeeinnahmen der Seite an – oder eine Mischung aus beiden Modellen. Aktuell ist das Streaming/Cloud-Modell für Labels jedoch allenfalls ein Witz. Wir erhalten Abrechnungen teilweise mit bis zu 9-monatiger Verspätung und bräuchten zig Millionen Zugriffe auf einen Track, um eine Band einmal zum Essen einladen zu können.

Du arbeitest seit über zehn Jahren im Musikbusiness. Was hat sich seitdem, neben den Vertriebswegen, noch geändert?

Da gibt es mehrere große Unterschiede. Zum einen waren die Kids früher viel aktiver, haben mehrheitlich in Bands gespielt oder waren selbst als Label oder Magazin aktiv. Heutzutage sind viele Fans nur noch Konsumenten. Dann hat sich natürlich das Kauf- und Nutzungsverhalten geändert. Früher musstest du Musikmagazine lesen, um über Neuheiten zu erfahren, dann in Plattenläden rennen, um dir die Platten anzuhören und danach eine Stunde investieren, um dir die Platte mit schlechter Soundqualität mühevoll auf ein Tape zu kopieren. Heute bookmarkst du dir ein paar Blogs und ziehst dir in fünf Minuten hunderte Stunden Musik auf deinen eigenen Rechner. Das Verhältnis „Geld zu Musik“ und „Zeit zu Musik“ ist dramatisch gesunken und damit auch die Wertschätzung einem einzelnen Song oder einem Album gegenüber.

Du hast gerade von Magazinen gesprochen. Deren Aufgaben, Fans über ihre Lieblingsbands auf dem Laufenden zu halten und auf neue Künstler aufmerksam zu machen, wird zunehmend von social media übernommen. Wie wirkt sich das auf deine Arbeit aus?

Facebook ist für mich Himmel und Hölle gleichzeitig. Himmel, weil ich – zumindest theoretisch – die Möglichkeit habe, multimedial und ohne größere technische und  finanzielle Hürden „One to Many“ mit meinen Kunden zu kommunizieren. Wir bereiten unsere News dort mehrfach täglich online-gerecht auf und können unfassbar schnell Feedback erlangen und unsere Botschaften transportieren. Der Nachteil ist der gleiche: Da viele andere dieses Medium inflationär nutzen, ist die Aufmerksamkeitsspanne der User auf einen Bruchteil gesunken. Wir müssen also tagtäglich immer wieder unsere wirklich wichtigen Nachrichten in teils sehr zeitfressende Aktionen aufbereiten und spannend wiedergeben. Dass viele mittlerweile die Empfehlung einer flüchtigen Internetbekanntschaft über die eines studierten Journalisten stellen und sich von Facebook-Tipps ihres Umfeld treiben lassen, ist bedenklich. Man merkt bei vielen Internet-Hypes, dass nicht die inhaltliche Qualität der Musik sondern die gute Verpackung oder Vermarktung für den Erfolg verantwortlich sind. Die Schere zwischen Substanz und Aufmerksamkeit klafft weiter auf als je zuvor.

Um im Kampf um Aufmerksamkeit einen Vorteil zu haben, setzt du auch auf „trojanisches Marketing“. Kannst du kurz erklären, um was es dabei geht?

Die Idee des trojanisches Marketing stammt von Roman Anlanger. Seine Thesen und Beispiele zum unkonventionellen Vermarkten kleinerer Unternehmungen habe ich auf den Musikbereich adaptiert und festgestellt, dass sich mit dieser Denk- und Arbeitsweise viele alltägliche Probleme von Labels lösen lassen. Komme ich nicht direkt zu meinem Ziel, sprich dem Käufer, weil beispielsweise das Mediennutzungsverhalten sich geändert hat, dann muss ich die Musik eben über einen anderen Einfallswinkel trojanisch zum Kunden bringen. Ich muss im Grunde nicht mehr nur die Musik an sich promoten sondern vielmehr immer wieder auftretende, unterschiedliche Aktionen forcieren, mit denen ich den Kunden erreichen möchte. Das funktioniert! Ein Beispiele sind unsere sozialen und politischen Aktivitäten mit Radio Havanna oder Anti-Flag.

„Diese Leute sind in meinen Augen oft einfach nur noch Zombies.“

Ein Song kostet bei gängigen Downloadanbietern meistens 99 Cent, ein Album auf CD oder Vinyl zwischen 10 und 20 Euro und ein Monatsabo für Streaming-Dienste auch etwa 10 Euro. Wie berechnet man den Wert von Musik, insbesondere unter Anbetracht der Tatsache, dass es Mittel und Wege gibt, umsonst an nahezu alles zu kommen?

Der finanzielle Wert von Musik setzt sich aus vielen Faktoren zusammen: Kreativprozess des Urhebers, beziehungsweise Interpreten, Aufnahmekosten, die Verpackung, die Vermarktung, also die Arbeit des Labels und aller damit verbundenen Kreativen wie Fotografen und Videofilmer und schließlich der Weg zum Käufer. Für ein 08/15 Independent-Album laufen schnell Kosten von fünf- bis zehntausend Euro auf – reine Kosten, da ist noch kein Cent mit drin, mit dem sich ein Musiker den Kühlschrank füllen könnte. Lädst du für 10 Euro ein Album bei iTunes runter, dann kommen unterm Strich circa 4 bis 5 Euro netto beim Label und davon circa 1,50 bis 2 Euro beim Interpreten sowie 80 Cent beim Urheber an. Jeder kann für sich also selbst hochrechnen, wie viele Verkäufe nötig würden, um hier eine fünfköpfige Band plus Manager, Label-Manager und Co. auf Harzt4-Niveau durchzufüttern.

Was muss sich also ändern?

Die Medienindustrie braucht meiner Meinung nach bei diesem Thema eine ähnliche öffentliche Fair-Trade-Debatte wie vor zwei Jahren die Milchbauern: Das, was von den Konsumenten am Ende beim Erzeuger ankommt, reicht nicht zum Leben. Es müssen also mehrere Faktoren eintreten, damit Kulturschaffende langfristig eine Überlebensperspektive haben können. Zwei der wichtigsten Faktoren beim Umdenken des Kunden wären dabei: Erstens, die Ausschaltung des Zwischenhandels bei aktiven Kunden! Ein Kauf eines Albums bei Amazon ist gut. Ein Kauf des gleichen Albums zum gleichen Preis direkt beim Label ist besser! Zweitens, mehr Konsumenten müssen wieder zu Käufern werden! Wenn es uns gelingt, weniger illegale Downloads und gleichzeitig mehr günstige, kostenpflichte Streaming-Abos bei Jugendlichen zu erreichen, dann ist ein großes Umdenken passiert! Ein Zehner für ein Spotify-Abo tun keinem weh, aber bieten den künstlerisch Beteiligten wenigstens ein Minimum an Sicherheit und Überlebensmöglichkeit.

Die Website Bandcamp bietet Musikern die Möglichkeit, ihre Musik dort direkt zu verkaufen. Eine Option ist es, den Fan festlegen zu lassen, wie viel er zahlen möchte. Denkst du, dass sich so etwas allgemein durchsetzen kann?

Ich halte Bandcamp für ein nettes Gimmick, aber nicht für die Lösung der Probleme. Man stelle sich Internet-Geschäfte immer metaphorisch als Laden in einer Fußgängerzone vor: Ein Eisladen bietet dort eine Probeverkostungs-Kühltruhe an und bittet um Spenden bei Gefallen. Ein Bruchteil der Kunden nutzt das und wird im Zweifel immer einen Preis zahlen, der unter dem Preis liegt, den der Händler verlangt hätte. Für eine Probe-Aktion geht sowas bestimmt ausnahmsweise mal klar, aber so mündig Kunden auch sind: Für die langfristige und volle Kalkulation, wie vorher beschrieben, fehlt ihnen halt der Einblick hinter die Kulissen. Eine, wie auch immer geartete, technische oder finanzielle Hürde sollte meiner Meinung nach immer gegeben sein, damit man den Kunden auch vor sich selbst schützt.

Wenn du sagst, man müsse den Kunden vor sich selbst schützen, meinst damit, dass, um bei der Eistruhen-Metapher zu bleiben, die sommerliche Kugel Vanille-Eis das Besondere verliert, wenn man sich gratis damit vollstopfen kann?

Richtig verstanden. Aus eigener Erfahrung sieht das bei mir so aus: Ich habe 2001-2005 als freier Musikredakteur gearbeitet und habe Tag für Tag zwischen 10-30 Promo-CDs erhalten. Was anfangs ein Segen war, hat mit der Zeit mein Hobby, also Musik in Ruhe zu hören und zu sammeln zerstört. Ich habe Jahre gebraucht, um wieder ein Gefühl beim Kauf einer Platte oder CD zu erlangen. Genauso ist es doch auch bei Massen-Sammlern. Kein illegaler Mp3 Downloader kann mir ernsthaft erzählen, dass er sich noch auf eine Neuveröffentlichung freut oder sie tiefgründig hört. Diese Leute sind in meinen Augen oft einfach nur noch Zombies.

media-bubble.de dankt für das Interview. Weitere Informationen zu Uncle M gibt es auf Facebook.

Nächsten Freitag geht es darum, wie unzufriedene Videospiel-Fans über das Internet Druck auf die Entwickler ausüben.

Fotos: Uncle M

Die Penis-Affäre – Eine sich erfüllende Prophezeiung

von Pascal Thiel

Das Internet ist voll von ihnen, aber keiner will sie zeigen. Keiner? Nein! Eine kleine, unbeugsame Zeitschrift stemmt sich gegen den Trend: Ein Penis, unverhüllt, umhüllt von krausem Schamhaar, zierte das ZEITmagazin voriger Woche. Wie immer veröffentlichte die Zeitschrift auch letzte Woche am Mittwochnachmittag ihr Cover auf ihrem Facebook-Account. Doch es hatte die Rechnung ohne Facebook gemacht. Ohne weitere Erklärungen löschte das soziale Netzwerk das Abbild von der Chronik des ZEITmagazins.

Eine sich erfüllende Prophezeiung

Dort war man einigermaßen empört über diesen „Skandal“: „Es ist, als hätte unser Eintrag nie existiert“, so Christoph Amend, Chefredakteur des ZEITmagazins letzten Donnerstag. „Ich bin verblüfft, dass sich die These unserer Autorin Elisabeth Raether so schnell bewahrheitet hat.“ Diese kritisiert in ihrem Essay die Inexistenz von Penissen in der öffentlichen Sphäre.

Blickt man in die Vergangenheit zurück, erkennt man schnell, dass dies nicht die erste kontroverse Facebook-Zensur war. Bereits im letzten Jahr löschte Facebook – versehentlich, wie es später zugab – das Bild eines sich küssenden schwulen Paares. 2010 erregte Facebook Aufmerksamkeit mit der Verweigerung der Vergabe von Accounts an Menschen mit dem Nachnamen „Arab„.

Und nun löscht Facebook einen Penis – und geht, entgegen dem ZEITmagazin, mit dem Trend. Willkür? Schutz vor Pornographie? Oder logische Konsequenz?

Willkür?

Den Vorwurf der Willkür muss sich Facebook seit langem gefallen lassen. Unbegründete Einschränkungen, Sperrungen und sogar Kontolöschungen sind an der Tagesordnung, schenkt man dem Feedback der User Glauben. Dabei räumt Facebook dem User sogar die Möglichkeit zur Gegendarstellung ein (Rechte und Pflichten, Nr. 5, Abs. 4). Doch führt dies zumeist zu keinem Ergebnis, wie selbst der Autor dieses Artikels einmal feststellen musste.

Konsequenzen hat dies für Facebook nicht, da das Netzwerk als registrierte Gesellschaft rechtlich abgesichert ist. Es kann Nutzungsbedingungen eigenmächtig festlegen und durchsetzen. Mit diesen eigenen Regeln ist Facebook sozusagen ein „Staat im Staat“: Die Betreibergesellschaft muss sich zwar an rechtliche Normen halten (hier: derer von Delaware, USA), kann für seine User aber darüber hinaus neue Verhaltensnormen festlegen. Diese dürfen den (bundes-)staatlichen Gesetzesrahmen dennoch nicht verletzen.

Pornografie?

Zwischenfazit: Rechtlich gesehen kann man Facebook, abgesehen von einer fehlenden Transparenz, nichts vorwerfen. Die Löschung war konform der Nutzungsbestimmungen. Doch: Handelte es sich wirklich um Pornographie?

In Bezug auf die menschliche Nacktheit und „gegen das Teilen pornographischer Inhalte“ verfolgt Facebook nach eigener Aussage „strikte Richtlinien“. Man habe in den Gemeinschaftsstandards feste Grenzen „für die Darstellung von Nacktheit“ definiert. Nimmt man sich diesen Hinweis zu Herzen, stößt man dort jedoch lediglich auf einen mageren, sechszeiligen Absatz. Dem zufolge sind „Familienfotos einer stillenden Mutter“ ebenso erlaubt wie Bilder von nackten Skulpturen wie etwa Michelangelos David. Was aber genau verboten ist, bleibt ebenso schleierhaft wie das, was erlaubt ist. Auf Anfrage von media-bubble.de verweist Facebook lediglich auf den Pressebereich. Neue Erkenntnisse sind auch hier nicht zu finden.

Doch seit Frühjahr diesen Jahres bietet sich tatsächlich ein Blick auf einige Richtlinien – allerdings sind die nicht von Facebook, sondern von einer Firma, die die Durchsetzung der Geschäftsbedingungen von Facebook kontrolliert. Ein Insider, ein ehemaliger Mitarbeiter übermittelte dem US-Blog Gawker seine Arbeitsgrundlage  – media-bubble.de berichtete.

Aus Ermangelung einer exakten – offiziellen – Definition durch Facebook, kann das deutsche Recht zu Rate gezogen werden. Folgt man der gebräuchlichsten Richtlinie in Deutschland, so kann die These der Pornographie nicht aufrechterhalten werden. Demnach ist ein Medium nämlich nur dann pornographisch, wenn es

„unter Ausklammerung sonstiger menschlicher Bezüge sexuelle Vorgänge in grob aufdringlicher, anreißerischer Weise in den Vordergrund rückt und ihre objektive Gesamttendenz ausschließlich oder überwiegend auf die Aufreizung des sexuellen Triebs beim Betrachter abzielt, sowie die dabei im Einklang mit allgemeinen gesellschaftlichen Wertvorstellungen gezogenen Grenzen des sexuellen Anstands eindeutig überschreitet.“

Betrachtet man das Titelbild, so stellt man fest: All dies ist nicht gegeben.

Logische Konsequenz!

Die Verblüffung des ZEITmagazins ist jedoch nur zum Teil nachvollziehbar. Auf der einen Seite fällt das Titelbild nicht in die Kategorie „Pornografie“, auf der anderen Seite hat sich Facebook mit der Löschung der Bilder nicht strafbar gemacht. Die Empörung des ZEITmagazins ist wohl nicht mehr als die trotzige Reaktion auf eine vorhersehbare Aktion.

 

Bilder: flickr/AJC1 (CC BY-NC 2.0); flickr/Stadtkatze (CC BY-NC-SA 2.0)

Ein Jahr im Netz

Jedes Jahr gibt es 365 Milliarden Google-Suchanfragen, 73 Milliarden Tweets und etwa 71 Millarden Bilduploads bei Facebook. Hinzu kommen Millionen von Nachrichten und Meldungen, die über Onlineportale recherchiert, verbreitet und kommentiert werden. Was bedeutet das für die Rezipienten, die Medienmacher und für die Akteure, über die berichtet wird? Ein Jahr online im Blickpunkt.

Das infizierte Netz. Wenn Werbung ansteckend wird

von Sebastian Seefeldt

Trends und Gerüchte sind schon lange keine Zufälle mehr. Die Werbeindustrie hat verstanden, wie sie gezielt ausgelöst werden können. Virales Marketing ist effektiv, weil wir Werbebotschaften selbst verbreiten und aktiv nach ihnen suchen – und wir tun es freiwillig.

Aus meinem Mund in deinen

Mit der Entstehung des Web 2.0  lebte auch die Mundpropaganda wieder auf. Das Internet ist keine Plattform mehr, in der der Benutzer den Inhalt vorgesetzt bekommt. Er kann ihn selbst erzeugen. Solche „erzeugten Inhalte“ können auch Weiterleitung von bereits bestehendem Seiten, Videos oder ähnlichem sein. Hier setzt das virale Marketing an: Es will das Weitergeben von Empfehlungen – in Form von Links – gezielt auslösen und steuern.

Im Gegensatz zu traditioneller Werbung, die in den Massenmedien ausgestrahlt wird, beruht virales Marketing auf den etablierten sozialen Kommunikationsnetzwerken der Gesellschaft. Also dem Gespräch mit Bekannten und Verwandten, Nachbarn und Freunden, aber auch den digitalen „Gesprächen“, zum Beispiel auf Facebook.  Die Menge an Bekannten, denen man am Tag begegnet, ist nichts im Vergleich zu der Masse an Facebook-Freunden. Und die sind immer nur einen Post entfernt. Diese Netzwerke werden infiziert – wie bei einer Viruserkrankung. Und mehr mögliche Adressanten bedeuten auch eine höhere Chance auf Weiterverbreitung.

Da die virale Werbung nicht in dem typischen werblichen Gewand kommt, sondern aus dem „Mund“ – von der Pinnwand – eines Facebook-Freundes, wird ihr auch anders begegnet. Man ist empfänglicher und tritt der Werbebotschaft nicht mit Abneigung gegenüber. Schließlich kommt die Empfehlung aus dem Mund eines Freundes – und dessen Glaubwürdigkeit wird immer höher eingestuft als die der (werbenden) Medien. Was früher vom Person zu Person weitererzählt wurde, ist heute virales Marketing – quasi Mundpropaganda 2.0.

Um einen Menschen dazu zu bringen, als Sprachrohr der Werbung zu fungieren, müssen einige Bedingungen erfüllt sein. Grundvoraussetzung ist eine Win-win-Situation. Die Rezipienten müssen von der Werbung unterhalten werden. Sie muss Emotionen in ihnen auslösen oder durch ganz neue Ideen glänzen. Um das zu erreichen, steht meistens nicht mehr das Produkt im Vordergrund, sondern sogenannte Kampagnengüter. Sie sind Köder, hinter denen die Werbebrache das eigentliche Produkt versteckt. Sie stellen den Anreiz dar, etwas weiterzuempfehlen. Ein solches Gut soll Aufmerksamkeit wecken und den Kunden mit dem Produkt vertraut machen – und das alles, ohne nach Werbung auszusehen. Wie können also solche Kampagnengüter aussehen?

Entertain me!

Was uns unterhält, stimmt uns freudig. Was uns unterhält, wird auch gerne an unsere Freunde weitergeleitet. Diese positiven Erfahrungen können auch noch an eine Marke gekoppelt werden. Deshalb ist die Unterhaltung ein wichtiges Kampagnengut. Die Werbeindustrie bedient sich dabei jeglichen Genres. Vom kurzweiligen Sketch bis hin zu Kinofilmtrailern ist alles möglich. Virale Werbevideos greifen alles auf, was auch sonst gerne im Netz gesehen wird.

So gibt es zum Beispiel einen Flashmob vom belgischen Sender TNT,

Der an einen Kinotrailer erinnernden Werbespot von The Guardian,

Aber aber auch die Kurzfilmserie mit Starbesetzung, bei der die Spots länger sind als die typische Werbung – „The Hire“ von BMW.

Neu und einzigartig

Wenn ein Clip nicht unterhält, muss er sich neue Wege der Verbreitung suchen. Die Mundpropaganda lebt nicht nur vom Erzählen toller Erlebnisse, sondern auch von Neuheiten oder Dingen, die uns begeistern. Bedingung für eine solche Weiterempfehlung ist, dass dieses „Ding“ noch niemand außer uns kennt.  Es geht darum, der Erste zu sein, der eine Neuheit entdeckt. Man möchte Trends setzen. Allerdings muss hierzu ein noch nie dagewesenes Produkt her – und gerade in Zeiten des globalen Internets stellt dies eine Herausforderung dar. Typisch für diese Art des Kampagnenguts sind Neuheiten aus der Technik, wie Googles „Projekt Glas“.

Allerdings muss nicht immer das Produkt neu sein – auch die Art des Werbedesigns kann einzigartig sein. Tipp-Ex lässt uns beispielsweise an einer interaktiven Zeitreise teilhaben, um die Geburtstagsparty eines Bären zu retten oder setzt sich (inter)aktiv für den Tierschutz ein.

Globale Emotionen

Damit eine virale Kampagne wirklich weltweit funktioniert kann, müssen allgemein verständliche Codes verwendet werden. Ideal sind daher Videos, die entweder ganz ohne Sprache auskommen oder in denen diese nicht benötigt wird, um ein Gefühl auf der Rezipientenseite auszulösen. Es gibt nichts Globaleres als Emotionen und ihre eindeutigen Codes: Lachen, Grinsen, Tränen, Küssen … Werbung, die mit diesen Mitteln arbeitet, kann es schaffen weltweit gesehen und weiterempfohlen zu werden. Dabei muss es allerdings nicht immer nur fröhlich zugehen, wie in dieser Coca-Cola Werbung,

sondern auch besinnlich, wie es P&G vormachen.

Kein anderes Instrument der Werbeindustrie hat das Potenzial einer viralen Werbekampagne – wenn sie denn funktioniert. Ein gutes virales Video erzählt uns eine Geschichte, ist nicht an einen Ort gebunden, ist überall verständlich und löst Gefühle in uns aus. Sei es nun ein Lachen oder  ein Staunen über die Technik. Vielleicht ist es diese romantische Idee einer Bildergeschichte, die auf der ganzen Welt verstanden wird, was virale Werbung so einzigartig macht.

Foto: flickr/Aquila (CC BY-NC 2.0)

Facebook wählt die Cholera

von Sebastian Seefeldt

Die Bürger des Facebook-Staates hatten die Chance, über ein neues Grundgesetz in Sachen Datenschutz abzustimmen. Doch wer darin einen Fortschritt sieht, wird enttäuscht. Kritiker bemängeln: Die Wahl war eine bloße Farce.

Wahlbeteiligung gleich null

Facebook ist nicht irgendein virtueller Staat – in Bevölkerungszahlen ausgedrückt, ist Facebook das drittgrößte  Land der Welt. Mit seinen 900 Millionen „Einwohnern“ leben hier 11-mal mehr Menschen als in Deutschland. Umso skurriler, dass bei der Abstimmung über die neuen Datenschutzbestimmungen nur 0,0038 Prozent der Nutzer beteiligt waren – das entspricht in etwa der Einwohnerzahl der Stadt Wuppertal. Sind die Facebook-Nutzer nur uninteressierte Nichtwähler, oder steckt ein anderer Grund hinter der Wahlflaute?

Wahllokal unauffindbar

„Facebook ist stets bestrebt, ein transparenter und verantwortungsbewusster Dienstleister für unsere Nutzer zu sein, der schnell auf deren Anliegen reagiert. Deshalb suchen wir ständig nach neuen Wegen und Möglichkeiten, eine sinnvolle Nutzerbeteiligung in die Überprüfung unserer Richtlinien und Verfahren einzubringen.“

 

Dass diese Beschreibung , wie sie auf Facebook Site Governance zu lesen ist, weitestgehend unzutreffend ist, zeigt sich im Rahmen der Wahl: Wer das Dokument genau durchliest, stößt auf eine fragwürdige Passage: Das Ergebnis der Abstimmung ist erst dann verbindlich, „wenn mehr als 30% aller aktiven registrierten Nutzer daran teilnehmen. Sollten weniger als 30 % teilnehmen, so erhält die Abstimmung einen beratenden Charakter.“

Und Facebook sorgte dafür, dass diese 30 Prozent nicht erreicht werden. Wer sich, wie der Standarduser, auf Facebook einloggt, um ein wenig durch Timeline und Profile zu stöbern, wird von der Abstimmung nichts erfahren: Denn die Einladung bekam nur zu sehen, wer Facebook Site Governance abonniert hat – das sind gerademal 0,23 Prozent aller Facebook-Nutzer. Doch selbst diejenigen, die zum Kreis der Auserwählten gehörten und von der Facebook-Wahl erfuhren, konnten nicht viel ausrichten.

Pest und Cholera

„Welche Schriftsätze sollten die Nutzung von Facebook regeln?“ lautete die Frage, die zur Abstimmung stand. „Vorgeschlagene Dokumente“ oder „Bestehende Dokumente“ waren Antwortmöglichkeiten. Hinter den Dokumenten verbergen sich juristische Texte über die Datenschutzvereinbarungen, ohne Kommentare und ohne Angabe der Unterschiede. Für Nicht-Juristen also ellenlange Hieroglyphentexte. Was soll der Facebook-Normalo nun wählen? Gerademal eine Woche Zeit hatten die Facebook-Nutzer, um sich untereinander zu beraten und vor allem überhaupt auf die Abstimmung aufmerksam zu machen.

Schlussendlich blieb es eine Wahl zwischen Pest und Cholera, wie auch Facebook-Widersacher Max Schrems und seine Wiener Studentengruppe europe-v-facebook.org betonen. Kritiker bemängelten, dass sich Facebook durch die „vorgeschlagenen Dokumente“ mehr Rechte als bisher einräume. Europe-v-facebook.org kritisierte, dass aufgedeckte „Missstände“ beim Umgang mit Nutzerdaten mit den neuen Regeln legitimiert würden. Unter anderem sieht der neue Entwurf für die Datenschutzrichtlinien vor, dass Informationen länger als bisher aufgehoben werden können. In der neuen Ordnung heißt es dazu: „Wir werden Daten so lange einbehalten, wie dies erforderlich ist, um den Nutzern und anderen Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen. Diese umfassendere Verpflichtung gilt für alle Daten, die wir über Dich sammeln und erhalten, einschließlich Informationen von Werbetreibenden.“

Facebook macht sich keine Freunde

Obwohl 87 % der Wählerschaft, wie von einschlägigen Blogs empfohlen, für das bestehende Dokument stimmten, kann der Konzern machen, was er will. Da die 30%-Hürde nicht überwunden wurde, erhält die Wahl nur einen „beratenden Charakter“. Das große Medienecho blieb aus – Facebook bleibt in seiner Handlungsfreiheit uneingeschränkt und wird die „vorgeschlagenen Dokumente“ als neue Richtlinien einsetzen. Der Datenschützer Thilo Weichert nannte die Abstimmung eine „Farce“, außerdem enthielten beide Alternativen rechtswidrige Klauseln.

Facebook zeigt, auf eine ganz eigene Art und Weise, wie gut sie das Social Networking verstehen. Und vor allem, wie sie es aushebeln können. Alle für Facebook typischen Eigenschaften wie Interaktivität, Multimedia, schnelle Klicks waren bei der Abstimmung nicht vorhanden – an echter Mitbestimmung hat der Konzern offenbar kein Interesse.

Bild: flickr/smemon (CC BY 2.0)