Grasshopper Films

von Lina Heitmann

Start-Up Feeling in Tübingen: Die Büro-WG in der Derendinger Straße ist spärlich möbliert und hell, es liegen Kabel frei während umgebaut wird; die Kekswerkstatt zieht aus und Webtronic kommt hinzu. Hier sitzt auch die junge Firma Grasshopper Films. Seit 2012 ist die Filmemacherin und Geschäftsführerin Anna Ross in der selbtgegründeten Firma tätig.

Sprung in die Selbstständigkeit

Anna studierte in Tübingen Amerikanistik, Islamwissenschaft und Deutsche Mediavistik, und hatte erstmals im Jahr 2009 bei einem Career Service Kurs der Uni eine Videokamera in der Hand. Die Liebe zum journalistischen Filmen entwickelte sie bei CampusTV. Eigentlich kam die Idee für eine Art „CampusTV auf dem freien Markt“ von Oliver Häußler, dem Leiter des Tübinger Uni-Fernsehens. Gemeinsam gründeten Anna und Oli im Februar 2012 Grasshopper Films und verwirklichten damit diese Idee. Mit ihrer Firma schafften die beiden Gründer eine Plattform für Jugendliche und Studenten, die von dort aus ins Berufsleben springen. Der Namensfindungsprozess zeigt, welches Image Grasshopper Films kultivieren will: jung, dynamisch und antihierarchisch soll der Name wirken. Und wie der Grashüpfer springt sie „weit über das hinaus, was man von der Größe erwarten kann“, verbildlicht Anna im Interview.

Den ersten Auftrag realisierte Grasshopper Films gemeinsam mit dem Zentrum für Medienkompetenz der Uni Tübingen: Die Übermorgenmacher war ein Projekt des Landesmarketing Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem SWR, dem ZfM der Uni Tübingen und Grasshopper Films. Seitdem verwirklichte Grasshopper unter anderem Projekte für die Jugendstiftung Baden-Württemberg, für den Landespreis für Heimatforschung und für den Regierungsreise-Bus der Landesregierung Baden-Württemberg. Seinen Erfolg kann Grasshopper Films vor allem auf Empfehlungen und Mundpropaganda zurückführen – die Webseite bezeichnet Anna eher als „Stiefkind“, um das sie sich kaum kümmert. Für den Erfolg von Grasshopper ist die Online-Präsenz in einer Zeit von Web und Social Media Hype bisher kaum essentiell.

Studi-Grashüpfer

Eine Besonderheit von Grasshopper Films ist, dass die Firma nicht nur mit Profis zusammenarbeitet. Ein zentraler Punkt der Grasshopper-Philosophie ist, dass Studenten die Möglichkeit bekommen, bereits während der Studienzeit auf professionellem Niveau zu arbeiten. Für Auftraggeber gibt es unterschiedliche Preisvarianten. Sie können sich für die Profivariante entscheiden, Anna vergleicht dies mit dem „Top-Stylist“ beim Friseur. Alternativ gibt es die Mischvariante, wo Studenten mit Kameraerfahrung, junge Filmemacher und Profis zusammenarbeiten. „Ich versuche immer die ‚Stylist-Variante’ zu pitchen“, erklärt Anna, und handelt auch für die studentischen Team-Mitglieder eine faire Vergütung aus. Denn sie ist überzeugt: „Das was vielleicht fehlt an Berufserfahrung, das haben sie mehr an frischer Herangehensweise und an Querdenken“. Für die Studenten ist nicht nur die Bezahlung ein Anreiz: „Du hast deinen Beitrag, der wirkt in der Welt“, so Anna. Studenten bekommt die Firma vor allem über Empfehlungen und über Tübingens CampusTV, wo beide Gründer noch in der Redaktionsleitung tätig sind.

Die Ausbildungsschiene

Dass Anna und Oli durch CampusTV einen Hintergrund in der Ausbildung herangehender Filmemacher haben, zeigt sich nicht allein in ihrer Zusammenarbeit mit Studenten. Grasshopper filmt nicht nur, sondern bringt auch anderen das Filmen bei: Die Firma bietet die Möglichkeit, anstatt selbst eine Dokumentation, beispielsweise zu einem Jugendprojekt, zu produzieren, gemeinsam ein Ausbildungskonzept zu entwickeln. Mit Workshops zu Interviewtechnik, Kamera und Schnitt bringt Grasshopper dann zum Beispiel den Jugendlichen selbst das Filmhandwerk bei.

Jetzt steht Grasshopper vor der Herausforderung, sich inmitten vieler Aufträge genug Zeit freizuschaufeln, um eigene Projekte zu verwirklichen – unter anderem an Schulen. Wie Anna erklärt, ist das Filmen durch Handykameras heute schon gängiger Teil des Lebens Jugendlicher; ihr geht es darum, Schülern zu zeigen, was sie alles damit machen können.

„Leute, glaubt an euch!“

Selbstsicher erklärt Gründerin Anna, sie habe noch nie daran gedacht, ihre Entscheidung zur Gründung der eigenen Firma zu bereuen. Im Gegenteil, sagt sie: „Ich habe unterschätzt, wie viel dauerhafte Freude es mir bereiten würde“. Angehenden Filmemachern rät sie zu „Selbstvertrauen in die eigene Idee und in das eigene Können, und die Bereitschaft sich weiterzuentwickeln und die Augen offenzuhalten, dann steht der Karriere und einem erfüllten Berufsleben nichts im Weg“. Na dann mal los!

 

Fotos: Copyright Anna Ross und Christine Burkart

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